Titel: Das Testament
Genres: Tragedy, Drama, Sad
Warnings: AU, Spoiler HBP
Beta: Nici Black
Dislclaimer: Alles -- Rowling, Idee -- Meine
Summary: Ein Testament soll geöffnet werden. Das von Severus Snape.
A/N: Halfbloodprince wird berücksichtigt, mit den Ausnahmen, dass Snape Dumbledore NICHT getötet hat und Harry nicht auf die Suche nach den Horkruxen geht.
Kapitel 1: Der Brief
«Mr Potter?»
Überrascht sah Harry auf. Dumbledore stand vor dem Tisch in der Bibliothek, den Harry beschlagnahmt hatte.
«Ja, Direktor?», lächelnd schüttelte der Schulleiter den Kopf.
«Du weißt doch, dass du mich Albus nennen sollst.», dann wurde sein Gesicht schlagartig wieder ernst, «Kommst du kurz mit in mein Büro?»
Überrascht nickte Harry. Er war einerseits froh Dumbledore – Albus, Harry! – wieder einmal zu sehen und auf der anderen Seite nervös, was es diesmal war. Froh, weil der Schulleiter nach dem Krieg ständig ins Ministerium musste um Tausend Dinge zu Protokoll zu geben: Wer seine Spione waren, wie sie vorgegangen waren, welche Mittel sie eingesetzt hatten und so weiter und so fort. Kaum bekam man ihn noch zu sehen, und wenn doch, dann waren die Gespräche kurz und hastig.
Nervös war Harry, da ihn Albus niemals ohne Grund sehen wollte. Entweder hatte er wieder etwas ausgefressen oder es war etwas, das nur ‚Der Held der Nation' erledigen konnte. Wie sehr Harry dieses Helden – Getue hasste! Harry hier, Harry da. Bitte ein Interview, ein Autogramm, ein Foto… Ständig irgendwer um ihn, nie hatte er seine Ruhe.
Aber gerade die brauchte er nach dem Kampf, in dem Voldemort gefallen war. Dieser Kampf hatte ihn an die Grenzen getrieben und dahinter, machte aus dem aufgeweckten Jungen einen ersten und überlegt handelnden Mann. Er hatte töten müssen, mehr als einmal, wie er gehofft hatte. Bellatrix, Rodolphus, Goyle Jr. und Voldemort.
Voldemort…
Er hatte diesen Mann gleichzeitig gehasst und respektiert. Er tötete seine Familie und war im Endeffekt verantwortlich für Sirius' Tod. Und doch…
Er war fast unsterblich geworden, entwarf einen Zauber der seine Untergebenen wortwörtlich an ihn band und meisterte einige der gefährlichsten und mächtigsten Zauber der Gegenwart.
Harry war tief in seinem Herzen gespalten, doch als sie sich auf dem Blutfeld – so wurde es vom Tagespropheten genannt, wegen der Unmengen an Blut die den Boden rot färbten – gegenüberstanden lächelte der Schlangenmensch zutiefst grausam und sagte dann:
Flashback«So sehen wir uns wieder, Harry Potter.», dann wechselte er ins Parsel, «Diesss wird dasss Ende für Einen von unsss. Wer wird esss sssein?»
Ohne Vorwarnung schleuderte er Harry einen Todesfluch entgegen. Dieser wich aus und vertraute nur noch seinen Instinkten. Die vielen Minuten, die sie gekämpft hatten, nahm Harry nicht wahr, nur das Sterben des Schlangenmenschen blieb in seinem Gedächtnis kleben.
Als der Fluch ihn einhüllte und ihn in grün leuchten ließ, verwandelte Voldemort sich in Tom Vorlost Riddle zurück.
Alles Schlangenartige fiel ab und vor Harry stand wieder der schlanke, schwarzhaarige Slytherin, nur ein wenig älter als er ihn im Tagebuch gesehen hatte. Die schwarzen Augen blickten ihn an, in seine Seele und ein ehrliches Lächeln huschte über seine Züge.
Dann löste er sich auf. Zerfiel vor Harrys Augen in Staub, der vom Sturmwind, den die Drachen verursachten, davon geweht wurde.
