A/N: Diese Fanfiction ist eine Übersetzung und mit Erlaubnis der Originalautorin von mir ins Deutsche übersetzt worden. Herzlichen Dank an Melissa D., die diese wundervolle und phantastische Geschichte geschrieben hat. Die Originalgeschichte kann man unter dem gleichen Namen bei finden. Wenn es Verbesserungsschläge für die Übersetzung gibt, würde ich mich sehr freuen, darüber informiert zu werden.
Betaleserin: Krümelchen
· · · Kapitel 1 · · ·
"Kommen Sie herein." Professor McGonagall erhob sich, um den zweiten Hogwarts- Austausch Schüler, auf sein rasches Anklopfen hin, zu begrüßen. Sie versuchte ihren Ton so fröhlich und ungezwungen wie möglich zu halten, da sie die Reaktion, die seine Ankunft auslösen würde, erahnte: „Ah, Mr. Malfoy. Ich hoffe Ihre Fahrt zurück zur Schule lief reibungslos."
„Ja, Professor. Mein Vater hat mich gerade abgesetzt. Es tut mir leid, dass es mir nicht möglich war den Hogwarts Express zu nehmen. Die Geschäfte meines Vaters hielten uns länger auf, als wir erwarteten." Schon seit er den Brief der stellvertretenen Schulleiterin erhalten hatte, mit der Information, er würde für das Beauxbatons- Hogwarts Austauschprogramm ausgewählt, konnte Draco seine Ankunft am ersten September nicht mehr erwarten. Zwei ganze Monate in Frankreich, auf einer anderen Schule mit anderen Schülern und, das Wichtigste, weit weg von Harry Potter und seinem Fanclub. Seine Eltern waren sehr stolz auf ihn. Hogwarts schickte nur die Besten der Besten für diesen Austausch nach Frankreich und die Tatsache, dass er nur ein Sechstklässler war, gab ihm noch mehr das Gefühl außergewöhnlich zu sein. Er konnte es nicht abwarten, Potter die Tatsache, dass ein Malfoy auserwählt wurde, unter die Nase zu reiben. Aber als er an Professor McGonagall vorbeischielte, trafen seine Augen auf einen höchst unwillkommenen Anblick. „Was macht die denn hier?"
Hermine sprang von ihrem Stuhl auf, als sie Dracos gedehnte Stimme hörte und wirbelte, ihren Ohren nicht trauend, herum: „Was meinst du mit: ‚Was macht die hier?' Was machst du hier?" Während sie warteten, erklärte ihnen Professor McGonagall: „Eigentlich ist es ja üblich, das nur ein Schüler am Austausch teilnimmt, aber dieses Jahr wurden zwei Schüler ausgewählt. Dies geschieht um die positiven Beziehungen zwischen den verschiedenen Zaubereischulen aufrecht zu erhalten." Aber ihre Lehrerin wollte den Namen des zweiten Schülers nicht verraten. Als ihr dämmerte wer der zweite Schüler war, bat sie Professor McGonagall: „Bitte Professor, erzählen Sie mir nicht er ist der andere Schüler, der am Austausch teilnimmt? Bitte sagen Sie mir, dass das alles nur ein furchtbarer Alptraum ist und ich keine ganzen zwei Monate Malfoy ausgesetzt bin?"
„Nun, das erklärt alles", entgegnete Draco mit einer überheblichen Miene, „du irrst dich, Granger. Ich bin nicht der ‚andere' Schüler. Ich bin der ‚Einzige'. Nur ein Schüler nimmt am Austausch teil und da ich offensichtlich die erste Wahl bin, bist du nur Zweite."
Wissend, dass dies die Angelegenheit klären sollte, schlenderte er zu dem Stuhl, den Hermine gerade geräumt hatte, ließ sich auf ihm nieder und platzierte seinen Hut auf dem Stuhl neben ihm.
„Nun Professor, wann fahren wir los?"
Seine Dreistigkeit und Arroganz erreichte neue Höhen. Gerade als Hermine Draco erklären wollte, wo er seinen spitzen Hut hin stecken konnte, knallte die stellvertretende Schulleiterin ihre Hände auf den Tisch, was beide veranlasste zusammenzuzucken, während der Schall im Raum widerhallte. „Das reicht", sagte sie streng, „Ich hoffe, ihr beide zeigt mehr Anstand während wir in Beauxbatons sind, weil ihr beide Hogwarts repräsentiert und ich werde nicht weniger als euer bestes Benehmen akzeptieren." Ihre Augen flitzen zwischen den gelähmten Gesichtsausdrücken auf den jungen Gesichtern vor ihr hin und her. Zufrieden, dass sie nun ihre Aufmerksamkeit hatte, erklärte sie: „Für gewöhnlich schickt jede Schule nur einen Repräsentanten für das Austauschprogramm; wie auch immer, euer beider Bewerbungen waren höchst eindrucksvoll und so entschieden wir, dass ihr beide nach Frankreich gehen werdet."
