Lilith – Lily's Tagebuch
Autorin: hereviltwinsister
Disclaimer: Ich bin nur ein Kind, das mit Puppen spielt, die ihm nicht gehören.
Spoiler: Buch 1-6
Rating: M
Pairings: Lily/James, Lily/Narcissa Lily/Remus, Lily/Severus, Remus/Sirius, Lily/Sirius, Harry/Ginny, Hermine/Ron, Remus/Tonks u.v.m.
Warnungen: Anti-Liebesgeschichte
Inhalt: PostWar. Voldemort ist besiegt, die magische Welt dabei wieder aufzubauen was im Krieg zerstört wurde und mit den Wunden die der Krieg hinterlassen hat leben zu lernen. Harry plant das Haus seiner Eltern in Godrics Hollow neu aufzubauen, bei einem Streifzug durch die Ruine findet er zwei Bücher die seiner Mutter gehörten. Harry liest das Tagebuch seiner Mutter, und muss mit dem umgehen lernen was sich ihm dadurch offenbart.
A/N: Ich wollte den Versuch wagen eine eher bittere und traurige James/Lily-Geschichte zu schreiben.
Ich habe nicht vor in dieser Geschichte in irgendeiner Form zu erklären wie Harry Voldemort letztendlich besiegt hat. Wenn ihr die Geschichte also lest und euch dieser Aspekt fehlt muss ich euch enttäuschen und bitten einfach hinzunehmen, dass der dunkle Lord gefallen ist und Harry und seine Freunde begonnen haben sich ein neues Leben aufzubauen.
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Prolog – Spurensuche in den Ruinen eines zerstörten Lebens
Die Sonne war schon am Untergehen, als Harry Potter durch die Ruinen des Hauses seiner Eltern wanderte. Etwas abseits warteten sein Freund Ron, seine Freundin Hermine und seine Ehefrau Ginny auf ihn. Seit Stunden war er damit beschäftigt jeden einzelnen Stein dreimal umzudrehen, um vielleicht doch noch Spuren zweier erloschener Leben zu entdecken.
Da er beschlossen hatte das Anwesen nach den alten Bauplänen, die er vor kurzem in seinem Safe in Gringotts entdeckt hatte, wieder aufzubauen, wollte er sicher gehen, dass nicht irgendwelche für andere noch so bedeutungslosen Hinterlassenschaften dem Bau zum Opfer fielen.
Er wusste nicht recht, was er sich von dieser Suche erwartet hatte, doch sein Gefühl sagte ihm untrüglich, dass er es bereuen würde, gäbe er die Suche zu vorschnell auf. Irgendetwas musste doch von ihnen geblieben sein, und sei es nur eine zerbrochene Teetasse.
Ginny hatte ihn zu recht darauf aufmerksam gemacht, dass in den letzten Jahren bestimmt viele von Neugier getriebene Menschen hier eine ähnliche Suche unternommen hatten. Gerade Kinder hatte es sicher oft hierher verschlagen, weil für sie das was für Harry, die letzten Überreste des Lebens seiner Eltern war, wohl einem spannenden Abenteuerspielplatz gleich kam. Vermutlich waren viele Gegenstände die die Zerstörung überlebt hatten auf diesem Weg auf immer für ihn verloren gegangen. Dennoch tröstete ihn der Gedanke, dass vielleicht das eine oder andere Kind dadurch eine kleine Freude hatte und die wahren Schätze vielleicht noch tief vergraben waren oder zu unscheinbar, um von Unbeteiligten entdeckt zu werden.
Während er weitersuchte versank die Sonne mehr und mehr und färbte den Himmel glühend rot. Es begann zu dämmern, doch er ließ sich davon nicht abhalten. Er wollte nicht gehen ehe er nicht zumindest irgendein Erinnerungsstück gefunden hatte. Seine Begleiterinnen und sein Begleiter schwiegen, sie ließen ihn weiter suchen, obwohl sie vermutlich davon überzeugt waren, er würde nichts finden. Er schätzte es sehr, dass sie trotz der Aussichtslosigkeit seines Vorhabens immer noch da waren. Vor Stunden hatte er mit ihnen vereinbart, dass sie nicht weiter suchen müssten, alleine ihr Beistand wäre mehr als genug. Dennoch suchten auch sie, unterbrochen von Pausen, die Harry selbst sich nicht gönnte, weiter die Ruine ab.
Als Harry selbst bereits daran dachte die Suche zumindest zu vertagen, sprang ihm unvermutet ein zertrümmerter Kasten ins Auge. Bisher hatte er ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt, doch nun zog er ihn in den Bann.
