Vorwort/Warnung:

Ich habe diese Geschichte ursprünglich für meine Freundin Birgit
geschrieben, der dieses Kapitel gewidmet ist, weil die Idee mir einfach
nicht mehr aus dem Kopf ging. Als ich dann eines Abends gelangweilt an
meinem Computer saß, überlegte ich, ob ich sie nicht veröffentlichen
sollte.
Wieso sollte denn diese Idee auf meinem Computer irgendwo verrotten, wenn
sie jemand anderem vielleicht gefallen könnte oder sie jemand anderen zu
einer eigenen Geschichte anregen könnte?
Außerdem muss ich zugeben, dass ich in meinem Leben zwar die ersten drei
oder vier Staffeln Voyager gesehen, aber schon wieder zum größten Teil
vergessen habe und dass ich auch insgesamt nur vier oder fünf Highlander
Folgen mitgekriegt habe.
Ich bin ein totaler Methos Fan, habe aber das meiste, was ich über ihn
weiß, in anderen Fanfictions gelesen.
Wenn sich die Charaktere also nicht so verhalten, wie sie sollten, tut es
mir leid, aber ich habe eben keine Ahnung.
Und zu allem Überfluss lese ich fast ausschließlich auf Englisch und habe
Probleme damit, die richtigen Deutschen Begriffe zu finden.
Nach alldem solltet ihr also nicht zu viel erwarten, aber ich wünsche jedem
trotzdem viel Spaß beim Lesen!

Fünf Unsterbliche im Delta Quadranten

Er wollte nichts weiter als schlafen. Oh, das war eine wunderbare Idee.
Vielleicht für das nächste Jahrzehnt oder zwei. Aber leider blieb ihm diese
Möglichkeit verwehrt. ‚Zumindest,' dachte er, ‚bin ich nicht der einzige,
dem es so geht.'

Die Krankenstation war wenigstens schnell repariert worden. Nachdem die
Voyager in den Delta Quadranten geschleudert worden war, hatte dort fast
nichts mehr funktioniert. Sein Arbeitsplatz war zum Glück höchste Priorität
gewesen. Eigentlich war das nicht so ungewöhnlich, aber bei Sterblichen
wusste man ja nie. ‚Bei Unsterblichen auch nicht, alter Mann,' lachte er
leise, als er an Amanda dachte.

Sie war vor dem Aufbruch der Voyager bei MacLeod aufgetaucht, um ‚ihm Glück
zu wünschen'. Wer hätte gedacht, dass das in Macs Quartier enden würde?
Okay, das war wohl eine ziemlich dumme Frage. Natürlich hatte das in seinem
Quartier geendet!
Zu ihrem Leidwesen hatte die liebe Amanda dann aber die Zeit vergessen und
glatt den Abflug verpasst. Um genauer zu sein, hatte sie ihre einzige
Chance verpasst, wieder von dem Schiff herunter zu kommen.
Was für eine herrliche Überraschung es gewesen war, sie am nächsten Morgen
wütend in der Kantine zu sehen! Der Captain, oder wer sonst die
Verantwortung trug, hatte nicht erlaubt, eben einen kleinen Zwischenstop
einzulegen, um sie rauszuwerfen. „Die Mission muss so schnell wie möglich
beendet werden. Der Marquis darf unter keinen Umständen unterschätzt werden
und wir können es uns nicht leisten, dass sie noch mehr Vorsprung kriegen."
Und Amanda konnte so wunderbar fluchen, wenn sie nur richtig motiviert
wurde!
Duncan hatte es zum Glück ziemlich schnell geschafft, sie wieder unter
Kontrolle zu kriegen. Er hatte ihr versichert, dass sie, sobald die Mission
beendet war, als erste die Voyager verlassen und auf seine Kosten mal
wieder richtig einkaufen gehen dürfte. ‚Das wird sehr teuer werden, wenn
wir wirklich die nächsten hundert Jahre brauchen, um nach Hause zu kommen.'

Sie war, als sich alles etwas beruhigt hatte, eine der ersten auf der
Krankenstation gewesen. Natürlich hatte sie sich keine Verletzungen
zugezogen, aber sie war trotzdem gekommen. „Ich wollte nach dir sehen,"
hatte sie gesagt. „Vielleicht kannst du ja ein bisschen Hilfe gebrauchen.
Du musst wissen, ich habe kein Problem damit Blut zu sehen und wäre so doch
eigentlich eine kompetente Krankenschwester."

Dieser furchtbare Krieg vor fast vierhundert Jahren hatte sie alle
zusammengeschweißt. Duncan, Amanda, Richie, Joe und er. Sie waren ein gutes
Team gewesen. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen.

Das war es auch, was ihn dazu gebracht hatte, sich von Mac dazu überreden
zu lassen, Arzt bei Starfleet zu werden. Normalerweise hatte er mit
Militärorganisationen nichts am Hut.

‚Kronos hatte recht. Ich bin weich geworden.' Er zuckte mit den Achseln.
‚Weich, aber am Leben.'

Er würde Richie und Joe das nächste Jahrhundert über vermissen. Drei von
ihnen im Delta Quadranten... Wer hätte das gedacht? ‚Sie werden sich Sorgen
machen,' dachte er und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus.

Er sah sich um. Die Krankenstation war vollkommen leer. Harry Kim und
B'Elana Torres waren schon lange wieder auf ihren Posten und seit einer
Stunde waren auch keine Verletzten mehr gekommen.

Das war auch der Zeitpunkt, an dem Amanda sich verabschiedet hatte.
Wahrscheinlich schlief sie jetzt in ihrem Quartier in Macs Armen und
träumte von zu hause. ‚Reiß dich zusammen, Methos! Du weißt, was du noch
tun musst.'

Ein Großteil der Starfleet Krankenakten war während ihrer Reise zerstört
worden. Dort waren allerdings wichtige Informationen gespeichert gewesen,
die er früher oder später brauchen würde. Zu allem Überfluss kamen noch die
Marquisleute hinzu, deren Anzahl er nicht einmal kannte.

Natürlich hatte er die Möglichkeit, diese Unannehmlichkeit später zu
erledigen, wenn es da nicht dieses kleine Problem gäbe: Alle Sterblichen
hatten die Angewohnheit, sich so lange wie nur eben möglich vor einem
Besuch beim Arzt zu drücken. Er selbst konnte das nicht verstehen, aber er
musste ja auch nie zum Arzt.

Das hieß im Klartext, dass er, wenn er nicht sofort damit beginnen würde,
die Akten in den nächsten hundert Jahren nicht abrufbereit hätte.

Mit einem lauten Stöhnen erhob er sich von seinem Platz und streckte sich,
bis er die Gelenke knacken hörte. „Medizinisches Notfallprogramm
aktivieren." Das glatzköpfige Hologramm erschien vor ihm. ‚Sein Designer
war wirklich eitel, obwohl er dafür keinen besonderen Grund hatte.' „Nennen
Sie die Art des medizinischen Notfalls." „Es gibt keinen. Ich werde jetzt
die Krankenakten etwas auffrischen. Wenn jemand mit einem Problem kommt,
kontaktieren Sie mich. Soweit ich weiß, ist das Kommunikationssystem wieder
in Ordnung." „Ich denke, ich werde alleine mit einem Kranken fertig." „Wie
Sie meinen. Aber beantworten Sie mir eine Frage: Wurden Sie dafür
programmiert Ihrem Chefarzt zu widersprechen oder ist das ein Fehler in
Ihrem System? MHN deaktivieren."

Methos wusste genau, wie sehr es dem Programm auf die Nerven ging,
ausgeschaltet zu werden, ohne auf eine Frage antworten zu können. Es hatte
sich schon mehrfach über dieses Verhalten beschwert. ‚Wie herrlich! Ich
fange schon nach zwei Tagen an, mich mit ihm zu streiten! Na das kann ja
heiter werden.'


