Liebe treue Freundinnen und Freunde unserer verrückten Kerkerfamilie!

Kaum zu glauben, aber es ist vollbracht. Sie ist fertig. Meine persönliche unendliche Geschichte… Ganze drei Jahre schreibe ich schon an ihr herum und war mehr als einmal nahe daran sie in den elektronischen Papierkorb zu werfen.

An alle, die trotz der langen Durststrecke daran geglaubt haben, dass es doch noch was wird mit der blauen Schneeblume sei an dieser Stelle schon jetzt ein herzliches Dankeschön gesagt.

Diese Geschichte mit ihren 16 Kapiteln plus Epilog spielt im Januar 2012 und schließt somit direkt an „Täuschungen" an. Aber keine Sorge – es ist kein neuerliches Drama. Obwohl Severus sie schon für ziemlich nervenaufreibend hält. Aber Hermine ist da ganz anderer Meinung. Sie stuft sie höchstens als freundliche Abenteuergeschichte ein, wenn man denn nicht allzu große Ansprüche an Abenteuergeschichten habe…

Nun, wir werden sehen… Mir ist ganz egal was sie ist, wenn Ihr nur am Ende nicht zu dem Schluss kommen müsst, dass sie langweilig und unnötig war und genau dort hin gehört hätte wo sie beinahe gelandet wäre…, nämlich im Papierkorb.

Also, eine gute Zeit Euch allen!

Eure Efraimstochter

Die blaue Schneeblume 1

„WAS? AUF GAR KEINEN FALL WERDE ICH DIR DAS ERLAUBEN!" schrie Hogwarts Tränkemeister völlig außer sich seine Frau an. Und obwohl er seine Frau eigentlich nie anschrie, hatte er im Augenblick wahrlich allen Grund dazu!

Bei Merlin und allen großen Zauberern, er war wirklich wütend! War sie noch ganz bei Trost? Nein, definitiv nicht! Verdammt!

„Jetzt beruhige Dich doch!", versuchte Hermine Granger, seine nicht ganz bei Sinnen zu scheinende Gattin, sowohl seine Lautstärke, als auch seinen sichtlich ansteigenden Blutdruck zu dämpfen. So was konnte nicht gesund sein, weder für ihn, noch für ihre Ohren!

„ICH DENKE JA GAR NICHT DARAN!", schleuderte er ihr empört und in leider unverminderter Lautstärke entgegen. Er sollte sich beruhigen? HA! Nach seinem Geschmack regte er sich noch gar nicht genug auf!

Das war doch wohl nicht zu fassen! Er hatte eine völlig Verrückte geheiratet! Gut, eine Tatsache, die nicht gerade neu war, aber in diesem Punkt augenblicklich seine ganze berühmte Contenance völlig über den Haufen warf!

Verdammt! Verdammt! Verdammt!

Dabei hatte doch alles so erfreulich begonnen! Wirklich sehr, sehr erfreulich!

Damals vor ungefähr vier Wochen, als Kingsley Shaklebolt, der Zaubereiminister, ihm den gleichwohl ehrenvollen wie strenggeheimen Auftrag gegeben hatte, ein kleines Team von drei bis vier Fachleuten zusammenzustellen, um seine Forschungen rund um die blaue Schneeblume hoch oben in den Gipfeln des Himalayas nachweisen zu können.

Ein unglaublicher Auftrag, den das Ministerium nur unter dem Siegel der vollkommenen Verschwiegenheit vergeben hatte. Wenn das nämlich herauskam, würde es ohne Zweifel schwerwiegende diplomatische Verwicklungen mit den örtlichen Zaubereibehörden geben, wenn nicht Schlimmeres…

Aber wenn es denn gelingen würde, die blaue Schneeblume während ihres Erblühens zu erforschen und sogar einen Ableger oder einige Samen zu ergattern, dann, ja dann wäre es ein unglaublicher Erfolg, denn dieses mächtige magische Gewächs erblühte nur ein einziges Mal in hundert Jahren und das lediglich für drei kurze Tage und niemand konnte bisher genau vorhersagen, wann dies geschehen würde. Zudem gab es nur sehr wenige Vorkommen auf der Erde, zwei in Asien, eines in Kanada und eines auf Grönland. Alle zuständigen Zaubereibehörden hatten natürlich Benachrichtigungszauber über den Gebieten installiert, aber sie konnten erst aktiviert werden, wenn das Erblühen schon begonnen hatte bzw. schon beinahe vorbei war und dann war ein Ernten der Samen nur noch selten möglich, denn er verfiel innerhalb weniger Stunden zu Staub. Besonders tragisch, da ein Verpflanzen der Blume bisher noch nie gelungen war.

