Out of Control
Autor: Maxwell-chan
Fandom: Gundam Wing/AC
Disclaimer: Gundam Wing gehört nicht mir und ich verdiene hiermit kein Geld. Jedoch gehören die Story und alle OCs mir.
Verdienen kann und werde ich hiermit allerdings NICHTS.
Story: Das Ganze ist aus dem Ruder gelaufen. Aus einer einfachen Fortsetzung zu "A Night At The Bar" wurde dieser Action/Romantik-Epos.
Zwei verfeindete Gruppen. Zwei Beziehungen, die nie und nimmer funktionieren können. Abermillionen von Leben, die auf dem Spiel stehen.
Wer würde nicht gerne für das Schicksal der Menschheit verantwortlich sein?
Und dabei begann alles so harmlos...
Song zu Kapitel 1: "Was hält und wach?" von Wunder
Kapitel 1: Threnody (Klagelied)
Hilde hatte diese Stunde, die sie allein in der Bar verbrachte, wirklich allerhand zu tun. Dass Duo nicht zurückgekommen war, wertete sie als gutes Zeichen. Ansonsten, so war sie sich sicher, hätte Duo sich sicherlich bei ihr ausgeheult. Arbeit hin oder her!
Was sie gut nachvollziehen konnte, hatte sie doch diese blonde Frau gesehen, die Duos Schwarm auf die Pelle gerückt war. Sie hatte in ihrem Leben noch niemanden erlebt, der so penetrant sein konnte. Und das sollte schon was heißen, immerhin war sie mit Duo befreundet.
Wieder sah sie auf die kleine Uhr, die sie verkehrt herum am Handgelenk trug. Noch zehn Minuten, dann sollte Zechs, sofern er sich an seine Ansage hielt, endlich hier auftauchen! Sie könnte Luftsprünge machen!
Zechs war wirklich niemand, den sie als unzuverlässig, unpünktlich oder vergesslich einstufen würde.
Darum war sie sich auch so sicher, dass er auftauchen würde. Allerdings konnte sie bei dem Grund, eine Stunde früher anzufangen, nur die Augenbrauen heben. Was konnte an einem Mitbewohner so schlimm sein, dass man freiwillig aus der Wohnung flüchtete? Und das nachts? Sie zuckte innerlich die Schultern, als sie einem schon etwas angeheiterten Gast seinen Cocktail hinstellte, der ihr freundlicherweise einen Schein extra zusteckte.
Das war einer der Gründe, warum sie ihren Job so liebte: kaum klimperte man ein wenig mit den Wimpern, setzte ein süßes Lächeln auf und rasselte ein paar freundliche Floskeln herunter, wurden die Gäste, die schon etwas mehr intus hatten, spendabel. In dieser Hinsicht war sie Duo sehr ähnlich.
Hilde erlaubte sich ein erleichtertes Ausatmen, als sie Zechs endlich neben sich entdeckte. "Da bist du ja endlich", rief sie über die Musik hinweg, "man, ich war noch nie so froh, dich zu sehen! Glaub mir!"
Zechs warf sein helles Haar über seine Schulter und blickte sich dann um. "Kann ich verstehen!", antwortete er. "Wo ist Duo denn?" Er blickte fragend zu Hilde, während er seine Arbeit begann und für eine noch recht junge und zum Glück nüchterne Frau Bier abzapfte.
Bei dieser Frage grinste Hilde den älteren Mann neben sich an. Doch gerade, als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, bestellte ein Gast etwas bei 'der reizenden Lady mit den kurzen Haaren', so winkte sie nur ab und vertröstete den Blondhaarigen auf später.
Später war bei den beiden jungen Erwachsenen gegen halb zwei in den Morgenstunden, als Hannah und zwei andere Kollegen sie abgelöst hatten und sie beide somit nun Feierabend machen konnten.