Zwölf Stunden später war er immer noch damit beschäftigt, medizinische
Infos aus den Leuten herauszukitzeln. Am widerspenstigsten waren
zweifelsfrei die Marquis. ‚Was denken die denn, was ich damit mache? Den
Marquis zu Fall bringen?'

Methos hatte jetzt schon dreiundachtzig Crewmitglieder in seiner Datenbank
und hatte bei seiner Suche fast das ganze Raumschiff durchwandert. Langsam
war er an seiner Toleranzgrenze angekommen. Die Müdigkeit machte ihm zu
schaffen und die ständigen Beschwerden und das Misstrauen zwischen
Starfleet und Marquis halfen auch nicht gerade. Aber zum Glück fehlten ihm
nur noch der Maschinenraum und die Brücke. Das war im wahrsten Sinne des
Wortes der Strohhalm in der reißenden Strömung, an den er sich klammerte.

Vor der offenen Tür zum Maschinenraum kniete ein Mann mittleren Alters und
reparierte ein paar Kabel, die hinter einer losen Wandverkleidung
hervorguckten. „Mein Name ist Doktor Adam Pierson. Wenn Sie einen Moment
Zeit hätten, dann bräuchte ich von Ihnen ein paar medizinische Auskünfte
für die Datenbank, bitte."

Das konnte gar nicht schief gehen! Er hatte
seinen Tonfall freundlich gehalten und sogar ein wenig gelächelt, falls ihn
seine müden Gesichtsmuskeln nicht im Stich gelassen hatten.

Der Mann sah ihn kurz an und antwortete dann: „Was du von mir willst und was
nicht, Starfleet, ist mir so ziemlich scheißegal! Ich arbeite, falls du die
Bedeutung dieses Wortes kennst."

Ein Versuch noch.

„Es wird nicht lange dauern. Ich brauche nur Ihren Namen, Blutgruppe,
Allergien und dann die Krankheiten, an die Sie sich erinnern können, sie
gehabt zu haben."

„Hörst du schlecht oder soll ich noch deutlicher werden?! Verschwinde! Ich
habe jetzt wirklich keine Lust auf deine Starfleet Spielchen!"

Das war zu viel.

Methos packte den Mann am Kragen und hievte ihn gegen die Wand. Sein
Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von dem des Mannes entfernt, als er
ihn anzischte: „Ich hatte einen unglaublich langen, miserablen Tag und das
letzte, was ich jetzt brauche, ist noch eine Person, die die Zeit
verlängert, bis ich endlich auf mein Bett fallen kann, um meinen
wohlverdienten Schlaf nachzuholen und diesen Scheiß hier wenigstens für ein
paar Stunden zu vergessen! Sie werden mir jetzt bitte die besagten
Informationen zukommen lassen oder ich werde dafür sorgen, dass sie meine
Krankenstation in der nächsten Woche nicht verlassen können und sich danach
wünschen, sie nie wieder betreten zu müssen! Verstanden? Oder soll ich mich
noch deutlicher ausdrücken?"

Zwei Minuten später wusste er alles, was er von Mister O'Malley wissen
wollte, verabschiedete sich höflich und betrat den Maschinenraum. Zum Glück
hatte keiner seinen kleinen Wutausbruch mitbekommen. Er brauchte wirklich
keine weitere Feindseligkeit ihm gegenüber.


Die erste, die seine Anwesenheit bemerkte, war B'Elana Torres.
Sie sah genauso müde aus, wie er sich fühlte. „Doktor Pierson! Ich wusste
nicht, dass Sie auch Hausbesuche machen."„Nun, Miss Torres. Dies ist kein
Hausbesuch im eigentlichen Sinne. Ich bin hier, um die medizinischen Akten
zu vervollständigen."„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich nicht
‚Miss Torres' nennen sollen."Sie sah leicht verärgert aus.

‚Da macht sich die klingonische Abstammung bemerkbar. Aufpassen, Methos
alter Junge. Bei ihr kannst du dir leicht eine blutige Nase einfangen. Und
du willst nicht die nächsten Stunden damit verbringen, deine unnatürliche
Regeneration zu erklären.' „Und ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich
nicht Doktor Pierson nennen sollen," konterte er. Ihre Augen funkelten
amüsiert.

Inzwischen hatten die beiden fast die gesamte Aufmerksamkeit des
Maschinenraums auf sich gezogen. „Am besten fange ich gleich bei Ihnen an,
B'Elana. Dauert auch wirklich nicht lange." „Wenn's sein muss," stöhnte
sie. „Aber ich hatte eigentlich gedacht, Sie hätten schon genug Tests an
mir und Harry durchgeführt, Adam."

Er lächelte. In Wirklichkeit hatte er das auch. Aber irgendwie musste er
sie dazu kriegen, ein bisschen zu schlafen. B'Elana hatte schließlich
Crewmitglieder, die sie vertreten konnten.

„Sie sind erschöpft,"erklärte er, nachdem er sie gescannt hatte. „Ach
wirklich?" „Zu erschöpft, meine ich. Machen Sie eine Pause. Zwei, drei
Stunden müssten genügen. Gehen Sie in Ihr Quartier und legen Sie sich etwas
aufs Ohr."
Sie wollte schon protestieren, als er fortfuhr. „Lassen Sie jemand anderen
die Arbeit machen. Wie lange sind Sie schon auf? Fünfzehn Stunden? Zwanzig?
Ich mag Sie"– und das meinte er ernst – „ und ich will Sie nicht in ein
paar Stunden wieder auf der Krankenstation haben, weil Sie sich beim
Reparieren einer Stromleitung selbst gegrillt haben. Können Sie mir diesen
Gefallen tun? Oder soll ich es zu einem ärztlichen Befehl machen?" „Okay,
okay! Mann, Sie sind hartnäckig. Ich gehe etwas schlafen. Aber nur zwei
Stunden!"

Sie drehte sich zu den anderen Marquismitgliedern um. „Nur zwei Stunden!
Hört ihr? Wenn ich dann nicht geweckt worden bin, werden Köpfe rollen!"
‚Das hätte sie auch anders formulieren können.' Er beobachtete, wie sie
einer jungen Frau Anweisungen gab und sich dann in Richtung Ausgang
bewegte.

Als sie weg war, war er an der Reihe sich an die übrigen Marquismitglieder
zu wenden. „Und wenn ich sehe, dass Miss Torres in den nächsten sechs
Stunden wieder auf den Beinen ist, werden Sie erkennen, dass der
Wutausbruch einer Halbklingonin nichts gegen den Ärger ist, den Sie sich
mit Ihrem Arzt einhandeln können."

Gerade wollte er sich an seinen nächsten Patienten richten, als er den Buzz
eines anderen Unsterblichen spürte. Die Signatur war ihm vertraut, aber es
waren weder Duncan noch Amanda.

„Adam? Mein Gott, was tust du denn hier?" Im nächsten Moment wurde er von
einem gleichermaßen überraschten Richie in die Arme geschlossen. „Und ich
dachte schon, ich müsste die nächsten hundert Jahre auf deine schlechten
Witze verzichten."

Der jüngere Unsterbliche lächelte ihn an. Seine rot blonden Haare waren ein
kleines Stückchen länger als beim letzten Mal, als sie sich getroffen
hatten und er sah blass aus. Seinen Augen fehlte das normale Glitzern.
‚Noch ein Opfer des Schlafentzugs,' stellte der Arzt in ihm fest.

Bevor Methos zu einer Antwort ansetzen konnte, fuhr Richie in einem leisen,
verschwörerischen Ton fort. „Starfleet, he? Hätte ja nie gedacht, dass du
der Typ dafür wärst. Die Uniform steht dir aber gut. Nette Farbe. Arzt? Ist
ja eigentlich logisch bei deiner..."

Ein Finger auf seinem Mund stoppte das Gebrabbel. „Es freut mich auch, dich
zu sehen, Richie." Methos umarmte ihn noch einmal, nur um sicher zu sein,
dass sein Kopf ihm keine Streiche spielte.

