Hallo ihr Lieben!
Nun auch hier zu finden und diesmal mit Charakteren, die sich regelrecht aufgedrängt haben.
Der irische Vampirclan und seine Entstehung,
viel Spaß,
eure Tali!
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Luck O'The Irish
When we were young…er
1. Rückkehr
You'll walk unscathed through musket fire,
No ploughman's blade will cut thee down,
No cutless wound will mark thy face
And you will be my ain true love
Siobhan
Wie schnell Jahre verrinnen können.
Die kleine Renesmee wächst und gedeiht. Und wird irgendwann genau wie wir wie ewiges Eis erstarren.
Mit ihr sind die Cullens nun eine richtige Familie. Das Kind legitimiert Carlisle und Esme als Großeltern, als Oberhäupter einer großen Familie.
Unsere Reise nach Forks hat uns neue Freundschaften gebracht. Die zwei jungen Ägypter, Benjamin und Tia, Huilen und ihr Neffe Nahuel. Und die vegetarische Familie aus Alaska.
Die Denalis werden uns besuchen kommen, wenn Garrett sich an ihre Diät gewöhnt hat. Ich drücke ihm alle Daumen und wünsche ihm, dass er die Ziele erreicht, die er sich gesteckt hat.
Und mit Sicherheit ist sein Umstieg auf Tierblut die einfachere Aufgabe.
Hole tief Luft, hier, in unserer Heimat. Wir sind weit draußen, weit genug von den Menschen entfernt.
Ich mag den Geruch des Meeres, die salzigen Wellen, die an den Steilklippen brechen und tosen. Ich bewundere Carlisle immer noch dafür, dass er den Atlantik schwimmend überquert hat.
Die Landschaft um uns herum ist nass und glitzert in der hervorbrechenden Sonne. Blicke Liam an, der neben mir im Gras sitzt und die Augen geschlossen hat. Auch er glitzert.
Wie schnell Jahre vergehen, über 350 Jahre und dennoch erinnere ich mich, als sei es gestern gewesen.
Mehr als 350 Jahre zuvor
Ich liebe das Morgengrauen. Dann, wenn der Himmel halb dunkelblau, halb rot ist. Violett. Ich liebe den Geruch meines Heimatlandes zu so früher Stunde.
Rumänien war eine Reise Wert, habe ich doch wieder Demetri und Felix von den Volturi getroffen. Sie waren auf der Suche nach zwei angeblich aufsässigen Vampiren.
„Sie haben uns einst den Menschen gezeigt. Du weißt ja, wie wichtig unser Geheimnis ist.", hatte Demetri leise gesagt. Obwohl er nicht so groß ist, wirkt er mit seiner fast flüsternden Stimme bedrohlicher auf mich als der Hünenhafte Felix.
Ich habe die Legenden gehört, die über all in jenem dunklen Land zu finden sind. Über Vampirfürsten und Blutbäder. Ich habe mir die Burgruine angesehen, in der diese Vampire gelebt haben sollen. Sollten sie tatsächlich dort gelebt haben, sind sie schon lange fort. Es riecht dort nur noch nach Staub und modrigem Gemäuer.
Außerdem konnte ich Boris, der aktuell am Hof von Zar Peter dem 1. sein Unwesen treibt, wieder um eine Geschichte über die Reichen und Mächtigen bitten.
In meinem Heimatland herrscht Krieg. Die Nation rebelliert gegen die britische Zwangsunterwerfung. Das ist nichts Neues, doch vor zehn Jahren ist dieses wunderschöne grüne Land in Anarchie verfallen.
Das es immer noch so ist, haben wir sicherlich auch dem Erzbischof Rinuccini und dem werten Cromwell zu verdanken.
Seit 1639 bin ich nicht mehr hier gewesen, habe aber soweit möglich die Berichterstattungen verfolgt, die über Spanien und Italien in die ganze Welt gingen.
Dieses kleine aufständische Drecksding ist bisher die amüsanteste Bezeichnung, die ich zu Irland gehört habe.
Waterford ist gefallen und verwüstet. Es ist wirklich ärmlich mit anzusehen.
Während eines Kampfes ist es einfach für uns Vampire an Nahrung zu kommen, doch wenn man nach einem solchen Gemetzel die Schauplätze betritt, ist das Blut der Menschen armselig. Ihr Blut klebt mehr an den Steinen, versickert in der Erde, als dass es irgendwem nützlich wäre.
