Wütend starrte ich Ron an. Er blickte mich zerknirscht an und unter normalen Umständen hätte sein Hundeblick mich wohl weich gemacht, doch heute schien gar nichts mehr normal zu sein. Ich hatte meine Arbeit im St. Mungo, wo ich meine Ausbildung zur Heilerin machte, früher als gewöhnlich beendet, wollte Ron überraschen und war so fast eine Stunde zu früh in unsere gemeinsame Wohnung gekommen. Leise hatte ich die Tür aufgeschlossen und war durch die Wohnung geschlichen, auf der Suche nach meinem Liebsten. Schließlich war ich vor der Schlafzimmertür stehen geblieben und hatte verwirrt lautes Stöhnen und leise, lustvolle Schreie wahrgenommen. Einer bösen Ahnung folgenden, hatte ich die Tür leise geöffnet und den Rücken einer Frau gesehen, die rittlings auf Ron saß und der es, zumindest ihren lustvollen Schreien nach, ziemlich gut gehen musste.
Einen Moment lang hatte ich die Szene, die sich mir bot, einfach nur entsetzt beobachtet und konnte mich nicht losreißen, doch dann nahm Ron mich wahr und blickte mich mindestens ebenso entsetzt an. Endlich hatte ich mich aus meiner Starre gelöst, mich umgedreht und wollte aus der Wohnung stürmen, doch Ron war mir splitterfasernackt gefolgt und nun standen wir also hier, während die Fremde wahrscheinlich noch nackt in unserem Bett lag. Noch während wir im Flur vor der Tür standen und ich versuchte nicht einfach loszubrüllen, huschte die fremde Frau an mir vorbei, schob mich ein Stück zur Seite und verschwand durch die Tür.
Nun verlor ich die Beherrschung und machte meinem Zorn Luft. „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN ES IN UNSERER WOHNUNG UND NOCH DAZU MIT IRGENDEINER FRAU ZU TREIBEN?" Ron schaute mich immer noch hilflos an und setzte gerade zu einer Antwort an, doch da stürmte ich an ihm vorbei, holte meinen Koffer und begann wahllos Kleidung aus dem Schrank hinein zu werfen. Ron folgte mir und wollte seine Hände beschwichtigend auf meine Schultern legen, doch ich fuhr herum, funkelte ihn wütend an und hob die Hand, um ihm eine Ohrfeige zu geben, ließ die Hand dann doch wieder resigniert sinken und packte weiter. Ich wusste zwar noch nicht, wo ich hinwollte, doch alles war besser, als hier bei ihm zu bleiben und sich seine Ausflüchte anzuhören.
Er schien einzusehen, dass es zwecklos war mir irgendwas erklären zu wollen, denn mit einem kurzen Blick hinter mich, stellte ich fest, dass er sich aufs Bett gesetzt hatte und mir zuguckte. Sah ich da etwa Tränen in seinen Augen glitzern? Einen Moment lang hielt ich inne Blusen, Hosen und T-Shirts in den Koffer zu werfen und war fast gewillt ihm zuzuhören, doch dann fiel mein Blick auf die zerwühlten Laken des Bettes und vor meinem geistigen Auge sah ich erneut, wie Ron sich mit der Fremdem vergnügte. Als letztes packte ich noch ein paar Bücher in den Koffer, dann schloss ich ihn sorgfältig. „Locomotor Koffer", murmelte ich leise und verließ dann das Schlafzimmer, ohne Ron noch eines einzigen Blickes zu würdigen. Als ich hörte, wie er aufstand und mir scheinbar folgen wollte, verließ ich die Wohnung fluchtartig und ließ die Tür hinter mir geräuschvoll ins Schloss fallen.
Da stand ich nun also auf der Straße und nun suchten sich die stummen Tränen der Wut, der Enttäuschung und der Hilflosigkeit sich ihren Weg. Eine Weile stand ich einfach nur so da und ließ all diese Gefühle auf mich einstürmen. Doch schließlich wurde mir klar, dass ich mitten auf der Straße stand, mit einem Koffer der hinter mir in der Luft schwebte. Jederzeit könnte mich ein Muggel entdecken. Ich musste schnell entscheiden, was ich nun tun wollte.
Zurück zu meinen Eltern wollte ich nicht, denn dann hätte ich ihnen erklären müssen, was geschehen war und da sie von Anfang an dagegen waren, dass ich mit Ron zusammen ziehe, konnte ich mir gut ausmalen, was sie sagen würden, wenn ich wieder vor ihrer Tür stehen würde. Ich überlegte weiter. Die Weasleys? Nein. Es wäre mehr als dreist gewesen ausgerechnet jetzt zu den Weasleys zu gehen. Dann kam mir die rettende Idee: Die alte Villa am Stadtrand von London, das neue Hauptquartier des Phönixordens! Harry hätte sicher nichts gegen ein wenig Gesellschaft einzuwenden, denn auf Dauer musste es wohl ziemlich einsam in dem großen, alten Haus sein. Ohne weiter nachzudenken apparierte ich mich direkt vor den Eingang der Villa.
Doch mich beschlichen Zweifel, schließlich waren Harry und Ron auch beste Freunde, doch eine andere Möglichkeit sah ich im Moment nicht. Ich nahm all meinen Mut zusammen, hob meine Hand und betätigte den alten, antik aussehenden Klopfer. Ich schrak bei dem lauten Geräusch, dass dies verursachte zusammen. Mit bangem Herzen wartete ich.
