Hermine erwachte.

Noch im Halbschlaf tastete sie nach dem Lichtschalter, so wie sie es jeden Morgen tat, doch sie griff ins Leere. Erschöpft ließ die Griffindor die Hand sinken, noch zu müde, um darüber nachzudenken, weshalb sie den Lichtschalter nicht erreicht hatte.

Kaum berührte ihre Handfläche den kalten, harten Boden, war sie mit einem Schlag hellwach.

Langsam setzte Hermine sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Zitternd lehnte sie sich an eine Wand an, immer noch, wie in Trance, blickte sie sich um.

Dieser Raum, er hatte weder Fenster, noch Türen, jedenfalls keine, die sie sehen konnte, vielleicht verbargen sich diese ja hinter den schmutzigen Wänden …

Abermals ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, ihr fiel ein Holzeimer auf, der ihr nicht weniger alt und vermodert erschien, als alles hier. Der Anblick war so trostlos, das Mädchen konnte sich nicht vorstellen, wie sie hierher, an diesen schrecklichen Ort gekommen sei.

Hermine war den Tränen nahe, doch sie wollte nicht weinen. Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen, sie wollte alle Verzweiflung im Keim ersticken, bevor sie von ihr Besitz ergriff, doch sie konnte es nicht, denn mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie gefangen war, gefangen in einem Raum, ohne jegliche Möglichkeiten von hier zu entfliehen …

Tränen liefen ihre Wangen hinab und sie saß nur da und starrte die Wand an, die vor ihren Augen zu verschwimmen drohte.

„Granger, so kennen wir dich ja gar nicht. Gefühlvoll, dass passt nicht zu dir.", Hermine wandte sich um und blickte erstaunt in die Augen des Jungen, der an einer Wand lehnte.

Enttäuscht sah sie wieder weg, fahrig fuhr sie sich mit der Hand über die Augen, um ihn nicht ihre Tränen sehen zu lassen, nicht ihn.

Warum hatte sie auch hingesehen, wo sie ihn doch bereits an der Stimme erkannt hatte, ja, die kannte Hermine gut, sie und ihren eingebildeten, überheblichen Klang.

„Was tust du hier?", fragte sie ihn. Nicht, dass es sie interessiert hätte, aber sie wollte um keinen Preis den Eindruck vermitteln, als wäre sie der Situation nicht gewachsen, selbst wenn es sich dabei um die Wahrheit handelte.

„Ich weiß, was ich hier tue und weshalb ich hier bin, aber die Frage ist doch viel eher, ob du es auch weißt.", er grinste und stieß sich von der Wand ab.

„Schön, dass du weißt, warum du hier bist, dann behalte es weiterhin für dich, denn interessiert eh niemanden!"

„Du bist ein Schlammblut, mehr nicht. Wie willst du beurteilen können, wer was wissen möchte?", entgegnete er ruhig, „Du hast keine Ahnung, wie viele das interessiert."

„Soll ich mich jetzt gekränkt fühlen, oder dir sagen, dass ich es sehr wohl weiß, oder mit dir streiten? Im Grunde ist es mir egal, ob und wer sich für dich und deine Person interessiert. Denn ich weiß es besser, du hast keine Freunde, niemanden, der freiwillig mit dir zusammen sein will, einfach nur, weil er deine Persönlichkeit mag und nicht um etwas von der Macht oder dem Geld deines Vater abzukriegen. Keiner kann dich ausstehen, also warum sollte sich irgendwer um dich scheren?", fauchte sie wütend, „Also erzähl deine Märchen wem anderen!"

„Was bildest du dir ein, ich-"

„Hermine?"

Sie dachte, sie hätte sich verhört: „Ron?", das Mädchen sag sich suchend um und da bemerkte sie ihn. Er lag in einer Ecke und richtete sich gerade auf.

Er blickte verwirrt umher, so wie sie es zuerst getan hatte. Gerade wollte Hermine zu ihm gehen, es ihm erklären, doch sie konnte es nicht, nicht weil sie nicht wollte, nein, sie wusste es selbst nicht.

Wie in Zeitlupe sah sie, wie Ron aufsprang und wie er begann mit den Fäusten auf die Wand einzuschlagen.