So eine sinnlose Verschwendung!
An Menschenleben, an uns.
Bin froh, dass Kilkenny zwar nicht mehr intakt, aber nicht so schlimm zerstört ist, wie das Küstenstädtchen, durch das ich dieses Land betreten habe. Es wäre schändlich, wenn diese wunderschöne Stadt dem Chaos zum Opfer gefallen wäre.
Es wird Zeit, dass ich mir notfalls einen Unterschlupf suche. Wenn die Wolken erstmal lila sind, ist der Tag nicht mehr weit. Es wird ein sonniger Tag, wenn man die wenigen dunklen Flecken am Firmament zählt.
Dann sehe ich ihn zum ersten Mal. Einen großen Vampir, größer als ich, der drei englische Soldaten binnen weniger Sekunden am Boden liegen hat.
Der lädierten Uniform nach zu urteilen, ist er einer von unseren.
Ich bin zu nah, die schwarzen Augen schnellen in meine Richtung, Knurren, doch ich schaffe es, mich vor den Augen zu verbergen.
Ich habe schnell gelernt, dass Vampire auf der Jagd keinen Spaß verstehen. Und mit diesem Hünen möchte ich nicht aneinander geraten. Auch wenn ich ihn wahrscheinlich besiegen würde. Wie ich die Erfahrung gemacht habe, sind Krieger hartnäckig und ich müsste ihn nach meinem Sieg wahrscheinlich vernichten, damit Ruhe ist.
Als ich diesen Vampir erneut entdecke, sind zwei Tage vergangen. Da er wieder mehrere Menschen gezielt und schnell tötet, um zu trinken, vermute ich, dass er noch nicht alt sein kann, wenn der Durst ihn wieder umtreibt. Dafür ist er sehr fokussiert und präzise.
Doch dabei nicht sehr vorsichtig. Nur weil wir im Krieg sind, heißt das nicht, dass wir nicht auf Deckung achten müssen.
Wenn er bis Galway oder Limerick ginge… er würde uns alle verraten, wenn plötzlich die befestigten Städte von innen heraus dezimiert würden.
Ich kann ihm in den nächsten Tagen einfach folgen. Nur eben in diesem Moment habe ich ihn nicht im Blick.
Ich weiß nicht genau, warum ich ihm gefolgt bin. Es ist seltsam. Aber irgendetwas interessiert mich. Will wissen, ob er tatsächlich noch ein Neugeborener ist. In welchem Kampf er gefallen ist. Ob er es über sein erstes Jahr hinausschafft oder mit einem anderen Vampir aneinander gerät. Zurzeit ist die Rate der Unsterblichen in Irland recht hoch, wie immer, wenn es irgendwo die Möglichkeit zur Völlerei gibt.
„Wer bist du?", die Stimme ist rau, aber fließend. Da ist er, mein Vampirkrieger. Unterdrücke ein Schmunzeln. Seine glühend roten Augen leuchten förmlich in der Dämmerung, seine Haltung ist vorsichtig, auf Angriff ausgerichtet. Anscheinend hat er schon den einen oder anderen Zusammenstoß mit anderen Vampiren gehabt.
„Mein Name ist Siobhan. Wie ist dein Name?"
Ich will ihn nicht angreifen, dennoch soll ihm klar sein, dass ich mich verteidigen werde, sollte er auf mich losgehen. Richte mich auf.
Der Vampir antwortet nicht, macht eine andere Feststellung.
„Du bist mir gefolgt.", verwischter Akzent. Klingt nach County Limerick.
„Du bist nicht gerade vorsichtig, was das angeht.", darum kann ich nicht wirklich etwas dafür.
Seine Iris wechseln die Farbe, Rot zu schwarz.
„Ich bin mir sicher, dass dir jemand beigebracht hat, wie unhöflich es ist, nicht auf Fragen zu antworten.", belehre ich ihn.
Dabei ist er physisch älter als ich. Mitte dreißig schätze ich, aber sein Bart könnte ihn auch älter machen.
„Liam."
Ah, kein Mann der großen Worte.
„Wann wurdest du verwandelt, Liam?"
Liam beäugt mich kritisch, seine Augen wechseln zurück in ihre rote Färbung. Dummer irischer Sturkopf. ANTWORTE!
