Originaltitel: Contemporary Magical Innovations
Quelle: http : squidge . org / kali / cmi.html
{Doppelslash nach http : bitte nicht vergessen, Leerzeichen entfernen… und vor kali gehört eine Tilde (= Schlängellinie), die ffnet leider als "unnötiges Zeichen" betrachtet. Sorry.}
Autor: -kai
E-Mail Autor: kali (at) squidge .org
Kategorie: Action, Humor, Romance
Pairing: Snarry
Altersstufe: ab 16 (R)
Buch: 1-4 (kompatibel mit Bd. 5, nur dass Sirius lebt...)
Inhalt: Wie bringt man langjährige Opponenten dazu, mit einander auszukommen? Man sperrt sie solange in ein Raum, bis sie die Konflikte... ausleben konnten. Das fördert auch gleich die magische Kreativität... und lehrt den gemeinsamen Gegner das Fürchten. (HP/SS Slash mit einer Prise HG/DM)
Anmerkung des Übersetzers: Nicht meins. Harry, Severus und Konsorten gehören JKR und zahlreichen anderen Rechte-Inhabern in Verlagen und Filmstudios. Mir gehört bloß ein kiloschweres Übersetzerlexikon. Und die Erlaubnis des werten Autorengenies, euch dieses Meisterstück einer Nach-Hogwarts-fanfic auch auf deutsch zu präsentieren. Lob und Preis für Inhalt und Stil, sowie Gummipunkte für Kreativität gehen an –kai.
Beta: Tolotos
(-)-(-)-(-)-(-)-(-)
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Kapitel 1 – Schlangenmund tut Wahrheit kund
Hogwarts: Eine neue Geschichte, Kapitel LXVIII:
Zeitgenössische Magische Innovationen
Von H. Granger
Frühjahr 2028
Jede Substanz, jedes Objekt oder Zauberspruch -- egal wie langweilig und trocken --
kann in den richtigen Händen eine effektive Waffe darstellen. Dies ist ein Kernlehrsatz
der Verteidigung gegen die Dunklen Künste und der Grundstein zahlreicher uralter und
zeitgenössischer Schulen für Magischen Kampf (Kapitel LXI: Verteidigung gegen die
Dunklen Künste in Vergangenheit und Gegenwart). Seit Jahrhunderten haben Zauber
und Hexen mit großem Enthusiasmus den Gebrauch von Stiefeln, Stühlen, Bierhumpen,
Kerzenhaltern, altbackener Brotlaibe und anderer gewöhnlicher, im Haushalt vorrätiger
Objekte, kombiniert mit Steinen, Stöcken, Spucke und noch zweifelhafteren
Körperausscheidungen, ganz zu schweigen von jeglichem Basis-Zauberspruch und
–Hex (inklusive Heißfuß, Gummibein und Morgenatem) als approbates Mittel zur
Verteidigung angewendet. Oder zum Angriff.
Dennoch wurde nach der anfänglichen Erkenntnis, dass bei großen Schwierigkeiten
(z.B. bei der Verteidigung gegen einen Schwarzen Magier mit zerbrochenem Zauberstab)
ein Ziegelstein in einem Socken immer noch besser ist als gar keine Hilfe, in diesem
Forschungsgebiet kaum Fortschritte erzielt. Aus diesem Grunde kann man viele
Jahrhunderte der nachfolgenden Entwicklungen unter der Überschrift 'Variationen
des Themas' abhaken.
Dies gilt jedoch nur bis zum Jahr 2008, in dem zwei der brillantesten, gerissensten
und unkonventionellsten Zauberer der jüngeren Zeitgeschichte – Harry Potter und
Severus Snape -- eine überraschende Partnerschaft eingingen und auf die Welt eine
völlig neue magische Hybride losließen: Die Unzumutbaren, aus der schieren
Notlage heraus geboren.
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Snape lungerte in der Nebenstraße gegenüber dem Lagerhaus neben einem überquellenden und übermäßig – duftenden Müllcontainer. Seine dunkle Bekleidung verschmolz mit den Schatten, und sein angeborene Begabung für verdeckte Ermittlungen hatte es ihm ermöglicht, den Augen der Wachsicherheitsleute zu entgehen, die in periodischen Abständen durch die Gegend patrouillierten. Anders als Potter brauchte er keinen Tarnumhang, um unentdeckt zu bleiben.
Und wo wir gerade beim Thema Potter sind – wo steckte dieser infernalische Bengel? Er war mittlerweile -- Snape schaute auf seine Uhr -– mehr als zehn Minuten überfällig. Wenn er noch länger brauchen würde, liefen sie Gefahr, bei der nächsten Runde der Sicherheitsleute aufzufliegen. Snape runzelte die Stirn, zwang dann aber seine Sorge beiseite. Wenn man von seiner relativen Jugend absah, war Potter -- wie Snape wohl zugab, aber nur im Stillen und auch das nur äußerst selten -- ein hochbegabter Zauberer. Außerdem war ihre Aufgabe hier eine eher leichte: Rein in ein paar Lagerhäuser, sich da drinnen einem Hinweis folgend einmal umsehen, während Snape solange Schmiere stand und dann und wann ein paar Ablenkungszauber wirkte, dann wieder zurück und Dumbledore Bericht erstatten. Sicherlich einfach genug, dass sogar Potter das zustande bringen sollte.
Wenn man einmal von den seltsam häufigen Patrouillen absah, den zahllosen Wachen und den Gerüchten über Detektoren für verzauberte Objekte, die Snapes Geheimagenten bis jetzt noch nicht hatten bestätigen können. Ganz zu schweigen von dem nagenden Gefühl in seinem eigenen Unterbewusstsein, dass irgendwas im Begriff war, monumental schief zu gehen.
Snape wischte seine feuchten Handflächen an seiner Hose ab, zählte dann eine weitere Minute über die verabredete Schlusszeit hinaus. In seinem Magen rotierte das hastig herunter geschlungene Mittagessen.
