Die Kaffee-Romanze Teil I
Harry hatte sich gerade auf dem Bahnsteig von Lily verabschiedet, die dieses Jahr zum allerersten Mal nach Hogwarts fuhr. James und Albus waren schon längstens davon gestürmt, um ihre Freunde zu begrüssen und auch Ginny hatte sie nur kurz zum Bahnhof begleitet und sich noch vor der Sperre verabschiedet, damit sie ihm nicht länger als nötig begegnen musste. Der Antrag auf Scheidung war es wenige Monate her und von ihnen beiden konnte man noch nicht sagen, dass sämtliche Wunden bereits verheilt waren. Natürlich hatten sie sich auseinander gelebt und am Schluss kaum mehr das Nötigste miteinander gesprochen. Aber Harry wusste genau, dass er sich nie von alleine hätte scheiden lassen, wenn da nicht Lily gewesen wäre, die zunehmend unglücklicher wurde und sichtbar unter den Problemen ihrer Eltern litt. Und dann war da noch der Brief von Albus zu Weihnachten gewesen. Der Brief, in dem er ihm geschrieben hatte, dass er die Ferien lieber in Hogwarts verbringen würde, als in den Eisschrank, den er als sein Zuhause bezeichnen musste, Weihnachten zu feiern und auf glückliche Familie zu machen.
Das lange Gespräch mit Ginny, das darauf gefolgt war, hatte man kaum als angenehm bezeichnen können. Sie hatte Harry vorgeworfen, dass er zu sehr in seinem Beruf als Auror aufgehen würde, während sie selber schauen musste, dass sie ihre Karriere als Quidditschspielerin und die Kinder irgendwie unter einen Hut brachte. Vorwürfe, die nicht unbeantwortet geblieben waren. Auch der Weg zum Therapeuten hatte nicht mehr geholfen, hatte sich Harry dann doch eingestehen müssen, weniger in Ginny, als in seine Version einer perfekten Familie verliebt gewesen zu sein. Die Trennung sowie der Antrag zur Scheidung waren nur noch eine Formalität gewesen.
Harry seufzte leise, als er sich zum Gehen wandte. Den Kindern zuliebe traf er sich noch regelmässig mit Ginny, versuchte, sich mit ihr zu arrangieren. Um nichts in der Welt hätte er das Sorgerecht für seine Kinder aufgegeben, selbst wenn das hiess, dass er es mit Ginny teilen musste. Er konnte nur hoffen, dass diese seltsame Spannung, die Verlegenheit und die unausgesprochenen Vorwürfe, die immer noch in der Luft hingen, irgendwann verschwinden würden.
Kurz bevor er durch die Sperre trat, sah er ihn. Draco Malfoy lehnte an einer Säule und starrte auf das Gleis, wo vor wenigen Minuten noch der Hogwartsexpress gestanden hatte. Von Albus, aber vor allem aus der Zeitung, hatte Harry von dem spektakulären Scheidungsprozess von Draco Malfoy und Astoria Malfoy geborene und jetzt wieder Greengrass gelesen. Wenn ein Scheidungsprozess als schmutzig hatte bezeichnet werden können, dann war es dieser sicher gewesen. Die Illustrierten hatten wochenlang über nichts anderes berichtet. Malfoys Todesservergangenheit war ebenso wieder aufgerollt worden, wie seltsame verschwommene Fotos, die den Verdacht aufkommen liessen, dass er schwul sein könnte und Astoria mit einem Mann betrogen hatte. Das Ende war gewesen, dass er ihr nicht nur eine ungeheuer grosse Summe als Abfindung hatte zahlen müssen, sondern auch, dass er das Sorgerecht für seinen Sohn Scorpius verloren hatte. Von Albus hatte Harry erfahren, dass Scorpius seinen Vater seither nur noch einmal im Monat für eine halbe Stunde unter Aufsicht seiner Mutter sehen durfte.