Flashback EndeHarry hatte noch einige Minuten erstarrt an der Stelle gestanden und dachte über den Tod Toms nach.
Denn ab diesem Moment konnte er ihn nicht mehr ‚Voldemort' nennen, nur noch Tom. Es war immer noch ein Funken des Jungen Tom Riddle vorhanden gewesen, in all den Jahren. Schließlich sammelt er Toms Zauberstab ein – den Bruder seines eigenen – und verließ das Schlachtfeld.
Der Stab war sicher versteckt in seiner Hemdinnentasche und erinnerte ihn täglich daran, was mit einem Menschen geschehen konnte, ließ er dem Hass und dem Zorn in sich freien Lauf. Keiner wusste etwas davon, noch nicht einmal Dumbledore.
Sie waren im Büro angekommen und Albus hieß Harry sich zu setzten. Der Direktor stieß einen tiefen Seufzer aus und blickte auf seinen Schreibtisch. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Nach einigen Minuten entschloss sich Harry, etwas zu sagen.
«Du wolltest mit mir reden?», Albus sah auf und allein der Ausdruck in seinen Augen erschreckte Harry.
«Was ist denn passiert?»
«Severus ist tot.»
Schon beim ersten Wort war Harry aufgefahren und hatte sich mit ausgestrecktem Zauberstab umgedreht. Lucius Malfoy zog anerkennend die Braue in die Höhe und meinte: «Ich sehe, ihre Reflexe sind nicht eingerostet.»
«Was wollen sie hier?», Lucius wollte etwas sagen, wurde jedoch von Dumbledore unterbrochen.
«Bitte, lasst das. Setzt euch lieber.», er blickte die beiden mit müden Augen an, «Ich habe einige Dinge zu verkünden. Harry, du weißt dass Lucius hier und Severus Spione waren?»
Langsam nickte Harry. Das war die Wahrheit. Zuerst hatte er sich ja geweigert zu glauben auch Malfoy würde spionieren, doch ein Traum über ein Gespräch von ihm mit Severus Snape hatte ihn eines besseren belehrt.
«Jetzt ist das geschehen, was ich befürchtet hatte. Einige überlebende Todesser erkannten Severus in der Nockturngasse und entführten ihn. Das aber erfuhren wir erst als ein Brief von Gringotts kam, der mich nach London einlud.», müde fuhr sich der Direktor über die Augen, «Dort gab man mir drei Briefe. Diese hier.», er hob die Hand und deutete auf drei versiegelte Briefe, «Das ist Severus Testament.», überrascht blickte Harry den alten Mann an.
«Warum bin ich dann…», er konnte nicht zu Ende sprechen, denn Dumbledore unterbrach ihn.
«Der Kobold gab mir auch einen Zettel auf dem, in Severus' Handschrift, stand, ihr zwei hättet bei seiner Testamentseröffnung anwesend zu sein.»
Wieder war Harry überrascht. Severus Snape wollte IHN hier haben? Das war ja mal was Neues… Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Dumbledore weiter redete.
«Das ist der erste Brief.», Albus hob einen Umschlag mit einer vergilbten Eins darauf in die Höhe. Langsam und vorsichtig brach er das Siegel, zog ein einziges beschriebenes Blatt hervor und begann zu lesen:
«Dieses Testament habe ich, Severus Snape, im vollen Bewusstsein geschrieben und es soll wortwörtlich erfüllt werden.
Meine Ländereien einschließlich der Burgen und Grundstücke sollen Lucius Malfoy gehören, meinem treuen Freund. Ich hoffe du gehst sorgsam damit um, Lucius.
Mein gesamter Goldvorrat in Gringotts soll mit sofortiger Wirkung in das Verließ von Harry James Potter überschrieben werden.», an dieser Stelle klappten sowohl Harry als auch Lucius der Mund auf, «Meine Bücher, Manuskripte, Patente und Räume in Hogwarts sollen auch ihm gehören. Ich erwarte von dir, dass du alles liest, Harry.
In diesem Moment wird alles überschrieben.
Albus Dumbledore soll den Siegelring behalten, den ich ihm geschenkt habe. Eine Kopie soll Harry James Potter übergeben werden. Zusätzlich sollten zwei Briefe erhalten worden sein.