„Wieso willst du das wissen, cailín deas(hübsches Mädchen)?"
Ein irischer Charmeur, halleluja. Das kann ja was werden.
„Kennst du die Regeln unserer Welt? Weißt du, wer die Volturi sind?"
„Regeln? Volturi? Wovon redest du, cailín?"
„Wann wurdest du verwandelt?", wiederhole ich.
Wieder wartet Liam mit seiner Antwort. Zweifele an meiner Theorie, dass er ein Neugeborener sein könnte. Vielleicht ist er nur ein schlampiger Vampir, so genau, wie er unsere Unterhaltung abwägt. Die Neugeborenen, die ich getroffen habe, waren alle viel wilder, nicht zu einer anständigen Konservation im Stande. ICH war viel unbezähmbarer.
„Ich weiß nicht genau.", beginnt der Soldat. „Wir waren so kurz davor, Coote und den anderen verdammten English in den Hintern zu treten, als MacMahon alles in den Sand gesetzt hat!", Liams Gesicht leuchtet förmlich in Erinnerungen. Von der Schlacht von Scarrifholis habe ich gehört. Zwei Drittel der irischen Soldaten sind auf dem Feld gestorben. Daran war wohl auch ein holländischer Vampir beteiligt. „Es war das reinste Gemetzel!", seufzt Liam.
„Ein Rebell also?"
Liam sieht mich an und ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht lesen.
Okay, ich fordere einen Neugeborenen lieber nicht heraus.
„Das ist fünf Monate her.", stelle ich fest. Wahrscheinlich hat er sich von den kleineren Kämpfen treiben lassen, ist vom Norden bis nach Süden gekommen. Es ist ein Wunder, dass er noch niemandem aufgefallen ist. Denn auch wenn er das Tageslicht meidet, achtet er nicht darauf ob seine Attacken unauffällig genug sind.
Für einen Neugeborenen hat er dennoch eine gute Beherrschung. Aber warum? Denke an meine Neugeborenenzeit zurück. Wie rasend ich gewesen bin, wie sehr ich mich im Blutdurst gesuhlt habe und im Blutrausch meine Verachtung für Sancar eine Zeitlang vergessen konnte.
Jemand muss ihm erklären, wie wir Vampire leben oder es wird nicht lange dauern, bis er sich selbst verrät oder ihn jemand verschwinden lässt.
„Da nicht anzunehmen ist, dass der Vampir, der dich gebissen hat, zurückkommt und dir unsere Welt erklärt, werde ich es tun."
Liam zieht die Augenbrauen in die Höhe. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Er lässt sie von meinem Aussehen täuschen, hält mich für zu jung, ihn zu belehren. Oh Schätzchen, du musst noch so viel lernen.
„Ich bin seit 140Jahren so, und ich weiß, dass die FRAU, die dir beigebracht hat, auf Fragen zu antworten, die auch erklärt hat, dass man Ältere respektiert.", verschränke die Arme vor der Brust.
Irgendwie ist es ja immer wieder amüsant, den fallenden Gesichtsausdruck zu sehen. Zumindest, seitdem ich 100 überschritten habe.
„Warum sollte dich kümmern, was wird?"
Oh, mein misstrauischer Soldat.
Neige den Kopf ein bisschen, überlege, wie ich ihn am schnellsten dazu bewege, mir zuzuhören. Hm, ja.
„Je mehr gleichgesinnte Vampire auf einem Schlachtfeld, desto mehr Verluste erleiden gegnerische Truppen.", ich kann Funkeln in seinen Augen sehen. Damit habe ich ihn.
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„Wie kommt es, dass du der erste Vampir bist, der mir begegnet, der… zivilisiert ist?"
Liams rote Augen überwachen jede Bewegung, der Neugeboreneninstinkt vermutet in jeder Geste einen Angriff.
Wir folgen den Soldaten, nicht aus Melancholie, sondern weil es einfacher ist, unbemerkt Liams Blutdurst zu stillen.
„Ich nehme an, viele von den anderen sind wie du. Neugeborene.", ihm widerstrebt dieses Wort. Nicht an sich, nur in Bezug auf ihn selbst. Sturer irischer Bock. „Andere befinden sich im Blutrausch. Seitdem die Volturi darauf achten, dass wir uns nicht zu erkennen geben, nutzen manche jede Chance auf ein Massaker. Was wiederum zu mehr neuen Vampiren führt."
