Disclaimer: Gehört natürlich nichts mir.. :( *snief*
Beta war Windspiel und Mr-Spock1 danke!
Viel Spaß damit!
Eine Frage, eine Antwort
25. Dezember
Hermione erwachte früh. Es dämmerte gerade, als sie träge die Augen aufschlug. Es war merkwürdig still, sie hörte keine Atemgeräusche von den anderen.
‚Richtig', erinnerte sie sich, ‚ich bin allein.'
Mit einem Seufzen setzte sie sich auf, gähnte einmal herzhaft und schaute sich dann in dem verlassenen Zimmer um. Die anderen Mädchen waren alle über Weihnachten nach Hause gefahren, alle außer ihr. Kurz erschien in ihren Gedanken das Bild von Harry und Ron, doch sie vertrieb es mit einem unwilligen Grummeln. Mr. und Mrs. Weasley hatten auch sie zu sich über die Weihnachtszeit eingeladen, doch sie hatte abgelehnt. Wahrscheinlich war das das
Beste, was sie hatte tun können, denn Ron war noch immer verletzt von ihrer Trennung.
Jetzt war es schon zwei Monate her, dass Hermione ihm gestanden hatte, nicht genügend Gefühle für eine Beziehung zu haben und Ron verhielt sich noch immer ablehnend ihr gegenüber.
Seit der Trennung hatte sich Hermione immer und immer mehr in sich zurückgezogen. Ihr Weg führte sie noch öfter als in den letzten Jahren zur Bibliothek und ihre Noten waren, wie gewohnt, perfekt. Doch sie meldete sich nicht mehr, seitdem jetzt nicht nur die Slytherins, sondern auch Ron jedes Mal aufstöhnte und sie nachäffte. Nicht einmal ihr Lieblingsfach Arithmantik konnte sie mehr begeistern.
Auch sonst hatte Hermione irgendwie ihre Freude an Unternehmungen mit ihren besten Freunden verloren. Harry schloss sie zwar nicht bewusst aus, doch er stand auf Rons Seite, wie gewohnt. Ihre Augen verloren nach und nach ihren wissbegierigen Glanz. Wenn sie jemand fragte, ob etwas los sei, verneinte sie jedoch stets und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, um dann so schnell wie möglich wieder in ihre Einsamkeit zu flüchten.
Hermione seufzte nochmals, dann fiel ihr Blick plötzlich auf einen kleinen Geschenkeberg. War es heute schon so weit? Noch ein Jahr Weihnachten, einen neuen Pulli und, wie sie Harry kannte, eine Schachtel Schokofrösche. Von Ron erwartete sie nichts, mit ihren Eltern hatte sie sich auf ein geschenkeloses Weihnachten geeinigt, das Letzte, was sie im Moment brauchen konnte, war Weihnachtsstress.
Als sie die Geschenke aufgerissen hatte, bekam sie mit ihren Vermutungen Recht: Ein Pulli von Mrs. Weasley und von Harry Berty Bott's Bohnen jeder Geschmacksrichtung und einen essbaren Federhalter. Hagrid hatte ihr Felsenkekse geschickt und...
Verwundert betrachtete Hermione das letzte, geheimnisvolle Päckchen. Sie hatte das zarte, blaue Papier noch nicht geöffnet und drehte es neugierig um. Nichts, keine Widmung, kein „für", „von", nichts. Vorsichtig entfernte sie das Papier und fand eine kleine rechteckige Holzschatulle. Sie war über und über mit eingeschnitzten Motiven verziert, mit Blumen und Blättern, und sie konnte einen kleinen Vogel sehen, der auf eine Pflanze zuflog, die sich dann aber doch in fließendes Wasser verwandelte.
Fasziniert entdeckte Hermione immer noch mehr zu sehen und kam dann erst nach einer Weile auf die Idee, sie öffnen zu wollen. Was aber bei dem Wollen blieb, die Schachtel ließ sich einfach nicht öffnen! Hermione suchte nach irgendeinem Verschluss oder einem Mechanismus, fand jedoch... nichts. Nur mehr oder weniger glattes Holz. Die Schatulle musste jedoch geöffnet werden können, sie war zu leicht, um nicht hohl zu sein.
Plötzlich huschte ein Lächeln über Hermiones Gesicht, ein Rätsel!
Mit der Schatulle in der Hand ging Hermione die Treppe des Mädchenschlafsaals hinunter und setzte sich in einen großen Sessel vor das Feuer. Nur eine Handvoll Gryffindors war über Weihnachten im Schloss geblieben, aber jetzt waren wohl alle zum Frühstücken in der Großen Halle verschwunden. Hermione genoss es, allein im Gemeinschaftsraum zu sein und schloss entspannt die Augen. Das Feuer wärmte sie, nach und nach auch von innen.
