Hallo Freunde!
Hier also eine Songfic, die mir schon seit langem im Kopf herumgeht, die ich aber noch nicht verwirklicht habe. Seid gewarnt – es könnte etwas unschön werden, ich weiß nie wo meine Geschichten mich hintragen, wenn sie sich entwickeln.
Disclaimer: Weder Edward noch das wunderbare Lied „Wenn Engel Hassen" gehören mir.
Ach ja, über Reviews würde ich mich natürlich wahnsinnig freuen. Kritik wird (insofern konstruktiv) angenommen und so gut es geht verwirklicht.
Edwards Ausbruch oder – Wenn Engel Hassen
Als er aufstand an dem Morgen der
sein letzter war
Schien die Sonne und die Vögel kreischten laut"
Als Edward aus dem Zustand erwachte, der dem des Schlafs bei Vampiren am ähnlichsten war, musste er zunächst verwirrt blinzeln. Die hellen Strahlen der Morgensonne bahnten sich einen Weg durch die Bäume um das Haus herum, das er und Carlisle bewohnten. Wie interessant. Wie äußerst ungewöhnlich hier, im regnerischsten Winkel Alaskas, irgendwo südöstlich von Barrow. Sie lebten – insofern man ihre Existenz als „Leben" bezeichnen kann – in einem Haus, ein Stück weit entfernt von Barrow, wo Carlisle seiner Berufung als Arzt nachging. Natürlich wahrten sie sorgsam ihr Geheimnis und Edward, obwohl noch nicht lange Vampir, wählte seine Opfer sorgfältig aus. Er tötete nur jene, die sich etwas Grausames zuschulden hatten kommen lassen, auch wenn er dafür Meilen um Meilen reisen musste. Er hatte es Carlisle geschworen und würde sich an das ungeschriebene Gesetz des Mannes halten, den er in seinem tiefsten Inneren als seinen Vater verehrte.
Genüsslich streckte er sich. Obwohl ein Vampir nicht schläft und aus diesem Grunde auch seine Muskeln generell nicht steif werden, genoss Edward es doch aus vollen Zügen, sie zu dehnen und genau zu fühlen. Sein Körper war, wie er in solchen Momenten erkannte, ein Wunderwerk. Er hatte sich noch nicht ganz daran gewöhnen können, so eine physische Perfektion zur Verfügung zu haben.
Als er Carlisle im Arbeitszimmer herumgehen und über medizinische Angelegenheiten referieren hörte, beschloss er, einen kleinen Ausflug zu machen. Er wollte das Licht der Morgensonne auf seiner kalten Haut spüren, die wunderschöne Reflexion sehen und, fern von allen Menschen, wieder ganz er selbst sein. So öffnete er denn sanft und geräuschlos das Fenster, welches ihm am nächsten war und sprang hinaus. Die Höhe von zwei Stockwerken, die er nun im freien Fall hinunterstürzte, entlockte der Erde bei seinem Aufkommen nur ein leises „Wumpp", sonst nichts. Er hatte alle Wucht mit Leichtigkeit abgefedert, ohne auch nur daran denken zu müssen. Stattdessen bewunderte er noch im Flug die Lichtspiele, die sein Körper wie ein Diamant auf die Hauswand warf.
Unmittelbar nachdem seine Füße die Erde berührten, ließ er sich auf den Boden sinken. Er spürte das Gras, das ihn sanft berührte. Er hörte die Vögel, die ihre seltsam dissonanten Harmonien sangen und inmitten all dieser Schönheit sah er sich selbst. Ein weißer Fleck in schwarzer Jeans und schwarzem Langarmshirt zwischen grünen Pflanzen und bunten Blumen.
In diesem Moment war er restlos begeistert von der Perfektion seiner selbst, konnte sich nicht sattsehen am eigenen, makellosen Marmorkörper. Ungeduldig riss er sich gar das Shirt vom Leib, um sich noch genauer betrachten zu können. Und wie er da lag und neben dem Gesang der Vögel auf sein nicht vorhandenes Herzklopfen lauschte, kam ihm eine Frage in den Sinn. Eine Frage, so unerhört und gefährlich, dass er sie nie auch nur im Entferntesten hätte denken dürfen. Doch so sehr er es auch versuchte, sie ließ sich nicht abschütteln. Und so ließ er sich einlullen von den blasphemischen Gedanken, die in seinem Kopf Form annahmen:
Warum sollte er seine Existenz geheim halten? War nicht der Vampir die eigentliche Krone der Schöpfung? Warum also sollte er auf die Menschen Rücksicht nehmen? Warum konnte er nicht einfach sein, wer er war, in all seiner schrecklichen Schönheit?
Eine Woge von Verlangen stürzte
über ihn
und klebriger Tau bedeckte die Haut"
Förmlich wurde er von dem Wunsch überrollt – dem Wunsch, seinen Gedanken jetzt und sofort Ausdruck zu verleihen. Er wusste, Carlisle würde dies nicht gutheißen. Er würde die Deckung, an der sie so lange gearbeitet hatten, auffliegen lassen. Er würde wahrscheinlich die Existenz, die sie sich aufgebaut hatten, zerstören. Doch, und in diesem Sinne war er einem pubertierenden Jugendlichen ähnlicher als allem Anderen, in ihm regte sich mit nie gekannter Kraft und Gewalt der Wunsch nach Rebellion. Er WOLLTE etwas tun, was Carlisle verärgern würde. Er WOLLTE unkorrekt handeln und sich nicht mehr an die Regeln halten. Er wollte die Gesetze der Natur, welche ihn erst hatte entstehen lassen, brechen. Wen kümmerte es, dass es ihn eigentlich nicht geben durfte? Nun war er da und er würde das Beste daraus machen. Punkt.
Edward hatte sich nie als ungeduldig oder gar aggressiv kennen gelernt, und doch rannen nun nie gekannter Hunger und unbändige Wut Seite an Seite durch seine Venen. Es wurde Zeit, dass sich etwas änderte. Und da Carlisle offensichtlich zufrieden war in dem seltsamen Leben, das sie führten, lag alles nun in seinen Händen. A propos Hände… mit einem verdutzten Lächeln bemerkte Edward, dass er seine schmalen, weißen Finger tief in die noch feuchte Erde neben seinem Oberkörper vergraben hatte. Brauner Dreck klebte nun unter seinen Fingernägeln – ein seltsam unordentlicher, fast menschlicher Anblick. Er musste grinsen. Dazu noch die taufeuchte Kleidung, die an seinem Körper klebte, und das verstrubbelte Haar – jetzt sah er mit Sicherheit nicht aus wie die Krone der Schöpfung.
Rasch erhob er sich, klopfte sich das Gras von seinen dunklen Jeans und kletterte die Hauswand hinauf, um wieder in sein Zimmer zu gelangen. Dort schälte er sich aus seinen Jeans, warf Hose und Shirt in den Wäschekorb und fuhr sich mit den Fingern ein, zwei Mal durch die Haare. Ohne auch nur ein zweites Mal zu überlegen, schlüpfte er in eine weiße Jeans und ein enges und ärmelloses schwarzes Shirt. Er war bereit.
Kaum hatte er dies festgestellt, öffnete sich ihm eine neue Frage: Für was? Wie sollte er sich denn an der Menschheit oder an der Natur rächen? Er überlegte nicht lange, sondern sprang erneut aus dem Fenster, atmete tief durch und rannte los. Bis er auf die nächste Stadt stieß, wäre ihm mit Sicherheit etwas eingefallen.