Langsam ging Hermine auf ihn zu und zog ihn sachte weg, „Komm schon Ron, das bringt doch nichts!", er sah sie an und sank auf den Boden und das Mädchen setzte sich zu ihm.

„Ihr seid so ein niedliches Paar. Ein Weasley und ein Schlammblut!", meinte Malfoy, der die beiden, die ganze Zeit über beobachtet hatte, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, womit er es Hermine heimzahlen konnte, ihm war klar, dass die Methode etwas plump und einfallslos war, aber im Moment bot sie sich gerade so an.

„Ach, halt doch deine Klappe Malfoy!", schrie Hermine ihn an, sein Plan verlief genau in die richtige Richtung, so wie er es vorgesehen hatte.

Ihr war klar, dass sie genau so reagiert hatte, wie er es wollte, aber jetzt würde sie ihn überraschen.

„ Malfoy?"

„ Ja, Granger?"

Hermine fasste sich, sie musste nett zu ihm sein, oder es ihn zumindest glauben lassen, das würde nicht leicht werden. Vor allem, weil es all ihren moralischen Grundsätzen widersprach, aber Malfoy hatte etwas, das sie unbedingt brauchte. Informationen und die waren das allemal wert.

„Wo sind wir?", fragte sie sachte, „Und bitte-"

„Was?", entgegnete er scharf.

„Bitte, sei einmal im Leben ehrlich.", sie senkte ihre Augenlieder, um ihn den Triumph, der sich in ihren Augen widerspiegelte nicht sehen zu lassen.

Malfoy antwortete nicht, stattdessen zog er eine Uhr aus seiner Umhangtasche, Hermine sah, wie sie silbern glänzte, ebenso konnte sie darauf das Wappen der Malfoys ausmachen, jedenfalls nahm sie an, dass es jenes war.

Hermine hoffte eine Antwort zu erhalten, sie war sich nicht sicher ob sie noch einmal fragen sollte.

Er warf einen Blick darauf. Einen kurzen Moment lang, kam es ihr vor, fürchtete er sich vor etwas, doch es war nur so kurz, dass Hermine unsicher war, ob es ihr vielleicht nur so vorgekommen war.

„Warte noch ungefähr fünf Minuten, dann weißt du es.", beantwortete Malfoy ihre Frage so plötzlich, dass sie es fast nicht mitbekommen hätte.

Hermine war überrascht, sie hatte eine solche Antwort nicht erwartet. Die fünf Minuten vergingen langsam, so langsam, dass sie Hermine, wie Stunden vorkamen.

Doch schließlich waren sie um.

Plötzlich erschien neben Ron und Hermine eine Tür in der Wand und ein Mann in Umhang und mit über den Kopf gestülpter Kapuze kam rein. Er packte Malfoy unsanft am Arm und zerrte ihn durch die Tür.

Diese verschwand ebenfalls, kaum hatten die beiden den Raum verlassen.

Das Mädchen rückte dorthin, wo diese gewesen war und lehnte sich daran und versuchte etwas zu hören und tatsächlich drangen Stimmen an ihr Ohr, zwar leise, aber sie konnte dennoch jedes Wort verstehen:

Wo ist er?" Hermine zitterte beim Klang dieser Stimme. Sie klang zischend, beinahe schlangenhaft.

Draco ich frage dich zum letzten Mal, wo ist er?", die Stimme des Mannes wurde erst etwas lauter und dann ganz sanft.

Nun, wenn du nicht mit mir sprechen willst, dann werden wir es anders versuchen" die Stimme war nun kaum lauter als ein Zischen und doch so klar, dass man jedes Wort verstehen konnte „Crucio!"

Hermine hörte einen dumpfen Aufprall, ein Rascheln und dann das Lachen des Mannes, leise und schlangenhaft, so wie er selbst „Nun lass uns weiterreden Draco! Steh nun auf." Der Mann hörte auf zu lachen. Seine Stimme klang wieder todernst „Steh auf, du dreckiger Verräter! Steh auf!" Hermine hörte jedoch nichts „Willst du nicht? Nein? Crucio!" das Mädchen presste die Hand auf den Mund, aber sie hörte nur das Lachen, das Lachen des Mannes „Nun, sag mir endlich wo er ist, Draco. Es ist nur zu deinem Besten! Er hätte es auch gewollt …"

Nein! Er hätte es nicht gewollt! Er hätte nicht gewollt, dass ich zum Verräter werde!"