„Wann sind die Volturi an die Macht gekommen?"
„Ich weiß nicht genau. Sie sind schon sehr lange um unsere Sicherheit bemüht. Über 1000Jahre."
„Sie lassen die Vampire in Ruhe, solange wir unseren Stand nicht verraten?"
Nicke.
„Gut."
Habe eigentlich damit gerechnet, dass der Rebell mehr Widerstand gegen die Italiener aufbringen würde. Aber anscheinend kann er mit ihrer wichtigsten Regel leben. Sie berührt sein Leben ja kaum. Außerdem kämpft er für die Sache, für die Kardinal Rinuccini angeblich auch kämpft und der ist bekanntlich aus Italien.
„Wie kommt es, dass DU nicht wie die anderen Neugeborenen bist?", wir sind seit anderthalb Tagen zusammen unterwegs und ich kann nur immer wieder fasziniert feststellen, dass er zwar die Stärke eines Neugeborenen besitzt, nicht jedoch ihre unkontrollierbare Wildheit. Seine Vernunft scheint nicht ausgeschaltet.
„Tz. Ich bin kein Neugeborener. Dieses Wort allein!", verächtlich.
„Aber du bist anders, als die Neuerschaffenen Vampire, die ich bisher getroffen habe."
Er blickt mich an, die Augen zusammengekniffen.
„Ist das etwas Schlechtes, álainn (Schönste)?", verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln.
Er sagt oft Dinge wie diese. Frage mich, ob er versucht mich- das Mädchen- aus der Fassung zu bringen oder ob er schon als Mensch ein Charmeur war, ein Schürzenjäger. Bisher hatte ich nur noch keine Gelegenheit, ihn danach zu fragen. Gerade Neugeborene erinnern sich häufig nur an die Momente, in denen sie in Rage waren, weil das Gift ihr menschliches Blut zersetzt.
„Nein. Eher interessant."
Wir können das Blut riechen. Wir sind nicht mehr weit von einem Kampf entfernt. Wir nicken uns zu, bevor wir zum Ursprung des mundwässernden Geruchs aufbrechen. Ich werde verzichten. Auch wenn das ganze Blut in meiner Kehle Brennen verursacht. Ich mag es nicht, wenn mein Essen solch einen Lärm verursacht.
Wir sind nicht allein. Ein anderer Vampir hat ebenfalls die Witterung aufgenommen und zielt auf eine einfache Jagd.
Ich bin ihm schon begegnet.
Um uns herum tobt ein Kampf, die irische Konföderation gegen eine Truppe von Cromwell. Deren rote Jacken sind ziemlich zerschlissen, anscheinend wird ihre Nachversorgung schwieriger. Vielleicht gewinnen wir diese Rebellion ja doch, auch wenn ich nicht so recht daran glaube.
Der Vampir erkennt mich, entdeckt Liam. Knurren. Wenn sie hier auf einander losgehen, müssen wir alle Soldaten beseitigen, weil wir auffallen würden.
„Liam, nicht!", als ich ihn am Arm packe und zurückhalten will. Rechne damit, dass er mir entgleitet, auf den anderen losgeht, der noch immer in Angriffshaltung ist, doch wieder überrascht mich mein Soldat. Er sieht zu mir herab. Ich schüttele wieder den Kopf. „Wir suchen uns anderes Jagdgebiet. Komm.", fasse Liams Hand und wir rennen los. Dass ein Neugeborener Blut den Rücken zuwendet, auch wenn er wie Liam bereits getrunken hat, finde ich faszinierend. Selbst als ich übervoll war mit Blut, hätte ich es in meinen ersten sechs Monaten sicherlich nicht bewerkstelligt, dem Duft zu widerstehen. Ob er so etwas wie eine Gabe hat? Aber was sollte das sein? Wenn sein Durst gestillt ist, ist ihm Blut egal? Das ist keine Gabe. Aber seine gute Selbstbeherrschung hat uns vor einer Konfrontation bewahrt.
„Und wenn wir nicht unter Menschen gewesen wären?", Liam, nachdem wir beide anderswo getrunken haben.
„Hätten wir trotzdem ein anderes Jagdgebiet aufgetan. Es geht nicht immer darum, seinen Willen durchzusetzen."