„Marquis, he?" amte er ihn nach. „Ich bin froh, dass du die stürmische
Reise überlebt hast." „Naja, ‚überlebt' ist wohl nicht der richtige
Ausdruck."

Methos wusste, wovon der Junge sprach. Wäre ‚Adam Pierson' ein Sterblicher
gewesen, müsste die Voyager Crew jetzt mit dem holografischen Arzt alleine
zurecht kommen.

Plötzlich wurden die beiden sich der vielen Blicke bewusst, die auf sie
gerichtet waren. „Hey, äh, was machst du eigentlich im Maschinenraum? Hier
sind, soweit ich weiß, keine Verletzten." „Ich muss von den meisten noch
eine medizinische Akte erstellen." „Papierkram? Wir sind gerade mal drei
Tage hier und du hast schon Papierkram zu erledigen?!" „Ja, ja, ja...
Schrei nicht so rum. Ich bin auch nicht froh drüber. Aber es ist besser,
als noch mehr Schwerverletzte zu behandeln..." „Auch wahr." „...und da du
so brennend an meiner Arbeit interessiert zu sein scheinst, mache ich erst
mal mit dir weiter." Mit diesen Worten zog Methos Richie in eine etwas
ungestörtere Ecke des Maschinenraums.

„Du weißt, dass wir in spätestens ein paar Jahren Probleme bekommen
werden..." Richie blendete die folgenden Ermahnungen aus.

‚Das ist typisch Methos. Keine leichte Konversation. Er kommt immer gleich
auf die harten Tatsachen zu sprechen. Wahrscheinlich hat er sogar schon
einen Plan, wie er sich selbst, mich und Joe hier wegbekommt. Apropos...'

„Joe ist auch hier."

Das stoppte den älteren Unsterblichen. „Was?" „Ich
sagte, ‚Joe ist auch hier'." „Ich habe dich schon verstanden."„Ja klar."
„Was macht ihr denn hier?" „Weißt du, die gleiche Frage wollte ich dir auch
stellen." „Okay, du zuerst. Aber die kurze Version."

„Joe und ich haben in dem Gebiet gelebt, dass die Cardassianer von
Starfleet bekommen haben. Wir konnten nicht zulassen, was da passierte und
haben uns entschlossen, dem Marquis beizutreten."
„Seid ihr zwei völlig verrückt geworden?! Ihr solltet doch langsam gelernt
haben, dass man sich aus Krisengebieten raushält!"

Eine geflüsterte Standpauke. Methos konnte einen doch immer wieder
verblüffen. „Und das sagt mir Mr. Starfleet." „Das ist etwas..." „...völlig
anderes. Kannst du dir sparen. Den Spruch habe ich in meinen ersten hundert
Jahren schon oft genug von Mac gehört. Aber lass uns nicht streiten.
Zumindest nicht hier, wo jeder sehen kann, wenn wir uns schlagen."

Richie grinste und wusste sofort, dass er den alten Mann wieder unter
Kontrolle hatte. Dieses Grinsen funktionierte immer. Methos fand es
wahrscheinlich niedlich. Aber was war ein Teil seiner Würde, wenn er dafür
Methos' Zorn ausweichen konnte?

„Du bist dran. Was macht ‚Mr. Ich- traue-keiner-militärischen-Organisation-
im-Umkreis-von-tausend-Lichtjahren-über-den-Weg' bei den ‚größten
Pfadfindern der Galaxis'?"

Die Antwort war so leise, dass Richie sie nicht verstand. Aber nach der
Farbe in seinem Gesicht zu urteilen, hatte der alte Kauz etwas ziemlich
dummes oder furchtbar peinliches angestellt.

„Noch mal bitte. Und in einer Lautstärke, bei der ich keine Ferengiohren
brauche, um sie mitzukriegen." Richie beugte sich nach vorne, als er sah,
dass Methos den Mund aufmachte.

„Mac hat mich überredet."

Er musste sich verhört haben. „WAS?" „Ich sagte..."Aber weiter kam er
nicht, denn Richie fiel lachend zu Boden. „Mac...hat...dich...überredet?!
Mac...hat...dich..." „Bei allen Göttern. Ja! Mac hat mich überredet! So
witzig ist das nicht. Du kannst also getrost wieder aufstehen." Dazu fehlte
Richie im Moment aber die Luft.

Bis er merkte, was Methos ihm da gerade gesagt hatte. „Mac ist hier?" „Ja."
Von einem Moment zum anderen war Richie wieder vollkommen ernst. Er lie
sich mit etwas Hilfe von Methos vom Boden rauf ziehen.

„Wo ist er?" „Was weiß ich? Wahrscheinlich schläft er gerade in seinem
Quartier." „Das heißt, wir sind zu viert." „Fünft." „‚Fünft'? Wen meinst du
mit ‚fünft'?" „Rate." „Du bist gut. Da draußen treiben sich 'ne ganz schöne
Menge von uns rum. Es könnte jeder sein. Außer Amanda. Sie würde keinen Fu
auf so ein Schiff wie die Voyager setzen."

Methos Blick verriet ihm, dass er sich gerade vollkommen geirrt hatte.
„Verarsch mich nicht! Amanda kann nicht hier sein. Das ist schlicht weg
unmöglich. Wie sollte sie überhaupt auf das Schiff gekommen sein? Hier gibt
es doch gar nichts zu stehlen!" „Sie wollte sich nur eben von Mac
verabschieden." Oh. Das war eine Erklärung.

„Also sind es mal wieder nur wir fünf." „Sieht so aus. Ich muss jetzt
weiter. Der ‚Papierkram' wartet. Außerdem werden die anderen schon
misstrauisch." „Korrektur. Sie sind misstrauisch seit dem Moment, in dem
ich dir in die Arme gefallen bin."„Wir müssen uns noch eine Geschichte
ausdenken, wie wir uns kennen gelernt haben." „Joe und ich haben gesagt,
wir kämen ursprünglich von der Erde. Wenn wir sagen, wir wären uns da zum
ersten Mal begegnet, würden wir sogar nicht mal lügen." „Dann bleibt es
vorerst nur bei vagen Andeutungen von der Erde." „Ich mag vage
Andeutungen." Methos drückte ihn noch einmal und ging auf die nächste
Person zu, die so tat, als würde sie nicht versuchen zuzuhören.


Duncan MacLeod wurde abrupt aus seinem Schlaf gerissen. Ein anderer
Unsterblicher näherte sich seinem Quartier. Es musste Methos sein, da
Amanda, die ebenfalls von dem Gefühl geweckt worden war, neben ihm im Bett
saß.

„Wir hätten uns von Methos beibringen lassen sollen, wie man verschiedene
Signaturen unterscheidet, sodass man weiterschlafen kann, wenn man gerade
eine zwei Tages Schicht hinter sich hat." Amanda gähnte und legte sich
wieder hin. Da fiel Mac auf, dass der Buzz zu schwach war, um von dem
ältesten Unsterblichen zu kommen.

Er stand auf, nahm sein Schwert und ging in das Wohnzimmer. „Was ist los?"
fragte Amanda von der Schlafzimmertür aus. „Das ist nicht Methos. Der Buzz
ist falsch."In dem Moment wurde der Türmelder aktiviert.

„Mac, tu das Schwert weg." „Bist du verrückt?" „Was wenn es ein
Unsterblicher ist, der erst bei unserer Ankunft getötet worden ist? Willst
du ihn so begrüßen? Ich meine, du machst in den Boxershorts eine tolle
Figur, aber das Schwert passt farblich irgendwie nicht dazu. Außerdem sind
wir hier auf einem Schiff voller Leute. Uns kann gar nichts passieren. Kein
Unsterblicher bei klarem Verstand würde einen anderen auf einem Raumschiff
töten."

Mac brachte das Schwert weg und Amanda öffnete die Tür.