Er begann ein paar Bretter zur Seite zu räumen, und konnte durch einen Spalt einen kleinen Hohlraum sehen. Ein Pfosten lag ihm im Weg. Da ihre Suche für Aufsehen in der Nachbarschaft gesorgt hatte, konnte er keine Magie anwenden, da die Gefahr bestand, dass er beobachtet wurde. Er versuchte daher den großen Pfosten, der über dem Kasten lag ohne Hilfe von Magie hochzuheben. Ron, der nahe bei ihm suchte, sah ihn als erster und eilte ihm zur Hilfe. Auch Hermine und Ginny bemerkten schnell was vor sich ging. Gemeinsam gelang es ihnen den Pfosten, der wohl vom Dachboden stammen musste, hochzuheben.
Als sie dann endlich auch die beschädigte Rückwand des Kastens entfernt hatten, war Harry glücklich endlich auf etwas – wäre es auch noch so unbedeutend – gestoßen zu sein. Zunächst sah es nur nach Kleidung aus, die er behutsam unter den Trümmern hervorzog und neben sich legte, doch darunter fand er ihn, seinen Schatz.
Es war ein kleiner Koffer der die Initialen L.E. trug. Seine Mutter musste ihn schon besessen haben ehe sie geheiratet hatte, überlegte er. Mit etwas Anstrengung gelang es ihm den Koffer, der leicht verkeilt lag, aus dem Kasten zu befreien. Ungeduldig öffnete er ihn und seine Augen begannen zu leuchten.
„Ich wusste doch, dass ich hier noch irgendetwas finden würde.", meinte er und sah den anderen nach der Reihe gerührt in die Augen.
Ginny hockte sich zu ihm und legte ihre Hand auf seine Schulter, während er den Inhalt des Koffers zufrieden beäugte.
Seine Mutter war für ihn immer ein Mysterium gewesen, weder von seiner Tante noch von anderen hatte er je viel über sie erfahren. Während er über seinen Vater die abenteuerlichsten Dinge erfahren hatte. Vielleicht hatte er nie gewagt nach seiner Mutter zu fragen, weil er dieses Mysterium liebte. Die Mutter die er sich selbst im Geiste erschaffen und erdacht hatte. Lily Potter, eine wunderbare Mutter, die ihr Leben für seines opferte. Eine unglaublich begabte Hexe und Aurorin die Voldemort dreimal getrotzt hatte. Ein herzensguter von fast allen geliebter Mensch. Und bestimmt, wie er meinte auch eine liebevolle Ehefrau, die aus seinem in jungen Jahren so flegelhaften Vater einen besseren Menschen gemacht hatte.
Er durchwühlte einen Berg von Photographien, die nicht alle magisch waren, einige Notizen, fand sogar ihre Aurorinnenlizenz. Das Foto zwinkerte ihm zu. Es befanden sich auch ein paar Kindheitserinnerungen darunter: eine alte Puppe, ein unvollständiges Schachspiel und abgetragene Kinderschuhe. Schließlich fand er das, wovon er sich die ganze Zeit erhofft hatte es zu finden, aber nicht gewagt hatte es wirklich zu wünschen. Zwei Bücher, die ganz danach aussahen als wären sie Tagebücher, befanden sich in dem Koffer.
Eilig schlug er eines der Bücher auf. Er sah mit Farbstift gezeichnete Augen, die denen seiner Mutter und seinen glichen und blickte in sie, sie zwinkerten ihm zu, ehe er weiter blätterte.
„Lilith's Buch der Schatten.", stand auf der ersten Seite dick geschrieben.
Er blätterte kurz darin und schlug schließlich verwundert das zweite Buch auf. Wieder zwinkerten ihm die Augen entgegen, die er schon vom ersten Buch kannte.
„Mein geheimes Leben. Bekenntnisse und Eingeständnisse einer am Leben gescheiterten jungen Frau.
Für mein zukünftiges Ich: Ich hoffe für dich, dass du aus meinen Fehlern gelernt hast und endlich deinen Weg gehst.
Für jene die nicht ich sind und durch mir unerklärliche Ereignisse in Besitz dieses Buches gelangt sind und es zu lesen vermögen: Ich gehe davon aus, dass ich tot bin, weil du das hier sonst nicht lesen würdest. Wenn du keinen anderen Weg siehst als mein zermürbendes Tagebuch zu lesen, dann hoffe ich, dass du zumindest aus meinen Verfehlungen lernen kannst.
