Disclaimer: Alle in dieser Story verwendeten Charaktere und Grundkonzepte sind Eigentum der jeweiligen Rechteinhaber. Sie werden einzig und allein zu Unterhaltungszwecken genutzt. Eine Copyright-Verletzung ist weder beabsichtigt noch impliziert. In kursiv: Zitate aus "How to save a life" von "The Fray".
Ich gestehe es: Eigentlich ist nur die Grey's Anatomy-Folge "Der Song hinter dem Song" schuld (wobei die Buffy-Musical-Folge um Längen besser war ;)).
Step one: You say we need to talk
He walks, you say sit down, it's just a talk
He smiles politely back at you
Giles saß in einem braunen Ohrensessel und las – natürlich – in einem Buch. Er sah auf, als Willow an den Türrahmen klopfte. „Oh, äh, Willow. Komm' herein. Wir müssen uns unterhalten."
Sie lächelte ihn unsicher an und stakste auf unsicheren Beinen in den Raum. Er konnte sich vorstellen, dass sie nervös und verwirrt sein musste, doch es half nichts. Dieses Gespräch musste geführt werden. Dennoch, es sprach nichts dagegen, das Gespräch vorsichtig anzufangen. „Wie geht es dir?", fragte er deshalb sanft.
„Es geht", murmelte sie. Sie war voller Unruhe, sie brauchte ein Ventil für ihre Anspannung. Sie begann unruhig vor dem Wohnzimmertisch hin- und herzutigern, der zwischen dem Ohrensessel und einem beigen Landstil-Sofa stand.
„Willow, bitte setz' dich. Du machst mich nervös", bat Giles sie und wies auf das Sofa.
Sie folgte seiner Aufforderung und setzte sich. Sie suchte nach Worten. Es war immer so einfach gewesen mit Giles zu reden, es hatte immer eine ganz natürliche Verbindung zwischen ihnen gegeben, die vermutlich auf ihrer gemeinsamen Liebe zu Büchern und zum Wissen basierte. Doch jetzt fühlte es sich an, als wäre er Meilen weit weg von ihr. Oder sie von ihm. Es gab so viel, was sie ihm sagen wollte, doch sie fand keinen Anfang. Und so lächelte sie ihn höflich an und hoffte, dass er den Anfang machen würde.
Giles nahm die Brille ab und musterte Willow aufmerksam. Sie sah furchtbar aus. Sie hatte tiefe Augenringe, ihre Haut war fahl und der graue Wollpullover, zu große ließ sie verloren wirken. Er erwiderte ihr maskenhaftes Lächeln nicht, sondern setzte eine ernste Miene auf. „Willow, ich werde uns beiden einen Gefallen tun und nicht höflich um den heißen Brei herumreden. Du hast furchtbare Dinge getan. Du hast nicht nur deine Grenzen maßlos überschätzt, nein, du hast alle Menschen, die du liebst in große Gefahr gebracht. Du hättest beinahe den Weltuntergang ausgelöst. Du hast einen Menschen getötet." Er beobachtete, wie sie immer kleiner wurde und tiefstes Mitgefühl rührte sein Herz, doch er wusste, dass er ihm nicht nachgeben durfte. Noch nicht. „Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, so unverantwortlich zu handeln. Ich bin sehr enttäuscht von dir."
Where did I go wrong, I lost a friend
Somewhere along in the bitterness
Giles letzter Satz traf sie hart. Es war ihr immer wichtig gewesen, dass er sie respektierte. Und doch, plötzlich regte sich Zorn in ihr. „Wieso haben Sie uns damals alleine gelassen?", fragte sie anklagend und einen Moment lang glaubte sie einen Anflug von Schuldbewusstsein über sein Gesicht zucken zu sehen. Das gab ihr Auftrieb und ihre Stimme wurde lauter. „Sie wussten, wie die Dinge bei uns stehen. Dass Buffy überfordert war, dass Tara und ich …" Doch hier brach sie ab. Es tat viel zu sehr weh, Taras Namen in den Mund zu nehmen. Allerdings brachte der Stich in ihrem Herz sie zur Räson. War sie gerade wirklich kurz davor gewesen, Giles die Schuld für das Fiasko in Sunnydale zu geben? Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund.
And I would have stayed up with you all night
Had I known how to save a life
Willows Vorwurf traf ihn, denn er wusste nur allzu gut, dass er nicht gänzlich unberechtigt war. Er hätte ihnen beistehen müssen. Doch woher hätte er ahnen sollen, dass die Dinge nach seiner Abreise so aus dem Ruder laufen würden? Aber das hier war nicht der richtige Moment für Selbstvorwürfe und Rechtfertigungen. Es ging hier nicht um ihn. „Ihr seid alle erwachsen", sagte er ruhig. „Ihr wisst alle, wie man ein Telefon bedient. Ihr hättet nur um Hilfe bitten müssen. Du hättest um Hilfe bitten müssen. Ich hätte dir bei deinem ersten Entzug zur Seite stehen können. Ich hätte hier alles Stehen und Liegen gelassen, wenn ich gewusst hätte, dass du mich brauchst."