Hilde streckte sich, als sie aus dem Club traten. Aus irgendeinem Grund schlugen ihr die harten Bässe nach einiger Zeit auf den Magen. Zechs hatte ihr großzügigerweise angeboten, sie heimzufahren, was die schwarzhaarige Frau gerne angenommen hatte. Halb zwei mit der S-Bahn zu fahren war nicht immer ein Vergnügen.
"Also", griff Zechs die unbeantwortete Frage wieder auf, als er ausgeparkt hatte, "was ist nun mit Duo?"
Hilde schenkte ihm einen bedeutsamen Blick. "Du erinnerst dich doch sicher an diesen Braunhaarigen, Heero oder so, der immer in die Bar gekommen ist?" Ein Grinsen breitete sich über ihr Gesicht aus.
Doch der Blondhaarige nickte nur. "Ja, und?" Was sollte mit ihm sein? Er hatte ihn auch ein paar Male gesehen, aber ihm war nichts Besonderes aufgefallen.
Ihr Grinsen wurde einen Tick schmaler, als Zechs ihr dies erklärte. "Man, du merkst echt gar nichts!" Sie seufzte theatralisch, bevor sie sich daran machte, ihm zu erklären: "Na, zwischen den beiden hat's doch gefunkt, und das nicht erst seit vorhin." Sie berichtete, was sie mitgekriegt hatte. Das war zwar keineswegs viel, denn auch sie musste ihre Augen nunmal woanders haben, wenn sie nicht falsche Getränke ausschenken wollte, doch als sie erwähnte, dass dieser Heero Duo geküsst und der Langhaarige ihm daraufhin hinterhergerannt war, bekam auch Zechs große Augen.
"Sowas entgeht dir natürlich nicht", zog er seine jüngere Kollegin mit einem leichten Grinsen auf, das aber irgendwie nicht zu seiner Stimmung heute passen wollte.
Als Hilde ihn jedoch darauf ansprach und fragte, was denn los sei, zuckte er nur mit den Schultern. "Mein neuer Mitbewohner. Er ist die Hölle. Die ganze Zeit lamentiert er über irgendwelche Ungerechtigkeiten, aber sobald man es wagt und ihn darauf anspricht, wird er sauer." Der hochgewachsene Mann konnte nur seufzen. "Dabei meinte Quatre, er wäre nett."
Er bog in eine Seitenstraße ein und während seine Gedanken zu seinem chinesischen Mitbewohner wanderten, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Allerdings kein angenehmer.
"Ach komm", Hilde machte eine wegwerfende Handbewegung, "wie lange wohnt ihr zusammen? Zwei Tage?" Als Zechs nickte, fuhr sie fort. "Na also. Er muss sich auch erstmal einleben."
Das gemurmelte "Das hat er bereits, glaub mir" des Fahrers ignorierte sie gekonnt, war es doch so leise, das es wohl nicht für ihre Ohren bestimmt war.
Stattdessen sagte sie nur: "How will uns morgen Abend sehen."
Nachdem er Hilde nach Hause gefahren hatte, überlegte Zechs, welcher der größte Umweg zu seinem -nein, ihrem- Apartement war. Doch was nützte es ihm? Sprit war teuer, Wufei brauchte das Auto gewiss auch mal und würde bestimmt wieder Zeter, Mordio und Ungerechtigkeit schreien, wenn der Tank leer war. Wobei 'Ungerechtigkeit' das Lieblingswort des Chinesen zu sein schien.
Mit einem leisen Seufzen parkte der blondhaarige junge Mann seinen Lancer auf dem zugehörigen Grundstück des Apartementhauses.
Es war mittlerweile kurz nach zwei. Wufei würde schlafen. Er würde ihn nicht sehen. Nicht ertragen müssen.
Zechs redete sich diese Sätze so lange ein, bis er sie glaubte. Warum nur machte er so einen Zirkus? Eigentlich war es sein Apartement, er ließ den Chinesen nur hier wohnen, weil Sally ihn darum gebeten hatte. Und weil sein Apartement für ihn und seine zwei Katzen doch etwas groß war. Nun, solange sein Vater so großzügig war und ihm die Wohnung so nah an seinem Studienplatz finanzierte, würde er gewiss nicht nein sagen.
