Wer erinnert sich noch an Rüdiger und Anton? Anna die Mutige? Ich weiß nicht, ob in der letzten Zeit Wiederholungen der deutschen Serie liefen.
Titel: Durchs Fenster kommt die Kälte
Ratings: G
Typ / Kategorie: S / Ad
Version: 17.7.2009
Episoden: Zwischen "Der kleine Vampir" und "Der kleine Vampir zieht um" angesiedelt.
Inhalt: In einer stürmischen Nacht erhält Anton Besuch. Mehr Beschreibung verrät schon zu viel. :-D
Disclaimer: Der übliche, mir gehört nix, damit wird kein Geld verdient.
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Durchs Fenster kommt die Kälte
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"Kommst du heute Nacht mit?" Anna stand auf Antons Schreibtisch, irgendwo zwischen den Bioheften und dem Mathematikbuch, und sah Anton flehend an.
"Geht doch nicht!", motzte ihr Bruder vom Fenster her. "Der muss doch wieder schlafen!" Rüdiger stand im Fensterrahmen, und zog seine Schwester am Umhang nach draußen.
Anton blickte von seinem Hochbett aus traurig zu den beiden Vampiren. "Ja, leider. Vielleicht morgen Nacht, da kommt das Wochenende.", murmelte er.
"Gut, ich hol dich ab!", flüsterte Anna ergriffen. "Mach dir nichts drauß. Gibt noch so viele Nächte! Schlaf gut, Anton." Sie winkte.
"Und flieg gut!", fügte Rüdiger mit grimmigem Lächeln hinzu, als er Anna vom Fenstersims drückte. Sie war kleiner wie er, und hatte dem nichts entgegenzusetzen.
Rüdiger wandte sich Anton zu. "Schlaf gut, Freund Mensch. Wir sehen uns!" Hinter ihm sah Anton, wie Anna sich durch regelmäßige Flügelschläge in der Luft hielt. Er winkte den beiden zu. "Bis morgen!" Und dann zog er sich die Decke bis zum Hals. Die beiden Vampire waren verschwunden, zurück blieb nur ein leicht modriger Geruch, den der Wind schnell verwehte.
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Nur fünf Minuten später schaute Antons Mutter durch die Türe.
"Und?", fragte ihr Mann von hinter ihr.
"Er schläft. Aber ich dachte wirklich, ich hätte was gehört!", gab Sie zurück.
"Ich versteh dich ja. Lieber schauen wir einmal zu oft nach, als dann die Polizei rufen zu müssen, weil er weg ist.", Herr Bohnsack schüttelte leicht den Kopf, als er sich daran zurückerinnerte, wie sie Antons leeres Bett mitten in der Nacht entdeckten.
Er zog sich ins Wohnzimmer zurück. Frau Bohnsack schlich sich ins Zimmer, und schloss das Fenster. Zurück im Wohnzimmer sagte sie leicht verärgert: "Das Anton immer das Fenster auflässt! Es ist schon ganz kalt geworden in seinem Zimmer."
Und Herr Bohnsack erwiderte, abgelenkt durch den Fernseher: "Der wird halt seine Vampire nicht verpassen wollen."
Seine Frau stöhnte. Das ihr Mann aber auch so selten ernst war!
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Mitten in der Nacht wurde Anton durch einen Rumms geweckt. Verschlafen sah er sich um, und tastete nach der Brille. Dann nahm er die Regentropfen wahr, die an sein Fenster prasselten. Das Fenster war zu! Er setzte die Brille auf die Nase, und starrte durch das dunkle Zimmer zum Fenster. Eine schwarze Gestalt klebte von außen daran, die Hände an das Glas gepresst, und tat so, als würde sie sterben.
"Rüdiger!", rief Anton gedämpft. Sofort eilte er zum Fenster und riss es auf.
Der kleine Vampir fiel förmlich herein. "Na endlich, Anton Bohnsack. Willst du, dass ich drauf gehe? Das ist ein Monsterregen!"
"Nun tu doch nicht so. Ist doch nicht dein erster Regen!", schimpfte Anton.
"Aber der erste Monster-Regen! Hast du mal rausgesehen? Das gießt nicht, das kübelt!", flüsterte Rüdiger dramatisch, und unterstrich seine Worte durch Gesten.
Anton blickte zum Fenster. Rüdiger hatte insofern recht, als es ganze Sturzbäche vom Himmel schüttete. Nur gut, dass kein Wind wehte, sonst hätte er das ganze Wasser im Zimmer.
"Wo ist Anna?", fragte er seinen durchnässten Freund.
"Och, die ist nach Hause. Sie fühlt sich bei so einem Wetter nur in der Gruft wohl, im Sarg! Weichei!", sagte Rüdiger im Plauderton. Er stand jetzt auf dem Schreibtisch, und tropfte Antons Schulhefte voll. Plötzlich bemerkte Anton das.
"Bist du verrückt! Geh da runter! Mensch Rüdiger, was soll ich den heute in der Schule Frau Schlauberger sagen, warum das so nass ist?"
"Na, du sagst, dass es geregnet hat, ist doch klar?!", gab Rüdiger verwunderte zurück. Aber er stieg vom Tisch.
Anton stöhnte. Manchmal machte es sich Rüdiger zu leicht. Nein, wenn er genau überlegte, machte Rüdiger es sich immer leicht. Ihm kam der Gedanke, dass Rüdiger genau deshalb bei ihm auf der Matte stand: Um nicht den ganzen Weg bis zur Gruft im Regen fliegen zu müssen. Antons Zimmer war wahrscheinlich der nächste Unterstand. Aber Anton sagte davon nichts.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Rüdiger begierig.
