Disclaimer: Das ist eine Fanfiction, die zur reinen Unterhaltung der Leser gedacht ist. Es wird damit kein Gewinn erzielt. Eigentum von JKR Rowling, Bloomsberry und Warner Brothers.

Anmerkung des Autors: Es handelt sich um eine Time Travel Story und folglich damit in einem alternativen Universum, mit Severus Snape als Hauptcharakter. Der Hauptteil der Geschichte spielt in den Mitte 70er Jahren. Ich nehme bis auf kleine Details große Rücksicht auf den Canon und versuche auf alle Details korrekt ein zu gehen. (Was ziemlich unmöglich ist)

Da ich die Bücher alle nur auf Englisch besitze, sind die meisten Textpassagen direkt aus dem englischen übersetzt. Da ich kein Profi Übersetzer bin, werden sie sich wohl von der echten deutschen Aussage unterscheiden. Ich habe aber versucht den Sinn einzufangen. Das gleiche gilt für Namen, oder Ortsangaben, dort wo es mir passend erschien, habe ich die Originalausdrücke belassen und nicht die deutsche Übersetzung heran gezogen.

Für diese Geschichte habe ich aus allen Quellen gezogen. Den Romanen, den Filmen und diversen Wikipedias rund um das Harry Potter Universum

Second Live

Part 1

Snivellus

(2. Mai 1998)

„Lasst mich den Jungen finden. Lasst mich Potter zu euch bringen, ich weiß dass ich ihn finden kann mein Lord…", sagte Severus Snape in einem seltsam dringlichen Tonfall.

Potter… er musste den Jungen finden… er musste den Jungen finden, bevor es zu spät war. Der Junge… Lilys Junge… es durfte nicht alles umsonst gewesen sein.

Sie durfte nicht umsonst… gestorben. Wenn er jetzt versagte, dann war alles umsonst gewesen. Alles.

Sein Leben… umsonst…

„Der Elderstab kann mir nicht richtig dienen Severus, weil ich nicht sein wahrer Meister bin. Der Elderstab gehört dem Zauberer, der seinen letzten Besitzer getötet hat. Du hast Albus Dumbledore getötet", sagte Voldemort in einem erklärenden und trockenen Tonfall.

Mörder.

Ruchloser Mörder.

Verräter.

Todesser.

„Solange du lebst Severus, wird der Elderstab niemals ganz mir gehören. Es gibt keinen anderen Weg. Ich muss diesen Zauberstab beherrschen. Ich muss ihn beherrschen und damit Potters Schicksal besiegeln."

Mörder…

Todesser…

TÖTE ES!"

ES. Ihn, den Mörder, den Todesser, den Verräter. Severus reagierte zu spät, als er realisierte, was denn Voldemorts Plan gewesen war. Nagini attackierte ihn mit voller Wucht, ihr Kiefer fest in sein Genick und an seiner Kehle verbissen.

Die Wunde selbst nicht minder tödlich, wie ihr Gift.

Severus Beine gaben unter ihm nach. Seine Sicht verschwamm und alles woran er denken konnte, dass er Albus Befehl nicht hatte nachkommen können. Er den Jungen nicht zeitgerecht gefunden hatte.

Er zu Sterben hatte, wegen einer Nichtigkeit, der Besessenheit eines Wahnsinnigen ein Kind zu töten.

Lilys Kind.

„Ich bedauere es", sagte Voldemort kalt und ohne Reue, drehte sich um und verließ den Raum.

Potter! Der Junge, der gezeichnete Junge, er musste…

Lily!

Severus krallte sich mit seiner Hand in die Wunde. Ein sinnloses Unterfangen, er zitterte heftig am ganzen Körper. Verschwommen sah er den, den er suchen hatte wollen. Seine letzte Chance.

Seine einzige Chance.

Es durfte nicht umsonst sein.

Severus spürte wie das Gift durch seinen Körper jagte und das Blut aus seinem Körper rannte. Mit letzter Kraftanstrengung trennte er magisch die Erinnerung, aber nicht nur von dem was Albus wollte, was der Junge zu sehen hatte. Sondern alles, alles was er geschworen hatte, dass dieses Kind niemals zu erfahren hatte.

„Nimm es!", krächzte er verzweifelt. „Nimm es!"

Er spürte wie die Erinnerungen aufgefangen wurden.

„Sieh mich an, deine Augen… sieh mich an."

Lilys Augen.

Harrys Augen.

Harry Potter… der Jungen, den er so sehr gehasst hatte. Gehasst hatte er dieses Kind, für das Gesicht das er trug.

Nun aber sah er das Gesicht, dass er so sehr hasste nicht mehr. Sondern nur seine Augen und Severus würden noch tausend Dinge einfallen, dass er diesem Kind zu sagen hatte. Das er diesen Augen zu sagen hatte.

Die nach all der Zeit es schafften so voller Mitleid zu sein.

So voller Anteilnahme.

Für ihn.

Dem Todesser.

Dem Mörder.

Dem Verräter.

Schwärze hüllte Severus ein und er wehrte sich nich dagegen. Sein Leben war ihn in den besten Tagen zuwider gewesen, in den schlechtesten hatte er sich nur den Tod gewünscht. Ein Ende von all dem.