Wenn nicht, mach den Kobolden von Gringotts die Hölle heiß, Albus! Sind sie also da , soll der mit dem silbernen Siegel Lucius Malfoy übergeben werden und der mit dem Grünen Harry James Potter.
Albus, dir muss ich doch nichts mehr erklären, oder? Nun ja, wenn doch, dann hast du eben Pech gehabt.
Signiert von Severus Snape am 01.08.1992», Dumbledore blickte auf.
Lucius Malfoy war Kalkweiß geworden und starrte auf das Pergament als wolle er sich versichern, dass es kein geschmackloser Scherz war. Harry hatte dieselbe Gesichtsfarbe, doch er blickte starr geradeaus und nahm nichts wahr. Seine Gedanken wirbelten durcheinander.
Snape hatte ihm sein gesamtes Wissen vermachtet! Und das Geld, das nach Lucius Gesichtsausdruck nicht gerade sehr wenig sein konnte… Snape hatte ihn als ERBEN eingesetzt! Die Patente allein, die dieser Mann gestellt hatten, warfen mindestens 30 Galleonen pro MONAT ab.
Herrgott, warum nur?
Severus Snape hatte ihn gehasst, ihm das Leben schwer gemacht, wo er nur konnte. Ihn immer nur als kleinen Jungen behandelt, egal wie alt er gewesen war. Eigentlich war er der Einzige gewesen, der in Harry nicht den Held gesehen hatte… Nach einigen Minuten blickte er wieder auf.
«Warum?»
Das Einzige was ihm wirklich klar war; warum? Dumbledore sah ihm aus geröteten Augen entgegen – hatte er gerade geweint? – und übergab ihm still den Umschlag mit dem grünen Siegel.
«Das sollte er dir selbst erklären.», dann, nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: «Du bist für Heute und Morgen entschuldigt.»
Noch immer innerlich erstarrt verließ Harry den Raum und ging, den Brief fest umklammert, in den Gryffindor – Gemeinschaftsraum. Er konnte jetzt nicht allein in der Bibliothek sitzen. Das Portrait öffnete sich und Harry betrat den Raum. Automatisch suchten seine Augen die Sessel nach seinen zwei längsten Freunden ab…Resigniert schüttelte er den Kopf. Wann würde er sich nur daran gewöhnen?
Ron… Er starb in der Schlacht, von Rodolphus mitten in den Kopf geschockt. Hermine… Sie hatte alles überstanden, noch dazu schwanger! Doch sie überlebte die Geburt ihrer Tochter nicht. Harry hatte die Patenschaft übernommen, wie seine Freundin es gewollt hatte und ihr auch den Namen gegeben, den Hermine im Sinn gehabt hatte.
Maria war inzwischen zwei Jahre alt und quicklebendig bei ihrer Pflegefamilie untergebracht. Bei Remus und Tonks, die beide das Massaker überlebt hatten. In den Ferien besuchte Harry sie, und mit jedem Jahr wurde deutlich, wie sehr sie ihrer Mutter ähnlich war.
Dieselben langen braunen Haare – ohne Locken -, denselben Wissensdurst. Alles was sie sah musste sie auseinander nehmen. So wurde die Uhr in dem Häuschen auf dem Boden zerbrochen um zu sehen, was drin war. Harry selbst fand das witzig und gleichzeitig zog sich etwas in ihm zusammen. Sie erinnerte ihn so sehr an Hermine…
Er tauchte wieder aus seiner Gedankenwelt auf und sah, dass Neville ihm entgegenkam. Besorgt blickte ihn der Freund an.
«Was ist denn, Harry?», er lächelte Neville nur an.
«Die Erinnerung an Hermine und Ron.», der Nebel der Trauer zog nun auch über Nevilles Augen, «Außerdem ist Snape tot.», überrascht blickte ihn der Andere an.
«Oh…», mehr sagte Neville nicht.
«Ich muss einen Brief lesen, könntest du bitte aufschauen ob mich jemand beim lesen beobachtet? Danke dir.»