„JOE!" stieß Amanda überrascht aus, als sie sah, wer vor ihr stand.
„Amanda! Schön dich zu sehen. Der alte Mann hat also doch nicht gelogen."
„Aber... was tust du hier?" „Kann ich erst mal reinkommen?" Sie lächelte
erfreut. „Natürlich. Komm rein, komm rein..."

Chakotey sah Joe Dawson den Korridor entlang gehen. Joe war ein netter
älterer Mann und sehr kompetent. Man könnte meinen, dass seine Prothesen
für ihn ein Hindernis darstellen würden, aber die meiste Zeit merkte man
gar nicht, dass er sie hatte. Falls es mal anders war, konnte er sich immer
auf seinen jungen Freund Richie Ryan verlassen.

Die beiden waren schon ein ungleiches Paar. Mit ihren ausgefallenen Ideen
und Strategien hatten sie sich aber als unentbehrlich erwiesen.

Er wollte ihn gerade grüßen, als Dawson vor einer Tür stehen blieb. ‚Das
ist keins von unseren Quartieren. Was will er hier?' Joe wurde von einer
jungen Frau begrüßt, die sehr überrascht schien, ihn zu sehen. Ihre Augen
verrieten ihm, dass sie jedoch nicht unangenehm überrascht war. „...Der
alte Mann hat also doch nicht gelogen."

‚Welcher alte Mann?' Keiner hatte ihn bisher bemerkt und Chakotey trat noch
etwas zurück, damit es auch so blieb. ‚Es ist nicht gut, seine eigene Crew
zu belauschen. Aber was soll ich machen? Tuvoc hat sich ja schon als Spion
herausgestellt.'

„Kann ich erst mal reinkommen?" So wie sie ihn anlächelte, hätte es jedem
Mann den Atem verschlagen können. Er schien davon nicht beeinträchtigt zu
sein. ‚Also keine Ex-Freundin.'

„Natürlich. Komm rein, komm rein..." Sie zog ihn förmlich in den Raum.
Chakotey nahm sich vor, Joe später danach zu fragen und ging weiter.

„Richie und du, ihr seid also beide beim Marquis?" „Genau so ist es." „Das
gefällt ja nicht mal mir," meinte Duncan ernst und grinste dann. „Ich will
mir nicht den Ärger vorstellen, den ihr euch dafür von Methos einfangen
werdet." „Oh, Richie hat sein Fett schon weg. Er ist Methos im
Maschinenraum begegnet." „Das muss die anderen hellhörig gemacht haben."

Amanda unterbrach die beiden plötzlich. „Wann ist Richie ihm im
Maschinenraum begegnet, Joe?" „Vor circa zehn Minuten. Er hat mich danach
sofort kontaktiert. Wieso?" „Was hat er denn dort gemacht?" „Krankenakten
auf den neusten Stand gebracht. Kannst du mir jetzt sagen, was los ist,
Amanda?"

„Er ist jetzt seit unserer Ankunft auf den Beinen, weil er der einzige Arzt
ist, der übrig ist. Die ersten zwei Tage hat er sich um die Verletzten
gekümmert und ich wette mit euch, dass er noch nicht eine Minute geschlafen
hat. Er ist zwar unsterblich, aber das geht selbst ihm an die Substanz."

Die drei sahen sich besorgt an.

„Ihr wisst, was für eine Laune er kriegt, wenn er richtig müde wird?"
fragte Duncan.
„Wie könnten wir das vergessen? Ich wurde sogar schon von ihm getötet, als
ich versucht habe, ihn an einem Samstagmorgen um acht Uhr zu wecken. Zum
Glück passt er bei Sterblichen ein bisschen besser auf."

Joe lachte. „Ich kann ihn nie verstehen, wenn er mich im Halbschlaf
beleidigt. Er spricht dann immer in den komischsten Sprachen. Nicht einmal
der Universalübersetzer kriegt heraus, was er meint."

Für einen Moment wurde es still im Raum. „Richie hat um fünf
Schichtwechsel. Zu viert stehen unsere Chancen besser, ihn zum Schlafen zu
bringen." „Nach drei Tagen ohne Pause reicht es wahrscheinlich, wenn er
sich hinsetzt und er ist weg."

Duncan sprach für sie alle, als er sagte:
„Ich möchte nicht noch so einen Zusammenbruch wie im dritten Weltkrieg
miterleben. Er hat sicherlich schon wieder genug Verletzte und Tote
gesehen, um ungewollte Erinnerungen hervorzurufen."

Joe und Amanda nickten stumm. Keiner von ihnen wollte das.

Methos war damals ständig in Alarmbereitschaft gewesen. Der dritte
Weltkrieg hatte sich wirklich in allen Ländern der Erde abgespielt und die
Welt in ein Chaos gestürzt, das selbst für ältere Unsterbliche wie Amanda
unvorstellbar gewesen war.

Methos hatte deshalb die vier jüngeren Unsterblichen unter seine Fittiche
genommen und versucht, sie vor so viel Brutalität der Zeit wie möglich zu
beschützen. Er hatte sich mit ihnen an einen abgelegenen Ort in die Berge
Tibets zurückgezogen, der relativ einfach zu verteidigen war.

Duncan hatte anfangs protestiert. Es war gegen seine Kriegerehre, nicht zu
kämpfen. Nach und nach erkannte er aber, dass dieser Krieg nicht so war wie
die vorigen.

Alle Nationen hatten plötzlich damit begonnen, sich ausbreiten zu wollen.
Es gab keinen Feind in dem Sinne, weil jeder behauptete, er würde sich nur
gegen die Invasoren verteidigen. Am Ende war alles dermaßen durcheinander,
dass keiner mehr wusste, wer eigentlich angefangen hatte.

Es herrschte Untergangsstimmung. Einige der jüngeren Unsterblichen hatten
all das als Zeichen für die Zusammenkunft gesehen und fingen an, sich zu
jagen.

Manchmal wurde ihr Unterschlupf von Truppen überrannt und sie hatten
Probleme alle Angreifer abzuwehren. Die meiste Zeit aber, ging Methos
allein auf Patrouille und Duncan, Richie, Amanda und Joe bewachten das
Haus.
Die Aufteilung war logisch, da Methos die Gegend besser kannte und wusste,
wo und wie er sich gut verstecken konnte, falls es eng wurde. Dennoch
merkten sie, dass es schwer für ihn war.

Trotz allem, was er als Reiter der Apokalypse getan hatte, war Methos eher
ein Gelehrter als ein Krieger.

Nach und nach fing er an, sich von ihnen abzuschotten. Er vergrub sich
förmlich in seinen Büchern und sprach kaum noch mit ihnen. Sie konnten
nichts für ihn tun, bis er eines Tages zusammenbrach und ihnen sagte, was
los war.

Die vielen Kämpfe um ihn herum, riefen Erinnerungen zum Vorschein, die er
lange verdrängt hatte. Tagsüber hatte er sie unter Kontrolle, aber wenn er
schlief, ließen sie ihn nicht in Ruhe und quälten ihn mit furchtbaren
Alpträumen. Um ihm zu helfen, blieben sie nachts bei ihm. Es reichte schon,
wenn einer von ihnen bei Methos in der Nähe schlief. Es dauerte nicht lange
und jeder hatte sich an diese Routine gewöhnt.

Auch als der Krieg vorüber war und alle an anderen Orten der erforschten
Galaxis lebten, behielten sie diesen Brauch bei. Wenn einer von ihnen in
einer schwierigen Situation steckte, war sofort jemand zur Stelle. Meistens
aber versuchten sie, den Abstand zwischen ihren Wohnorten nicht zu gro
werden zu lassen oder sie lebten gleich zusammen. Sie mussten nicht einmal
mehr sprechen, wenn sie zusammen waren. Die Präsenz allein genügte schon.