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Um die Entwicklung, Funktion und Auswirkungen der Unzumutbaren -- oder der
„Unz", wie man sie inzwischen nennt -- besser verstehen zu können, ist es erforderlich,
diese Erfindung in ihrem tatsächlichen historischen Kontext zu betrachten: Inmitten des
Kalten Zauberkrieges (Die Zauberkriege, Eine Kurze Geschichte, Band 14,
S. 1854-2720).
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Eine weitere Patrouille und achtzehn Minuten später war Snape mehr als nur ein wenig verärgert über die Verzögerung. Wo steckte der verflixte Junge?
Dreißig Sekunden später blitzten drinnen grelle Lichter auf. Die Metalltür des Lagerhauses sprang mit einem Knall auf, Potter schoss die kurze Treppenflucht zur Straße hinunter, und Snape hatte seine Antwort.
Verdammter Mist.
„Du da – Stopp!"
Zwei Männer brachen durch die Tür und richteten ihre Zauberstäbe auf Potters Rücken.
Snape trat aus dem Schatten und blockte die heranschnellenden Flüche. Seine hastigen Gegenzauber fegten die zwei Männer von ihren Füßen und ließen sie ineinander verheddert am Ende der Treppe zu Boden fallen. Einen Augenblick später duckte Snape sich aus der Gasse und versuchte, Anschluss an den an ihm vorbeirennenden Potter zu finden.
„Aufklärung, Potter, und Verdeckte Ermittlung", presste Snape zwischen zwei Atemzügen hervor. „Kennst du die Bedeutung dieser beiden Begriffe?"
„Später", rief Potter über seine Schulter. „Und fang an, von sechzig rückwärts zu zählen."
Snape hielt geistig inne. „Du hast doch nicht..."
„Okay", keuchte Potter. „Hab ich nicht."
„Du Idiot. Da sind Explosivkörper in diesem Lagerhaus!"
Potters Antwort ging in dem Zischen des Zauberspruchfeuers hinter ihnen unter. Zwei der Sprüche gingen vorbei, die anderen prallten an dem magischen Panzer ab, der Snapes Schultern schützte, um am Randstein zu explodieren, wo sie ein paar auf dem Gehweg herumflatternde Zeitungen in Brand setzten.
Ein Blick über Snapes Schulter bestätigte die Anwesenheit von drei Verfolgern – die beiden Zauberer von der Treppe und ein weiterer Mann, höchstwahrscheinlich ein Grenzposten, den der Krawall herangelockt hatte. Um die Dinge abzurunden, zeigten sich weitere unfreundlich Gesonnene vor ihnen (die man zweifellos aufgrund ihrer Anwesenheit alarmiert hatte) und ihre Besen befanden sich sicher versteckt auf einem Dach fünf Straßen weiter.
Merlins haarige Eier!
Snape knirschte mit den Zähnen und zählte geistig mit, während er rannte.
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Voldemorts (Kapitel CIX: Helden, Bösewichter und Andere Berühmte
Hogwarts-Absolventen) hatte man sich einige Jahre zuvor entledigt, als ihn
ein noch im Teenager-Alter befindlicher Potter in einem heute legendären
Zaubererduell geradezu abschlachtete (Der Endgültige Sieg Über Einen
Weiteren Dunklen Lord, S. 241-573). Kurze Zeit darauf, verhaftete das
Ministerium zahlreiche Sympathisanten Voldemorts und beschlagnahmte
deren bekanntes Eigentum. (Hinweis: Viele mit den Dunklen Mächten verbün-
dete Individuen hielten beträchtliche finanzielle Rücklagen in der Muggelwelt
versteckt.) Unglücklicherweise gelang es einer ganzen Anzahl von hochrangigen
Todessern und anderen sympathisierenden Zauberern und Hexen, der
Gefangennahme durch die Auroren des Ministeriums zu entgehen.
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Zweiunddreißig. Sechs Monate gewissenhaftester Geheimdienstarbeit.
„Expelliarmus, Somnus!"
Potter entsorgte einen Mann, einen Muggel, der eine Uzi schwingender Weise herangekommen war, um dem Lärm nachzugehen. Potter schnappte sich die Uzi aus der Luft, und der Mann sank schlafend zu Boden.
Siebenundzwanzig. Eine nette, ruhige, einfache Mission. Rein und wieder raus, keiner merkt was.
„Aqua Amnis, Gelo!"
Snape erledigte einen der Männer hinter ihm. Der Mann fiel rückwärts, als seine Füße auf dem superglatten Eis ausrutschten. Seine Arme wedelten im Windmühlenstil verzweifelt durch die Luft, bevor er abrupt an einem parkenden Wagen zum Halten kam.
Zweiundzwanzig. Und Potter hatte es in Sekunden vermurkst.
Mit Ausnahme von Snape, Harry und ihren Verfolgern war die Straße menschenleer, ein schmaler Korridor, in dem ein paar Autos hier und da geparkt waren und geziegelte Lagerhäuser die Straße umsäumten. Ein von Menschen geschaffener Canyon, optimal gestaltet, um die Wucht der Explosion konzentriert auf sie loszulassen. Verflucht sollte er sein!
„Nach links!", brüllte Snape, während er versuchte, seinen Wut erregenden Partner in Richtung einer Seitenstraße abzudrängen. Die Höhe der Gebäude sollte ihnen einen gewissen Schutz vor dem zu erwartenden Energiestoß bieten, und es ihnen obendrein ermöglichen, den sich von Vorne nähernden Männer auszuweichen.
Potter sprang über eine umgefallene Mülltonne und wich den Flüchen und dem Gewehrfeuer der Männer straßenaufwärts aus; er schrie auf, als einer der Sprüche ihn in die Rippen traf. Snape konzentrierte sich darauf, sich nicht von den zunehmend verzweifelten und machtvollen Sprüchen versengen zu lassen, die man hinter ihnen hersandte. Und dabei weiter zu zählen – sechzehn? Fünfzehn?