Sollte es also glücken, den genauen Zeitpunkt des Erblühens vorauszusagen, dann dürfte die Qualität der Ernte deutlich besser sein und vor allem die Reproduzierbarkeit wesentlich wahrscheinlicher. Daher war dieser unerwartete Auftrag ein wahrer Glücksfall, sowohl für die beiden Tränkemeister in Hogwarts, als auch für die englische Zaubererregierung.

Severus hatte nämlich zusammen mit Hermine in akribischer und jahrelanger Kleinarbeit die erfolgreichen Erfahrungen mit den Blühberechnungen des Morgenmooses genutzt und diese erweitert und angepasst. Fast vier Jahre Arbeit steckten in diesem Projekt und laut der Ergebnisse ihrer Forschungen würde der Beginn des nächsten Erblühens genau am 28. Januar 2012 hoch oben in den Bergen des Himalaya stattfinden.

Selbstverständlich hätte er am liebsten seine Frau mitgenommen, immerhin waren sie ein eingespieltes Team und Hermine wäre auch nur allzu gerne Teil dieser spannenden Mission gewesen, aber weil Severus schon die Profession Tränkekunde einbrachte und der für diesen Auftrag nötige Zauberkunstmeister die Mysteriumsabteilung selbst stellte, suchten sie beide mit großem Bedauern zusammen noch einen Kräuterkundler und einen Runenexperten.

Hermine war wirklich sehr niedergeschlagen gewesen. Sie hatte zwar einige Zeit gebraucht, um sich von dem Gedanken einer Teilnahme zu verabschieden, aber schließlich doch eingesehen, dass jede Person mehr dort oben unnötig, gefährlich und vor allem verdächtig gewesen wäre.

Außerdem war da ja noch diese klitzekleine Schwangerschaft.

Ihre Tochter Lillian sollte, laut den Aussagen von Mbaba, der Ältesten der Mkemeko, am 24. März geboren werden und auch wenn diese Schwangerschaft an sich gegen jede bisherige Erfahrung wirklich völlig unspektakulär und ohne sonderliche Beschwerden verlief, waren da natürlich immer noch Hermines Albträume und die vielen dunklen Erinnerungen an die schrecklichen Wochen in Afrika. Etwas, was ihr trotz des Reorganisationsnebel der die gelöschten Erinnerungen zum großen Teil zurückgebracht hatte und der regelmäßigen Gespräche mit Harry Potter, die zwar sehr schmerzhaft, aber sich auch als sehr hilfreich (für beide) herausstellten, noch eine ganze Zeit lang erhalten bleiben würde.

Severus war tief in seinem Herzen unglaublich erleichtert gewesen, einen einfachen und logischen Grund zu haben, sie nicht in ein neuerliches Abenteuer mit ungewissem Ausgang hineinziehen zu müssen. Denn dass der Raub dieser mächtigen Blume alles andere als ein Spaziergang werden würde, erklärte sich von selbst. Auch für ihn waren die Erinnerungen an die schlimmen Ereignisse des letzten Sommers immer noch präsent und schmerzhaft. Es war einfach zu knapp gewesen! Diese Erleichterung hatte er ihr gegenüber allerdings niemals erwähnt, sie hätte ihm höchstwahrscheinlich sofort zahlreiche Gründe genannt, warum diese Sorge völlig unbegründet wäre!

Alles war also klar und geregelt gewesen und seine Vorbereitungen mittlerweile so gut wie abgeschlossen.

Aber dann war vor einer Stunde diese verdammte Eule eingetroffen, mit der schlimmen Nachricht, dass Mason Clark, der Zauberkunstmeister aus der Mysteriumsabteilung, einen Herzinfarkt erlitten hatte und für die Mission nicht mehr zur Verfügung stehe. Und der ganze Schlamassel hatte begonnen!

