Die Marionettenselbsthilfegruppe

Prolog

Lange hatte er mit sich gerungen. Eigentlich lag es nicht in seiner Natur, dieses Zeichen von Schwäche zuzulassen. Und im Prinzip fand er diese ganze Idee auch einfach nur lächerlich. Insbesondere die Tatsache, mit welcher Gryffindor'schen Hilfsbereitschaft McGonagall dieses ganze Theater ins Leben gerufen hatte. „Marionettenselbsthilfegruppe". Allein der Name sagte alles.

Und jetzt saß er hier mit Potter, Weasley, Granger, Longbottom, und Draco in einem Halbkreis vor dem Bild des ehemaligen Schulleiters versammelt, um sein Herz auszuschütten. Beinahe rührselig hatte McGonagall sie begrüßt, mit Keksen und Tee versorgt und sich dann in ihre Gemächer zurückgezogen. Immerhin war der Drache nicht dabei, eine großartige Verbesserung zu vorherigen Trostversuchen ihrerseits. Als könnte es je wieder gut werden. Als könnte ihm jemals jemand die Narben von der Haut streichen. Geschweige denn die in seinem Herzen.

Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit auf den noch regungslosen Zauberer in dem Gemälde gestarrt hatten und Severus den Stuhl bereits für mehr als unbequem befunden hatte, erhob schließlich – wer hätte es auch sonst sein können – Granger das Wort.

„Ich glaube, ihr alle wisst, wieso wir hier sind. Wir sind die Marionettenselbsthilfegruppe. Nur wenigen anderen Personen kam eine ebenso große Rolle in diesem Krieg zu wie uns. Nur wenige andere haben die Verluste erlitten, die wir erlitten haben. Wir…"

Longbottom unterbrach sie: „Wieso eigentlich das mit den Marionetten? Ich versteh das nicht."Er konnte nur mit Mühe ein Schnauben zurückhalten. Wieso hatte überhaupt jemand angenommen, diesem impertinenten Trottel sei eine große Rolle im Krieg zuteil geworden? Also gut, er hatte das Gryffindor-Schwert aus dem Hut gezogen und die Rebellion im Schloss geleitet… also ja… vielleicht doch nicht ganz unbedeutend.

Granger bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick.
„Ganz einfach Neville. Jeder von uns hatte in diesem Krieg eine Aufgabe. Manche haben sie sich freiwillig ausgesucht und dann einfach im Laufe der Zeit eine Rolle bekommen, die ihnen mehr abverlangt hat, als ein Mensch ertragen sollte. Aber um genau zu sein sind alle Anwesenden außer dir nichts weiter als Marionetten im perfiden, wenn auch glorreichen Plan von…", sie quälte sich sichtlich dabei, es auszusprechen.

„Mir", fügte das Gemälde von Dumbledore schlicht, aber wirkungsvoll ein. „Ihr alle ward ein Teil meines Plans, seid es noch immer. Und auch wenn ich bedaure, dass ihr all dies erleben musstet… es war absolut unumgänglich für das größere Wohl und die Rettung der Zauberwelt."

„Aber warum denn ich?", Longbottom klang mit seinem kläglichen Unterton nur noch erbärmlicher als sonst. „Ich bin doch nie mutig oder stark gewesen. Ich war immer nur der dicke, dumme Neville. Alle haben sich über mich lustig gemacht, Snape…", er brach ab, errötete tief und warf Severus einen gequälten Blick zu.

„Weißt du, Neville", schlug Granger mit grauenhafter Sanftheit in ihrer Stimme vor, „Vielleicht möchtest du ja anfangen."

To be continued