Was es wirklich gewesen war, wusste er nicht. Vielleicht die ungewohnte Muggelkleidung, die schwarze Stoffhose und der graue Kaschmirpullover, aber am wahrscheinlichsten war, dass es die Augen gewesen waren. Die Augen, die in seiner Schulzeit immer vor Leidenschaft und Hass gebrannt hatten, dann, während der Herrschaft Voldemorts und der kurzen Zeit in Askaban, bevor er freigesprochen worden war, eiskalt geworden waren, damit man den Schmerz darin nicht sehen konnte. Die Augen, die Harry trotz allem immer so fasziniert hatten, waren müde geworden. Sie waren müde geworden und verloschen. Bevor Harry noch genauer darüber hatte nachdenken können, was er da eigentlich im Begriff war zu tun, war er auch schon an Draco Malfoy herangetreten und hatte ihn gefragt, ob er nicht noch mit ihm einen Kaffee trinken kommen würde, in dem kleinen Café direkt um die Ecke am Bahnhof. Dort, wo eigentlich nur Muggel hingingen.
Für einen kleinen Moment vermeinte Harry das verlorene Feuer in den grauen Augen wieder aufflackern zu sehen, aber kurz darauf waren sie wieder stumpf geworden. Nichts desto trotz hatte Draco zu Harrys Erstaunen eingewilligt und nur fünf Minuten später sassen sie sich schweigend in dem Café gegenüber.
Harry war erstaunt gewesen, zu erfahren, dass Draco Malfoy seinen Kaffee schwarz trank, hatte er ihn doch eigentlich eher als Teetrinker eingeschätzt. Schliesslich hatte Harry, um das Schweigen zu überbrücken, angefangen, von Lily zu erzählen, davon, wie James und Albus im Sommer seinen Besen gestohlen hatten und mitten in der Nacht einfach davongeflogen waren. Draco hatte ihm zugehört, ohne eine Miene zu verziehen und war, als er seinen Kaffee getrunken hatte, aufgestanden und gegangen. Nur kurz zugenickt hatte er ihm. Ein Nicken, das Harry als Abschiedsgruss interpretiert hatte. Noch lange hatte er der schmalen Gestalt nachgesehen, wie sie langsam immer kleiner geworden und schliesslich in der Menge verschwunden war.
Die nächsten zwei Wochen waren seltsam gewesen. Auf der einen Seite hatte Harry im Ministerium wahnsinnig viel zu tun gehabt. Sie waren gerade dabei, die Ermittlungen gegen einen Ring von Händlern mit illegalen Tränken abzuschliessen. Gleichzeitig waren da auch noch die Anwaltstermine gewesen, die er hatte wahrnehmen müssen, ebenso, wie die Termine mit Ginny und einem Mediator. Eine Vorschrift in der magischen Welt. Ohne den letzten Versuch einer Versöhnung, ohne die Gespräche in Beisein eines Mediators, der auch die letzten Chancen ausloten sollte, ob die Ehe nicht doch noch irgendwie zu retten war, war eine Scheidung nur in Ausnahmefällen möglich. Das war mit ein Grund gewesen, warum der Scheidungsprozess der Malfoys solches Aufsehen erregt hatte. Astoria hatte sich auf genau diese Ausnahmefälle bezogen, um eine Mediation obsolet zu machen und die Scheidung möglichst schnell durchzubringen. Ehebruch war einer dieser Fälle, die Vorspiegelung falscher Tatsachen vor der Eheschliessung, Gewalt oder schwere Verbrechen gegenüber des Partners, aber auch Unfruchtbarkeit andere. Letzteres musste wohl noch aus Zeiten stammen, da es wichtig gewesen war, dass möglichst schnell ein Erbe in die Welt gesetzt wurde, der die Familienlinie weiterführen konnte.
Astoria Greengrass hatte auf Ehebruch und Vorspiegelung falscher Tatsachen plädiert. Nach dem Treffen mit Malfoy am Bahnhof, hatte sich Harry die Zeitungen kommen lassen, in denen über den Scheidungsprozess der Malfoys berichtet worden war und, mit Hermines Hilfe, auch die Akten, die den Prozess enthielten. Zwar hatte seine Freundin ein wenig seltsam geschaut, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich Harry selber gerade mitten in seiner Scheidung befand und sie Ginnys unberechenbares Temperament kannte, hatte sie ihm stillschweigend die Akten besorgt.