Außerdem war Wufei fast zwei Köpfe kleiner als er, er brauchte sich also nicht vor dem zu klein geratenen Mann, falls man ihn schon so bezeichnen mochte, verstecken.
Genervt fasste Zechs sich an den Kopf, lehnte an der kalten weißen Wand vor der Wohnung. Es war doch erbärmlich, sich wegen eines Mitbewohners so aus der Ruhe bringen zu lassen!
Erst als die Tür sich öffnete, bemerkte er, dass er die ganze Zeit an der Klingel gelehnt hatte.
Wütend blitzten ihm zwei nachtschwarze Augen entgegen.
Die ersten Strahlen der Sonne fielen in das spärlich eingerichtete Zimmer, schienen heimtükisch um die zwei großen, braunen Kartons herumzuschleichen, um der im Bett liegenden Person unschuldig ins Gesicht zu scheinen. Wufei drehte sich weg. Er wollte doch nur schlafen! War das denn zu viel verlangt? Ungerechtigkeit.
Er schloss die Augen, zog die Decke bis an sein Kinn. Doch weder Müdigkeit noch der ersehnte Schlaf wollten sich einstellen. Es war doch wirklich zum Aus-der-Haut-fahren! Seit Zechs ihn mehr oder weniger freiwillig geweckt hatte, fand er keine ruhige Minute mehr. Eigentlich war sein Plan so simpel und effizient wie eh und je: aufstehen, Wut ablassen, hinlegen, schlafen.
Doch irgendwas war zwischen der Wohnungstür, dem Streit mit Zechs und seinem Schlafzimmer verloren gegangen. Gnadenlos hatte ihm die kühle Luft außerhalb seines Bettes den Schlaf geraubt. So konnte der junge Chinese sich nicht einmal von der anstrengenden Nacht erholen.
Nicht 'anstrengend' in dem Sinne, den sich viele jetzt vorgestellt hätten. Nein, diese Nacht hatte auf ihre eigene Art und Weise ihren Tribut gefordert. Mit einem leisen Keuchen hielt sich Wufei die rechte Seite, als er sich wieder umherwälzte. Verdammt, aber das würde ein dicker blauer Fleck werden! Wenn Aljosha doch nur besser aufgepasst hätte...
Und dann kam auch noch dieser Trottel von Zechs dazu! Gut, eigentlich sollte er nicht schlecht über Leute denken, die ihm ein Dach über dem Kopf bescherten, aber seine Gedanken waren immer noch frei! Außerdem hatten sie schon längst beschlossen, diesen unverschämt gutaussehenden Kerl mit den langen, platinblonden Haaren nicht leiden zu können. Obwohl er wirklich nach was aussah.
Oooh, hätte er nicht woanders hin versetzt werden können...? Hätte Lady Une sich nicht was anderes ausdenken können? Jemand anderen für ihren neuen Plan aussuchen können? Vielleicht wäre er dann von dieser ganzen Situation verschont geblieben...
Aber es würde nichts nützen, jetzt über ein "hätte, wäre, könnte" zu lamentieren. Passiert war passiert.
Einen weiteren Schmerzenslaut unterdrückend rollte Wufei sich wieder auf die andere Seite. Der Schmerz ebbte in langsamen, unbeständigen Wellen ab.
Hätte er heute nicht frei und müsste nur diesen Bericht schreiben, würde er jetzt aufstehen. Doch dieses Unterfangen erschien ihm utopisch. Er konnte und wollte sich nicht bewegen. Nicht dass er schwach gewesen wäre! Niemals! Aber selbst ein Krieger wie er brauchte eine Erholungspause.