Aber, Draco. Du bist doch schon längst einer … du hast deine wahre Familie verraten!"

Lüg nicht! Das hab ich nie getan, nie!" „Ich bin es Leid, mit dir zu sprechen. Ich gehe jetzt. Bringt ihn zurück!"

Nein, nein, wieso lasst Ihr mich stehen, wie einen Schuljungen! Kommt zurück!" das war das letzte, was Hermine hörte, bevor sie sich schnell wieder zu Ron setzte. Er war eingeschlafen. Sie lächelte kurz, wie konnte er jetzt nur schlafen?

Plötzlich erschien die Tür wieder und wieder war dieser eine Todesser bei ihm, doch dieses Mal war er nicht so umgänglich. Er stieß Draco einfach den Raum und verschwand.

Hermine blickte Malfoy an und bemerkte, dass er noch blässer war als sonst und dass er leicht hinkte. Sie hätte nie gedacht, dass sie irgendwann Mitleid für ihn empfinden würde.

„ Macht es dir Spaß, mich anzustarren?"

Hermine wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen. Sein Ton war derartig hasserfüllt, dass sie erst nachdachte, ob sie überhaupt antworten sollte.

„Eigentlich hab ich mich nur gefragt, was ihr so lang dort draußen gemacht habt …"

„Tja, wenn du es denn unbedingt wissen willst Granger. Wir haben miteinander gesprochen. So machen das zivilisierte Menschen nämlich, sie unterhalten sich."

Hermine sah zu ihm hinüber. Hätte sie nicht gewusst was sie wirklich getan hatten, hätte sie ihm bestimmt geglaubt ,Zivilisiert so kann man das auch nennen, wie ihr euch anderen gegenüber verhaltet', dachte sie sich ,aber du bist auch nicht anders, als sie alle, ein Slytherin, ein Todesser …'.

„Hey, Schlammblut! Ich weiß ja, du weißt noch nicht was das heißt, aber deshalb musst du ja nicht alle Leute, die das Wort zivilisiert in den Mund nehmen, wie die Tiere im Zoo anstarren!", er grinste hämisch und lachte kurz.

„Wie du glaubst Malfoy!", fauchte sie ihn an und lehnte sich an die Wand.

,Was ist denn mit der los, weiß sie vielleicht was? Aber das ist doch unmöglich …', dachte sich Draco, er verstand nicht warum sich Granger so merkwürdig verhielt, aber wenn er ehrlich zu sich war, war es ihm egal. , Ich muss herausfinden, wie ich hier wegkommen kann. Ich halte es nicht mehr lange aus. Ich kann nicht länger hier bleiben, bei Granger und Weasley, sie machen mich krank.'

Er beobachtete Hermine. Sie hatte sich neben den schlafenden Ron gelegt und die Augen geschlossen, sie trug einen Umhang und darunter normales Gewand.

Doch im Moment beschäftigte ihn nur Eines. Bald würden sie wiederkommen und ihn holen. Er zitterte leicht bei dem Gedanken, dass sie ihn foltern würden.

Sie würden ihn foltern nur wegen eines Menschen, den er hasste, den er seine gesamte Kindheit gehasst hatte und doch würde er ihnen nichts verraten, er war kein Verräter, er war nicht wie sein Vater.

, Die Todesser, solang ich mich zurückerinnern kann, sind sie in unserem Haus ein und aus gegangen, haben mich behandelt wie jemand besseres, doch seit mein Vater bei ihnen in Ungnade gefallen ist, haben sie's nur mehr drauf abgesehen, meine Mutter und mich auszufragen. Uns zu fassen zu kriegen.'

Er lehnte sich an die kalte, schmutzige Wand und dachte verzweifelt nach, darüber wie er hier rauskommen könnte, doch er hatte einfach keine Idee.

Wie sollte er aus einem Raum ohne Türen und Fenster fliehen? Wie sollte er das ohne seinen Zauberstab anstellen?