Bei zwölf hatte er Potter endlich eingeholt. Der Junge war der schnellere Läufer, aber einen Avada Kedavra über seinen Haarspitzen knistern zu fühlen, war Anreiz genug für Snape, einen Zahn zuzulegen. Bei neun spürte er. wie die entblößten Hautpartien in seinem Gesicht kribbelten und sich seine Haare aufrichteten; die Nebenstraße war zu weit entfernt und verdammt noch mal, jetzt hatte er sich verzählt!
Ohne die Zeit zu kennen, warf Snape sich auf Potter, beide stürzten zu Boden und rollten in die Regenrinnen hinter einem geparkten Auto. Bei der ersten Explosion deckte er Potters Kopf mit einem Arm, zog seine Kapuze hoch über Kopf und Gesicht und hielt sich fest.
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Die Natur verabscheut ein Vakuum. Aus diesem Grund stürzten sich im
Nachgang von Voldemorts Ableben diese skrupellosen Männer und Frauen
– darunter Narcissa und Lucius Malfoy, Nott, Lestrange, Xian, Dejumgabe,
sowie Salvatore (siehe ebd., Kapitel CIX: Helden, Bösewichter und
Andere Berühmte Hogwarts-Absolventen) in die hinterlassene Lücke.
Innerhalb weniger Monate hatten sie sich miteinander verbunden, um ein Kartell
zu bilden, das unter dem Namen ‚Händler der Dunkelheit' bekannt wurde.
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Die Dunkelheit hinter Snapes geschlossenen Lidern wandelte sich in ein leuchtendes Orange, dann Violett, dann Limonengrün, und seine Ohren wurden von Geräuschen attackiert, die nicht für menschliche Ohren gedacht waren. Er spürte die drei titanischen Erschütterungen und die sie begleitende Lichtshow bis in die Magengrube. Sekunden später heulte ein wilder Windstoß durch den Straßenzug, riss die Kapuze von seinem Gesicht und überzog ihn mit Dreck, Glasscherben, Müll und knisternden Ausläufern wilder magischer Energie.
Unter ihm schrie Potter, als die entfesselten Zauber ihren persönlichen Schutzpanzer attackierten und nach einem Schlupfloch darin suchten; es fühlte sich entschieden unangenehm an. Snape ignorierte das Kreischen der ungeschützten Männer draußen in der Straße und konzentrierte sich lieber darauf, seinen Schutzschild so zu verstärken, dass er Potter bestmöglich sichern konnten.
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Die Händler der Dunkelheit teilten sich selbst in sechs Häuser (Aufstieg
Der HDD: Eine Studie Alternativer Dunkler Management-Stile).
Jedes beanspruchte einen der sechs bewohnten Kontinente als Territorium.
Diese Häuser hielten absolute Kontrolle über den gesamten Handel
Dunkler Magie in diesen Gebieten. Vom Handel magischer Tierarten über
den Verkauf illegaler Zaubertränke und verzauberter Objekte bis hin zu
Spielbänken, Prostitution und Manipulation von magischen und
Muggel-Sportevents durch den Gebrauch subtiler Hexsprüche und
Dunkler Wahrsagung – die Händler der Dunkelheit hatten überall ihre
Finger im Spiel.
Wie Voldemort nutzten die Händler Schutzgelderpressung, Einschüchterung,
Brandstiftung und Gewalt, um ihre Ziele zu erreichen, wobei Chaos oft ein
Vorläufer für ökonomische Gelegenheiten darstellte. Gleichermaßen neigten
sie zu einer magiozentrischen Anschauung und verunglimpften Muggel und
magisch Behinderte (siehe Squibs Und Schlammblüter: Die Tragische
Geschichte von Fanatismus Und Institutionalisiertem Entzug Von
Wahlrechten In Der Magischen Welt) als generell nutzlos.
Dennoch stand diese grundlegend moderne Organisationsform in bemerkens-
wertem Kontrast zu Voldemorts zentralistischem und megalomanischen Egokult.
Anders als Voldemort waren Malfoy und seine Bande von Entrepreneurs, wie
sie sich selbst vorzugsweise nannten, durchaus bereit, die zwielichtigeren Seiten
von Muggelangelegenheiten anzunehmen, solange ihnen dies nur einen ordent-
lichen Profit sicherte (Die Entrepreneurs: Profitmaximierung Durch
Wohlüberlegten Einsatz Von Terror, S. 46-127).
Als weiterer Gegensatz investierten die Händler massiv in innovative
magische Technologie. Diese Forschung ließ schließlich viele Zaubersprüche
(inklusive zwei der Unverzeihlichen und zahlreicher Grundlagensprüche
magischer Gesetzesvollstreckung, wie z.B. Petrificus Totalus und Erstarre)
und verzauberte Objekte, die zur Verteidigung und/oder Spionage verwendet
wurden ineffektiv oder weniger effektiv werden (Kapitel LXVIII: Der
Teilweise Sieg Über Zwei Drittel Der Unverzeihlichen und Was Tun
Wenn Cruciatus Nicht Wirkt, S. 29-68).
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Es dauerte eine Ewigkeit, bis das Getöse endgültig erstarb. Typisch Narcissa, ihr Lagerhaus mit jedem nur denkbaren illegalen Zaubertrank und Zauberspruch zu bestücken, ganz zu schweigen von einer Bataillon anderer entflammbarer Chemikalien. Und genauso typisch Potter, hinzugehen und das ganze verdammte Ding in die Luft zu jagen. Der Mischung stechender Gerüche nach zu urteilen, die an ihnen vorbeizog, hatte sich in dem Gebäude wohl zu allem Überfluss auch noch ein Drogenlabor befunden.