Entspannt hing sie ihren Gedanken nach und drehte die Holzschachtel in ihren Händen. Mit ihren Fingern fuhr sie die Einkerbungen und Verzierungen nach und versuchte sie so in ihren Gedanken zu sehen. Die vier Seiten waren alle gleich breit, keine zeichnete sich konkret als Deckel oder Boden aus. Zwei Seiten, sie lagen sich gegenüber, hatten ineinander verlaufende Formen, die zwei anderen viele spitze und kantige.
Hermione fiel absolut nicht ein, was die Schatulle öffnen könnte, sie glaubte nicht daran, dass es ein Zauber war. Der unbekannte Schenker musste sich irgendwas dabei gedacht haben! Doch was nur?
Ein plötzliches Knacken ließ Hermione aufschrecken, es stellte sich allerdings heraus, dass es nur ein Holzscheit im Feuer gewesen war. Sie lächelte selbst über ihre Schreckhaftigkeit und entschied, nach einem Knurren ihres Magens, zum Frühstück hinunter zu gehen. Schnell brachte sie das geheimnisvolle Geschenk wieder in ihren Schlafsaal, zog sich schnell einen wärmeren Umhang über und machte sich dann auf den Weg in die große Halle.
Die vier Haustische waren durch einen einzelnen Tisch ersetzt, nur noch vereinzelte Grüppchen saßen beim Frühstück. Als Hermione die Halle betrat, wollte sie sich schon deprimiert isolieren, doch erstaunt erblickte sie eine winkende Professor Vektor. Ihre Arithmantik-Lehrerin war anscheinend genauso spät wie sie zum Frühstück gekommen, erfreut ging Hermione zu ihr und setzte sich.
„Guten Morgen Miss Granger! Und Frohe Weihnachten", sie grinste vergnügt, „was haben Sie denn heute schon entdeckt?"
„Guten Morgen, Professor, das wünsche ich Ihnen auch.", Hermione lächelte höflich und fuhr fort, während sie sich ein Glas Orangensaft einschenkte: „Ach, wie jedes Jahr. Nichts Besonderes." Doch dann fiel ihr plötzlich wieder die Holzschatulle ein und schnell verbesserte sie sich: „Na ja, fast, eine Überraschung war dabei."
„Ach?", Professor Vektor grinste wieder, eigentlich war ihr Grinsen viel zu wissend.
Eine Ahnung erwachte in Hermione.
„Ja. Eine Schachtel, die sich nicht öffnen lässt." Misstrauisch fixierte Hermione ihre Lehrerin und bekam prompt den Beweis für ihre Ahnung, denn in den Augen ihrer Professorin lag etwas, das Hermione nicht mehr am Absender des Päckchens zweifeln ließ.
„Professor? Ist es etwa von Ihnen?", Hermione blickte sie fragend an.
„Was ist von mir?", fragte Professor Vektor unschuldig und nahm sich ein lecker aussehendes Gebäck, das sie zuerst neugierig ansah und dann in ihren heißen Kaffee tunkte.
Hermione war überrascht, in ihrem Kopf herrschte Hochbetrieb. Eine Frage tauchte immer und immer wieder auf: Warum hatte sie – dass sie es gewesen war stand für Hermione jetzt außer Frage – ihr die Holzschatulle geschickt?
Doch was auch immer der Grund war, Professor Vektor sah nicht danach aus, als wolle sie Hermione in der nahen Zukunft aufklären. Vielleicht musste sie davor auch erst dieses Rätsel lösen...
Hermione ließ das Mittagessen ausfallen, genoss die frische, kalte Luft und spazierte zum See. Eine dünne Eisschlicht bedeckte das Wasser und sie fragte sich, was wohl der Riesenkraken machte? Hier draußen am See fand sie den einzigen Ort, wo sie ihren Alltag vergessen und wirklich allein sein konnte. Zu oft sah sie sich selbst und wie der Wind sie mit sich nahm.
Erst als Hermione durchgefroren, aber glücklich, war, kehrte sie mit einem Entschluss zum Schloss zurück: Bis Silvester wollte sie das Rätsel des Geschenks von Professor Vektor gelöst haben. Als sie die Schatulle aus ihrem Schlafsaal geholt hatte, zog es sie wie immer zuerst zur Bibliothek, dem Ort des Wissens.