„Aber Severus", begann Hermine erneut und versuchte die unangemessene Lautstärke ihres Mannes zu ignorieren. Gottlob waren die Kinder nicht da, „überleg doch mal, wie viel Zeit ich in dieses Projekt gesteckt habe! Es gibt keinen besseren Ersatz für Clark, als mich!"

„Das ist mir völlig egal!", tobte Severus auch weiterhin unnachgiebig, während er jetzt mit langen Schritten den Raum durchmaß, um sich Luft zu verschaffen.

„Ich weiß ja, dass Du Dir wahrscheinlich Sorgen machst", versuchte Hermine es mit Einfühlungsvermögen und knetete ihre Hände, „aber es gibt wirklich gar keinen Grund dafür, es ist alles in Ordnung und es geht mir sehr gut!" Aha, hatte er es doch gewusst, dass sie das sagen würde.

„Dann freu Dich doch! Verdammt! Und setz nicht Dein Leben aufs Spiel!", schleuderte er ihr entgegen.

„Das tue ich doch gar nicht!", in ihren Tonfall schlich sich langsam aber sicher Ungeduld.

„Ach nein?", er blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte sie an, „Wie nennst Du es denn dann, wenn sich eine hochschwangere Frau unbedingt mitten im Winter auf eine Exkursion zu einer verborgenen Anhöhe auf einem Sechstausender begeben will?"

„Wissenschaftliches Interesse und kollegialer Beistand!", kam es prompt von seiner Gemahlin, die jetzt ebenfalls ihre Arme über ihrem deutlich gewölbten Bauch verknotete.

„Pff!", schnaubte ihr Mann höhnisch, „Gib es zu, Deine unglaubliche Neugierde und Deine ab und an übersteigerte Hybris treiben Dich zu solch idiotischen Dingen! Dabei solltest Du dankbar sein, dass Du das letzte Abenteuer, zu dem Du unbedingt aufbrechen musstest, überhaupt überlebt hast!"

Oh, da hatte er einen empfindlichen Punkt getroffen. Was natürlich ganz in seiner Absicht lag, nun aber Hermines Stirn in ärgerliche Falten legte und sie näher aufrücken ließ, während sie sehr akzentuiert entgegnete: „Ja, das bin ich auch, Severus Snape. Ich bin sogar von ganzem Herzen dankbar und nicht nur für mein Leben sondern für vieles, vieles mehr. Aber das hier, ist etwas völlig anderes."

„Sicher, sicher!", spottete er ätzend und trat ebenfalls einen Schritt auf sie zu, „es ist immer dann etwas völlig anderes, wenn Du es so willst!"

„Ist es nicht! Ich versuche nur, die Dinge differenziert zu betrachten und nicht alles und jedes in den gleichen Kessel zu werfen!", erboste sich Hermine und reckte ihren Hals, damit sie ihm fest in seine funkensprühenden schwarzen Augen blicken konnte.

„Apropos Kessel", zischte Severus triumphierend und seine lange Nase berührte fast die ihre, als er zum entscheidenden Punkt kam „Dir ist in Deiner allumfassenden Weisheit natürlich auch bewusst, dass die Einnahme des Akklimatisierungstrankes in Deinem Zustand nicht ohne Schäden für das ungeborene Kind bleibt. Wie gedenkst Du diesem Umstand zu begegnen oder nimmst Du die Folgen einfach so in Kauf?"

Ha! Ihre Augen flackerten, das war die Schwachstelle in ihrem Plan und er hatte sie sogleich erkannt. Voller Genugtuung konnte er sich ein kleines, selbstzufriedenes Grinsen nicht verkneifen, als sie ihre Lippen fest zusammenpresste, so dass man sich sehr anstrengen musste, sie zu verstehen, „Natürlich ist mir das nicht egal! Aber es gibt ja noch andere Wege!"

„So", spottete er, „und welche fallen Dir da so ein?" Er aalte sich zugegebenermaßen gerade außerordentlich in seinem Triumph, „Den alternativen Lungenzauber vielleicht? Tja", er tippte sich scheinbar angestrengt nachdenkend gegen die Lippen, „aber wenn ich mich recht ersinne, dann führt er leider bei Kindern unter drei Jahren zu verkümmertem Lungenwachstum. Und das Kind, das Du trägst, ist doch unter drei Jahren, oder?"