Joe riss Amanda und Duncan aus ihren Gedanken. „Dawson an Ryan." „Richie
hier. Was ist Joe? Hast du Amanda und Duncan gefunden?" „Ja. Wir kommen zum
Maschinenraum, wenn deine Schicht zu ende ist. Wir wollen versuchen, Adam
dazu zu bringen ein bisschen zu schlafen." „Gute Idee. Er sah nicht so gut
aus, wenn ich drüber nachdenke. Wir sehen uns dann ja gleich. Ryan Ende."

Amanda kicherte. „Typisch Jugend. Kein ‚Hey, wie geht's Amanda und Duncan?'
oder ähnliches. Duncan," sie machte eine dramatische Pause, „ich befürchte,
wir haben bei seiner Erziehung versagt." „Wie hast du bitte an seiner
Erziehung mitgewirkt? In dem Zeitraum, der gezählt hätte, warst du doch nie
da!" „Oh, sehr gut. Dann ist es allein deine Schuld!"

Während Amanda auf dem Sofa saß und lachte, ging Joe zum Replikator, holte
jedem ein Glas Orangensaft und setzte sich wieder. Als er die Blicke sah,
die seine Freunde auf den Orangensaft warfen, zuckte er mit den Achseln und
sagte: „Seid froh, dass das Orangensaft ist. Die Replikatoren funktionieren
noch nicht so richtig. Ihr solltet mal sehen, was da sonst noch alles
rauskommen kann." Die drei toasteten sich zu. „Also, Amanda, erzähl mal.
Wieso bist du eigentlich hier?"


‚Die Brücke. Endlich.' Methos hatte während der gesamten Fahrt im Turbolift
der Versuchung widerstanden, sich an die Wand anzulehnen. Er wusste, er
würde sofort einschlafen, sobald sein Körper den Rückhalt bemerkte. Er trat
aus dem Turbolift heraus und sah sich um.

Es waren ein paar Leute da, die er schon kannte. Harry Kim stand an der
wissenschaftlichen Station, der Vulkanier Tuvoc an der Waffenstation,
Captain Janeway saß in ihrem Sessel und Tom Paris steuerte das Schiff. Tom
hatte ihm schon in der Krankenstation geholfen. Er hatte Talent. Man musste
ihn nur vorsichtig dazu bringen dieses Talent zu erkennen und einzusetzen.

Methos wollte schon auf Harry zugehen, als er an den Captain dachte.
„Captain Janeway? Würde es stören, wenn ich eben die medizinischen Akten
vervollständige?" „Keines Wegs, Doktor Pierson. Es ist sogar gut, dass Sie
hier sind. Ich wollte Ihnen noch sagen, dass für morgen früh um acht Uhr
ein Meeting ansteht. Als Chefarzt erwarte ich Sie dort." ‚Acht Uhr? Wer
beruft denn ein Meeting zu solch nachtschlafender Zeit ein?' „Kein Problem,
Captain." „Gut. Es wird auch nicht lange dauern, hoffe ich."

Sie hatten Richie abgeholt und sich dann sofort auf die Suche nach Methos
gemacht. Auf Raumschiffen war das natürlich besonders leicht, weil sie
zusätzlich zu dem Buzz noch den Schiffscomputer benutzen konnten, um ihren
Freund zu lokalisieren. Es dauerte nur zehn Minuten bis Amanda, Richie,
Duncan und Joe Methos Signatur spürten. Er ging gerade in Richtung
Krankenstation, als sie ihn sahen.

„Adam! Hey, warte mal auf uns!"Methos drehte sich um.

Er war noch blasser als sonst. Nur die Augenringe und sein unordentliches
Haar stachen farblich heraus. „Hallo Joe. Lange nicht gesehen." Seine
Stimme klang monoton. Fast so als hätte er Probleme, die Sätze zu
formulieren. „Anscheinend. Du siehst furchtbar aus!" „Danke, ich liebe dich
auch." „Ich meine es ernst, Methos. Wann hast du das letzte Mal
geschlafen?" „Welchen Tag haben wir heute?"

Amanda fasst ihn daraufhin am Ellbogen und versuchte ihn von der
Krankenstation wegzuführen, während sie mit ihm sprach. „Hast du jetzt alle
Leute in den Akten?" Er nickte. „Klasse. Dann bringen wir dich jetzt zu
deinem Quartier und du schläfst mal wieder so richtig aus."

Methos blieb stehen. „Ich muss aber noch alles in den Computer bringen und
mit den wenigen vorhanden Daten vergleichen." „Du musst gar nichts." „Ich
schätze es sehr, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber das dauert
wirklich nicht lange. Dann habe ich den scheiß ‚Papierkram' hinter mir und
gehe ins Bett." Sie sahen ihn skeptisch an. „Wer weiß, was passiert, wenn
ich das nicht gleich hinter mich bringe? Ich habe nun wirklich keine Lust,
das alles noch mal zu machen und dabei jedem zu erklären, was aus den
fertigen Akten geworden ist." „Wir könnten dir helfen," schlug Richie vor.
„Danke, aber ich habe genauso wenig Lust darauf, dass mir Janeway ein
Verfahren anhängt, weil ich die ärztliche Schweigepflicht missachtet habe."

Duncan sah ihm tief in die Augen. „Du wirst dich gleich, wenn du fertig
bist, in dein Quartier begeben." „ Du kannst mir glauben. Es gibt nichts,
was ich lieber tue, oh mein Clanoberhaupt." „Versprich es." „Ich verspreche
es. Pfadfinder Ehrenwort." „Methos, du warst nie ein Pfadfinder." „Ich war
viele Dinge, MacLeod."

Richie umarmte ihn noch einmal, Joe klopfte ihm auf die Schulter und Amanda
hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Methos." „Nacht, Amanda.
Euch allen natürlich."

Duncan und Amanda machten sich zu ihrem Quartier auf und Richie und Joe
gingen noch zur Kantine. „Ich gehe gleich schlafen, wenn ich fertig bin,"
sagte Methos zu sich selbst, als sie außer Hörweite waren. „Das wird zwar
erst nach dem Meeting sein, aber das müssen die ja nicht wissen." Damit
machte er sich an die Arbeit.

Als B'Elana und Harry die Kantine betraten, waren nur wenige Leute dort.
Ganz hinten in einer Ecke saß Commander Chakotey. Die beiden holten sich
ihr Essen ab und steuerten auf ihn zu.

„Hey, Commander. Noch ein Platz frei?" Chakotey antwortete nicht, sondern
stocherte weiter auf seinem Tablett herum. B'Elana sah Harry besorgt an.
Normalerweise war Chakotey nie geistesabwesend. Sie konnte sich vorstellen,
woran er dachte.

Es war für alle schwer, so weit von zu Hause weg zu sein, aber sie wollte
nicht, dass er zu sehr in eine Depression verfiel. „Chakotey?" „Was? Oh,
B'Elana. Was hatten Sie gesagt?" „Ich hatte gefragt, ob noch Platz frei ist
für Harry und mich." „Natürlich, natürlich..."Sie setzten sich und er
machte weiter, wo er aufgehört hatte.

„Ich kann ja verstehen, dass Sie das nicht essen wollen," meinte B'Elana
nach ein paar Minuten und zeigte mit ihrer Gabel auf die rosa Masse, die er
von Tellerrand zu Tellerrand schob, „aber es wird nicht appetitlicher, je
länger Sie Ihr ‚Essen' malträtieren. Eher das Gegenteil ist der Fall." Er
lächelte darauf kurz und schob den Teller zur Seite. Harry stieß B'Elana
leicht an und hob die Augenbrauen. Sie verdrehte die Augen. Subtilität half
hier gar nichts.

„Worüber haben Sie nachgedacht?" „Bin ich so offensichtlich? ... Nicht über
daheim, falls Sie das dachten." Er schwieg wieder und richtete sich dann an
Harry. „Mr. Kim, kennen Sie eine kleine junge Frau mit den kurzen blonden
Haaren?"

B'Elana tobte innerlich. ‚Ich mache mir Sorgen um ihn und er denkt nur an
eine Frau?!'