Draco fing an zu protestieren, aber McGonagall hob ihre Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen: „Keine Diskussionen, Mr. Malfoy. Die Entscheidung ist endgültig und alle Beschwerden an Ihren Vater werden daran nichts ändern." Sie schien etwas zu erblassen, als sie fortfuhr: „Und angesichts der jüngsten Ereignisse, ist es wichtiger als je zuvor, dass man die Verbindungen nicht abreißen lässt."
Hermine wusste, was sie meinte. Es war kein Geheimnis mehr, dass Voldemort letztes Jahr an Macht gewonnen hatte, seit die wahren Ereignisse des Trimagischen Turniers sich ihren Weg durch die Zaubereigesellschaft gebahnt hatten. Vorkehrungen zu treffen, wie das Schüler Austauschprogramm zu organisieren waren notwendig um den guten Willen zu zeigen. Aber warum, warum nur musste sie mit Malfoy gehen?
Ihr Stillschweigen als ein Zeichen der Einwilligung nehmend, begann Professor McGonagall die Details über ihre Reise, und was während der nächsten zwei Monate geschehen würde, zu erläutern. Unterricht, Reiserouten, Stundenpläne und dergleichen. Keiner der Beiden konnte angesichts der jüngsten Entwicklung, dass sie zwei Monate zusammen verbringen mussten, auf Professor McGonagalls Worte achten. Draco sowie Hermine fühlten sich ungerecht behandelt.
Sie konnten der Enge von Professor McGonagalls Büro nicht schnell genug entfliehen.
Sie konnten es ja kaum ertragen für ein dreißigminütiges Treffen, nebeneinander zu sitzen. Wie sollten sie es fertig bringen, zwei Monate lang, jeden Tag miteinander zu verbringen? Als Professor McGonagall ihnen das Zeichen gab, dass das Treffen vorüber war, sprangen beide, Hermine und Draco, sofort aus ihren Sitzen um sich bei jemanden, irgendjemanden, zu beklagen, wie hintergangen sie sich fühlten. Als Draco sich auf zur Eulerei machte, um eine Nachricht an seinen Vater zu schicken, stampfte Hermine zum Gryffindor Gemeinschaftsraum, um diese schreckliche Entwicklung mit Harry und Ron zu teilen. Als sie davonstolzierten, hatten beide den gleichen Gedanken. Das ist eine totale Katastrophe!
„Na, wie schmeckt dir dein für zwei Monate letztes Draco- freies Essen?"
„Ron, bitte. Ich versuche zu essen", funkelte Hermine ihn wütend an, als sie kurz zum Slytherintisch rüberblickte, „Mir ist schon übel genug. Ich brauch dich nicht, um mich die ganze Zeit daran zu erinnern, das er auch nach Beauxbatons geht." Als ein Zeichen der Kapitulation legte Hermine ihre Gabel auf den Teller ihres Mittagessens und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück: „Und obendrein lässt uns McGonagall nicht einmal einen Portschlüssel benutzen. Zusätzlich zu zwei Monaten muss ich also auch noch sechs Stunden Zugfahrt mit ihm im gleichen Abteil ertragen." Aus irgendeinem Grund, konnte Hermine sich nicht einmal selbst dazu überwinden seinen Namen laut auszusprechen. Sie war nahe daran, sich zu übergeben, wenn sie daran dachte, wie er sich seinen Weg in so eine beachtliche Chance gebahnt hatte. Sie wusste nur, dass er sie nicht nur allein aus seinen Verdiensten heraus bekommen hatte. Seine Familie musste etwas getan haben, um ihm den Platz im Austausch zu garantieren. Hermine starrte immer noch zu den Slytherins hinüber, als Draco seine Gabel in die Hand nahm, aufblickte und ihre Augen fand. Er schaute nicht weg. Seine grauen Augen trafen auf ihre Bernsteinfarbigen. Keiner von ihnen wandte sich ab.