Sein Grinsen wurde noch etwas selbstgefälliger, „Bleibt natürlich noch die Muggelmethode, in der man sich langsam an die schwierigen klimatischen Bedingungen anpasst. Die dürfen wohl auch Du und das ungeborene Kind durchlaufen, nur leider, leider dauert sie gute sechs, bis acht Wochen. Bedauerlicherweise etwas zu lang, da die Exkursion bereits in vier Wochen starten muss. Von den ganzen diversen Bedenken bei der Anwendung der nötigen Vielsafttränke, der Reisearten und dem gerechten Zorn Deiner Töchter mal ganz zu schweigen."

Hermine entwich ein tiefes Grollen, das man auch ohne weiteres ihm zugetraut hätte, dann schob sie einen sehr undamenhaften Fluch hinterher und sammelte sich einige Augenblicke, bevor sie tief Luft schöpfte.

„Du weißt, ich könnte Dir helfen und Dich unterstützen, wie niemand anderes!", versuchte sie es dann erneut.

„Ich weiß, aber ich brauche Deine Hilfe und Unterstützung nicht dort, ich brauche sie hier!", schleuderte er ihr entgegen, was Hermine genervt die Augen verdrehen ließ.

„Das eine schließt das andere doch nicht aus!", wandte sie händeringend ein.

„Oh doch, denn wenn Dir etwas zustößt, nützt mir Deine wundervolle Unterstützung für ein paar Tage gar nichts, denn ich sitze mein gesamtes weiteres Leben alleine mit zwei Kindern hier im Kerker herum!"

„Oh, das ist aber sehr liebenswürdig von Dir, dass Du Dir nicht sofort eine neue Frau für Dich und diese Kinder suchst!", säuselte Hermine spöttisch.

„Wer sagt Dir denn, dass ich das nicht doch tue?", knurrte Severus genau in dem selben Ton, „Es ist zwar lästig und anstrengend, aber so zwei, drei Wochen nach Deiner Beisetzung, wenn ich mich wieder einigermaßen gefangen habe, wegen des ganzen Grolls auf Dich und wieder klar denken kann, könnte ich vielleicht eine Anzeige im Tagespropheten schalten!"

„Zwei oder drei Wochen dauert das nur?", wiederholte Hermine ungläubig und stemmte die Hände auf die Hüften.

„Höchstens, denn nur Idioten trauern länger einer solch unvernünftigen Ehefrau hinterher!"

„Aha!", schnaubte sie leicht verstimmt.

„Ja, aha!", er fletschte genüsslich die Zähne und spann den Faden weiter, „Natürlich werden für die Mädchen – obwohl doch recht gelungen – nicht gerade viele Frauen die Mutterrolle übernehmen wollen, daher muss ich wohl oder übel erwägen Deine Töchter in ein finsteres, düsteres Kinderheim zu stecken. Wegen der Chancen auf dem Beziehungsmarkt versteht sich."

„Was? Niemals!", war sich Hermine völlig sicher, „Nie würdest Du so etwas auch nur erwägen!"

„Nun, vielleicht nicht, sie können ja schließlich nichts für Deine Torheit", gab Severus zu, „aber ich würde keinen Tag verstreichen lassen, an denen ich ihnen nicht von der Unvernunft ihrer Mutter berichten würde, das kannst Du mir glauben!"

„Du bist einfach unmöglich!", entschied Hermine und stampfte mit dem Fuß auf.

„Selbstverständlich!", schleuderte ihr ihr Mann entgegen, „Mindestens genau so unmöglich, wie Du und Deine unmöglichen Ideen!"

„Ich bin nicht unmöglich, ich möchte nur mit!", fasste Hermine trotzig ihre Wünsche zusammen und schob ihre Unterlippe vor.

„Verdammt, Hermine", rief Severus ehrlich zornig, sie benahm sich kindischer, als ihre beiden Töchter in dieser elendigen Trotzphase zusammen, „nun sei doch endlich vernünftig!"

„Ich bin vernünftig!", behauptete seine Frau starrköpfig und reckte ihr Kinn vor.

„Das ist purer Unsinn und das weißt Du auch!", sie konnte ja so stur sein!

„Gar nicht!"

„Oh doch und ich werde Dich nicht mitnehmen! Basta!", wollte Severus diese unleidliche Diskussion abschließen, immerhin kamen Eileen und Sera gleich vom Schlittschuhlaufen mit Minerva zurück.