"Was wohl? Ich leg mich ins Bett. Und wenn meine Eltern kommen, musst du dich schnell unter dem Bett verstecken, Rüdiger.", sagte Anton, während er auf sein Hochbett kletterte.
Rüdiger stand unschlüssig im Zimmer, und drehte sich einmal um sich. "Öde!"
Anton hatte sich fast wieder vollständig unter der Decke vergraben, als er einen Zug am linken Bein spürte. Als er nach unten schaute, hing Rüdiger an seinem Fuß, und tat, als würde er gleich hineinbeißen. "Man, Rüdiger, lass das doch!"
"Wieso? Wusstest du, dass man in Beine prima Beißen kann?" Er hätte wohl noch so fortgefahren, mit seinen Beschreibungen, wenn nicht ein Geräusch aus dem Flur ihn unterbrochen hätte.
"Ab unters Bett!", bat Anton vorsorglich. Die Warnung kam gerade noch richtig: Rüdiger war halb hinter der Kiste unter Antons Bett verschwunden, als der Kopf von Antons Mutter in der Türe erschien. Zum Glück konnte Sie den Raum unter dem Bett von dort nicht einsehen.
"Ach Anton.", seufzte Frau Bohnsack. "Warum hast du denn das Fenster schon wieder geöffnet? Ist doch kalt draußen!" Sie sah müde aus.
"Mama? Warum bist du wach?", fragte Anton, während er sich aufsetzte. Er hatte nach seiner Warnung blitzschnell so getan, als schlafe er. Jetzt schaute er zu, wie Sie das Fenster schloss.
"Mensch ist das ein Regen. Bei so einem Wetter fliegen die Vampire bestimmt nicht herum!", äußerte Frau Bohnsack gedankenverloren, und Anton hoffte im selben Moment, dass Rüdiger nichts darauf antwortete. "Nö.", antwortete er selbst schnell. "Die sind in die Gruft zurück."
Unter seinem Bett hörte er ein Rascheln.
"Hast du den Knall vorhin auch gehört, Anton? Es klang, als sei etwas gegen die Hauswand geprallt.", fragte Frau Bohnsack, während Sie zur Zimmertüre zurück ging. "Mensch ist das kalt bei dir, Anton, deck dich bitte gut zu."
"Klar decke ich mich gut zu. Welchen Knall? Den muss ich verschlafen haben.", sagte Anton.
"Vielleicht hast du ihn unbewusst gehört, und bist deshalb aufgewacht, Kind. Schlaf noch eine Runde, Anton, morgen früh musst du wach sein. Ihr schreibt doch diese Schulaufgabe in Deutsch." Und damit zog sich Frau Bohnsack zurück.
"Gute Nacht.", murmelte Anton ihr nach.
Neben ihm regte sich ein Schatten. Rüdiger hielt es nicht länger unter dem Bett aus. "Morgen früh?", fragte er mit einem Grinsen. "Das heißt doch heute früh! Es ist doch schon ein Uhr morgens!"
"Ja.", murmelte Anton, und machte es sich bequem.
Rüdiger ging derweil zum Fenster, und öffnete es. "Der Regen hat nachgelassen. Bald werde ich starten können."
"Könntest du jetzt schon. Du willst bloß nicht nass werden.", sagte Anton müde.
"Nicht nass werden!", höhnte Rüdiger, und war mit einem großen Satz neben Anton auf dem Bett. "Und was bitte ist das?" Er schüttelte seinen Kopf, und unzählige kleine Tröpfchen stoben auf Anton herab. "Ich bin doch schon nass!", beteuerte er.
Anton gab klein bei. "Dann bleib noch ein bisschen. Nur bitte sei leise. Meine Eltern, du weißt schon."
"Schon klar, Anton.", bestätigte Rüdiger. Er setzte sich still auf die Schreibtischskante und starrte hinaus. "Jetzt ist Anna sicher in der Gruft angekommen. Man, wird die nass sein!"
Anton hörte mit Erleichterung, dass Rüdiger sich sehr wohl Gedanken um Sie machte. Sonst klang er immer so, als wäre seine kleine Schwester ein lästiges Übel.
Schweigen breitete sich aus.
Anton war einfach zu müde, um viel zu erzählen.
Schließlich unterbrach Rüdiger die Stille. "Ich schau besser mal nach, ob Anna wirklich schon zuhause ist." Er stieg auf den Tisch hoch, und hüpfte aufs Fensterbrett. "Danke, Freund Mensch, für den trockenen Rastplatz."
"Ist doch klar, Rüdiger. Pass auf dich auf."
"Immer!", versicherte der kleine Vampir, und sprang vom Fensterbrett. Einen Moment später schon sah Anton, wie er an Höhe gewann und über den Nachbarhäusern verschwand. Kurz darauf war er aus Antons Blickfeld verschwunden.
Anton wollte eigentlich noch das Fenster schließen, aber als er seinen Kopf zurück legte, auf das Kopfkissen, schlief er ein.
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Gegen sechs Uhr stand seine Mutter auf, und warf einen flüchtigen Blick in Antons Zimmer. Genervt verdrehte sie die Augen, als sie das offene Fenster erblickte. Ganz leise schlich Sie ins Zimmer, und schloss es zu.
Wenig später flüsterte sie ihrem Mann zu: "Wir müssen uns dringend was einfallen lassen wegen Antons Fenster. Ich glaube fast, das geht von alleine auf."
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Ende