Falls du mein Kind bist: Ich gehe davon aus, dass ich tot bin. Sonst würde ich dich dieses Buch niemals lesen lassen. Vielleicht bist du es Harry und Voldemort ist nur noch dunkle Geschichte. Sollte ich früh verstorben sein, dann wirst du nun, wenn du das willst, erfahren, was für ein Mensch deine Mutter wirklich war, weitab von all den Geschichten die du gehört haben magst. Vielleicht kannst du deine Mutter verstehen, zumindest hoffe ich du wirst mich nicht verdammen. Solltest du nicht Harry und doch ein Kind von mir sein, dann nehme ich an ich bin als alte Frau gestorben und habe dir das hier hinterlassen. Da du mich, da ich deine Mutter bin gut kennst, weißt du wohl was du am besten mit diesem Buch anfängst. Das gleiche gilt für dich Harry, sollte ich dir das Buch nach meinem Tod als alte Frau vermacht haben. Ich wünsche von ganzem Herzen das es so ist, aber dunkle Vorahnungen trüben diese Hoffnung. Sollte ich also tot sein mein Kind, dann wisse, dass ich dich von ganzem Herzen geliebt habe."
„Ich denke wir sollten jetzt gehen.", meinte Ginny mit einfühlsamer Stimme, „Ich hoffe du bist nicht allzu enttäuscht, Harry."
Harry sah sie unverwandt an, er verstand nicht wovon sie sprach, er hielt in Händen das wohl größte Geschenk, das die Welt ihm machen konnte. Das geheime Tagebuch seiner Mutter. Etwas das ihren Charakter so klar offenbaren würde wie nichts anderes sonst. Ein ehrliches Selbstporträt, nicht gefärbt um ein schöneres Bild einer Toten zu zeichnen.
„Wir können morgen weitersuchen, wenn du willst. Ron und Hermine haben in der Zwischenzeit alles was im Kasten war geborgen. Wir bringen es zurück in unser Haus und sehen es dort durch.", schlug Ginny vor, denn mittlerweile wurde es schon dunkel und daher wäre es unmöglich die Suche heute noch fortzusetzen.
„Ginny, lass mich nur noch diese Seite zu ende lesen.", bat er sie.
„Ich verstehe nicht was du meinst, Harry. Die Seite ist leer.", sie nahm das Buch und blätterte es durch, „So wie der Rest des Buches."
Harry schüttelte den Kopf.
„Du kannst es also nicht lesen?", wunderte Harry und las weiter.
„Ich weiß nicht wie du es geschafft hast diese Zeilen sichtbar zu machen, aber du musst einen guten Grund haben, das Buch zu lesen, denn ohne gute Absicht wäre dieses Buch unlesbar und du hättest dir längst die Finger verbrannt. Dennoch reicht das bei weitem nicht aus. Solltest du das Buch mit Magie geöffnet haben, dann muss ich dir meinen Respekt zollen und denke du wirst auch an meinem Buch der Schatten Gefallen finden."
„Das Buch schreibt, dass es mit Magie möglich ist die Seiten lesbar zu machen, aber ich habe keine Magie angewandt, nur in die Augen gesehen.", wunderte sich Harry.
„Die Augen deiner Mutter.", murmelte Ginny.
„Das klingt hochinteressant.", mischte sich nun Hermine in das Gespräch ein, „Ich denke wir sollten dem nachgehen."
Ginny nickte zustimmend.
„Meinetwegen. Aber zunächst würde ich es gerne lesen.", erklärte Harry eher desinteressiert.
Hermine betrachtete das zweite Buch.
„Sind beides Tagebücher?", fragte Hermine interessiert.
„Nein, du hältst ihr Buch der Schatten in Händen.", meinte Harry.
„Sie hatte ein eigenes Buch der Schatten. Und war vertraut mit alten Formen der Magie.", überlegte Hermine, „Harry, ich denke deine Mutter hat dir weit mehr hinterlassen als du dir überhaupt vorstellen kannst. Sie muss eine ganz außergewöhnliche Frau gewesen sein."
Er nickte nur, für ihn war es in diesem Augenblick nicht relevant, welche magischen Errungenschaften seiner Mutter der Nachwelt wohl erhalten blieben, im Moment wollte er einfach nur erfahren wer sie eigentlich war.
„Außergewöhnlich war sie bestimmt.", meinte er dann und schlug das Buch zu, bereit nachhause zu gehen, um weiter in das Leben seiner Mutter eintauchen zu können.