Doch auch Klugheit war einer ihrer herausragenden Eigenschaften und als sie sah, dass sie mit Trotz bei ihm nicht weiterkam, rieb sie sich die Augen und wechselte kurzerhand die Strategie, „Severus! Überleg doch mal eine Sekunde, was Du an meiner Stelle tun würdest", verlangte sie eindringlich von ihrem Mann und legte ihm die Hand auf den Arm, „überleg, wie es Dir gehen würde, wenn sich Dir doch noch unerwartet eine solche Gelegenheit bieten würde, obwohl Du schon alle Hoffnung hattest ziehen lassen müssen und Du jetzt, wo sich doch noch eine Möglichkeit bietet, nicht einmal erwägen darfst teilzunehmen!"

„Ich würde garantiert nicht meine Gesundheit aufs Spiel setzen", antwortete Severus sogleich.

„Ha!", machte Hermine zweifelnd und gab ihm einen Klaps, „das glaubst Du doch selbst nicht!"

„Nun", räumte Severus ungerührt ein und rieb sich seinen Arm, „vielleicht würde ich wirklich nicht so sehr auf meine eigene Gesundheit achten, aber ich würde sicherlich auf das Leben achten, das ich trage und für das nur ich die Verantwortung übernehmen kann!"

„Das tue ich doch auch!", rief Hermine und raufte sich die Haare, „wie kommst Du nur darauf, dass ich das vergessen könnte!"

„Das weiß ich auch nicht", höhnte ihr Mann, „ach, doch, jetzt fällt es mir wieder ein: Du willst ja hochschwanger auf einen Sechstausender!"

„Ja! Genau! Ich will mit! Weil das wohl die eine, einzige Gelegenheit in meinem Leben sein wird!", rief Hermine, „Du weißt wie ich, dass, wenn unsere Berechnungen korrekt sind und diese Blume das nächste Mal erblüht, wir beide im günstigsten Fall zu alt sein werden."

„Ich auf alle Fälle!", brummte er leise.

„Und dass man Dir, Severus, jetzt diesen ganz besonderen Auftrag übertragen hat, ist ein Glück und eine unglaubliche Ehre für Dich und das hast Du auch verdient, mein Lieber", sie ließ sich auf ihren Sessel plumpsen, „aber auch ich würde dieses besondere Wunder nur zu gerne erleben. Das ist doch nicht schwer zu verstehen."

Er sah sie lange mit vor der Brust überkreuzten Armen und zusammengekniffenen Augen an.

Natürlich konnte er sie verstehen. Das war die Chance, von der jeder Tränkemeister in seinem Leben träumte und natürlich wäre er an ihrer Stelle ebenfalls mehr als frustriert, vor allem, da sie einen erheblichen Anteil an der Forschung gehabt hatte. Aber man sollte auf der anderen Seite auch sein Glück nicht überstrapazieren und sie hatten bei allem Leid die ihre Teilnahme an der Afrika Expedition mit sich gebracht hatte, bereits eine gehörige Portion Glück gehabt.

Ja, er konnte sie verstehen, sehr gut verstehen, aber das änderte absolut gar nichts daran, dass er sich um sie sorgte. Vielleicht musste er ihr das doch mal ganz konkret sagen.

Er trat nah an ihren Sessel heran und griff nach ihrer Hand, „Hermine, es geht nicht ums Verstehen, ich kann Deine Beweggründe nur zu gut nachvollziehen, aber hier geht es um mehr, viel mehr! Wenn Dir etwas zustoßen würde, könnte ich mir das nie verzeihen. Ich habe Angst um Dich und hätte es dort noch umso mehr. Ein unkonzentrierter Missionsleiter würde das ganze Vorhaben aber gefährden und wenn Du den Bedingungen dort oben trotz allem doch nicht gewachsen wärst, würdest Du mit Deiner Sturheit ebenfalls all unsere Bemühungen aufs Spiel setzen."