Als sich schließlich der Staub setzte, klingelte es in Snapes Ohren, seine Haut juckte und brannte, und er hatte das Gefühl, dass ein Norwegischer Stachelbuckel über ihn hergetrampelt sei. Außerdem klang hinter seinem rechten Ohr ein merkwürdiges, periodisches Zischen, und seine Lendenwirbelsäule schmerzte. Aber seine Arme, Beine und anderen Teile schienen noch dran zu sein, also mussten Potter und er wohl dem Schlimmsten bei der Explosion entgangen sein.
Snape rollte sich auf die Seite und schüttelte den Arm seines Kompagnons. „Steh auf, Potter. Wir müssen hier weg." Auf seine Aufforderung folgte Schweigen. „Harry?", sagte er eindringlicher und mit ziemlichem Herzklopfen. Der Junge war bestimmt nicht von irgendwelchen Querschlägerflüchen getroffen worden. Snape strich mit den Händen über Potters Rücken und Schultern, um festzustellen, ob er irgendwelche Verletzungen erlitten hatte. „Harry, bist du in Ordnung?"
Neben ihm stöhnte Potter schwach und hustete dann. „Das war ich, bevor du mich zermatscht hast."
Sein Herzschlag verlangsamte sich wieder, und er verpasste Potter erleichtert einen Klaps auf den Hinterkopf. „Na, dann hör auf herumzutrödeln. Wir müssen hier weg."
„Gib mir eine Minute", meinte Potter und rieb sich die Seite. „Dieser letzte Fluch hat mich ziemlich hart getroffen. Und du bist verdammt schwer."
„Wir haben keine Minute."
Er zog den jüngeren Mann auf die Füße und sah sich um. Die Straße sah verheerend aus. Und völlig verwandelt.
Die Straßenlaternen waren alle aus. Genau genommen gab es gar keine Straßenlaternen mehr, nur riesige Stangen von, wie es schien, Rhabarber, die mit schwach leuchtenden Blättern sanft im Luftzug schwankten. Die Fassaden der verschiedenen Gebäude entlang der Straße waren überwuchert von Gras, Blumen, knorrigen Wurzeln und hier und da einem gelegentlichen Giftpilz. Wo zuvor klapprige Autos gestanden hatten, wanderte nun eine kleine Herde verwirrter Kühe die Straße entlang, die jetzt goldgepflastert war. Das Lagerhaus war völlig verschwunden und an seiner Stelle befand sich ein klaffender, rauchender Abgrund. Was Malfoys Wachen anging, die waren zumindest noch... Primaten. Snape schüttelte seinen Umhang aus und ein Schwarm gefleckter Motten flatterten aus den Falten, gefolgt von einem Schwall kleiner Kröten, die in die Nacht davon hüpften. Er beschloss, nicht darüber nachzudenken, was wohl an anderen Stellen seiner Kleidung passiert sein mochte, an denen die Schilde dünn gewesen waren.
Ein greller blau-weißer Blitz erleuchtete den Himmel, Donner grollte, und kalter Regen begann auf sie nieder zu prasseln. Zu allem anderen jetzt auch noch nasse Wolle, oh große Freude. Snape seufzte und zog seine Kapuze hoch.
Potter stand zu seiner Linken auf und gaffte. „Oh. Ähm. Der Säuberungstrupp des Ministeriums wird uns wirklich umbringen."
„Korrektur, Potter. Sie werden dich umbringen", widersprach Snape, wobei er jedes Wort an seinem Ende quasi abbiss. Er klatschte gegen sein rechtes Ohr und wünschte sich bloß, dass dieses höllische Zischen endlich aufhören würde. Verdammte Motten, da mussten wohl noch ein paar in seiner Kapuze sein. „Es war schließlich deine brillante Idee, das Labor in die Luft zu jagen."
„Äh. Ja nun. Es machte Sinn, zu dem Zeitpunkt?", erklärte seine Kompagnon und starrte fasziniert auf die früheren Wachen, die kreischten, uhkten und sich in einem haarigen Knäuel auf den goldenen Katzenkopf-Pflastersteinen hockend gegenseitig kratzten.
„Sicher doch", stimmte Snape milde zu, wobei er es fertig brachte, sich auf die Zunge zu beißen und die Schimpfworttirade zurück zu halten, die Potter nun wirklich verdiente; hier und jetzt war weder der Ort noch die Zeit dafür. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging raschen Schrittes die Seitenstraße entlang voraus, zurück zu ihren Besen. Snape verspürte ein schwaches Gefühl von Befriedigung bei dem Gedanken, dass, unter den bisherigen Umständen, der Abend gar nicht mehr schlimmer werden konnte.
Dummerweise wurde er das aber doch.
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Während der frühen Jahre (2000-2003) wuchs die Organisation rapide,
was großenteils auf den Einfluss von Muggel-Bargeld aus illegalen
Aktivitäten und weitverbreiteter Geldwäsche unter den mittellosen oder
sympathisierenden Individuen in der Zauberwelt zurück zu führen war.
Zahlreiche ehrenwerte Organisationen reichten zusätzlich illegal die
helfende Hand (siehe Gier Im Hause Gringotts und Moneten-Magie
Im Ministerium: Wie Sie In Drei Einfachen Schritten Yen
Zu Galleonen Konvertieren).
Ende 2003 waren die Händler aus der Beinahe-Insolvenz (aufgrund
früherer Beschlagnahmungen seitens des Ministeriums) und
organisatorischem Wirrwarr in eine Position internationaler Stärke
aufgestiegen. Kurz gesagt, statt einem einzigen Dunklen Lord standen die
Kräfte des Lichts nun mit einer finanzstarken und hochgradig verärgerten
Vielzahl rücksichtsloser und profit-orientierter Unternehmer gegenüber.
Vor diesem Hintergrund sozialer, ökonomischer und politischer Unruhe
sind die Unzumutbaren zu verstehen.