Mehr als einmal war Harry nahe daran gewesen, sich Pergament und Feder zu nehmen und Malfoy einen Brief zu schreiben, ihn um ein weiteres Treffen zu bitten. Die Bilder, welche ihn angeblich verschwommen in der Umarmung eines anderen Mannes zeigten, waren ein Witz und mehr als einmal fragte sich Harry, warum das Gericht sie als Beweise gegen Draco überhaupt zugelassen hatte. Wahrscheinlich, so war jedenfalls seine Vermutung, spielten da noch alte Rachegefühle und Ressentiments gegen Draco eine Rolle, weil er nach dem Krieg, da er noch minderjährig gewesen war, als er das Mal angenommen und die Todesser nach Hogwarts gelassen hatte und ihm keine aktive Beteiligung an den Verbrechen Voldemorts nachgewiesen werden konnte, freigesprochen worden war.
Trotzdem verwarf Harry den Gedanken, Draco zu schreiben und ihn um ein weiteres Treffen zu bitten, immer wieder. Was hätte er auch als Begründung angeben sollen? Dass er seinen Schulnemesis gerne wiedersehen wollte? Dass er selber gerade mitten in seiner Scheidung steckte und Erfahrungen austauschen wollte? Oder einfach die Wahrheit, dass er Draco gerne wiedersehen wollte, dass er wissen wollte, wie er mit der Situation zurechtkam, dass er mit ihm zusammen so etwas einfaches machen wollte, wie gemeinsam ein Quidditschspiel anschauen zu gehen und anschliessend in irgendeiner Kneipe zur Feier des Sieges oder zum Verwinden der Niederlage etwas zu trinken? Spätestens bei dem Gedanken legte er seine Feder wieder beiseite. Er konnte Draco einfach nicht schreiben.
Und dann kam der Mittwoch, an dem es ihnen endlich gelungen war, den Fall der illegalen Tränkehändler abzuschliessen. Anstatt mit Ron und seinen Kollegen feiern zu gehen, hatte Harry erst noch einen der unzähligen Mediationstermine mit Ginny wahrnehmen müssen. Er wusste eigentlich genau, dass es Zeitverschwendung war und eigentlich war er sich fast sicher, dass Ginny das auch wusste, aber gleichzeitig war ihm auch nur zu gut bewusst, dass er, wenn er die Chance behalten wollte, das Sorgerecht für seine Kinder zumindest mit Ginny teilen zu können, sie wahrnehmen musste.
Erschöpft von den endlosen Diskussionen darüber, dass er zu viel Zeit im Ministerium verbracht und zu wenig für Ginny und die Kinder dagewesen war, betrat er den Lift und wäre beinahe in einen anderen Zauberer hineingelaufen, der direkt neben der Tür an der Wand lehnte. Graue Augen blickten ihn an. Augen, die mindestens genau so müde schauten, wie seine im Moment. Draco Malfoy. Stumm nickten sie sich zu und als Draco den Knopf für das Erdgeschoss drückte, ergänzte Harry das Untergeschoss nicht, in das er eigentlich noch gewollt hatte, um ein paar Akten zu holen, die er für den nächsten Tag brauchte. Der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen als er fragte: „Kaffee?" Draco Malfoy nickte leicht. Mehr brauchte es nicht. Gemeinsam verliessen sie das Ministerium und setzten sich in das kleine Muggelcafé um die Ecke.
Wieder trank Draco seinen Kaffee schwarz und wieder fragte sich Harry, wann Draco seine Angewohnheit aufgegeben hatte, Tee zu trinken, wie das in Hogwarts immer der Fall gewesen war. Ohne es sich wirklich bewusst zu sein, begann Harry zu erzählen. Erzählte von Ginny und von den Schwierigkeiten, die sie hatten. Er erzählte davon, dass sie dabei waren, sich scheiden zu lassen und war irgendwie überrascht, von Draco keinen hämischen Kommentar zu hören zu bekommen. Als der Blonde seine Tasse ausgetrunken hatte, erhob er sich, lächelte kurz und nickte Harry wieder kurz zu, bevor er in der Menge verschwand.
Am nächsten Tag sass Harry nachmittags über dem Papierkram, den die Verhaftungen vom vorherigen Tag mit sich brachten, als eine grosse, braune Eule auf seinem Schreibtisch landete und einen kleinen Fetzen Pergament fallenliess, den sie im Schnabel getragen hatte. Eigentlich war es eher eine Visitenkarte. Die Visitenkarte eines Anwalts, eines Scheidungsanwalts. Harry musste gar nicht auf die Rückseite schauen, um zu wissen, wer sie ihm geschickt hatte.
