Dunkelheit umgab ihn. So sehr er sich auch anstrengte und versuchte, etwas auszumachen, konnte er in der ihn umgebenden Schwärze nichts erkennen. Doch konnte er etwas spüren: Unter seinen Füßen- wo waren seine Schuhe geblieben? - konnte er harten und kalten Steinboden (einer Kirche oder einer Burg?) spüren. Zudem hörte er etwas. Gewisperte Worte, unverständliche Laute drangen an seine Ohren und zerbrachen die Stille um ihn herum.

Langsam setzte er einen Fuß vor den Anderen. Er wollte mehr von seiner Umgebung erfahren, allerdings schien er sich nicht vorwärts zu bewegen. Was war hier los? Davon hatte die Professorin nichts erwähnt. Sie hatte ihm gesagt, er könne hier genauso agieren wie draußen. Warum hatte er ihr geglaubt? Lautlos fluchte er, auch seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht.

Plötzlich drang ein Rascheln an sein Ohr. Es klang, als würde eine Buchseite umgeschlagen werden. Schlagartig wurde es hell um ihn herum, endlich konnte er seine Umgebung erkennen.

Buchstaben, überall waren Buchstaben, in jeder Größe. Von so kleinen Buchstaben, dass sie kaum erkennbar waren, bis so großen, dass er den Himmel nicht erkennen konnte. Sofern es denn einen Himmel gibt, dachte er zweifelnd. Er glaubte es nicht. Wie sollte es denn innerhalb eines Buches einen Himmel geben?

Ja, er, Julian Libyer, weilte zurzeit in einem Buch!

Natürlich nicht freiwillig. Er tat es für sie. Sie testete ihre Erfindungen nie selbst, warum denn auch? Dafür hatte sie ja ihre Assistenten.

Julian schnaubte. Wofür war so eine Erfindung denn überhaupt gut? Welchen Sinn hat es, in ein Buch reisen zu können? Man ist dann zwar im Buch, aber nicht in der Welt hinter den Buchstaben.

Doch plötzlich erstarrte Julian. Er hatte das Gefühl, als fehle ihm etwas. Denn die Buchstabenwelt um ihn herum hatte sich verändert.

Es war nicht klar zu erkennen, aber es schien, als würden die Buchstaben verschwimmen. Hinter den verwischten Konturen der Buchstaben konnte Julian eine weitere Welt ausmachen, eine echte Welt, keine aus Buchstaben.

Natürlich wusste er, dass dies die Welt hinter den Zeilen war, hinter den Seiten eines Buches. Er versuchte, diese Welt zu erreichen, doch er konnte es nicht. Je stärker er es versuchte, desto weiter schien sich diese Welt von ihm zu entfernen.

Dir fehlt der Schlüssel, wisperte plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. Dir fehlt der Schlüssel, damit dir der Zutritt gestattet wird.

Julian fluchte erneut ohne einen Ton von sich zu geben. Die Professorin hatte das bestimmt gewusst. Ganz sicher hatte sie einen Schlüssel. Sie schwärmte ja immer von dieser Welt. Am liebsten, hatte sie einmal gesagt, würde sie dort drüben leben, in der magischen Welt des Harry Potter.