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„Potter. Ich bring dich um."
„Nun, nun, Severus", schalt Albus und unterbrach Snapes Griff nach seinem Zauberstab. Dumbledore ergriff Snapes Kinn und neigte seinen Kopf zur Seite, um besser sehen zu können. Nur Harry konnte das schwache Lächeln des Schulleiters und das Funkeln in seinen Augen sehen; Snapes nun ziemlich schuppiges Gesicht war abgewandt. „Ich muss darauf bestehen, dass du gerade jetzt keine Magie ausübst. Unmöglich zu sagen, was dabei passieren können, unter den gegebenen, ähm, Umständen."
„Sechs Monate. Du hast sechs Monate harter Arbeit in sechzig Sekunden ruiniert!"
Harry lehnte sich gegen Albus' Schreibtisch und verdeckte mit einer Hand sein Lächeln. Snape war schon angepisst genug, kein Grund, auch noch geradewegs loszulachen und alles noch schlimmer zu machen. Okay, streng genommen gab es dazu eine Menge Grund. Das Nest kleiner grüner Schlangen in Snapes Haaren, zum Beispiel, die jetzt zischten: Ssso sssexy, Potter. Sssnape wantsss, Sssnape wantsss.
Um fair zu bleiben – Snape hatte schon Recht. Die Geheimdienstler des Orden des Phoenix hatten Monate damit zugebracht, Narcissa Malfoys Zaubertrank-Forschungseinheit zu finden. Es hatte ihre Aufgabe um so schwerer gemacht, dass die neue Regularien des Ministeriums die Anwendung von Veritaserum beim Verhör von Gefangenen beschränkten. Ganz zu schweigen davon, wie schwierig es war, die höheren Ebenen ihres Betriebs zu infiltrieren. Ihr Ziel heute Nacht war die Bestätigung der Örtlichkeit gewesen, kein Eingreifen. Aber.
„In diesem Lagerhaus befanden sich mindestens zweihundertfünfzig Kilo Tod-Durch-O", protestierte Harry. „Ganz zu schweigen von genug Inflammatatus-Rohmaterial, um zehn Häuserblöcke platt zu machen."
Bei Ersterem handelte es sich um einen experimentellen und hochgradig süchtig machenden Zaubertrank, der Orgasmen simulierte – mit der unglücklichen Nebenwirkung, die Vergnügungszentren des Gehirns permanent zu verschmoren. Letzteres war das magische Äquivalent von C4. Bei einer magischen Detonation waren die Resultate düster. „Wir versuchen seit achtzehn Monaten, das Zeugs von den Straßen zu kriegen. Ich konnte es nicht einfach da liegen lassen."
„Nein. Natürlich konntest du das nicht." Snapes dunkle Stimme peitschte ihn mit tausend seidenen Zungen der Ironie. Jedes Wort wurde von den zischenden Schlangen über seinem Ohr unterstrichen.
Willssst unsss, Potter, oh jaaa, du willssst unsss.
Kaltes Regenwasser tropfte aus Harrys Haaren und ihm hinten in den Kragen. Die Ablenkung begrüßte er beinahe. Snapes Stimme hatte seinen vorhersehbaren Effekt auf die unteren Regionen seiner Anatomie. „Sie hatten einen Magiedetektor. Ganz wie die Gerüchte sagten -– also war der Umhang nutzlos. Und sie hatten einen Unsichtbarkeits-Gegenzauber durch den ganzen Raum gezogen. Ich wurde von zwei Schlägern in Gorillagröße erwischt", erklärte Harry. „Ich brauchte eine Ablenkung."
„Eine Ablenkung." Nur Snape konnte Sarkasmus so verdammt sexy klingen lassen. Der Mann könnte das verdammte Londoner Flohverzeichnis vorlesen und damit Harrys Zehennägel zum Einkringeln bringen. Seine dunklen, blitzenden Augen halfen auch nicht gerade. Und schon gar nicht der Chor sexverrückter Schlangen, die sich in seinem Haar wanden. „Ich schwöre dir, Potter", fuhr Snape fort, „sobald ich erst mal diese... Schuppen los bin. Und diese Schlangen. Und diesen Schwanz. Werde. Ich. Dich. Umbringen!!"
„Halt still, Severus", meinte Albus und unterbrach Snapes Whisky-und-heiße-Zartbitter-Schokoladen-Strafpredigt. „Das könnte jetzt ein bisschen pieksen – ja!"
Snape japste, aber seine teigige Gesichtsfarbe war jetzt zumindest frei von den grünen und orangefarbenen Schuppen.
Snape zuckte vom Schulleiter weg und ging jetzt auf Harry los. Sein Gesicht war blass, mit Ausnahme zweier heller Farbflecken über seinen Wangenknochen. „Diese Charme-Granaten sind experimentell, du dummer Junge", spuckte er. „Die sind noch nie im Feld getestet worden. Du hättest umkommen können, Potter. Du hättest sterben können. Denkst du über so was eigentlich nie nach?"
Snapes Stimme brach, und Harry starrte ihn an. Sogar Dumbledore sah ein bisschen erschreckt aus, zumindest zu Anfang, dann nahmen seine Augen ein wissenden Funkeln an. Harry wischte sich abwesend die Spucke aus dem Gesicht und überlegte sich seinen nächsten Zug.
„Vorsicht, Severus. Die Leute könnte anfangen zu glauben, dass es dir tatsächlich was ausmacht, ob ich lebe oder sterbe", sagte er mit einem Gefühl von etwas Mut. Schließlich hatte Snape den Hauptteil des magischen Rückschlags getragen, und ihn mit seinem eigenen Körper gedeckt – sonst würde Harry jetzt wahrscheinlich seine eigenen Schmuck aus Schlangen oder Fröschen tragen.
Sie starrten sich gegenseitig eine Weile lang an, Snape mit verengten Augen und Harry mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Albus. Wo ist mein Zauberstab?", knirschte Snape schließlich hervor.
