Disclaimer: Alle Figuren usw. außer Natalja gehören Fox.
Inhalt: Dr. Gregory House trifft auf Natalja Morricone/Petrova (für die Vorinformationen zu Natalja empfiehlt es sich meine andere Fanfic Lila ist der Tod im CSI Miami-Fandom zu lesen).
Eigentlich mehr eine Charakterstudie, als eine wirkliche Fanfic.

1

Es war ein Sonntagnachmittag im Juni, und Gregory House fuhr auf seinem Motorrad durch die grüne Landschaft von New Jersey.

Eigentlich war er kein Naturmensch. Die Natur war ihm zu eindimensional, verglichen mit der „Natur des Menschen". Aber an diesem besonderen Nachmittag war eine Motorradtour das Einzige, das ihn davor bewahren konnte, den Verstand zu verlieren. Schon seit Wochen hatte er keinen Patienten mehr gehabt, der seine diagnostischen Künste wirklich herausgefordert hatte und das machte ihn unruhig. Er hatte sich Ersatzbeschäftigungen gesucht, Musik gehört, ferngesehen, seine Mitmenschen mit seinem Sarkasmus fast zum Wahnsinn gebracht… Er nahm auch mehr Vicodin als gewöhnlich, einerseits, weil ihm die Schmerzen in seinem Bein stärker auffielen, wenn er unterbeschäftigt war, andererseits aber auch wegen der Ablenkung, die ihm das „High-Sein" verschaffte. Doch all das hatte an diesem Nachmittag nicht gereicht, und deshalb saß er jetzt auf seinem Motorrad und fuhr mehr oder weniger ziellos herum.

Irgendwann stoppte er bei einer Tankstelle um den fast leeren Tank seines Motorrads aufzufüllen. Er steckte gerade den Füllstutzen zurück, als ein weiteres Motorrad zu den Zapfsäulen rollte. Es war glänzend schwarz und der Fahrer war in der gleichen Farbe gekleidet, die violetten Streifen auf der Lederjacke ausgenommen. Oder besser gesagt, die Fahrerin war so gekleidet. Denn sie war eher zierlich und unter ihrem Helm hatten sich ein paar schwarze Locken hervorgestohlen. Als sie den Helm abnahm, blickte House für einen Moment in ein Paar strahlend blauer Augen. Er beachtete die Frau aber nicht weiter, sondern nahm seinen Stock aus der Halterung unter dem Motorradsitz und machte sich auf den Weg zum Tankstellenshop um sich noch etwas zu Trinken zu kaufen.

Als er wieder herauskam, waren die Frau und ihr Motorrad verschwunden. House stieg auf sein eigenes Bike und folgte weiter der Landstraße.

Es dauerte 5 Minuten, dann hatte er die Frau fast eingeholt. Sie fuhr ungefähr 50 Meter vor ihm, etwas langsamer als er selbst. Er überlegte einen Moment, ob er sie überholen und so zu einem kleinen Rennen auffordern sollte, kam aber gar nicht dazu, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Denn da kam das Auto. Es war gerade um eine Kurve gebogen und fuhr mitten auf der Gegenfahrbahn. Die Frau versuchte noch zu bremsen oder auszuweichen, doch es war zu spät. Die Motorhaube des Wagens rammte das Motorrad mit voller Wucht, es kippte um, schlitterte noch ein paar Meter über den Asphalt und blieb dann liegen. Das Auto schlingerte ein wenig, doch es schien ohne größeren Schaden aus dem Crash entkommen zu sein. Der Fahrer gab Gas und flüchtete vom Unfallort. House, der fassungslos zugesehen hatte, versuchte noch, sich das Kennzeichen zu merken, doch das Auto war zu schnell weg.

Doch was war mit der Motorradfahrerin passiert? Im Moment des Aufpralls war sie von ihrem Motorrad geschleudert worden und ein paar Meter durch die Luft geflogen, hinunter über die Böschung.