Ein Ende…

Sein Ende.

Um ihn herum herrschte Schwärze und Severus Snape, ehemalige Zaubertränkemeister und nun frisch Verstorbener war doch ein wenig verwundert, dass er noch bei Bewusstsein war.

Er war Tod, oder etwa nicht?

Nun er hatte keine Erfahrungswerte, wie es denn war, wenn man Tod war. Aber irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt. Er konnte nicht behaupten, dass er seinen Körper spürte, was schon unangenehm genug war. Nicht wirklich schmerzhaft, nein er hatte keine Schmerzen, absolut keine Schmerzen.

Aber in dieser Finsternis wo schlicht und ergreifend nichts wahrnehmen konnte. Er sah nichts, er hörte nichts, er roch nichts, er fühlte nichts. Es war die vollkommene Abwesenheit jeglichen Sinnesreizes.

Sein Verstand aber funktionierte. Er wusste vollkommen wer er war und was er getan hatte. Er konnte sich an sein Leben erinnern, das Leben von Severus Snape, wenn man das denn als solches Bezeichnen konnte.

Severus war sich seiner Existenz mehr als nur zuwider gewesen und selbst hatte er für sich selbst nichts als harsche Gedanken übrig. Niemand in seinem ganzen Leben hatte er mehr gehasst als sich selbst. Nicht einmal Potter, nicht einmal Voldemort.

Nein sein wahrer Hass gehörte nur sich selbst. Er hatte alles verdient, was er erhalten hatte. Die Welt hatte ihn so gesehen, wie er sich selbst sah. Als Mörder, als Verräter und als Todesser, er war niemals etwas anderes gewesen. Nicht in seinen eigenen Augen.

Das einzige was er jemals wirklich gewollt hatte, war das einzige, was ihm niemals möglich sein würde.

Den einen Tag noch einmal erleben an dem er sich falsch entschieden hatte. Den Tag an dem er Lily Evans, ein Schlammblut genannt hatte.

Seine Lily.

Er liebte sie.

Er hatte sie immer geliebt.

Sie war… Lily.

Was für ein Narr er doch gewesen war. Was er alles nicht hatte verstanden, wie beschäftigt er doch damit gewesen war, ein mächtiger Zauberer zu werden.

Nun er war ein Zauberer geworden und ein Mörder, ein Verräter und ein Todesser. Er hatte Karriere gemacht.

Doch am Ende hatte er nur eines wollen.

Tod sein.

Was er jetzt war.

Aber irgendwie half das nicht.

Er war Tod und seine Gedanken kreisten sich wieder um die gleichen Dinge, wie sie es immer taten.

Severus glaubte vor sich so etwas wie Licht wahr zu nehmen. Er versuchte sich darauf zu bewegen. Was sich als etwas schwierig herausstellte, weil er vollkommen ohne die Sensation eines Körpers war, den man bewegen konnte. Was die Lichtquelle nicht übertrieben zu stören schien, denn nun durch Severus Bemühungen oder aus anderen Gründen. Das Licht bewegte sich auf ihn zu.

Das Licht verschwamm für einen Moment, bildete eine Erinnerung, seine Erinnerung.

Ich brauche keine Hilfe von einem dreckigen Schlammblut!"

NEIN!

Severus Bewusstsein krümmte sich. Körperlicher Schmerz mochte ohne Körper nicht möglich sein, aber das bedeutete nicht, dass er nicht unendlichen Schmerz empfinden konnte, unendliches Leid. Sich selbst niemals vergeben, dass er diese Worte ausgesprochen hatte.

Denn sie waren nicht wahr.

Nichts davon war wahr.

Er brauchte Lily.

Er liebte Lily.

Er hatte sie immer geliebt.

Alles was er getan hatte, seit der Nacht wo er von der Prophezeiung erfahren hatte war in dem Versuch gewesen sie zu retten und danach… danach hatte er gelebt um ihren Jungen zu retten.

Ihren Sohn Harry Potter.

Alles immer nur für sie.

Nicht für sich.

Nur für sie.

Severus Verstand schrie auf. Auch, wenn es in dieser Nichtwelt keine Geräusche zu geben schien.

Die Erinnerung war wieder verschwunden und Severus war seltsam dankbar dafür. Es reichte, wenn er die Bilder jeden Tag in seinem Verstand sah. Severus war kein vergebender Mann und so unnachgiebig nachtragend er anderen gegenüber war, so unnachgiebig nachtragend war er sich selbst.

Es gab keine Vergebung, nicht für ihn.

Ihm war das, dass Licht heller wurde und zu blinzeln. Ein wenig erinnerte es Severus an die Augen von Albus Dumbledore.

Dumbledore, der Mann der alles, wirklich alles getan hatte um Voldemort zu vernichten.

Er ist mein Sohn."

Das war das erste was Severus hier zu hören bekam. Wobei Hören nicht unbedingt den Tatsachen entsprach. Aber es gab kein anderes Wort, nichts womit er in der Lage war zu beschreiben, was er wahrnahm. Es war kein sehen in dem Sinne, oder Hören, nicht direkt.