„Es tut mir sehr Leid, Severus", sprach Albus in die gespannte Stille, obwohl er absolut nicht so klang. „Die Besprechung fängt gleich an, und ich werde Minervas Hilfe brauchen, um den Rest der Verwandlungen zu revidieren. Ich muss dich bitten, keine Magieversuche zu unternehmen, bis wir das alles in Ordnung gebracht haben."
„Nun. Das ist dann wohl so", stimmte Snape nach einem Augenblick des Nachdenkens zu. „Es wird auch viel befriedigender sein, Potter mit meinen bloßen Händen zu erwürgen."
Dann schlug er schnell wie eine Kobra zu.
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Zauberische Partnerschaften haben eine lange und altehrwürdige Vergan-
genheit (z.B. Merlin-Morgause: Die Schlecht Beratene Verzauberung
Excaliburs), obwohl sie in den vergangenen paar Jahrhunderten immer seltener
geworden sind. Sozialhistoriker spekulieren, dass Strukturwandel im magischen Erziehungssystem zu einem drastischen Rückgang an Kooperationswagnissen
geführt haben. Ein oft zitierter Faktor ist die schrittweise Ablösung des
traditionellen Lehrling – Reisender Geselle – Meister-Werdegangs durch
den modernen, schulischen Ausbildungsansatz, der eher individuelle Leistungen
betont als kooperatives Lernen.
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Snape hob die Arme, legte seine beiden langen, eleganten Hände um Harrys Nacken und presste ihn mit seiner größeren Körpermasse gegen die Wand. Harry, der kleiner und durchaus bereit war, unfair zu kämpfen, griff statt dessen nach unten und schloss seine Hand um Snapes überraschend langen und – harten?!?
Mhm, jetzt kamen sie endlich mal wohin!
„Severus! Harry!"
Snapes Augen glitzerten und er verstärkte seinen Griff. Harry hörte seinen eigenen Blutdruck in den Ohren rauschen. Er grinste, bog gehorsam seine Finger und wurde durch Snapes ungewolltes Zusammenzucken belohnt.
„Gentlemen, genug!"
Snape beugte sich vor, nah genug zum Küssen; Harrys Lippen teilten sich unbewusst. „Ich habe Cruciatus von fünf Todessern gleichzeitig standgehalten, Potter." Seine geröteten Lippen verzogen sich höhnisch. „Sollen wir mal sehen, wer zuerst blinzelt?"
Willsss, willsss. Sssnape. Potter willssss.
Harry drehte sein Handgelenk scharf und Snape keuchte. „Ja", stimmte er durch seine zusammengebissenen Zähne zu. „Lass uns mal."
„Ich sagte", brüllte Dumbledore, „das genügt jetzt wirklich!"
Zauberspruchlicht blitzte grell zwischen ihnen beiden auf und schleuderte Harry hart genug über den Schreibtisch und wieder gegen die Wand, dass seine Brille halb von der Nase flog und er Sterne sah. Snape lag mit gespreizten Gliedern zu seinen Füßen, keuchend, das Gesicht blass und schmerzverzerrt.
Dumbledore schritt zwischen sie und sah über den Rand seiner halbmondförmigen Brille hinweg auf sie nieder. „Mir fehlen die Worte. Die Worte. Um auszudrücken, wie enttäuscht ich von euch beiden bin", verkündete er. „Zwei meiner besten Ausbilder. Zwei verdiente Krieger des Lichts. Zwei meiner sehr guten Freunde. Kämpfen wie ein paar Schuljungen im ersten Schuljahr. Ich bin enttäuscht, Gentlemen. Zutiefst enttäuscht."
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Andere Forscher argumentieren, dass hierfür unterschiedliche Faktoren verantwortlich
waren. Der Rückgang der Ministeriumsfinanzierung für Grundlagenforschung, zum
Beispiel, in Ergänzung zu den Veränderungen bei der Organisation und Bezahlung
professionellen magischen Personals (insbesondere durch die Übernahme der
Mäzen - Magischer Künstler-Beziehung durch eine profitorientiertere
Unternehmensform). Puristen betonen, dass Unternehmens-gesponsorte
'Zweckpartnerschaften' den Geist der Magischen Suche verletzen, der
der klassischen Vorstellung einer Zauberpartnerschaft innewohnt.
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Mit gesenktem Kopf und angemessenem Schuldbewusstsein kämpfte Harry gegen den Drang an, wie ein ungezogener Schuljunge mit den Füßen zu scharren. Dumbledore hatte immer noch diese Wirkung auf ihn. Neben ihm wand sich Snape verlegen. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Schlangen schwiegen, aber der grüne und orangefarbene Schwanz, der durch einen Riss in seiner Hose herausblitzte, zuckte nervös hin und her. Harry konnte nicht anders als feststellen, dass er ziemlich lang und... flexibel war.
„Ich erwarte ein gewisses Maß an Anstand und Zusammenarbeit von meinem Personal", sagte Dumbledore gerade, „ungeachtet irgendwelcher persönlicher Animositäten, die sie füreinander hegen mögen. Ihr müsst einfach lernen, harmonischer miteinander zu arbeiten – ich bestehe darauf. Und zu diesem Zweck", an dieser Stelle hielt er kurz inne, um beiden einen strengen Blick zuzuwerfen, „gebe ich jedem von euch einen Monat Strafarbeit auf."
Harry blinzelte. „Du gibst uns was?"
„Bist du nicht nur geistig behindert, sondern auch noch taub, Potter? Unser geschätzter Schulleiter behauptet", wiederholte Snape mit hochgerollter Lippe und einer Schar Schlangen, die in gemeinschaftlicher Verachtung mit ihren winzigen roten Zungen zuckten, „dass er uns Strafarbeit geben will." Er starrte Dumbledore verärgert an. „Ist es deiner Aufmerksamkeit entgangen, Albus, dass wir nicht mehr deine Schüler sind?"