Dort schlug Hermione eine erhabene Stille entgegen, niemand von den wenigen Schülern, die über Weihnachten im Schloss geblieben waren, verlief sich an diesen Festtagen in die Bibliothek – niemand außer Hermione Granger. Nachdenklich und noch immer von der eisigen Kälte erfrischt, setzte sie sich vor eines der Fenster und zog die Holzschatulle aus ihrem Umhang hervor. Sie legte sie vor sich hin und betrachtete sie im Sonnenlicht. Das dunkle Holz glänzte, die Formen spielten mit dem Schatten. Für einen Moment hatte Hermione den Eindruck, sie bewegten sich tatsächlich, doch das war wohl eine Sinnestäuschung gewesen.
Irgendwann stand sie auf und ging auf gut Glück auf eines der Bücherregale zu und überflog die Titel. Sanft strich sie mit den Fingerspitzen die Buchdeckel entlang und gab irgendwann auf. Was für ein Buch konnte ihr helfen, dieses Rätsel zu lösen? Rein aus Gewohnheit schnappte sie sich dann doch eins und setzte sich wieder an ihren Platz.
Abwesend blätterte sie in der „Geschichte Hogwarts'" herum. In Gedanken kehrte sie wieder zum Frühstück und zu ihrer sich merkwürdig verhaltenden Arithmantik-Lehrerin zurück.
Warum? Warum schenkte sie Hermione etwas? Seit wann schenkten Lehrer ihren Schülern etwas? Hatte denn noch jemand außer ihr etwas bekommen?
Doch wenn sie es recht bedachte, dieses Geschenk schien so perfekt auf sie abgestimmt zu sein, da war es mehr als unwahrscheinlich, dass Professor Vektor sich diese Arbeit für jeden ihrer Schüler gemacht hatte. Doch warum sie? Seit wann war aus ihrer Beziehung mehr als nur einfache Lehrer-Schüler-Beziehung geworden? Warum Professor Vektor? Was war des Rätsels Antwort? ...und seit wann wusste Professor Vektor so viel über sie?
Hermione war so in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie jemand die Bibliothek betrat. Erst als sich sanfte Hände auf ihre Schultern legten, schreckte sie auf und drehte sich zu der Person um.
Wenn man an den Teufel denkt - Professor Vektor, in einen warm aussehenden schwarzen Mantel gehüllt.
„Ich konnte es ja erst nicht glauben - was machen Sie bitte in der Bibliothek? Es ist Weihnachten! Miss Granger! Sagen Sie nicht, Sie machen Arithmantik-Aufgaben!", Professor Vektor grinste frech.
Verwirrt stellte Hermione fest, dass sich ihre Stimme gut anhörte und auch ihre Hände sollten da bleiben, wo sie waren, auf ihren Schultern. Hatte Professor Vektor etwa insgeheim geahnt, dass Hermione in der Bibliothek zu finden war?
„Na ja, Sie haben mir ein Rätsel gestellt, also will ich es lösen.", murmelte Hermione errötend und fügte noch schnell ein „Professor" hinzu.
Amüsiert grinste Professor Vektor Hermione an und zog eine Augenbraue hoch.
„Habe ich es mir doch gedacht. Warum Sie allerdings die Antwort in", sie betrachtete das Buch vor Hermione mit gerunzelter Stirn, „der Geschichte von Hogwarts suchen, ist mir schleierhaft."
Hermione setzte gerade zur Antwort an, da glitten die Hände der Professorin sanft hoch zu Hermiones Haaransatz. Mit einem leisen Zischen hielt Hermione die Luft an und wartete. Professor Vektor ließ ihre Hände seitlich herab streichen, um ihre Haare sanft zu einem Zopf zusammenzufassen. Mit ein paar simplen Bewegungen bändigte sie die braune Lockenmasse und wickelte sie zu einem lockeren Knoten.
Hermiones Herzschlag hatte sich derweil um einiges beschleunigt, ihr liefen immer und immer wieder angenehme Schauer den Rücken hinab. Sie war kurz davor genießerisch die Augen zu schließen und empfand das merkwürdige Verlangen zu schnurren. Oder besser noch, sich an Professor Vektor zu kuscheln. Wie lächerlich, mit Gewalt blieb Hermione regungslos und genoss still die Zärtlichkeiten.
„Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Miss Granger," mit Enttäuschung registrierte Hermione, dass Professor Vektor von ihr abließ und sich dem nächsten Bücherregal zuwandte, konzentriert die Buchtitel überflog und dann mit einem siegessicheren Aufblitzen ihrer Augen eins herauszog, „ich glaube dieses hier wird Ihnen mehr helfen." Sie legte das Buch vor Hermione auf den Tisch und wandte sich zum Gehen.
„Ich werde etwas nach draußen gehen, diese Winterlandschaft muss doch genossen werden. Viel Glück", und schon war nur noch ihr Rücken zu sehen. Das gemurmelte „Auch ein Rücken kann entzücken..." konnte Hermione nicht mehr unterdrücken.
und? Review?