Irgendwann musste er wohl eingedöst sein, da er plötzlich hochschrak. Mit einem lauten Knall war eine Tür in der Wand erschienen und der Mann kam wieder herein.

Auch Hermine und Ron erwachten durch diesen Lärm, Ron richtete sich auf und zog seine Freundin mit hoch. Beide beobachteten den Mann, der gerade eben eingetreten war, er hatte einen Korb mit Brot bei sich, den er am Boden abstellte „Das ist für euch!".

Malfoy war inzwischen aufgestanden und stand in einer Ecke. Fast wirkte es so, als versuchte er sich dem Todesser zu entziehen, doch der ging zu ihm hin, packte ihn und stieß ihn aus dem Raum.

„Was machst du denn da?", fragte er sie.

„Jetzt sei mal still Ron!", rief sie ihm zu, woraufhin er sich in eine Ecke setzte und sie finster anstarrte.

Hermine presste ihr Ohr fester an die Stelle, wo die Tür vor einigen Minuten erschienen und dann wieder verschwunden war. Sie hörte die Stimmen fast so laut, wie heute Morgen …

Willkommen zurück Draco, du hattest einige Stunden Zeit dir eine Antwort zu überlegen. Ich hoffe du hast die Zeit genutzt?"

Hermine vernahm wieder die Stimme des Mannes, sie klang ruhig und gesetzt

Nun, sag es uns."

Hermine hörte jedoch niemanden antworten

Sag Draco, sind wir nicht alle eine Familie? Wollen wir uns nicht wieder zusammenschließen? Unseren Streit begraben? Zusammenarbeiten? Wenn es das ist, was du möchtest, dann weißt du, was zu tun ist."

die Stimme das Mannes klang sanft und süßlich, doch sie ließ Hermine einen Schauer über den Rücken laufen.

Sie fühlte sich unsicher bei ihrem Klang „Ich … ich werde es Ihnen nicht verraten, niemals! Er ist doch mein Vater!"

Hermine war überrascht, dass Malfoy sich weigerte es ihm zu verraten. Sie hätte nicht damit gerechnet …

So? Nun, du meinst er ist es wert? Er liebt dich noch nicht mal Draco."

Hermine hielt den Atem an und wartete auf eine Reaktion

Das wisst Ihr nicht!" „Dann beantworte mir eine einzige Frage. Hat dich dein Vater, seit du dich erinnern kannst auch nur einmal umarmt, oder dir vielleicht auf irgendeine andere Weise gezeigt, dass er dich auch nur mag?"

Hermine wusste nichts Genaueres über diese Tatsachen, doch sie dachte, dass daran etwas wahres sein musste, da Malfoy darauf nichts erwiderte

Nein? Warum sagst du es mir nicht einfach Draco? Ich weiß doch am allerbesten, wie du dich fühlen musst."

Hermine hörte, dass die Stimme immer noch sehr sanft war, doch sie hörte, wie sicher er sein musste, dass sein Plan aufgehen würde „Ich bin kein Verräter." Murmelte Malfoy so leise, dass man ihn kaum hörte, doch dann wiederholte er es noch mal, diesmal um einiges lauter „Ich bin kein verdammter Verräter!"

So! Dann bist du also immer noch nicht überzeugt! Oh, du wirst schon lernen, dass es immer besser ist auf der Seite des Stärkeren zu stehen, wenn man so schwach und schutzlos ist, wie du jetzt!"

für einige Momente verlor er die Kontrolle über sich, doch dann wurde seine Stimme wieder leiser und noch schlangenhafter, als davor „Crucio!" er sprach voll Genuss den Fluch aus und Hermine vernahm abermals nur einen dumpfen Aufschlag, dann nur noch ein Rascheln und dann nichts mehr

Bringen ihn zurück Crabbe, wir machen später weiter!"

Da fiel Hermine ein, dass sie von der Tür weggehen sollte. Sie richtete sich auf und setzte sich gegenüber von Ron nieder.

Sie blickte ihn an und bemerkte, dass er immer noch schmollte. Auf ein Mal kam er ihr so kindisch und lächerlich vor, jedoch konnte sie nicht sagen weshalb …