Dumbledore blieb ungerührt. „Wenn ihr beiden darauf besteht, euch wie ungezogene Kinder benehmt, dann werde ich euch auch wie solche behandeln."
„Du machst Witze", sagte Snape flach. „Ha ha."
„Ich mache keine Witze." Dumbledore richtete einen ernsten Blick auf die beiden. „Du und Harry, ihr werdet mich hier treffen, in meinem Büro, jede Nacht um Mitternacht, für eine Stunde, für die nächsten dreißig Tage."
Als Snape aussah, als wolle er gegen diese Entscheidung anstreiten, erläuterte Dumbledore: „Bitte fühlt euch frei, in euren Arbeitsverträgen nachzuschlagen, Gentlemen. Ihr werdet feststellen, dass ich ermächtigt bin, jede Maßnahme zu ergreifen, die ich für notwendig erachte, um ein disziplinarisches Problem unter meinen Beschäftigten zu regeln."
Harry war zu verblüfft, um darauf zu antworten. Einerseits, hatte man ihm gerade eine Strafarbeit aufgedrückt, von allen Dingen – und war er dafür nicht schon ein bisschen zu alt, nur ein paar Monate vor seinem achtundzwanzigsten Geburtstag? Andererseits hatte er eine Strafarbeit mit Snape aufgedrückt bekommen. Snape und er in einem Raum. Himmel und Hölle zugleich. Hmm, vielleicht wusste Dumbledore am Ende doch, was er tat.
Snape wollte davon allerdings nichts wissen. „Und was dann, Herr Direktor?", spottete er und schickte damit eine Kaskade von dunklen Schauern Harrys Rückgrat herunter. „Willst du mich fünfhundert Mal 'Ich darf Harry Potter nicht erwürgen' schreiben lassen?"
Dumbledore zog die Augenbrauen hoch. „Was für eine exzellente Idee, Severus", sagte er milde. „Ich denke, das wäre doch mal ein netter Anfang."
Als Harry kicherte, lächelte Dumbledore mit blitzenden Zähnen zurück. „Und du, Harry, wirst im Gegenzug fünfhundert Mal schreiben: 'Ich darf Severus Snape nicht kastrieren'. Ja, in der Tat eine hervorragende Idee. Jetzt muss ich vor der heutigen Besprechung noch den Säuberungstrupp des Ministeriums kontaktieren." Dumbledore lächelte sie beide ernsthaft an, wandte sich dann ab und verließ sein Büro.
Snape und er starrte sich noch einen Moment lang an, dann legte Snape seinen Umhang an und zog sich die Kapuze über den Kopf. „Das ist alles deine Schuld, Potter."
„Meine Schuld? Du warst es doch wohl, der vorgeschlagen hat, dass wir Zeilen schreiben..."
„Ja, deine Schuld!" Snape spießte ihm mit seinem bösen Blick auf. „Die Mission, das Warenhaus, diese Schlangen, die Strafarbeit, alles, alles. Du existierst, Mister Potter, und damit ist dies unter Garantie alles deine verdammte Schuld!"
Snape schnaubte einmal, mit geblähten Nasenflügeln, und stolzierte dann aus dem Raum. Sein langer grüner Schwanz versteckte sich unter dem Rauschen seiner wogenden schwarze Robe.
Harry stand fasziniert da, spielte in Gedanken noch einmal das letzte flamboyante und geierartige Flattern von Snapes Umhang, spürte das Sengen dieses Starrens wie Mittagssonne auf seiner Haut, oh, und diese Harmonien von Snapes Stimme, die seine Magengrube mit flüssiger Hitze füllte.
Nach einem langen, herzklopfenden Moment sammelte Harry endlich seine Sinne und verließ den Raum mit einem breiten Lächeln. Er fühlte sich weit leichtherziger -- und hoffnungsvoller -- als er das lange Zeit hatte.
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Aus welchen Gründen auch immer haben sich im vergangenen Jahrhundert weltweit
nur fünf Zauberpartnerschaften entwickelt, die wahrhaftige magische Innovationen
hervorgebracht haben. Zwei davon entwickelten sich in Durmstrang. Die drei
anderen entwickelten sich in Hogwarts oder betrafen Hogwarts-Absolventen.
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Es war spät, kurz vor Mitternacht, und der kleine Besprechungsraum war randvoll, von Wand zu Wand, mit Ordensmitgliedern. McGonagall, Lupin, Black, Lehrer, Schüler, ehemalige Schüler und andere Leute, die allesamt aufgetaucht waren, um die neuesten Neuigkeiten zu hören.
Hermione runzelte die Nase bei dem Geruch nasser Wolle, nassen Fells und nasser Federn sowie anderer, noch fragwürdigerer Gerüche, als sie versuchte, sich einen Weg durch den Raum zu Harry zu bahnen. Snape stand am exakt entgegengesetzten Ende des Raums und lehnte sich gegen die geschlossene Tür. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, und nur seine lange Nase ragte daraus hervor. Außerdem schien sich irgendwas in seinem Umhang... zu bewegen? Hermione runzelte die Stirn.
„Harry!", rief sie über den Lärmpegel hinweg; Dumbledore hatte die Anwendenden noch nicht zur Ordnung gerufen.
Er drehte sich ihr zu und winkte. „Hey, Hermione. Du hast es geschafft. Wie geht's Draco?"
Mit großzügigem Einsatz von Ellbogen und Absätzen gegenüber zahllosen empfindlichen Teilen schaffte sie es, sich einen Weg durch das Geschnatter zu ihrem besten Freund zu bahnen. Harrys dunkles Haar stand in nassen Zacken ab, seine Brille war wassergefleckt, und über einen Wangenknochen liefen eine Schmutzspur. Er sah erschöpft und doch irgendwie auch triumphierend aus. „Wie ist es heute Abend gelaufen?"
