Riddick – Chroniken eines Kriegers: Der Purifier

Autorin: silverbullet27

Rating: ab 16

Disclaimer: Alles nicht meins, alles nur geliehen, etwas auf den Kopf gestellt, durchgeschüttelt und ohne finanzielle Hintergedanken zu einer wüsten Geschichte vermengt – okay, die Mutter Oberin und die Schwestern sind aus meinem Hirn entsprungen. Der Rest gehört Universal, David Thowy, Jim & Kent Wheat und was weiß ich wem noch…

A/N: Wer eine tiefgehende, niveauvolle Geschichte nach einem Vin-Diesel-Film erwartet, ist mit Sicherheit HIER verkehrt… In der Tat wollte ich mit dieser Fic nur mal wieder meine etwas dunklere Seite ausleben, einige Dinge testen und habe mir als Opfer den Purifier gesucht – möge Linus Roache mir verzeihen. Hätte er ihn nicht so tragisch gespielt, ich hätte ihn nicht beachtet. Nu isses zu spät… Andererseits, wer meine anderen Stories kennt, weiß, wie gern ich in den Köpfen meiner Protagonisten herumstochere, Selbstzweifel, Seelenqualen und unterdrückte Gelüste nach oben hole…

Kapitel 1

Das System, das man die Coalsack-Planeten nannte, war gefallen. Nur wenige Wochen hatten genügt, um acht ehemals florierende Wirtschaftsstützpunkte zu unterjochen, das menschliche Gut entweder zu konvertieren oder zu töten. Und die Kinder einzusammeln. Unter Baylock hatten die Necromonger begonnen, die Kinder der konvertierten Welten bei sich aufzunehmen, ihnen Bildung, Training und Moral zu vermitteln, bevor sie im Alter von sechzehn Jahren endgültig purifiziert wurden. Geborene Necromonger gab es seit der Entscheidung des Konzils unter Oltuvm nicht mehr. Dabei war es so viel sicherer, bereits Kinder im Glauben zu erziehen und in höhere Ämter zu setzen, als sich „nur" auf Konvertierte zu verlassen. Wer sollte das besser wissen als er? Einerseits war er noch relativ jung gewesen, als er konvertiert wurde, andererseits gab es da noch etwas in ihm, was niemand in seiner Umgebung ahnte. Nicht einmal der Lord Marshal, und ihn hätte das sicherlich brennend interessiert. Besonders bei der Nähe, die zwischen dem Oberhaupt der Necromonger und dem Purifier bestand.

Er atmete tief durch. Das Basilica-Schiff hatte den Orbit des letzten gefallenen Planeten dieses Systems verlassen, bald würde SIE kommen, um Bericht zu erstatten. Wie immer. Und wie immer würde sie versuchen zu verschwinden, bevor er mit ihr sprechen könnte. Oh, er wusste alles über SIE. Wann sie gefangen und konvertiert wurde, wie sie eigentlich hieß – bevor man sie nur noch „Mutter Oberin" nannte – wie sie sich den Schwestern angeschlossen hatte, deren Orden sie nun bereits seit drei Jahren leitete, ihre Augenfarbe, ihre Größe, ihr Gewicht und dass so manch von sich selbst überzeugter Commander sich an ihr die Zähne ausgebissen hatte. Aber nichts in ihrer Akte war für ihn im Moment wirklich von Belang.

Sie war so nah, eine seiner Untergebenen, und doch so unerreichbar fern, dass er sich an den Klang ihrer Stimme schon nicht mehr erinnern konnte, die er bei der Ernennungszeremonie zum letzten Mal gehört hatte. Immerhin hatte sie ihm ja antworten müssen, damals. Seitdem hatte er kein Wort mit ihr gewechselt. Sie eigentlich auch immer nur aus der Ferne gesehen, wenn überhaupt. Wahrscheinlich hätte sie nie sein Interesse geweckt, wenn sie nicht so konsequent vermeiden würde, ihm über den Weg zu laufen. Aber heute würde es ihm gelingen, mit ihr zu sprechen. Nicht nur, weil er es selbst wollte, sondern weil es notwendig geworden war.

Er stand neben Alsie und beobachtete seine Stellvertreter, Sekretäre und Adepten bei der Arbeit: aus allen Bereichen kamen Zahlen und Meldungen. Verluste, Anzahl der Gefangenen, der Konvertierungswilligen und – mit Eintreffen der Schwestern und ihrer Oberin – auch die Zahl der aufgenommenen Kinder und deren Daten. Reine Routine. Und doch behielt er den Eingang zu der Kapelle, in der nun alle Informationen zusammenkamen, mit zunehmender Unruhe im Auge.

Dann kamen sie. Fünf Schwestern. Eigentlich vier Schwestern und ihre Oberin. Wie immer trugen sie lange, hoch zugeknöpfte Kleider und lenkten dennoch begehrliche Blicke auf sich. Die Mutter Oberin war nur durch ihren reich verzierten Gürtel von den anderen Schwestern zu unterscheiden, auch über ihrem kahl rasierten Schädel trug sie einen Schleier, der von ihrem Kopfschmuck gehalten wurde. Züchtig wirkten sie – unnahbar. Vielleicht genau deshalb war es ein beliebter Sport unter den Commandern und anderen Offizieren geworden, eine von ihnen verführen zu wollen. Mit mäßigem Erfolg, sofern man den Gerüchten Glauben schenken konnte.