Von weit her brach Harrys Stimme zu ihr durch: „Hermine, warum lässt dich McGonagall den Zug nehmen? Ich dachte, sie mag dich? Dies hört sich mehr nach einer Bestrafung an, als nach einer günstigen Gelegenheit."
Ron nickte zustimmend. „Ich kenne das. Ich würde lieber mit einem knallrümpfigen Kröter einen Spaziergang durch den Verbotenen Wald machen, als den ganzen Tag mit Malfoy in einem Zugabteil zu sitzen."
Sie schüttelte ihren Kopf: „Ich habe keine Ahnung, wieso sie das macht. Sie sagte nur etwas von, Portschlüssel seien über solch große Distanzen hinweg und mit soviel Gepäck, unzuverlässig."
„Nun, das hörte sich für mich nach einem Haufen dummes Zeug an", warf Ron ein, „Aber schau dir mal die gute Seite daran an, vielleicht kannst du die Zeit nutzen, McGonagall zu fragen, wie man Malfoy in ein Frettchen verwandelt. Der Look stand ihm ziemlich gut." Diese Erinnerung brachte das erste Lächeln an diesem Tag auf Hermines Gesicht.
Alle drei lachten, als Malfoy herüberblickte, der es immer noch nicht fassen konnte, dass Hogwarts eine muggelgeborene Hexe als einen Vertreter der Schule schickte. Er wusste, dass es wahrscheinlich ein Akt der Nächstenliebe ihr gegenüber war, oder aber, nur für die Öffentlichkeit in diesen dunklen Zeiten. Eine Art von ‚Wir- lieben- Muggel' Versuch um das Gesicht zu wahren. Entweder das oder Dumbledores goldener Junge hat den Schulleiter dazu angestiftet. Das sähe Potter ähnlich, seine Chance, zu zeigen, dass die Malfoys die Besten waren, was Hogwarts zu bieten hat, zu ruinieren. Als er die drei Gryffindors über etwas hysterisch lachen hörte und er Hermine beobachtete, wie sie ihr dichtes, lockiges Haar über die Schulter warf, hörte er vage, dass Goyle ihn etwas fragte und wurde aus seinen Träumereien herausgerissen. „Was hast du gesagt?"
„Ich hab gefragt, was in dem Brief von deinem Vater stand. Gibt es etwas, was er tun kann um sie daran zu hindern zu gehen?", murmelte Goyle und wies mit seinem Kopf Richtung Gryffindortisch.
Draco richtete sich in seinem Stuhl auf und fuhr fort sein Mittagessen zu sich zu nehmen: „Nein, Vater sagte, es läge nun nicht mehr in seinen Händen." Draco wollte es nicht so erscheinen lassen, als hätte seine Familie weniger Macht als zuvor und fuhr fort: „Aber das ist nur, weil die Reise so kurz bevorsteht. Es ist zu spät die Organisation abzublasen. Er wird scharf-formulierte Briefe für diese Schandtat an alle Schulgouverneure schreiben, das kann ich dir sagen!" Aber Draco wusste, dies würde keinen Unterschied machen.
Doch auch wenn Voldemort am Ende von Dracos viertem Schuljahr wiederauferstanden war, war sein Vater nicht auf die dunkle Seite übergelaufen, wie jeder annahm und wie Potter gesagt hatte. Sein Vater wurde natürlich immer noch sehr respektiert, aber die Menschen handelten immer noch zögernd und beängstigt in seiner Nähe, als ob er das geringste Stück Information nehmen würde und damit zu seinem ehemaligen Meister rennen würde. Draco konnte verstehen, dass die Leute sich fürchteten, aber Voldemorts Wiedergeburt war vor einem Jahr. Er wusste tief in seinem Herzen, dass sein Vater nie bereitwillig ein Teil von so etwas Kaltherzigem wie dem rücksichtslosen Mörder eines unschuldigen Schülers, wie Cedric Diggory, sein konnte. Es konnte einfach nicht sein.
Gleich darauf fühlte er wie ihm jemand auf seine Schulter tippte. Es war Professor McGonagall. „Kommen Sie nun, Mr. Malfoy. Wir müssen den Zug erreichen." Voller Furcht stand Draco widerwillig von seinem Sitz auf und verabschiedete sich von seinen Hauskameraden aus Slytherin. Sie wünschten ihm zum letzten mal Beileid, weil er für so lange Zeit, in der Nähe dieser Granger sein musste. Er ging aus der Großen Halle, als würde er zur Guillotine laufen.