Bevor er antworten konnte, erschien Dumbledore, und im Raum wurde es augenblicklich ruhig. „Ich werd dir die ganzen blutigen Details nachher erzählen", flüsterte er ihr zu. Dann wandten beide ihre Aufmerksamkeit dem ersten Bericht von Sirius Black zu.
Auch wenn Geduld nicht ihre Stärke war, nahm Hermione ihre Position als Verbindung zwischen Orden und ministerialer Forschung Ernst. Sie machte sich zahlreiche Notizen, während Black und danach mehrere weitere Undercoveragenten des Ordens ihre Berichte abgaben. Nach einer Weile spürte sie allerdings ein seltsam kribbelndes Gefühl hinten im Genick. Als sie sich umdrehte, starrte quer durch den Raum Snape intensiv, vielleicht sogar böswillig, auf Harry neben ihr. Seine dunklen Augen glitzerten in der Tiefe seine Kapuze.
Wirklich sehr, sehr merkwürdig. Sie schauderte und kehrte dann wieder zu ihren Notizen zurück.
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Die erste nennenswerte Partnerschaft von Dumbledore-Flamel brachte den
zauberspruch-umhüllten Stein der Weisen hervor (Monster Als Haustiere,
Künstliche Lebensverlängerung, Spiegel Zur Aufbewahren, Und Andere
Schlechte Ideen, S. 449-724).
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Während sich die Besprechung dahinschleppte, wurde es im Raum zunehmend heißer und stickiger, und Hermione kämpfte darum, auch nur wach zu bleiben, geschweige denn, aufzupassen und Analysen nieder zu kritzeln. Sie kniff sich selbst und konzentrierte sich noch ein bisschen mehr auf ihre Notizen.
Harry legte den Arm um ihre Schultern und lehnte sich näher. „Bist du okay?"
„Sicher", flüsterte sie. „Es ist nur ein bisschen--"
„Todlangweilig?", sagte er kichernd.
„Nein, nicht langweilig." Sie war ein wenig schockiert; hier wurden heute Nach lebenswichtige Ordensthemen diskutiert! „Es ist nur stickig und ein bisschen heiß hier drin."
„Das kannst du laut sagen", murmelte Harry. Fragend sah Hermione hoch, aber Harry starrte durch den Raum Snape an. Als sie sich umdrehte, starrte Snape sie beide hart an, und wenn Blicke töten könnten...
„Harry, was ist mit Snape los?"
„Was?" Als Harry ihrem Blick begegnete, machte er einen seltsamen Gesichtsausdruck, den sie nicht unmittelbar einordnen konnte. Seine leuchtend grünen Augen waren beinahe schwarz, so waren sie geweitet, eine hektische Farbe lief über seine Wangen, und er sah aus, als ob er sich auf die Lippe gebissen hätte. Hinter ihr, im Hintergrund, hätte sie schwören können, hörte sie ein... Zischeln?
„Und schließlich möchte ich euch, bevor wir hier Schluss machen, noch eine letzte, positive Information geben", Dumbledores kraftvolle Stimme riss sie aus ihrer Musterung Harrys und wieder zurück zum aktuellen Thema. „Heute Abend haben Harry und Severus bei einer gemeinsamen, waghalsigen Aktion einen beträchtlichen Vorrat von Narcissa Malfoys illegalen Zaubertränken und magischen Explosivkörpern eliminiert."
Nach einer sprachlosen Pause brach die versammelte Menge in spontanen Jubel aus, und nicht wenige Leute um ihn klatschten Harry auf den Rücken oder drückten ihn kurz. Hermione, die an dieses Schauspiel gewöhnt war und die feste Absicht hatte, sich Harry später für eine genauere Schilderung zu schnappen, beobachtete stattdessen Snape. Der zum Geheimagent gewordene Ex-Todesser und Meister der Zaubertränke ignorierte den Tumult. Sein Gesichtsausdruck war sogar noch gewittriger geworden, wenn das überhaupt möglich war. Es ließ sich nicht übersehen, dass kein einziger der Anwesenden auf ihn zukam, um ihn für einen guten Job zu loben.
„Die Abwehrtechniker des Ministeriums werden sich außerdem freuen zu erfahren", Dumbledore machte eine dramatische Kunstpause und erlaubte damit den Gesprächen wieder zu verstummen, „dass sie dabei heute Abend auch gleich die neuen Charmegranaten erfolgreich getestet haben. Drei Granaten haben genügt, um den gesamten Inhalt des Lagerhauses zu zerstören. Gut gemacht, würde ich sagen!"
Bei dieser Neuigkeit konnte Hermione kaum ihre eigene Aufregung im Zaum halten; Draco würde begeistert sein!
Der Ankündigung folgten weitere Jubelrufe, weitere Umarmungen und aufgeregtes Gemurmel, und wieder nichts davon für Snape. Hermiones schlechtes Gewissen war schlimm genug, dass sie ihm ein Winken und Lächeln schenkte; er verschränkte die Arme über der Brust und drehte sich hastig ab. Die Kapuze hat er immer noch hochgezogen, trotz der erdrückenden Hitze in dem Raum.
„Und damit, meine lieben Kollegen, wünsche ich euch allen einen guten Abend."
Die Versammlung brach danach rasch auf, und Harry – und dank ihrer Nähe zu ihm auch Hermione – wurde von den Gratulanten, den Neugierigen und nicht wenigen Hexen, die nach einer Verabredung gierten, überrannt. Es dauerte eine ganze Weile, aus diesem Hexenkessel wieder rauszukommen, und als ihr das endlich gelungen war, zog ein sehr willkommener Luftzug aus der Richtung der Tür durch die Menge. Snape war fort, und als sie sich umdrehte, sah Harry merkwürdig angespannt und enttäuscht aus inmitten der babbelnden Horde.
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{Fortsetzung folgt..}
