So, da bin ich wieder. Ich habe so viele Rückmeldungen bekommen, in denen um ein Sequel gebeten wird. Also konnte ich nicht anders. Und hier ist es!
Das ganze findet zirka ein Jahr nach "Ein schlechter Tag" statt. Es sieht vielleicht anders aus, als die meisten es erwartet oder es sich gewünscht hätten, aber diese Idee spukt schon etwas länger in meinem Kopf herum und ich musste sie einfach umsetzen. Ich hoffe, das erste Kapitel gefällt euch trotzdem schon mal.
Es ist mir deshalb ganz, ganz wichtig, dass ihr mir sagt, was ihr denkt! :-)
Und jetzt: Viel Spaß!
Auch in schweren Zeiten
Kapitel 1
Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen.
Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.
Balthasar Gracián y Morales
Andy
„Was ist bloß los mit dir? Seit ich sie treffe, machst du sie dauernd schlecht oder fährst mich an." Andy sah seine Freundin verständnislos an.
„Ich stelle sie nicht schlechter da, als sie ist. Ich halte eben nicht viel von ihr." Sharons Antwort war wieder schnippisch.
Andy kniff die Augen zusammen. „Du kennst Kerry überhaupt nicht."
Er hatte sich sehr darauf gefreut, Sharon von dem Date mit Kerry zu erzählen, denn er mochte sie wirklich. Und Sharon war in dem Jahr seit seinem Unfall eine sehr gute Freundin geworden. Deshalb hatte er sie zum Lunch eingeladen, aber jetzt war er enttäuscht. Aber auch verwirrt, diese Reaktionen passten gar nicht zu ihr.
Er sah sie an, wie sie mit ihrer Gabel in ihrem Salat herumstocherte, den sie kaum angerührt hatte. Sie sah müde aus und hatte die Augenbrauen zusammen gezogen.
Plötzlich dämmerte es ihm und er konnte es nicht fassen.
„Du bis eifersüchtig!" Er musste lächeln.
Sharons Kopf fuhr nun in die Höhe und sie schaute ihn mit entrüstetem Gesichtsausdruck an.
„Wie bitte?! Ich bin nicht eifersüchtig!" Dabei lief sie leicht rot an.
Sie war eifersüchtig, da war Andy sich sicher. Und plötzlich machte ihn das wütend.
„Das ist ja wohl nicht dein Ernst, Sharon. Du hast überhaupt kein Recht eifersüchtig zu sein oder mir die Sache mit Kerry zu versauen."
Sie schüttelte verächtlich den Kopf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber Andy ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Vor Monaten hab ich dir gesagt, was ich für dich empfinde – empfunden habe. Das allein hat mich schon eine unglaubliche Überwindung gekostet. Und du hast mir einen Korb gegeben."
Wieder wollte sie etwas sagen, aber er war noch nicht fertig.
„Es steht mir nicht zu, dies zu verurteilen. Du kannst ja nichts dafür, dass du nicht dasselbe fühlst und ich kann auch nichts daran ändern. Aber…" Er seufzte und fuhr dann kopfschüttelnd fort. „Es hat verdammt weh getan. Und ich hab es runtergeschluckt. Hast du eine Ahnung, wie schlimm es für mich war, dir jeden Tag über den Weg zu laufen und zu wissen, dass ich dich nicht haben kann?"
Jetzt versuchte Sharon nicht, etwas zu sagen. Betreten senkte sie ihren Blick.
„Aber ich konnte nicht riskieren, dich zu verlieren. Dann eben als Freundin. Egal was es kostete. Und jetzt, Sharon, jetzt bin ich endlich an dem Punkt angekommen, dass ich sagen kann, ich bin darüber hinweg. Über dich." Er nickte, um das Ganze zu unterstreichen. „Und dann traf ich Kerry und sie bedeutet mir wirklich etwas. Ich weiß nicht, ob daraus mehr werden kann, aber ich würde es gerne ausprobieren."
Er fixierte sie mit seinem Blick und sie fühlte sich immer unwohler in ihrer Haut. Aber andererseits war sie wütend. Wie konnte er behaupten, sie sei eifersüchtig. Das war sie nicht. Sie… Nein, das war sie nicht.
„Und das lass ich mir von dir nicht kaputt machen, denn dazu hast du kein Recht." Sein strenger Blick mit einer Spur Traurigkeit begann ihr Angst zu machen. „Und wenn das nicht geht, dann sollten wir uns vielleicht für eine Weile aus dem Weg gehen."
Sharon sah ihn überrascht und erschrocken an. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Meinte er das Ernst?
Andy wartete darauf, dass Sharon etwas sagte. Er hoffte natürlich, dass sie einsehen würde, wie kindisch ihr Verhalten war. Damit sie ganz normal miteinander umgehen konnten. Er wollte ihr nicht aus dem Weg gehen, er wollte sie nicht verlieren.
Gerade als es so aussah, als wollte sie ihm antworten, klingelte plötzlich ein Handy. Sharon zuckte kurz zusammen und begann dann wie wild in ihrem Blazer zu wühlen, der hinter ihr über dem Stuhl hing. Dann ging sie zu ihrer Handtasche über und fischte schließlich ihr Handy heraus.