Doch mit dem Lesen begann er noch nicht, zuerst musterte er den Gryffindor. Er wirkte älter als die anderen Siebtklässler und Harry wusste auch warum. Körperlich war er älter, da jeder das restliche Schuljahr nach dem Krieg ausgesetzt hatte und dadurch eine Klasse wiederholte. Neville war also jetzt 18 statt 17. Und Seelisch älter, da auch er wiederholt getötet hatte. Dieses eine Jahr hatte allen, die mitgekämpft hatten, unglaublich geholfen. Dennoch war die Umstellung vom erwachsenen Kämpfer zum Schuljungen hart.
Niemand, auch nicht das Ministerium, zweifelte daran, dass die Generation des zweiten Krieges auch dann Erwachsen war, wenn sie noch nicht 17 Jahre zählte. Harry riss sich aus seinen düsteren Gedanken los und öffnete endlich den Brief. Das Siegel zerbröselte unter seinen Fingern und er zog ein Bündel dicht beschriebener Blätter heraus. Harry entfaltete das erste Blatt.
«So ist es also geschehen, man hat mich doch noch gefunden und getötet. Ich hatte gehofft, das würde erst nach Beendigung deines siebten Schuljahres stattfinden, doch man kann das Schicksal nicht ändern. Schon damals fürchtete ich, dass ich dir nichts persönlich erzählen könnte und schrieb deshalb diesen Brief.
Die nächsten Blätter enthalten das, was man im Volksmund ‚Das Erbe' nennt, nämlich meine Lebensgeschichte. Du sollst das erfahren, denn ich habe geschworen, dir alles zu erzählen, hättest du nur vor meinem Tod die Schule abgeschlossen. So wäre es vielleicht einfacher geworden und doch auch nicht. Das kommt auf dich an.
Eins muss ich schon vornweg nehmen, denn das ist der wirkliche Grund, warum ich dir das überhaupt schreibe. James und Lily hatten nie ein Kind.», bitte lass ihn schreiben, ich bin adoptiert und nicht das was ich denke, betete Harry, «Denn du bist mein Sohn, nicht James'.»
«Nein!»
Schneeweiß und zitternd sprang Harry von seinem Sessel auf.
«Nein, das darf nicht sein!»
Er betrachtete die Blätter am Boden und noch immer schrie es in ihm ‚Nein, nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein'.
«Harry, was ist los?», drang Nevilles Stimme zu ihm vor. Verwirrt blickte er auf.Der ganze Gemeinschaftsraum blickte ihn erschrocken an. Hatte er das eben laut gesagt?
«Du hast geschrieen, geht's dir nicht gut?» Oops!
«Geht schon, Neville. Ich habe mich nur erschreckt. Ich bin dann mal am See.»
Dann flüchtete Harry aus dem Raum und verließ die geschockten Schüler und einen sehr besorgten Neville. Harry rannte durch das Schloss, die Treppen hinunter und in die Eingangshalle.
«Mr Potter, Rennen ist verboten. 5 Punkte Abzug!» , Ohne aufzublicken antwortete er dem Tränkelehrer, den sie seit Anfang des Schuljahres hatten.
«Ja, Sir.»
Trotzdem rannte er durch das Tor hinaus auf die Hogwarts – Gründe und ignorierte die wütenden Rufe des Lehrers. Er lief den Weg zum See hinunter und ließ sich in der Nähe der Peitschenden Weide nieder.
Das konnte, durfte nicht sein! Seine Mutter hatte KEINE Affäre mit Snape gehabt!
Nein.
Nein.
Nein.
Nein.
Nein.
Nein.
Blindwütig schlug er auf den Boden ein.
Nein!
Warum Snape? Da wäre doch Sirius besser gewesen! Dieser schleimige, heuchlerische, kriecherische, falsche Bastard! Hatte einfach seine Mutter geschwängert und dann nicht einmal den Mut gehabt, zu ihm zu stehen!
Er wollte ihn nicht…
Nun brachen endlich die Tränen hervor, die der Schock unterdrückt hatte. Hemmungslos heulend brach Harry auf dem Gras zusammen. Sein Körper zuckte und er konnte sich einfach nicht einkriegen.
Sein leiblicher, lebendiger Vater wollte ihn nicht!