Schließlich würde es niemandem etwas nützen, wenn er unausgeschlafen und schlecht gelaunt irgendwann heute Nachmittag bei seiner Chefin im Büro auftauchen und den Bericht aushändigen würde. Sowas machte er immer noch persönlich und möglichst bald. Auf ihn war immerhin Verlass!
Aber vorher brauchte er dringend Schlaf!
*** Am Abend des folgenden Tages ***
Nach einem kurzen Klopfen trat Wufei in den abgedunkelten Raum und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. "Schließ ab, wir sind komplett", drang eine Stimme an sein Ohr. Mit einer fließenden Bewegung hängte er das 'Bitte nicht stören'-Schild an den äußeren Türknauf, schloss die Tür und drehte er den Schlüssel im Schloss, um ihn stecken zu lassen.
Interessant, diesmal war das Treffen in einem Hotelzimmer angeordnet worden.
Allerdings erkannte er nicht viel davon, denn das Einzige, was den Raum erleuchtete, war das hellblaue Licht des großen Fernsehers und das immer wiederkehrende Flackern des Laptops, wenn eine Website oder ein Dokument aufgerufen oder geschlossen wurde. An diesem Laptop saßen, wie konnte es auch anders sein, Heero und Elizabeth. Er hatte von den beiden, genau wie vom Rest des Teams, viel gehört, doch nun traf er sie alle zum ersten Mal.
Die junge Frau mit den lockigen, schwarzen Haaren hatte ihn eben gebeten abzuschließen.
Neben seinen anderen beiden Kameraden ließ Wufei sich auf die Couch vor dem Fernseher sinken. Bei einem schnellen Rundblick fiel ihm auf, dass Lady Une fehlte. Sie war sowieso nur sehr selten bei Teambesprechungen dabei, doch hier war der Hauptsitz ihrer Organisation, da wunderte es den Chinesen doch schon etwas, dass sie nicht anwesend war.
Ehe er sich jedoch noch weitere Gedanken darüber machen konnte, schienen die beiden Computerexperten fertig zu sein und schlossen den Laptop an den Fernseher an.
Sofort änderte sich das monotone Hellblau. Auf den ersten Blick war es ein weißer Hintergrund mit vielen schwarzen Linien, einige davon in kleinen Abtänden parallel verlaufend. Mit einem Blick aus den Augenwinkeln registrierte Chang, dass Heero sich auf die Lehne der Couch gesetzt hatte.
"Okay", ergriff Elizabeth das Wort, "Wufei, du bist neu im Team, ne?" Er nickte bloß. "Wir haben uns noch nicht gesehen." Das nicht, aber schon viel voneinander gehört.
"Nebensächlich", fiel Trowa ihr mit einer ruhigen Stimme ins Wort.
Zwar kannte Wufei die Namen und Gesichter seiner neuen Kollegen, doch außer Aljosha, mit dem er zusammen hierher versetzt worden war, hatte er noch niemandem aus diesem Team seinen Partner nennen dürfen. Das würde sich heute Abend ändern.
"Ist ja gut, ist ja gut." Elizabeths Stimme klang, als würde sie schmollen. Leider konnte man ihr Gesicht nicht erkennen, da sie den Laptop auf ihren Knien ruhen hatte und im Sessel neben dem Fernseher nun auf denselbigen starrte. "Das hier" -sie zeigte auf die Linien auf dem Bildschirm- "sind die Daten, die Wu und 'Joshi vorgestern Nacht ergattert haben. Der Grundriss des Gebäudes, das es zu sichern gilt."
Sie rasselte ein paar Daten hinunter, die Wufei schon kannte und auswendig gelernt hatte. Dann schienen sie endlich zum interessanten Teil des Abends zu kommen, denn Aljosha, der auf der Rückenlehne der Couch gesessen hatte, ließ sich nun auf das weiche Polster gleiten und fragte mit einer Stimme, die das breite Grinsen mitzutragen schien: "Wie sieht der Plan aus, Chefin?"
tbc.