„Sie meinen Amanda Darieux." „Das heißt, Sie kennen Sie."„Ja,
natürlich. Sie ist die einzige Zivilistin an Bord gewesen." „Was macht eine
Zivilistin auf einem Starfleet Schiff? Noch dazu auf einem mit einer
gefährlichen Mission?" „Oh, das ist eine lustige Geschichte..."

„Was interessiert Sie überhaupt diese Frau?" platzte B'Elana dazwischen.
„Joe scheint sie zu kennen." „Wer ist Joe?" „Joe ist eins der ältesten
Crewmitglieder auf unserem Schiff. Er ist ein kompetenter Mechaniker und
guter Pilot," antwortete die Halbklingonin. „Außerdem zeigt er große
Qualitäten als Kummertante." „Kummertante?" fragte Harry verwirrt. „Wenn du
ein Problem hast, geh zu Joe und sprich dich aus. Falls dir das Gespräch
allein nicht hilft, findet er auf jeden Fall eine Lösung für dich."

„Joe ist außerdem der ältere Mann, der gerade reingekommen ist," fügte
Chakotey leise hinzu. Harry und B'Elana drehten sich um.


Wenn ein Mensch sich während eines Gespräches plötzlich umdreht und dich so
ansieht, wie die drei Personen in der Ecke sie gerade angeguckt haben, kann
man sich zu hundert Prozent sicher sein, dass von einem selbst gesprochen
wurde.

Richie blickte seitlich zu Joe. Er hatte es auch gemerkt. Die beiden gingen
zur Essensausgabe. Als sie jedoch den rosa Schleim sahen, der serviert
wurde, machten sie kehrt und gingen zu den Replikatoren. Ihr Zugang war
zwar rationiert und die Replikatoren hatten immer noch ein paar kleinere
Funktionsfehler, aber sie wollten das Risiko nicht auf sich nehmen, wegen
einer Lebensmittelvergiftung als Unsterbliche aufzufliegen.

Als sie an den Tisch der anderen kamen, taten die so, als hätten sie sie
noch gar nicht bemerkt. ‚Sehr originell und so unauffällig.' „Können wir
uns zu Ihnen setzen oder ist das eine Privatparty?" fragte Richie. „Sie
setzen sich natürlich. Was für ein kommandierender Offizier wäre ich, wenn
ich eine solche Distanz zwischen uns lassen würde?" Richie grinste.

Er mochte Chakotey sehr. Der jüngere Mann wusste, wie er auf Menschen
zugehen musste und er hatte für sein Alter schon eine außergewöhnliche
Weisheit erlangt. ‚Ich spreche von Weisheit. Wenn Methos das hört, lacht er
sich tot.'

„Harry Kim, darf ich Ihnen Richard Ryan und Joe Dawson vorstellen?" „Freut
mich sehr," erwiderte Harry und streckte seine Hand aus. ‚Er schwitzt und
zittert leicht. Muss wohl ziemlich schüchtern sein.' Joe versuchte, etwas
zu sagen, doch B'Elana fiel ihm ins Wort.

„Hey, Ryan! Mir fällt gerade wieder ein, dass ich, als ich vorhin im
Maschinenraum war, von deiner Begegnung mit Doktor Pierson gehört habe.
Woher kennst du ihn?" Chakotey sah ihn überrascht an. „Wir...äh," ‚Mist,
wir haben uns noch auf keine Geschichte geeinigt. Dann muss ich mich wohl
an die vagen Andeutungen halten.' „...kennen uns von der Erde." Er zögerte.
‚Was kann ich ihnen noch sagen?' Joe nahm ihm diese Entscheidung ab.

„Adam war schon lange ein Freund von mir. Eher gesagt der Freund eines
Freundes. Und wir haben dann Richie über Duncan MacLeod kennen gelernt."
Bei dieser Anmerkung stutzte Harry. „Der MacLeod von unserem Schiff?" „Der
und kein anderer."

Es sollte anscheinend keiner von ihnen zum Essen kommen, denn Chakotey
wollte noch mehr wissen. „Und wer war die Frau, die Sie heute getroffen
haben, Joe? Ich habe Sie beide zufällig gesehen, als ich zum Turbolift
ging." ‚Ganz zufällig natürlich.' „Das ist Amanda. Duncans Freundin."

„Wenn ich das mal zusammenfassen darf," warf Chakotey ein. „Sie kannten
Adam und haben dann über diesen Duncan MacLeod seine Freundin Amanda und
Richie getroffen. Und jetzt sind Sie alle hier? Das ist..." „...vertrackt.
Ich weiß. Wir waren alle ziemlich überrascht." B'Elana lächelte. „Nicht so
überrascht, wie meine Leute im Maschinenraum, als Richie Adam in die Arme
gesprungen ist." Joe kicherte. „Ja, ja. Unser Richie kann schon sehr
emotional reagieren."

Chakotey, B'Elana und Harry versuchten während des gesamten Essens mehr
Informationen von den Unsterblichen zu bekommen. Allerdings hatten die zwei
Männer mehr Erfahrung darin, unangenehmen Fragen auszuweichen und sie
hatten vierhundert Jahre lang vom Meister gelernt.

Als Richie und Joe sich verabschiedeten, ließen sie drei äußerst
misstrauische Sterbliche zurück, die nicht im geringsten damit zufrieden
waren, was sie erfahren hatten – oder eher nicht erfahren hatten.

Zehn Minuten bevor das Meeting offiziell beginnen sollte, waren schon fast
alle Starfleet Offiziere im Konferenzraum versammelt. Nur Doktor Pierson
fehlte noch. Janeway kontaktierte ihn und orderte ihn unverzüglich zu ihr.
Sie wollte noch einmal mit ihnen über die Verhaltensregeln den Marquis
gegenüber reden und sie nach ihrem Befinden und dem der Crew befragen.

„Die Marquis gehören jetzt zu unserer Mannschaft und wir werden – streichen
sie das – wir müssen ein Team bilden, um hier draußen überleben zu können.
Jeder von Ihnen," dabei sah sie nach der Reihe alle Anwesenden im Raum an,
„wird also hilfsbereit kooperieren und ein Vorbild für die restlichen
Crewmitglieder sein. Verstanden?" Ein Chorus von „Ja, Ma'am!"folgte ihrer
Frage.

„Trotzdem möchte ich, dass Sie sich sofort bei mir melden, wenn Sie
Probleme haben sollten." Ihr Blick blieb lange auf Tom Paris gerichtet.
„Die Marquis müssen sich unser Vertrauen erst noch erarbeiten, genauso wie
wir ihres. Das wichtigste ist jetzt aber erst einmal, eine Verbindung zu
ihnen aufzunehmen."

„Captain Janeway, Ma'am? Ich glaube, diese Verbindung könnten wir schon
haben," meldete sich Harry Kim etwas zögerlich zu Wort. Auf ihren fragenden
Blick hin, erklärte er alles, was er über MacLeods und Piersons Verbindung
zu Dawson und Ryan wusste.

Die Tür öffnete sich mit einem Zischen und einer der zuvor genannten betrat
den Raum. „Entschuldigen Sie die Verspätung, Captain." Doktor Pierson
versuchte nicht weiter zu erklären, wieso er erst jetzt kam, obwohl sie ihn
über das verfrühte Treffen informiert hatte und ihr war das nur recht. Die
anderen würden bald kommen.


Als der Captain ihre vorigen Instruktionen für Pierson noch einmal
wiederholte, nahm Tom sich die Zeit, den Arzt etwas genauer anzusehen. Er
hatte schon bemerkt das Adam – der Mann bestand darauf, dass er ihn beim
Vornamen nannte – etwas blass aussah, als dieser den Raum betrat. Jetzt
musste er das zurücknehmen.