„Tz! Der andere Vampir hätte keine Chance gehabt! Sollte in unserer Welt nicht das Recht des Stärkeren gelten?"
„Neugeborene!", seufze ich. Ich mag Krieg nicht. Warum sollte man sich auf einen Kampf einlassen, wenn es auch einen anderen, klügeren Weg gibt?
„Nun suchst du dir also doch Verbündete, đáng yêu (Liebliche)?"
Der Vampir vom Schlachtfeld springt aus einer Baumkrone, Liams Knurren ist eine deutliche Warnung. Und wieder, Neugeborene! Lege ihm eine Hand auf die Schulter.
„Es ist in Ordnung. Ich kenne ihn.", Liams Augen funkeln aufgebracht. „Toshiro, wie geht es dir? Was bringt dich in unser grünes Land?"
„Ich kann nicht klagen. Diese kleinen Inseln sind ja derzeit ein wahrliches Paradies für einen hungrigen Vampir!", schwärmt der Schwarzhaarige.
Liams Blick weicht nicht von dem viel kleineren Mann.
Ich habe Toshiro in meinem achten Jahr getroffen, irgendwo auf den vietnamesischen Inseln. Ich kann nicht beschreiben, wie er wirkt. Hinterlistig? Gewieft? Auch wenn ich bisher keinen Grund gehabt habe, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln.
„Außerdem dachte ich mir, ich sehe mir mal an, woher meine Freunde so kommen."
Ich würde nicht soweit gehen und uns als Freunde bezeichnen. Doch ich habe viele asiatische Legenden von ihm erfahren, die sich allesamt mit unserer Art befassen.
„Dich plagt Langeweile? Dabei ist doch gerade dein Heimatland selbst in Aufruhr."
„Eh, Namgyals Tod ist unspannend, sie halten es vor den kleinen braven Menschen geheim. Interessant wird es erst, wenn es auffliegt. Verrate mir, woher kommt der Reichtum dieser Englischen Truppen? Auch in Indien sind sie überall!"
Toshiro und Liam mustern sich. „Aber du hast mir gar nicht geantwortet, Kirschblüte."
Trete hinter Liam hervor, dessen wütender Blick meinen kreuzt.
„Du redest doch die ganze Zeit."
„Also, Verbündete ja? Gefährten?", Toshiro neigt den Kopf, schiebt das Kinn vor. „Ich dachte, du reist lieber allein."
So habe ich das nie gesagt. Ich habe nur bisher kein Bedürfnis gehabt, mich länger mit anderen Vampiren zusammen zu tun. Ich habe gesehen, dass es häufig zu Rangeleien um die Vormachtsstellung kommt, wenn sich Vampire in Zirkeln zusammen schließen. Ich werde mich sicherlich nicht unterordnen, nur um nicht allein zu reisen. Aber die Sachlage ist hier anders.
„Wir reisen ja nicht, liebster Mönch."
„Das werden wir ja sehen. Und dein kleiner Freund ist?"
Ich kann Liams Missmut bis zu mir spüren.
„Das ist Liam. Ich würde ihn nicht so sehr reizen, alter Mann. Neugeborene sind dir an Kraft überlegen.", erkläre ich.
„Neugeborener? Niemals. Dann hätten wir zwei uns da draußen nicht ohne Kampf voneinander getrennt! Das wäre ja amüsant gewesen!", Toshiro klatscht freudig in die Hände. „Wie alt bist du?", an Liam.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Ghirr(Zwerg)."
Während Toshiro die Beleidigung nicht versteht, habe ich Mühe, mein Lachen zu verbergen.
„Was hat der Riese gesagt?", an mich.
„Du hast ihn doch gehört."
Unser asiatischer Besucher brummt, „Halbwegs. Sein Akzent ist schlimmer als deiner.", redet er sich heraus.
Dann sieht er mich an. „Du hast ihn erschaffen?"
„Nein."
„Ich glaube nicht, dass du ein Neugeborener bist.", Toshiro baut sich vor Liam auf. Es ist ein lächerliches Bild. Er reicht dem Krieger bis zur Brust. Liam blickt auf ihn herab, die Iris werden schwarz.
„Ich kann dieses Wort nicht ausstehen.", zischt Liam.
