Harry Potter und das dunkle Trio

Kapitel 1

Ein dünner, sechsjähriger Junge stand mit einem Beutel mit Schulbüchern vor dem Eingangstor zur „Little Whinging Grundschule" und starrte unentschlossen hinein. Er stach hervor in der Masse von lachenden, weinenden, schreienden und generell laut herumrennender bald Erstklässler und doch schien ihn keiner zu bemerken. Er trug Klamotten die viel zu groß waren für seinen schmalen, kleinen Körper, hatte unordentliches schwarze Haare und ein blasses Gesicht, aber was am meisten hervor stach, waren seine großen, unglaublich grünen Augen. Sie hätten vermutlich niedlich und wunderschön ausgesehen, wäre da nicht der Schatten in ihnen gewesen, der sie ein wenig zu kalt und intelligent für ein Kind in diesem Alter wirken ließen.

Mit einem kleinen Seufzer stieß der junge schließlich das Tor auf und schob sich durch noch mehr Kinder und Eltern hindurch über das Schulgelände bis zur Eingangstür des alten Gebäudes. Innen war es kühl und ruhig, eine deutlich Verbesserung zu der schwülen Hitze und dem Lärm von draußen. Es war erst zwanzig vor acht, der Rest der Kinder die heute ihren ersten Schultag haben würden tobte noch mit ihren Freunden auf dem Schulhof herum oder verabschiedeten sich tränen überströmt von ihren Eltern.

Der grünäugige junge nicht. Er mochte es nicht herumzutoben, er sah keinen Sinn darin und er hatte auch keine Freunde mit denen er es hätte machen können. Geweint hatte er seit seinem vierten Geburtstag nicht mehr und seine Eltern waren nicht hier. Sie waren gestorben als er noch ein Baby gewesen war und seine Tante und sein Onkel bei denen er lebte waren vermutlich bei ihrem Sohn um ihm Mut für den ersten Schultag zu machen. Das einzige was sein Onkel zu ihm gesagt hatte war: „Mach keinen Ärger, oder du wirst es bereuen!" Dann hatten sie ihn alleingelassen.

Also stand er jetzt alleine in der Eingangshalle der Schule die er die nächsten Jahre besuchen würde und überlegte was er tun konnte. Er hatte noch zwanzig Minuten bis er ihn seinem Klassenraum sein müsste und die Schule war nicht gerade so groß das er Angst haben müsste den weg dorthin nicht zu finden. Also beschloss er nachzusehen ob es hier eine Bibliothek gab. Er mochte lesen, es war das einzige womit er sich beschäftigen konnte, da seine verwandten ihm noch nie Spielzeug geschenkt hatten und das eine Mal wo er mit dem seines Cousins gespielt hatte, hatte er drei Tage nicht zu essen bekommen. Mit vier hatte er ein verstaubtes Märchenbuch in dem Schrank gefunden in dem er schlief und er hatte sich das Lesen beigebracht. Seitdem verschlang er jedes Buch das er in die Finger bekommen konnte, was leider nicht besonders viele waren, da seine Verwandten nicht gerade belesen waren und exakt sieben Bücher besaßen, die eigentlich nur als Dekoration dienten und noch nie von jemandem außer Harry gelesen wurden. Es waren zwei Bücher über Biologie, eins über theoretische Physik, zwei Psychologie Abhandlungen, ein Buch über Astronomie und ein weiteres über strategische Kriegsführung. Seine Verwanden hatten diese Bücher nur um gebildet zu wirken und hatte sie in einer Glasvitrine ausgestellt die niemals jemand anrührte.

So war es auch niemandem aufgefallen, als diese Bücher eines nach dem anderen für ein paar Tage verschwanden. Er hatte sie alle gelesen, aber nicht alle hatten ihm gefallen. Die über Biologie und Physik waren in Ordnung, zum Teil recht interessant aber furchtbar kompliziert und er hatte einige Zeit gebraucht bis er verstanden hatte was darin stand und einige Bezüge waren ihm noch immer nicht ganz klar, da sie auf Themen aufbauten die in den Büchern nicht behandelt wurden. Astronomie fand er einfach nur tödlich langweilig, er hatte sich erst hindurch gequält als er alle anderen Bücher bereits mehrmals gelesen hatte und das meiste hatte er direkt danach wieder vergessen. Er hatte das Buch nicht ein einzige mal mehr angefasst. Psychologie dagegen fand er unglaublich interessant, die menschliche Psyche war faszinierend und er hatte die beiden Bücher verschlungen und noch mehrmals gelesen. Ihn ärgerte furchtbar das er nicht mehr darüber lesen konnte, es gab so viele Querverweise auf andere Werke die er unbedingt in die Finger bekommen wollte, aber er hatte einfach nicht die Möglichkeit dazu und es ärgerte ihn furchtbar.