Eine besorgt aussehende Professor McGonagall und ein arrogant dreinblickender Malfoy warteten schon in der Eingangshalle auf Hermine. Ihre Verabschiedung hatte länger gedauert, als sie erwartet hatte. Sie hatte Ron zum Abschied umarmt und er hatte sie noch etwas mehr geneckt als vorher, da sie mit Malfoy festsitzen würde. Doch das Hänseln störte sie nicht. Sie wusste, dass es einfach Rons Art war, zu zeigen, wie sehr er sie vermissen würde, wenn sie für zwei Monate nicht da war. Dann hatte sie Harry umarmt, ein bisschen länger und etwas fester. Sein unordentliches Haar hatte ihre Nase ein bisschen gekitzelt. Sie hatte tief eingeatmet, denn sie wollte diesen Geruch, der Harry gehörte, nicht vergessen. Alle beide hatten ihr versprochen Eulen zu schicken, aber sie hatte ihre Zweifel, wie lange dieses Versprechen anhalten würde. Sie war einen Schritt von Harry zurückgetreten, hatte ihre zwei besten Freunde angestarrt und hatte sich verzweifelt gewünscht, dass einer von ihnen der andere Austauschüler wäre. Sie freute sich noch weniger als Malfoy auf die bevorstehende Zugfahrt, doch sie konnte es fast nicht mehr erwarten Frankreich wiederzusehen und in Beauxbatons zu lernen, da dies wirklich eine große Ehre war, als eine Sechstklässlerin für dieses Programm erwählt worden zu sein. Aber da war etwas irritierendes gewesen, so wie Malfoy sie während des Mittagessens angestarrt hatte. Es war so intensiv gewesen, dass sie vergaß, dass noch immer eine Halle voller Schüler um sie herum waren.
Die Reise begann ziemlich angenehm, aber ohne dass jemand im Abteil auch nur ein Wort sprach. Professor McGonagall besprach nochmals ihre Tagesreise und verließ dann das Abteil um mit dem Zugführer zu sprechen. Hermine und Draco blieben im Abteil zurück. Allein.
Während Professor McGonagall mit ihnen gesprochen hatte, waren Hermine und Draco noch nebeneinander gesessen. Doch bevor die Tür des Abteils auch nur geschlossen war, bewegte sich Hermine auf die andere Seite des Abteils und setzte sich auf den Sitz der Professorin. Das war ein großer Fehler. Draco hatte seine Augen seit etwa den letzten zwanzig Minuten geschlossen und Hermine erwischte sich dabei, wie sie ihn beobachtete als er schlief, so friedlich und bescheiden. Er sah so anders aus, aber nicht in der „er schaut so friedlich aus, wenn er schläft" Art. Hermine bemerkte, wie der Sommer Malfoy verändert hatte. Seine Nase hatte einige Sommersprossen von der gleichen Sonne bekommen, die sein Haar in ein auffallendes Blassblond gebleicht hatte. Als sie sich in Professor McGonagalls Büro angeschrieen hatten, hatte sie bemerkt, dass er gut drei Zoll gewachsen war und seine Stimme sich beachtlich vertieft hatte. Sein Körper hatte sich weiter entwickelt, war reifer geworden. Er passte gut mit seinem Gesicht zusammen, das nicht mehr länger spitz und scharf, sondern glätter und weicher war. Als sie sah, wie sein Kiefer sich an- und wieder entspannte, konnte sie nicht umhin zu bemerken, wie weich seine Lippen schienen. Und dann sagte sie nochmals zu sich, dass es nicht so wäre, als ob sie nie Zeit damit vergeudet hätte, sein Gesicht auswendig zu lernen. Gott sei Dank sind Harry und Ron nicht hier und sehen das, lächelte sie.
„Weißt du, nur weil du denkst, jemand schläft, macht es nicht weniger gruselig, wenn du ihn seit drei Stunden anglotzt!" Dracos Augenlider schlugen nach oben, als ein wissendes, wichtigtuerisches Grinsen sich quer über sein von der Sonne gebräuntes Gesicht ausbreitete.
Verdammt, er hat mich erwischt! Hermine schalt sich selbst. Sie hatte ihre Augen länger dort verweilen lassen, wo sie nicht sein sollten. Als ihr Gesicht zu einem tiefen Purpurrot errötete, kam sie mit der ersten Sache, die ihr ins Gedächtnis kam, entgegen: „Es waren keine drei Stunden." sie schaute schuldig weg. „Es waren nur ein paar Minuten." Dieses Eingeständnis kam über ihre Lippen, bevor sie es aufhalten konnte und sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen als einen nutzlosen Versuch ihr Gesicht zu verbergen, da es schnell einen noch tieferen Farbton bekam.