Sie starrte ihn stumm an. Wieso hatte sie damals eigentlich nie daran gedacht Giles um Hilfe zu bitten? Doch dann fiel ihr ein wieso und prompt kam die Wut wieder zurück. „Sie hatten doch nichts Eiligeres zu tun, als wieder nach England zurückzukehren! Ja, natürlich, als ich Buffy zurückgeholt hatte, da sind Sie sofort angereist, haben sich gefreut und mich trotzdem beleidigt und niedergemacht, aber dann sind Sie sang- und klanglos verschwunden, gerade als T-Tara mich verließ. Sie waren doch froh, dass Sie uns endlich los waren!", schleuderte sie ihm ins Gesicht.
Giles rieb sich den Nacken. „Willow, es kann keine Rede davon gewesen sein, dass ich mich froh war, euch los zu sein. Ich war euch im Weg. Es wurde Zeit, euch die Verantwortung für euch selbst zu überlassen. Wie hätte ich ahnen können, dass ihr noch nicht bereit dafür ward?"
Sie sprang zornig auf. „Wie Sie das hätten ahnen können? All die Jahre haben Sie uns beschützt, haben versucht die schwarzmagischen Bücher vor mir zu verstecken, haben recherchiert und nie richtig das Ruder abgegeben. Und dann stirbt Buffy und Sie wollen einfach verschwinden, ohne ein Wort des Abschieds!" Sie spürte, wie Tränen drohten, ihr die Kehle zuzuschnüren, doch sie brüllte dagegen an. „Sie haben uns einfach zurückgelassen, haben nicht angerufen, Sie haben uns einfach uns selber überlassen. Sie haben mich einfach zurückgelassen." Ihre Stimme brach. „So als hätte ich Ihnen nie etwas bedeutet."
Try to slip past his defence
Without granting innocence
Er schluckte gegen den hartnäckigen Kloß in seinem Hals an. Es war furchtbar Willow so zu sehen. Ihre Arme hingen kraftlos an ihrem Körper herab und große Tränen rollten über ihre Wangen. „Willow", begann er hilflos. Er stand auf und machte ein paar unbeholfene Schritte auf sie zu. „Ich … Ihr ward die Welt für mich. Aber ich habe nie in diese Welt gehört und es erschien mir am sinnvollsten einen rigorosen Schnitt zu machen."
Von der Wut und der Heulerei waren ihre Beine wackelig geworden und so ließ sie sich wieder auf das Sofa fallen und sah zu Giles hoch. „Natürlich haben Sie in unsere Welt gehört", widersprach sie mit tränenschwerer Stimme. „Sie waren einer der - wenn nicht sogar der – wichtigste Stützpfeiler. Sonst wäre ohne Sie doch nicht alles so erbärmlich in sich zusammengefallen."
Lay down a list of what is wrong
The things you've told him all along
And pray to god he hears you
Er konnte nichts daran ändern, dass er sich geschmeichelt fühlte. Doch das durfte ihn nicht von seiner Aufgabe abbringen. Er setze sich neben sie und sah ihr fest in die Augen. „Sei es, wie es sei. Das ändert nichts daran, dass du dich schuldig gemacht hast. Du hast dich auf Kräfte eingelassen, denen du nicht gewachsen warst. Wir hoffen, dass wir die schwarze Magie in deinem Körper neutralisiert haben, aber niemand kann sagen, was für Folgeschäden all das angerichtet hat." Er glaubte, dass er aufkeimende Panik in ihren Augen erkennen konnte, doch er war noch nicht am Ende. „Und du hast einen Menschen getötet. Es bleibt abzuwarten, was für Auswirkungen das auf dich haben wird."
He will do one of two things
He will admit to everything
Or he'll say he's just not the same
Erst während dieses kurzen Monologs von Giles wurde Willow mit letzter Konsequenz klar, was sie getan hatte. Vor Schreck versiegten die Tränen für einen Moment, nur um dann erneut mit aller Macht wieder hervorzubrechen. „Es tut mir leid", schluchzte sie. „Ich weiß, dass es keine Entschuldigung für das gibt, was ich getan habe. Ich weiß, dass ich mein Recht auf Leben verwirkt habe."
Giles atmete erleichtert auf. Da war es, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte: Die Schuldeinsicht und die erste Entschuldigung. Er lächelte traurig. „Aber, aber. Wer wird denn gleich pathetisch werden?"
Willow starrte ihnen einen Moment verblüfft an, dann schlich sich ein vorsichtiges Lächeln auf ihre Lippen.
Er drückte ihr aufmunternd die Schulter und schlug dann einen geschäftsmäßigen Ton an. „Ich nehme an, du fühlst dich im Moment nicht sonderlich gut. Das liegt daran, dass dein Körper sich nun daran gewöhnen muss, ohne diese abnormen Mengen von schwarzer Magie zu funktionieren. In ein paar Tagen wird es dir besser gehen und dann werden wir sehen, was weiter mit dir geschieht." Er machte Anstalten aufzustehen.
Überrascht von dem plötzlichen Stimmungswechsel, brauchte Willow einen Augenblick, um sich zu besinnen. „Aber …", begann sie. Sollte es das schon gewesen sein? Wollte Giles sie mit einer einfachen Entschuldigung davon kommen lassen? Er schien ihre Gedanken zu lesen, denn er setze sich wieder neben sie.
„Willow, wir werden noch viel Zeit zum Reden haben. Es war wichtig, dass du deine Schuld zugibst und jetzt ist der nächste Schritt, dass du wieder zu Kräften kommst. Völlig unmystischen natürlich", fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu.