‚Der Mann sieht tot müde aus.' Adam hatte dunkele Ringe unter den Augen,
sein Haar war zerzaust und wahrscheinlich nur mit den Fingern ‚gekämmt' und
er hatte noch die Überreste einiger morgendlicher Bartstoppeln im Gesicht.
‚Er sieht zehn mal älter aus, als vor zwei Tagen und da hatte er gerade
alle Hände voll mit seinen Patienten zu tun.' Pierson fiel förmlich in
seinen Stuhl neben ihm und der Pilot glaubte, einen leisen Seufzer von ihm
gehört zu haben.

Natürlich sprang Janeway gleich auf Adams zwei Marquisfreunde an. ‚Entweder
sieht sie nicht, wie beschissen er aussieht oder es ist ihr egal,' dachte
Tom etwas enttäuscht. Er hielt die Frau eigentlich für einen ganz guten
Vorgesetzten, also musste sie den Zustand des einzigen Arztes an Bord doch
bemerken, oder etwa nicht?

Der Befragte hatte gerade wage erklärt, dass er die anderen auf der Erde
kennen gelernt hatte, als sich die Tür abermals öffnete und zuerst
Commander Chakotey, Lieutenant Torres und danach der Talaxianer Neelix und
seine Freundin Kes den Raum betraten.

Der Commander schien nicht glücklich darüber zu sein, dass alle anderen
schon versammelt waren, aber schließlich war er nicht auf seinen Kopf
gefallen. Er hatte sicherlich schon zwei und zwei zusammengezählt und
wusste, worüber sie zuvor gesprochen hatten. Trotzdem ließ er sich nichts
anmerken, als er sich auf den freien Platz neben den Captain setze. Damit
konnte das offizielle Meeting beginnen.

Amanda driftete langsam aus dem Land der Träume in den Wachzustand hinüber.
Duncan und sie waren gestern Abend sofort ins Bett gegangen. Sie hatte
allerdings lange nicht schlafen können, da sie sich um Methos sorgte. Jetzt
hatte sie das dringende Bedürfnis nach ihm zu sehen. Sie ließ sich vom
Computer sagen, wo sich sein Quartier befand und machte sich nach einen
großen Frühstück, dass aus Macs Replikatorrationen bestand, und einer
Dusche auf den Weg zu ihm. Duncan war schon längst auf der Brücke.

Sie wusste spätestens dann, dass alles umsonst gewesen war, als sie vor
seiner Tür stand und keinen Buzz spürte. Als sie den Computer befragte,
erfuhr sie das Methos in einem Meeting mit Captain Janeway saß. ‚Ich kann
dieses Weibsstück mit jedem Tag weniger leiden.', dachte Amanda verbittert.

Auf ein Bauchgefühl hin begab sie sich noch zur Krankenstation, um zu
überprüfen, wo ihr sturer Freund die Nacht denn nun wirklich verbracht
hatte. In seiner gewöhnlich kühlen Art und mit etwas Genugtuung
beantwortete das MHN ihre Frage.

‚Du hast versprochen, dich auszuschlafen, du alter Bastard! Ich werde dir
deinen kleinen, verlogenen Arsch versohlen – nachdem ich dich für einen
Woche in deinem Schlafzimmer ans Bett gefesselt habe.'

„Darieux an Ryan. Richie, melde dich verdammt noch mal!" „Amanda, was ist
los? Weißt du wie spät es ist?" „Richie, wann hast du Schichtbeginn?" „In
fünf Stunden. Wieso?" „Gut. Dann komme ich jetzt zu dir. Sag Joe, dass er
auch kommen soll, wenn er kann." „Aber was ist denn..." Sie trennte die
Verbindung.

‚Gott. Ich liebe dramatische Auftritte!' dachte sie lächelnd. ‚Außerdem
muss ich ja nicht die einzige sein, die sich Sorgen macht!'

„Wieso regst du dich so auf?" fragte Richie irritiert. „Methos muss zu
diesem Meeting, das Janeway angesetzt hat. Du kannst nicht von ihm
verlangen, das ausfallen zu lassen!" Joe stimmte ihm zu. „Als einziger Arzt
ist es seine Pflicht, dort zu sein. Außerdem," fuhr er beruhigend fort,
„geht es Methos bestimmt schon besser, nachdem er die Nacht geschlafen
hat."

„Genau,"meldete sich Richie wieder zu Wort. „Wie viel Uhr haben wir
ihn gestern gesehen? Um acht oder neun? Er war sicher schnell damit fertig,
die Akten zu kopieren und hat sich dann aufs Ohr gehauen."

Amanda, die die ganze Zeit nur wie ein aufgescheuchtes, sehr wütendes Huhn
in Richies Wohnzimmer herumgelaufen war, blieb stehen und sah die beiden
Männer rasend an. ‚Wenn Blicke töten könnten.' Joe erschauerte bei dem
Gedanken. Amanda war zu allem fähig, wenn sie so in Rage war. „Das ist es
ja gerade. Ich habe mich beim Computer und beim MHN informiert. Er hat
nicht geschlafen, sondern die ganze Nacht durchgearbeitet. Vielleicht ist
er zwischendurch eingedöst, aber das kann man nicht als gesunden Schlaf
bezeichnen!"

„Wieso hat er denn die ganze Nacht gearbeitet?!" „Rate mal, wie hoch seine
Konzentration war nach vier Tagen ohne Schlaf! Es ist ganz natürlich, dass
dann alles etwas länger dauert. Aber das hat jetzt ein Ende! Dann muss
unser ‚wunderbarer Captain' wohl oder übel auf ihn verzichten müssen. Ich
hole ihn jetzt da aus dem Meeting raus und ihr werdet mir helfen! Zum Glück
ist Duncan schon auf der Brücke."

Amanda ging ohne auf Zustimmung zu warten zur Tür und setzte Kurs auf den
nächsten Turbolift. Den beiden anderen blieb nichts anderes übrig, als ihr
zu folgen.


Methos hatte eine schwere Zeit, sich auf das, was gesagt wurde, zu
konzentrieren. Die Stimmen drifteten immer weiter weg und das Licht wurde
erst heller und dann dunkeler. Er kannte die Symptome und wusste, dass er
dringend schlafen musste.

‚Noch ein paar Minuten, alter Mann. Dann ist alles vorbei. Dann gehe ich in
mein Quartier und ruhe mich aus.'

Er versuchte noch ein wenig, auf seinen Captain zu achten, als ihm eine
erschreckende Frage durch den Kopf schoss. ‚Captain? Welcher Captain?... Wo
bin ich?'

Er blickte in die Runde, um sich zu orientieren. Am Tisch saßen ein paar
Menschen, ein Vulkanier – ‚Starfleet.' – zwei Humanoide, die er nicht
zuordnen konnte, und eine verkappte Klingonin.

‚Haben wir nicht Krieg? ... Nein, der ist schon vorbei... Wie lange?'
Methos' gesamte Identität verschwand plötzlich. ‚Wer bin ich? Name. Name!
Marcus? Francois? Piotre? Nein, nein, nein, nein!'

Je mehr er sich anstrengte, desto mehr Wissen ging ihm verloren.
Identitäten, Sprachen, Orte und vergangene Zeiten wechselten sich im
Sekundentakt in seinem Kopf ab. Panisch sah er sich noch einmal um und
überprüfte, ob auch niemand etwas gemerkt hatte.

‚Wer sind diese Leute? Was mache ich hier?' Er checkte seine Kleidung.
‚Starfleet. Ja, genau... Wieso bin ich bei Starfleet?!' Der Unsterbliche
lehnte sich im Stuhl zurück, um sich zu entspannen. ‚Das ist es. Wenn du
dich entspannst, kommt bald alles wieder...'

Kes betrachtete Adam besorgt. Einen Moment lang schien er in Panik geraten
zu sein, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte weshalb. Jetzt saß er
sichtlich ausgelaugt in seinem Stuhl.