Obwohl er jetzt eigentlich einen Grund hatte, um Draco zu schreiben, zumindest ein kleines Dankeschön für die Vermittlung war durchaus angebracht, handelte es sich bei dem Anwalt doch um einen der besten, die in ganz England zu finden war, schob Harry es immer weiter hinaus. Mal hatte er zu viel zu tun, dann hatte ihn das Mediationsgespräch mit Ginny zu sehr aufgewühlt. Als schliesslich das Wochenende kam und Harry vor dem Kamin sass und in die Flammen starrte, hatte er keine Ausreden mehr. Er sass an einem Samstagabend alleine zu Hause und starrte in seinen Kamin. Die Kinder waren in Hogwarts, Ginny wahrscheinlich bei einem ihrer Spiele, Ron und Hermine genossen ihre Zweisamkeit und auch alle anderen Freunde, mit denen er hätte weggehen können, waren entweder schon verabredet oder waren verheiratet und häuslich geworden. Es gab keine Ausreden mehr.
Unwillig schleppte sich Harry an seinen Schreibtisch, griff nach Pergament und Feder und schrieb Draco einen kleinen Brief, in dem er sich für die Adresse bedankte. In einem unglaublichen Anfall von Wagemut schlug er vor, dass sie sich am nächsten Tag zum Kaffeetrinken irgendwo in London treffen könnten. Schon kurz nachdem die Eule abgeflogen war, verfluchte sich Harry für diesen Einfall. Als ob Draco Malfoy auf die Idee kommen würde, mit ihm freiwillig einen Kaffee trinken zu gehen. Umso überraschter war Harry, als zwei Stunden später seine Eule zurückkam, mit einem kleinen Zettel, auf dem der Name eines Cafés und eine Uhrzeit standen.
Als sich Harry am nächsten Mittag fertigmachte, um sich mit Draco in dem Café zu treffen, war er plötzlich wieder so nervös und aufgeregt, wie damals, als er Ginny nach seinem Sieg über Voldemort um ihr erstes Date gebeten hatte. Mehrmals rutschten seine schweissnassen Hände ab, als er versuchte die Knöpfe seines Hemds zu schliessen. Schliesslich stand er ganze fünf Minuten zu früh vor dem Café und wartete auf Draco Malfoy. Als sie sich seltsam befangen begrüssten, vermeinte Harry das erste Mal seit längerem, wieder so etwas wie ein Funkeln in Dracos grauen Augen zu sehen.
Nacheinander betraten sie das Café und suchten sich einen kleinen Tisch im hinteren Teil des Raumes. Instinktiv hatten sie sich beide von der grossen Fensterfront wegbewegt. Wieder schwiegen sie sich an, wussten nicht so recht, was sie sich sagen sollten, warum sie eigentlich zusammen hier waren und warum es dann doch von so ungeheuer grossen Wichtigkeit zu sein schien, dass sie sich trafen und die Zeit zusammen verbrachten. Schliesslich war es wieder Harry, der einfach so drauflos zu reden begann. Er erzählte von Lily, die zum Erstaunen aller nach Hufflepuff gekommen war, von James, der mit seinen Streichen dafür sorgte, dass Harry mindestens einmal in der Woche einen Brief aus der Schule erhielt, solange Ginny mit ihrem Quidditschteam unterwegs war und von Albus. Albus, der doch in Slytherin gelandet war und von dem Harry vermutete, dass er für mindestens die Hälfte der Briefe, die er wegen James erhielt, verantwortlich war. Albus, der ihm in seinem letzten Brief erzählt hatte, dass er sich seltsamerweise Sorgen um Scorpius Malfoy machte.