Toshiro sagt, er sei einst ein Mönch gewesen. Im 11. Jahrhundert habe er in einem Buddhistischen Kloster gelebt, einem Seitenzweig. Einer Sekte gleich. Der ranghöchste Mönch sei ein Vampir gewesen und habe ihm die Ewigkeit geschenkt.
Soweit ich gelernt habe, ist ein ewiges Leben in einer Daseinsform aber etwas Verwerfliches für Buddhisten. Sie glauben an Wiedergeburt und jeder, der sich dem entgegenstellt ist verdammt.
Aber er hat auch schon erzählt, dass es nicht der ranghöchste Mönch war, der ihn verwandelt hat, sondern indische Vampire.
Wer weiß schon, was wahr ist.
Der ältere Vampir streckt die Hand aus und stößt Liam gegen die Brust.
Oh, nein, das wird weh tun.
Ich sehe, wie meine Begeleitung nach Toshiros Arm greift ihn von sich schleudert. Der kleinere Vampir kracht in eine Baumreihe, einige Stämme brechen unter der Wucht des Aufpralls.
Sehe Liam seufzend an und springe zu Toshiro.
„Alles in Ordnung?"
„Verdammt, nein!"
„Findest du nicht, dass du selbst Schuld bist?"
Sehe auf, als Liam neben uns zum Stehen kommt. „Keine Gewalt mehr.", fordere ich.
„Er hat angefangen.", stellt Liam fest.
Frage mich, wie er die zehn Jahre Krieg überstanden hat, wenn er immer so hitzköpfig gewesen ist. Aber vielleicht ist es nur Neugeborenenattitüde.
Lege Liam besänftigend die Hand auf den Arm, helfe unserem Besucher mit der anderen auf.
„Verdammt, sind eure Bäume aus Stein!? So etwas gibt es doch nicht!", schimpft der Mönch.
„Ich habe das schon gesehen. Das liegt an der Wucht der Neuge… der neuen Vampire. Und nicht an der Härte des Baumes.", antworte ich.
Toshiro verzieht die Augenbrauen und versucht Holzstücke aus der Wunde zu entfernen, bevor sie zu heilen beginnt.
„Das ist MIR noch nie passiert."
Liam grinst selbstgefällig. Männer!
„Ich habe dich gewarnt."
Der kleinere Vampir sieht mich an. Neigt sich zu mir, auch wenn ich denke, dass Liam ihn trotzdem hören wird.
„Ich habe nicht gewusst, dass du zu denen gehörst, die andere immer anfassen müssen.", und nickt in Liams Richtung, dessen Arm ich immer noch beruhigend berühre.
Eigentlich nicht. Lasse meinen Arm sinken.
„Wird er nicht für Aufruhr sorgen? Ich wüsste nicht, was ein Asiat in Irland treiben sollte.", Liam.
„Ich bin nicht hier, um mit den Menschen Konversation zu betreiben. Niemand wird merken, dass ich hier bin."
„Ich merke es."
„Du bist ein Vampir. Ein NEUGEBORENER. Das ist etwas anderes."
Ich kann die Wut in Liams Augen flammen sehen.
„Toshiro, es besteht kein Zweifel, dass wir besser schmecken, aber die Engländer haben deinen Durst mehr verdient, findest du nicht? Sie bedrohen dein Heimatland.", zwinkere.
„Ach, meine HEIMAT! Das ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal."
„Gut.", dann werden wir eben weiterziehen. „Wir sind allerdings nur auf Durchreise. Vielleicht sehen wir uns noch mal.", will mich verabschieden. Liams Neugeborenen Instinkte vertragen sich nicht mit Toshiros Spielernatur. Neugeborene erheben Revieransprüche.
„Ich habe dich zwei Jahre in die Legenden meiner Urahnen eingeweiht!", protestiert er. Da gibt es mehrere Dinge anzumerken. Er hat sich zwei Jahre in der Gegend herumgetrieben, in der ich auf ihn und andere Vampire getroffen bin. Hätte er mir seine Mythen nicht erzählt, hätte es sicherlich jemand anderes getan. Liams Grollen ist tief und gefährlich.
„Dann lass dich hier nicht von den Kobolden fangen!", bevor ich loslaufe und die beiden Vampire zurücklasse.
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Die Schlacht von Scarrifholis hat eigentlich 1650 stattgefunden, aber es ist doch einfacher, ein geschichtliches Ereignis umzudatieren, als einen Vampir ein Jahr jünger zu machen! ;-)