Dracos Grinsen breitete sich nur noch weiter aus und er konnte der Gelegenheit nicht widerstehen. „Mach dir keine Sorgen, Granger", versicherte er ihr, ohne zu versuchen seine Selbstgefälligkeit zu verbergen, „Ich wäre der letzte Mensch, der jedem erzählen würde, dass du auf mich stehst. Immerhin habe ich ja einen Ruf zu wahren." Er war nicht mehr zu bremsen. "Jedoch muss ich hinzufügen, dass ich etwas überrascht bin. Ich meine, ich sehe teuflisch gut aus, und so", er lehnte sich nach vorne und zog Hermines Hände weg, sodass er direkt in ihr entsetztes Gesicht blicken konnte: „aber ich habe nicht einmal eine abscheulich aussehende Narbe auf meiner Stirn, um dich zu beeindrucken." Aufgrund ihrer Reaktion, wusste er, dass er gerade ins Schwarze getroffen hatte.
Tatsächlich hatte er nicht erwartet, sie so schnell provozieren zu können. Weasley war schon immer leicht anzustacheln gewesen, aber Hermine war normalerweise härter zu knacken. Er musste wirklich einen wunden Nerv getroffen haben, dachte er. Diese Entdeckung schickte einen plötzlich heftig stechenden Schmerz durch ihn. Sie mag Potter wirklich, erkannte er und aus irgendeinem Grund störte es ihn. Vielleicht deswegen, weil Hermine nicht die Einzige war, die den ganzen Nachmittag über gestarrt hatte. Tatsächlich war der einzige Grund, wieso er seine Augen vorhin geschlossen hatte, deswegen, weil es die einzige Möglichkeit war, so wusste er, sich selbst davon abzuhalten, sie zu beobachten. Es war warm im Zug und während Professor McGonagall mit ihnen gesprochen hatte, hatte Hermine ihre Schulkleidung abgelegt. Hermine trug nun einen kurzen khakifarbenen Rock und eine weiße Baumwollbluse. Es war die Bluse die es ausmachte. Draco fand diese erstaunlich simplen Kleidungsstücke an Frauen immer extrem sexy und so konnte er seine Augen nicht von Hermine nehmen. Als die Professorin, wie es schien zum hundersten Mal, über ihre Pläne sprach, hörte Hermine nicht auf, während sie neben ihm saß, geistig abwesend, ihre Beine zu überschlagen. Sie hatte ihren Fuß die ganze Zeit auf und ab bewegt, ihr Bein schwang gemächlich auf dem linken Knie. Ihre Beine waren so lang und braungebrannt. Es war hypnotisierend. Und dann hatte ihr Arm in der weißen Baumwollbluse seine Schulter gestriffen und das war einfach zuviel. Er hatte seine Augen geschlossen, damit er sie nicht sehen konnte. Er hatte gespürt, wie sie von ihrem Sitz aufsprang und sich zu dem gegenüberliegenden Platz bewegt hatte. Das Abteil schien danach kühler. Als er bemerkte, wie sie ihn anstarrte, drehte sich sein Magen um. Nachdem er sich selbst ausschalt, wegen Hermine Granger so nervös zu werden, wandte er sich letztendlich wieder seinem erprobten und wahren Verhältnis aus Feindseeligkeit zu. Er konnte es nicht ändern. Verdammt, wieso mussten ihre Augen so strahlend sein?
Hermine riss ihre Hände aus seinem Griff und lehnte sich nach vorne, sodass sie nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren und entgegnete ihm mit einer stählerneren Bestimmtheit scharf: „Harry braucht nichts um die Leute zu beeindrucken. Und er braucht niemandem, irgendetwas zu beweisen, weil – Narbe oder nicht – er immer ein besserer Mensch sein wird als du es bist. Und du weißt das!" Als sie Malfoys Gesicht erbleichen sah, fügte sie zu ihrem letzten Kommentar, der ihren Standpunkt klar machen sollte hinzu, „Egal wie viele Menschen du oder dein kostbarer Vater versuchen zu bestechen oder zu schikanieren, damit sie eine andere Denkweise bekommen."