Und dann war da noch das Buch über strategische Kriegsführung. Das begeisterte ihn sogar noch mehr als sein Märchenbuch! Und er liebte sein Märchenbuch! Die darin beschriebenen Schlachten hatte ihn in ihren Bann gezogen und er liebte die Kommentare über die Strategie die dahinter steckte, ob sie gut oder schlecht war und was zum Sieg der einen Partei geführt hatte. Aber es ging in dem Buch nicht nur um den strategischen Einsatz von Waffen, sondern auch den von Worten. Die politischen Züge die gemacht wurden und ihren Einfluss auf den Ausgang einer Schlacht. Er verstand, dass das ebenso wichtig war wie dir Kampf selbst und fand es in gewisser Weise interessant das Worte so viel Einfluss haben könnten, aber er fand die Vorgänge auf dem eigentlichen Schlachtfeld trotzdem hundertmal faszinierender. Stundenlang konnte er damit verbringen die im Buch beschriebenen Kämpfe im Kopf nachzuspielen und die Taktischen Fehler zu finden und über einen Weg nachzudenken sie zu korrigieren. Vielleicht würde er in der Bibliothek hier ja mehr Bücher darüber finden! Oder über Psychologie! Oder noch ein Märchenbuch! Aufgeregt machte er sich auf die Suche.

Keine fünf Minuten später hatte er sein Ziel erreicht und stand in einer, zugegeben, recht kleinen Bibliothek, die kaum mehr als 500 Bücher enthalten konnte, aber es waren immerhin deutlich mehr als die acht die er kannte. Er sah sich um und ging dann hinüber zu der Frau die an einem Tisch in der Ecke saß und in einem Notizblock herum kritzelte. Sie war um die dreißig, hatte ihre hellbraunen Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen gesteckt und ihre blauen Augen wurden von einer roten Halbmond Brille verdeckt. „Entschuldigen Sie, Miss?" Die Frau sah überrascht auf und blickte in die grünen Augen eines kleinen Jungen, der direkt vor ihrem Tisch stand. Sie hatte ihn nicht kommen hören. „Ja?", fragte sie verwundert. Ihre Bibliothek war nicht viel besucht und schon gar nicht von so jungen Schülern und das so früh am Morgen! „Könnten Sie mir vielleicht sagen was für Themen hier vertreten sind?" Sie strahlte ihn an, sie freute sich immer über Kinder die am Lesen interessiert waren. „Aber natürlich mein Kind! Wir haben Erstlesebücher, Pferdebücher, Bücher über Sport, Märchenbücher, ein paar Bilderbücher und einige spannende Romane! Was liest du denn gerne?" „Am meisten interessiere ich mich für Psychologie und strategische Kriegsführung, obwohl ich auch einige biologische und physikalische Themen interessant finde und ich würde gerne etwas über Chemie erfahren, bisher hatte ich leider noch nicht die Gelegenheit mich darüber zu informieren. Zu einem guten Märchenbuch sage ich allerdings auch nicht nein." Die Bibliothekarin starrte ihn an. „Ist…ist das dein Ernst?" Er runzelte die Stirn. „Sollte es nicht, Miss?" „Ähm, vergiss es mein Junge. Also, naja mit strategischer Kriegsführung kann ich nicht dienen und ich glaube wir haben auch nichts über Biologie, Physik oder Chemie, das hier ist eine Grundschule und die meisten Kinder interessieren sich nicht für solche Themen. Aber wir haben mehrere Märchenbücher und ich denke es gibt ein paar Bücher über Psychologie im Lehrerzimmer, wenn du möchtest könnte ich sie dir holen. „ Er lächelte die Frau an. „Vielen Dank, Miss, das wäre furchtbar nett von ihnen." Die Bibliothekarin errötete leicht, der Junge hatte ein verdammt charmantes Lächeln für einen sechsjährigen. „Ähm, ja, ich hole sie dir gleich."

Fünf Minuten nachdem er die Schulbibliothek betreten hatte, verließ er sie wieder, mit drei etwas mitgenommen aussehenden Märchenbüchern und zwei Psychologie Büchern. Als er schon fast aus der Tür war, fiel der Bibliothekarin auf, dass sie noch nicht einmal den Namen des niedlichen Jungen mit den grünen Augen kannte, der Bücher über Psychologie lass. „Hey!", rief sie ihm hinterher, „wie heißt du eigentlich?" Lächelnd drehte er sich um. „Mein Name ist Harry.", antwortete er, „Harry Potter."


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