„Ich bin dem Ganzen aber gewachsen und Du musst Dir keine Sorgen machen", versicherte ihm Hermine erneut und sah ihm tief in die Augen „Severus! Was wäre denn, wenn ich Deine Bedenken zerstreuen könnte, wenn ich alle Befürchtungen entkräften und die Trank- und sonstigen Probleme lösen könnte? Zum Beispiel wenn ich mit unserer Heilerin sprechen würde und sie nach ihrer Meinung fragen würde…"

„Mach das, sie wird Dich augenblicklich mit einem Klebefluch versehen und das Thema hat sich erledigt!", freute sich Severus.

„… und sie eben keine Bedenken hätte", ließ sich Hermine nicht aus dem Konzept bringen.

„Poppy Pomfrey und keine Bedenken was eine solche Mission für eine Schwangere bedeutet? Ha!" er schüttelte voller Unglauben den Kopf.

„Nehmen wir es doch nur mal an!", verlangte Hermine genervt.

„Ja, gut, nehmen wir das mal an", spielte Severus großzügig dieses unwahrscheinliche Szenario mit, „Das bringt Dich aber immer noch nicht auf den Berg ohne einen Lungenkollaps zu bekommen!"

„… und natürlich", ergänzte sie etwas spitz, „wenn ich einen Zauber oder eine Methode finden würde, die es mir ermöglicht nach oben zu kommen…"

„ohne Schäden für Dich und Lillian!"

„Selbstverständlich ohne Schäden für mich und unser Kind", Hermine rollte erneut mit den Augen.

„Und vergiss nicht, dass Du das dann innerhalb der nächsten ein, zwei Wochen schaffen musst, meine Liebe!", rieb sich Severus die Hände und war sich felsenfest sicher, dass es diese Lösung nicht geben würde!

„Klar", sinnierte Hermine, „immerhin muss ich noch Zeit zur Vorbereitung haben!", dann straffte sie ihre Schultern und sah ihn herausfordernd an, „Also, wenn ich all das schaffe und keine medizinischen Bedenken bestehen, nimmst Du mich dann mit, Severus?"

Er taxierte sie eine ganze Weile, wog alle Argumente gegeneinander ab und atmete dann tief durch, „Da Du nie im Leben Poppys Einwilligung bekommst und Dir die Zeit für die Entwicklung eines alternativen Trankes garantiert nicht reicht, kann ich jetzt und hier gerne sagen: Ja, dann würde ich es tun!"

„Wirklich?", fragte sie zweifelnd nach und versuchte ihre Vorfreude im Zaum zu halten.

„Mein Wort gilt!", knurrte er düster.

„Dann gib mir die Hand drauf!", verlangte Hermine und erhob sich etwas mühsam aus ihrem Sessel.

„Vertraust Du mir und meinem Wort etwa so wenig?", tat Severus beleidigt.

„Natürlich! Du bist ein Slytherin, Eure Gerissenheit und Durchtriebenheit sind legendär."

„Wenn ich wirklich so gerissen und clever wäre, wie Du unverschämterweise behauptest, dann hätte ich damals, als Du bei mir Deine Meisterzeit ableisten wolltest, augenblicklich gekündigt und einen Auswanderungsantrag gestellt!"

„Ja, das wäre eine Maßnahme gewesen, aber jetzt ist es dafür zu spät", freute sich Hermine und reckte ihm ihre Hand hin, „also, was ist, versprichst Du Dein Wort zu halten?"

„Ja, verdammt!", knirschte Severus und schlug ein.

„Klasse!", jubilierte Hermine begeistert, schüttelte heftig seine Hand und warf sich an seine Brust.

„Freu Dich nicht zu früh", riet ihr Mann grollend, „ich werde mich nämlich augenblicklich auf die Suche nach einer geeigneten Person machen, die Clarks Platz einnimmt und wenn Du in einer Woche die Lösung nicht hast, dieser Person auch zusagen!"

„Tu das, aber die Entscheidung triffst Du wirklich erst in einer Woche, solange musst Du mir schon Zeit geben!", forderte Hermine, „sonst werde ich nämlich keinen Tag versäumen Deinen Töchtern eindringlich klar zu machen, was für ein unfairer, wortbrüchiger Mensch ihr Vater ist!"

Daran hatte er keinen Zweifel, diese Frau war wirklich mehr als unmöglich!

Nichts zu bemängeln hatte er allerdings daran, dass sie ihm einen sehr versöhnlichen Kuss gab, bevor sie sich eilig in die Bibliothek aufmachte, immerhin war eine Woche denkbar kurz.