Es war, als hätte die Erwähnung, dass Scorpius offensichtlich unter der Trennung seiner Eltern zu leiden hatte, dass es sogar Albus aufgefallen war, der noch nicht einmal im gleichen Haus war, wie Scorpius, sondern einfach nur ein paar Unterrichtsstunden mit ihm zusammen hatte, einen Wall durchbrochen. Ganz plötzlich begann Draco zu reden. Er erzählte davon, dass es Astoria irgendwie gelungen war, zu erreichen, dass er Scorpius kaum mehr sehen durfte, dass seine Briefe abgefangen und ungeöffnet zurückgeschickt wurden und dass er erst kürzlich über Umwege einen Brief von Scorpius erhalten hatte, in dem ihn sein Sohn verzweifelt fragte, wieso er ihm denn nicht mehr schreiben würde, was er falsch gemacht hätte, dass sein Vater ihn nicht mehr liebte. Kaum hatte er das ausgesprochen, da verstummte Draco auch schon wieder, fast so, als ob er befürchten würde, dass er zu viel gesagt hatte.
Schlussendlich war es ein spontaner Einfall gewesen. Ein Einfall, für den sich Harry später, als er wieder zu Hause in seinem Sessel vor dem Kamin sass, hätte ohrfeigen können. Wie kam er dazu, sich in die Scheidung und die Sorgerechtsregelungen von Draco und Astoria einzumischen? Aber da war es bereits zu spät. Da hatte er bereits angeboten, dass Draco ihm seine Briefe an Scorpius mitgeben könnte, wenn er Albus schrieb und dass Albus sie dann sicher an Scorpius weitergeben würde. Selbst wenn Albus noch mehr Unsinn anstellte als James und sich dazu auch noch dabei nicht erwischen liess, so hatte er doch das Herz auf dem rechten Fleck.
So kam es dann, dass sich Harry und Draco anfingen regelmässig in einem kleinen Café zu treffen. Harry überreichte ihm dann den Brief, den Albus mit seinem eigenen mitgeschickt hatte und gab ihm seine Post an Scorpius. Cremefarbene, ordentlich zusammengefaltete Pergamente, die über und über mit winzigen Buchstaben bedeckt waren.
Mehrere Wochen vergingen. Inzwischen hatte auch der Mediator eingesehen, dass seine Ehe mit Ginny nicht mehr zu retten war. Inzwischen hauptsächlich deshalb, weil keiner der beiden Betroffenen noch ernsthaft ein Interesse daran zeigte. Ginny hatte angefangen, sich regelmässig mit einem Sucher aus einem anderen Team zu verabreden und Harry musste feststellen, dass er sich nun, da die dauernden Vorwürfe wegfielen, wieder deutlich besser mit Ginny unterhalten konnte, als das seit Jahren der Fall gewesen war. Zumindest das hatte die Mediation dann doch gebracht. Sie konnten sich wieder in einem Raum aufhalten und miteinander reden, ohne sich ständig Vorwürfe an den Kopf zu werfen oder sich einfach nur anzuschweigen.
Ihre Scheidung vollzogen sie direkt nach Ablauf des Trennungsjahrs in gegenseitigem Einverständnis. Da Ginny viel unterwegs war, hatten sie sich von Anfang an darauf verständigt, dass Sorgerecht für die drei Kinder zu teilen und möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Nach dem Termin beim Richter, nach dem die Scheidung rechtskräftig wurde, gingen Harry und Ginny zum ersten Mal seit langem wieder gemeinsam einen Kaffee trinken und zum ersten Mal seit langem endete das Treffen nicht damit, dass sie beide das Café wutentbrannt verliessen und in verschiedene Richtungen davongingen.
Die Presse hatte seltsamerweise von der ganzen Sache kaum etwas mitbekommen. Erst am Tag nach der offiziellen Scheidung war auf der zweiten Seite des Tagespropheten ein kleiner Artikel zu lesen, in dem stand, dass die Auflösung der Ehe von Harry und Ginny Potter einvernehmlich geregelt worden sei und Ginny bereits wieder ins Trainingslager ihres Quidditschteams zurückgekehrt sei. Rita Kimmkorn hatte zwar versucht, etwas weiter in der Vergangenheit zu graben, aber aufgrund der Nachrichtensperre, welche der Anwalt, der ihnen von Draco Malfoy empfohlen worden war, verhängt hatte, war kaum etwas von ihren Problemen nach draussen gedrungen. Zu wenig jedenfalls, um Rita mehr als ein paar Hinweise für wilde Spekulationen zu geben.