„Captain Raydor?"
Andy schüttelte den Kopf und verfluchte innerlich den Anrufer. Immer in den unpassendsten Momenten.
„Ja, in Ordnung. Ich komme sofort nach oben, Detective." Sie legte auf und steckte ihr Handy zurück in die Tasche. Dann nahm sie ihr Portemonnaie und suchte einen Schein heraus.
„Sharon, lass stecken. Ich hab dich eingeladen. Und könntest du mir noch eine Antwort geben?" Erwartungsvoll sah er sie an.
„Ich muss gehen." Das war das einzige, was sie sagte, bevor sie den Schein auf den Tisch warf und, ohne Andy eines weiteren Blickes zu würdigen, das Restaurant verließ.
Andy seufzte. Was für ein Tag.
Als er bezahlt hatte, schaute er au die Uhr. Er hatte noch zwanzig Minuten, bis er wieder im Büro sein musste. Also beschloss er, noch zehn Minuten frische Luft zu schnappen.
Er stieg gerade in den Aufzug, als auch sein Handy klingelte. Genervt nahm er es aus seiner Jackentasche. Er seufzte noch genervter, als Provenzas Name auf dem Display erschien.
„Ja, ich bin schon fast oben."
„Das ist auch besser so, Flynn. Wir kriegen nämlich gerade einen Fall untergejubelt."
„Was meinst du damit?"
„Mach, dass du nach oben kommst."
„Gib mir noch eine Minute."
Aber Louie hatte schon aufgelegt, was Andy noch einmal zum Seufzen brachten.
Mit einem Ding öffneten sich die Türen des Aufzugs und Andy beeilte sich, zum Murderroom zu kommen.
Als er ihn betrat, herrschte ein wildes Durcheinander. Jeder lief durch den Raum und brachte irgendetwas- seien es Fotos, Karten oder Beweisstücke- zu der weißen Tafel. Aber es war nicht nur sein Team anwesend. Auch andere Kollegen waren da. Da war Roberts. Andy kannte ihn noch von früher. Also war es Robbery/Homicide.
Andy zog die Brauen zusammen. Das alles war sehr komisch. Er entdeckte Provenza an seinem Schreibtisch, wie er gerade verärgert seine Stifte sortierte. Jemand hatte sie durcheinander gebracht, als er sich an den Tisch gelehnt hatte.
„Hey, was ist hier los?"
„Flynn, endlich. Okay, wir haben einen Mord an einem jungen Mann. Eigentlich hatte Robbery/Homicide den Fall. Aber…" Er seufzte.
„Aber was?"
„Jetzt ist ein Officer involviert und wir müssen den ganzen Kram machen."
Andy warf einen Blick auf die Tafel hinter Provenza. In der Mitte füllte sie sich langsam mit Fotos vom Tatort. Es sah nicht gut aus. Viel Blut.
„Was meinst du mit involviert?"
„Wart´s ab."
„Lieutenant Flynn, kommen Sie mal bitte?" Brendas Stimme übertönte nur schwer den Krach, den die vielen Leute verursachten.
Andy ging zu Brenda, die mit Taylor und Pope vor ihrem Büro stand.
„Was gibt´s, Chief?"
„Ich möchte, dass sie mit mir die Verdächtige vernehmen." Brendas gequälter Gesichtsausdruck ließ Andy unruhig werden.
„Ich wusste gar nicht, dass es schon eine Verdächtige gibt."
Brenda sah zu Boden. „Ähm…" Sie schüttelte den Kopf und sagte nichts weiter, aber Pope fuhr für sie fort.
„Vor einer halben Stunde gab es eine Festnahme, deshalb ist Major Crimes eingeschaltet worden."
„Ich verstehe nicht ganz." Andy war verwirrt. Pope nickte.
„Die Verdächtige ist Officer des LAPD."
Andy sah ihn überrascht an, dann schüttelte er den Kopf.
„Sollte dann nicht Internal Affairs ermitteln?"
Pope räusperte sich und nickte langsam.
„Ja, aber… Das gestaltet sich in dem Fall schwierig. Kommen Sie."
Das Gemurmel war mittlerweile verstummt und das Team von Major Crimes folgte Buzz in den Elektronikraum. Nur Andy und Brenda folgten Chief Pope bis zum Verhörraum.
„Okay, viel Glück. Ich werde zuschauen", sagte Pope und ging den anderen hinterher.
Andy war mittlerweile so verwirrt, er starrte Brenda fragend an. Doch sie hatte immer noch denselben gequälten Gesichtsausdruck.
„Gehen Sie rein, Andy. Dann werden Sie verstehen."
Andy stieß Luft aus und atmete dann noch einmal tief ein. Er drehte sich zur Tür und trat ein.
Was ihn dort erwartete, traf ihn wie der Schlag.
Die Frau, die dort auf der FALSCHEN Seite des Tisches saß, hatte den Kopf gesenkt und sah unwahrscheinlich zerbrechlich aus.
Jetzt hob sie den Kopf, und der Blick in ihren Augen brach ihm das Herz.
„Sharon."