Nun gab House Gas und fuhr die kurze Strecke bis zur Unfallstelle so schnell es ging. Dort angekommen, stieg er ab und hinkte zur Böschung ohne seinen Stock zu holen, was ihn allerdings nicht unbedingt schneller machte.

Er sah die Frau sofort. Sie lag etwas weiter unten, dort wo die Böschung in eine Wiese überging, im langen Gras. Zumindest war sie halbwegs weich gelandet. Die Verletzungen vom Zusammenprall mit dem Auto waren wahrscheinlich schon schlimm genug. Vorsichtig stieg und rutschte House die Böschung hinab und fiel direkt neben der Frau auf die Knie. Sie war eindeutig noch am Leben, denn er konnte sie leise stöhnen hören. Vorsichtig öffnete er das Visier des Helms. Er wollte ihn ihr erst ganz abnehmen, wenn er sich sicher war, dass sie keine Wirbelverletzungen davongetragen hatte, die dadurch destabilisiert werden konnten. Aus diesem Grund verzichtete er auch vorläufig darauf, sie in die stabile Seitenlage zu bringen. Aus diesem Grund und noch einem anderen: zu seiner Überraschung hatte die Frau ihre Augen geöffnet und war offenbar bei vollem Bewusstsein.

„Können Sie mich hören?", fragte er.

Sie nickte. Dann öffnete sie langsam den Mund und sagte leise aber klar verständlich: „Mein Bein tut weh.".

House blickte hinunter zu ihren Beinen, denen er zuvor gerade genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte, um zu bemerken, dass da Blut war. Eine Menge Blut. Am linken Unterschenkel war die lederne Motorradhose zerrissen, und aus einem offenen Bruch staken weißen Knochenspitzen hervor. Das war wahrscheinlich passiert, als das Bein zwischen Motorrad und Auto eingezwängt worden war.

„Ihr linker Unterschenkel ist Schrott", sagte House, der nicht dazu neigte, solche Situationen zu beschönigen.

„Nicht schon wieder dieses Bein", stöhnte die Frau. House überhörte diesen eigenartigen Kommentar und fragte:

„Haben Sie sonst noch irgendwo Schmerzen?"

„Eigentlich überall, aber besonders hier." Sie hob die Hand und deutete auf die rechte Seite ihres Brustkorbs.

„Wahrscheinlich ist eine Rippe gebrochen." Er betastete vorsichtig die Stelle und sagte dann:

„Ja, mindestens eine Rippe ist ab." Nachdem er bei einer oberflächlichen Untersuchung keine weiteren gröberen Verletzungen finden konnte, forderte er die Frau auf, sich so wenig wie möglich zu bewegen und holte sein Handy aus der Tasche, um einen Krankenwagen zu rufen. House stellte fest, dass der Fahrer, der die Frau angefahren hatte, schließlich wohl doch noch etwas Vernünftiges getan hatte. Bei der Rettungsleitstelle teilte man ihm nämlich mit, dass ein anonymer Anruf eingegangen war, der denselben Unfall gemeldet hatte und bereits ein Krankenwagen zu der Unfallstelle unterwegs war.

Tatsächlich waren etwa zehn Minuten später Sirenen zu hören. House kletterte über die Böschung hinauf, um dem Krankenwagen zu zeigen, wo er anhalten sollte. Doch als er oben war, sah er, dass dies nicht notwendig gewesen wäre. Die beiden Motorräder, das eine hastig am Straßenrand abgestellt, das andere immer noch mitten auf der Straße liegend, zeigten den Unfallort mehr als deutlich an.

Die Sanitäter versorgten die Verletzte und brachten sie auf einer Bahre zum Krankenwagen. House fragte nach dem Krankenhaus, in das die Frau gebracht werden würde und erfuhr, dass es „sein" Krankenhaus, das Princeton-Plainsboro, war.

Er wartete noch auf den Pannendienst, der das verbeulte Motorrad der Frau mitnahm, dann fuhr er nach Hause. Eigenartigerweise war er jetzt ruhiger als zuvor.