Professor McGonagall schob die Abteiltür auf und wurde zornig bei dem Anblick, der sich ihr bot. Die zwei Schüler, die auserwählt wurden Hogwarts' Vortrefflichkeit und Stolz zu repräsentieren, starrten sich mit finsterem Blick an. Das war doch der Gipfel! „Das wars!", schrie sie auf, „Ich habe genug von eurem belanglosen Gezanke und es wird aufhören noch bevor wir einen Fuß aus diesem Zug gesetzt haben." Sie nahm einen tiefen Atemzug und fügte hinzu: „Ich war nicht ganz ehrlich, als ich angab, dass Portschlüssel über so große Distanzen hinweg nicht funktionieren, denn sie tun es sehr wohl. Ich sagte das, weil ich hoffte, dass die lange Zugfahrt euch beiden erlauben würde eure Differenzen ohne mein Einschreiten zu beseitigen. Da keiner von euch willig ist auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, nehme ich an, unmittelbareres Handeln ist hier erforderlich." Sie fing an im Abteil herumzugehen. „An der nächsten Haltestelle, werdet ihr beide mit dem Portschlüssel, den ich für den Notfall mitgebracht habe, nach Hogwarts zurückgeschickt. Ich hatte gehofft es würde nicht zu so einem Ende kommen und ich bin betrübt darüber, dass ihr versagt habt, die Möglichkeit zu sehen, die dieses Programm bietet und euch stattdessen dafür entschieden habt zu streiten und euch gegenseitig unaufhörlich anzustacheln. Nun, nicht mehr. Zwei alternative Personen werden statt euch geschickt und werden mich in Frankreich treffen. Ihr werdet beide nach Hogwarts zurückkehren." Diese Ankündigung bewirkte genau die Reaktion, die sie sich erhofft hatte, da es weder Portschlüssel noch Alternativen oder irgendeinen Absicherungsplan oder was auch immer gab.
Draco und Hermine waren gleichzeitig auf den Beinen und bettelten um ihr Recht, da keiner mit der Demütigung, getadelt zu werden und nach ein paar Stunden zurück geschickt zu werden, konfrontiert werden wollte. Professor McGonagall konnte die Verzweiflung in ihren Augen sehen. Ihr Bedürfnis, ihre Abscheu für den jeweils anderen zu überwältigen. Draco und Hermine waren zwei der klügsten und viel versprechensten Schülern, die sie je unterrichtet hatte. Das Austauschprogramm war eine herausfordernde zweimonatige Erfahrung und Professor McGonagall wusste, das große Dinge geschehen konnten, wenn die beiden nur zusammenarbeiten würden, anstatt gegen den jeweils anderen. Ihre gemeinsame Arbeit ging über den Gewinn von noch mehr Lob für Hogwarts, hinaus. Wenn ein reinblütiger Zauberer (und zudem ein Malfoy) mit einer muggelgeborenen Hexe, Seite an Seite arbeiten und eine vereinigte Front für ihre Schule repräsentieren konnten, so wusste Professor McGonagall, gab es Hoffnung für die Zukunft.
Nachdem sie versprochen hatten, sich gut zu benehmen, geschworen hatten nicht zu streiten und ihr ein brandneues Sortiment Schreibfedern (Höflichkeit von Malfoy) angeboten hatten, täuschte Professor McGonagall vor, dass diese Argumente sie beeinflussten. Aber im Stillen dankte sie ihren guten Sternen. Letztendlich hatte sie die beiden beruhigt und auf ihre Plätze gebracht. Dann setzte sie den strengsten Gesichtsausdruck auf, den sie aufbringen konnte. „In Ordnung, ihr könnt beide bleiben." Beiden Schülern entfuhr ein Seufzer der Erleichterung, während Professor McGonagall heimlich dasselbe tat. Sie warfen sich einen kurzen behutsamen Blick zu und blickten dann schnell wieder weg. Hermine grub in ihrer Tasche und holte ein großes Buch über Die Magische Geschichte Frankreichs heraus und vergrub ihren Kopf kurz danach in das Buch, ohne es zu wagen aufzuschauen, während Draco ungerührt aus dem Fenster starrte und nicht ein einziges Mal riskierte seiner Mitreisenden einen kurzen Blick zuzuwerfen. Professor McGonagall wusste, dass die nächsten zwei Monate ein solches Abenteuer für ihre zwei Schüler werden würden und das große Schritte in Richtung, ein Bündnis zu erstellen, gemacht werden könnten. Daraufhin seufzte sie leise, so lang sich die Beiden nicht zuerst gegenseitig umbringen.
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Anmerkung:
Guillotine – Fallbeil, ein Gerät, mit dem man früher Menschen geköpft hat