Die Augen des Mannes waren geschlossen, aber er schlief nicht. Sie wusste,
dass er lange gearbeitet hatte. ‚Vielleicht sollte ich den Captain bitten,
ihn zu seinem Quartier bringen zu lassen. Aber vielleicht nehme ich mit
dann zu viel heraus. Das wäre sicher respektlos.' Bei ihrem Volk galt sie
schon als Erwachsene, schließlich war sie schon ein Jahr alt, aber die
Wesen auf diesem Schiff... Wenn sie sich vorstellte, dass die Menschen um
sie herum alle schon mehr als zwanzig Jahre alt waren!

‚Sie wissen sicherlich, was sie tun.'

Die Turbolifttür zur Brücke öffnete sich. Einige drehten sich neugierig um,
aber Mac wusste schon, wer da kam. Er hatte die drei Signaturen kurz vor
ihrer Ankunft gespürt und da Methos im Konferenzraum war, mussten es die
restlichen Unsterblichen sein, die sich an Bord befanden.

‚Das wird bald sicher ziemlich langweilig hier werden,' überlegte er
enttäuscht. ‚Obwohl... Methos könnte uns wirklich mal diesen Trick
beibringen, den er kennt. Andere Unsterbliche an ihrem Buzz zu erkennen,
ist mehr als nur praktisch. Es erspart einem auch manchen Weg zu seinem
Schwert, wenn es sich nur mal wieder um einen unangekündigten Besuch eines
Freundes handelt.'

Er überprüfte noch einmal den Kurs und drehte sich dann um. „Amanda. Was
tust du hier? Meine Schicht ist noch lange nicht vorb..."

Er vergaß vollkommen, dass er sie noch ermahnen wollte, weil sie ihn nicht
während seiner Schicht besuchen durfte. Den eiskalten Blick, der ihn
durchbohrte, hatte Duncan schon öfter in seinem Leben gesehen und er betete
inbrünstig, dass er nicht für ihn gemeint war. ‚Diesmal hat aber sicher
niemand ihre – oder besser gesagt meine – Kreditkarten gesperrt. Was geht
hier also vor sich?'

„Joe, Richie und ich werden nur eben Doktor Pierson aus der Konferenz holen
und ihn in sein Quartier verfrachten," erwiderte sie kühl. Joe und Richie
sahen irgendwie unbeholfen aus, wie sie hinter Amanda standen und darauf
warteten, was sie als nächstes tun würde. Aber Duncan konnte nichts anderes
von ihnen erwarten. Wenn Amanda in dieser Verfassung war, konnte sie
niemand aufhalten.

„Amanda, warte doch, bis die Konferenz zu ende ist..." Sie hörte ihm jedoch
schon gar nicht mehr zu, sondern ging zielstrebig auf die Tür zu. Die
anderen Mitglieder der Beta-Brückenschicht blickten verwirrt von Amanda zu
ihm und zurück.

Duncan zuckte nur mit den Achseln und ging dann wieder an seine Arbeit. Als
sie die Tür automatisch wieder hinter den dreien schloss, hatte er keine
Chance mehr zu hören, was sich dahinter abspielte. Leider hatte er genug
Vorstellungskraft.

Kes blickte noch einmal von Captain Janeway zu Adam. Er war vollkommen
ruhig und seine Augen waren wieder geöffnet. Trotzdem schien er ...
verwirrt zu sein? Sein Blick zeigte es ganz deutlich. Sie nahm gerade all
ihren Mut zusammen, um den Captain auf seine Lage anzusprechen, als sie ein
merkwürdiges Gefühl an ihrem Hinterkopf spürte.

Erst dachte sie, Neelix hätte seine Hand in ihrem Haar, wie er das so oft
tat, doch dann merkte sie, dass dieses Gefühl nicht an, sondern in ihrem
Kopf entstand. Beunruhigt blickte sie sich um. Irgendetwas passierte auf
der Brücke und es war definitiv nicht gut. Kes verstand nicht, woher sie
das wusste, war sich aber dennoch sicher. Es fühlte sich an wie ... Wut.
Und Sorge.

Adam schien es auch gemerkt zu haben, denn er setzte sich weiter auf und
rutschte mit seinem Stuhl etwas vom Tisch zurück. Der Türmelder zeigte an,
dass jemand den Raum betreten wollte. Gespannt wartete Kes, wer eintreten
würde.

‚Wieso hätte ich mir das auch denken können?' überlegte Janeway verärgert,
als Amanda den Raum betrat. ‚Diese Frau muss eine Agenda gegen mich haben.'
„Miss Darieux. Dürfte ich erfahren, was Sie hier wollen? Wie Sie sicherlich
wissen, ist das hier ein Meeting der Führungsoffiziere und soweit ich weiß,
bezieht das Sie nicht ein." „Dessen bin ich mir vollkommen bewusst. Ich
wollte auch nicht lange stören, sondern nur kurz etwas mitnehmen."

Hinter ihr erschienen zwei weitere Crewmitglieder in der Tür. Captain
Janeway hatte zumindest den jüngeren von beiden schon einmal im
Maschinenraum gesehen, konnte ihn aber beim besten Willen nicht benennen.
Commander Chakotey nahm ihr diese Aufgabe ab.

„Mr. Dawson und Mr. Ryan. Könnten Sie uns vielleicht eine etwas
detailliertere Antwort geben?" Auch er schien nicht begeistert davon zu
sein, dass gerade zwei seiner Leute die Versammlung unterbrachen.

„Wir wollten fragen,"– Amanda schnaubte verächtlich, was ihr einen bösen
Blick von Joe einbrachte – „ob Doktor Pierson hier noch benötigt wird."
Einige drehten sich zu ihm um. Adam saß nun kerzengerade am Tisch mit einem
gespannten und aufmerksamen Ausdruck im Gesicht. „Gibt es einen
medizinischen Notfall?" erkundigte sich Tuvok.

„Nein," meldete sich jetzt Mr. Ryan zu Wort. Er ging um den Tisch auf Adam
zu, der noch immer keinen Ton von sich gegeben hatte. „Es ist nur so, dass
Adam in den letzten Tagen nicht geschlafen hat und wir halten es für
sinnvoll, dass er das jetzt unverzüglich nachholt."

Plötzlich stand Dawson auf der anderen Seite von Adam und legte ihm eine
beruhigende Hand auf die Schulter. Adam wollte aufstehen, aber die Hand
übte ein wenig Druck aus und hielt ihn auf seinem Platz.

„Wenn du nicht willst, dass Amanda noch wütender auf dich wird, Adam, dann
solltest du jetzt schön brav mit uns kommen," flüsterte Joe ihm zu. Pierson
nickte und stand zitternd mit etwas Unterstützung seiner beiden Freunde
auf.

Captain Janeway sah erst Amanda an, die immer noch an der Tür stand, dann
die beiden Männer, die ihren Chefarzt offensichtlich auf den Beinen hielten
und zuletzt Adam. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Ihre Verfassung
so schlecht ist. Ich rate Ihnen, dass ich Sie die nächsten zwei Tage nicht
auf der Krankenstation sehe. Verstanden?" Doktor Pierson nickte und
antwortete kurz. Damit verließen die vier den Konferenzraum.

„Hat irgendeiner verstanden, was Adam da gerade gesagt hat?" wollte Tom
wissen. B'Elana schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Der Universalübersetzer
konnte jedenfalls nichts damit anfangen." „Müdigkeit führt manchmal dazu,
dass man die komischsten Laute von sich gibt. Obwohl sich das doch sehr
nach einer Sprache angehört hat," kommentierte Harry.

Der Rest des Meetings verlief vollkommen problemlos und am Ende gestand
sich Janeway im Stillen ein, dass sie wirklich schon eine Verbindung zu den
anderen Crewmitgliedern gefunden hatten. Diese Verbindung bestand aus ein
paar sehr besonderen jungen Menschen an Bord.

Zumindest in einem Punkt ihrer Feststellung hatte sie recht: Sie waren
etwas besonderes – wenn auch nicht mehr all zu jung.