Der Purifier schüttelte innerlich immer wieder den Kopf, wenn er von den Erzählungen der Militärs etwas mitbekam – in der Necropolis wimmelte es von offenherzig gekleideten Frauen, die ihren Körper jedem hingaben, von dem sie sich einen gesellschaftlichen Aufstieg versprachen. Dame Vaako war so eine Frau – und er lehnte sie aus tiefstem Herzen ab. Sie konnte noch so oft betonen, wie sehr sie ihren Mann liebte, für einen Wink vom Lord Marshal würde sie alles stehen und liegen lassen. Aber dieser war schlau genug, sich jene von Ehrgeiz zerfressene Furie vom Hals zu halten. Stattdessen hatte der oberste der Necromonger selbst eine Schwester gefreit und zu einer seiner Favoritinnen gemacht. Oder lag darin das Interesse der Militärs an den Schwestern begründet? Es dem Lord Marshal gleichzutun?

Letztendlich war es ihm egal, wen oder was andere in ihre Betten nahmen. Als Purifier stand er selbst im Mittelpunkt gewisser lüsterner Aufmerksamkeit, die ihm unangenehm war. Nicht immer, da er auch kein Heiliger war, wie die meisten glaubten. Aber diese Affären waren selten, so wie er selten einen Menschen traf – egal ob Necromonger oder Brüter – der ihn nicht anwiderte. Unvollkommen waren die meisten. Egal ob schwach, dumm, ehrgeizig, selbstüberzeugt, arrogant, hochtrabend, unterwürfig, irgendetwas stieß ihn zumeist früher als später ab. Auch die stolzen Schwestern waren ihm im Grunde ein Dorn im Auge. Sie kapselten sich in ihrem Schiff fast vollständig von der Gesellschaft der Necromonger ab, widmeten sich ganz der Erziehung der noch zu konvertierenden Kinder und duldeten nur für das Kampftraining Männer in ihrer Gemeinschaft – aber auch diese hatten am Ende eines Tages das Schiff zu verlassen.

Auch jetzt, wo er endlich die Gelegenheit hatte, mit der Oberin zu sprechen – und das war es, was er seit Monaten zu erreichen versuchte – spürte er Wut in sich brodeln. Er erwartete wahrlich keinen Kniefall, aber etwas mehr Respekt, als das knappe Kopfnicken, mit dem sie ihn bedachte, stand ihm zu! Oder dass sie näher als zwei Armlängen Abstand traten! „Mutter Oberin! Welch seltene Gelegenheit…", begrüßte er sie kalt lächelnd.

Sie vernahm wohl die Ironie, die in der Stimme des Purifiers lag. Und sie verfluchte ihn, denn ER war der Letzte, den sie heute sehen oder gar sprechen wollte. Nicht nur, dass sie nicht wusste, wo sie die neu aufgenommenen Kinder unterbringen sollte, auch stand in den nächsten Wochen das jährliche Reinigungs- und Konvertierungsritual der Sechzehnjährigen an. Sie hasste es, „ihre" Kinder in die Hände der Militärs und Politiker zu geben, die nur verächtlich von einer ‚Ernte' sprachen. Immerhin baute sie keinen Mais an, sondern überwachte die Erziehung hunderter Kinder. Dementsprechend frustriert und verärgert war sie mit vier ihrer Schwestern zur Necropolis gekommen. Anstatt ihm zu antworten, senkte sie nur ihren Blick und beugte den Kopf, deutete einen Knicks an.

Am Liebsten hätte er ihr Kinn gepackt und sie gezwungen, ihm in die Augen zu schauen, aber das war nicht seine Art. Zumindest nicht öffentlich. Warum sie ihn persönlich so verärgerte, hätte er auf dutzende Kleinigkeiten zurückführen können, aber im Grunde war das nur sein verletzter Stolz. Anders verhielt es sich mit den Gerüchten, die derzeit immer lauter wurden. „Wo wir uns gerade begegnen, könnten wir doch gleich die Vorbereitungen für die Zeremonie besprechen… Folgt mir bitte… allein."

Nun konnte sie ihm beim besten Willen nicht mehr entwischen. Sie gab zähneknirschend das Datenpad an eine Schwester weiter und folgte dem Purifier in dessen Amtszimmer am Kopfteil der Kapelle. Kaum hatten sich die Türen hinter ihnen geschlossen, wirbelte er herum und starrte sie wutentbrannt an. „Vielleicht hättet Ihr die Güte, mir Euer Verhalten zu erklären?"

Den Blick immer noch gesenkt antwortete sie leise: „Ich verstehe nicht, mein Herr…"

„Ihr versteht nicht?" brauste er auf und begann, sie wie ein Raubtier zu umkreisen. „Wie kann es sein, dass die Mutter Oberin des Schwesternordens seit mittlerweile drei Jahren fast jeglichen Kontakt zur Kirche abblockt? Dass man schon munkelt, die Schwestern würden eine geheime Gesellschaft gründen, die in Kürze die Gemeinschaft der Necromonger verlässt? Und wieso, in aller Welt, geht Ihr persönlich MIR vollkommen aus dem Weg?"

„Ich versichere Euch, es lag nie in meiner Absicht…" begann sie, doch er war ihr bereits zu nahe gekommen. Sie spürte bereits das leichte Brennen.

Auch er spürte es und hielt mitten in der Bewegung inne. Verwundert fasste er sich an die Brust und hielt den Atem an.

Sie hob den Blick und geschaute ihm direkt in die Augen. „Darum, Furyaner, wollte ich nicht mit dir zusammentreffen. Noch nicht."