Nun er war Tod.

Das ist eine korrekte Annahme Severus."

Eine zweite Stimme und sie hörte sich unmissverständlich an wie Albus Dumbledore, der Direktor von Hogwarts. Der wahre Direktor von Hogwarts. Severus Verstand versuchte zu begreifen was geschah, aber irgendwie wollte ihm das nicht gelingen und das Gefühl von hoffnungsloser Verwirrung machte sich in ihm breit. Nicht unbedingt ein Zustand den Severus erstens gewöhnt oder gar angenehm fand. Er war stolz auf seinen Messerscharfen Verstand, auf seine Fertigkeiten im logischen Denken, aber hier… hier was auch immer dieses Hier sein mochte entbehrte alles jeglicher Logik.

Nun er war Tod. Was hatte das auch mit Logik zu tun?

Wie immer sind deine Annahmen sehr präzise und auf den Punkt gebracht Severus."

Albus Worte weckten in Severus ein gewisses Maß an Frust, das rasch noch größerem Bedauern folgte. Er hatte niemals Albus Dumbledore töten wollen, auch wenn er sich nicht immer mit dem Mann verstanden hatte. Niemals hatte er sein Mörder sein wollen.

Albus Dumbledores Mörder, nein, das hatte er niemals sein wollen. Was hatte Albus auch diesen verdammten Ring ausprobieren müssen. Severus fühlte ein merkwürdiges Ziehen, wie als würde jemand oder etwas seinen Verstand in eine andere Richtung lenken.

Er ist mein Sohn."

Sohn? Die zweite Stimme war unvertraut, leise. Kaum wahrnehmbar, wie eine schwache Erinnerung, oder ein Echo.

Das ist korrekt Eileen. Er ist dein Sohn."

Eileen seine Mutter…

Severus Erinnerungen an Eileen Prince, seine Mutter waren getränkt von Trauer und Bitterkeit. Die Erkenntnis, dass er niemals geliebt worden war, von niemand. Es hatte niemals wem interessiert was aus ihn wurde. Seine Mutter war lange krank gewesen, aber auch davor. Es hatte nie ein Wort der Liebe gegeben. Niemals, dass er ein guter Sohn war oder ein schlechter Sohn. Nicht von ihr.

Es war einfach die Abwesenheit jeglicher Emotionen gewesen. Severus wollte Grollen irgendetwas tun. Aber es gab nichts was er tun konnte.

Gar nichts, er war Tod.

Punkt aus Ende, es war zu Ende.

Ziemlich. Severus erinnerst du dich, als ich dir gesagt habe, dass der Tod für einen vorbereiten Zauberer nur ein weiteres Abenteuer ist."

Dumbledore hatte das einmal erwähnt. Severus erinnerte sich, er erinnerte sich an die Nonchalante Art und Weise wie Albus darüber geredet hatte. Etwas, dass Severus nicht nach voll ziehen konnte, er konnte es nicht einmal jetzt. Wo er selbst in dieses zweifelhafte Vergnügen Tod zu sein geraten war.

Severus glaubte das typische Glucksen von Albus Dumbledore wahr zu nehmen, für welches der Mann derartig berühmt war.

Ach Severus selbst jetzt noch bist ein verbitterter Zyniker. Gibt es denn gar nichts was dein Herz erfreut. Gar nichts, wofür es sich lohnt zu Leben?"

Lily.

Seine Lily, aber er hatte sie verloren und es war seine Schuld.

Alles was geschehen war, war seine Schuld. Sogar was dem armen Kind widerfahren würde. Ihrem Kind, es war seine Schuld. Am Ende ließ es sich immer darauf zurückführen.

Es war seine Schuld.

Er ist mein Sohn, er hat eine Chance verdient."

Severus hätte eine Augenbraue nach oben gezogen, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Er und Chancen? Wann hatte er jemals eine gehabt? Die Stimme seiner Mutter war noch immer so leise, kaum zu hören.

Anders war das Glucksen von Albus Dumbledore, welches sich durch seinen ganzen Verstand zog und Severus selbst in der Nachwelt unheimlich nervte.

Severus mein Lieber, selbst jetzt machst du es dir mit Vorliebe selbst schwer."

Was denn auch sonst, befand Severus. Wann hatte er es jemals leicht gehabt? Er konnte sich an keinen Tag erinnern, wo er nicht um jedes bisschen etwas hatte kämpfen müssen und die meiste Zeit hatte er verloren.

Eine zweite Chance, er hat eine zweite Chance verdient. Er ist niemals geliebt worden und doch hat er nie aufgehört zu lieben."

Seine Mutter klang nun störrischer, ein wenig wie er selbst an manchen Tagen.

Er hat es verdient!"

Forderte nun die Stimme seiner Mutter und er hörte sie nun deutlicher als zuvor.

Durchaus. Durchaus. Kein Zweifel. Severus Snape hat es verdient geliebt zu werden. Doch Eilen ob er diese Liebe annimmt. Ob er annimmt, was ihm geboten wird. Das ist eine gute Frage. Denn das letzte Mal ist ihm genau das nicht gelungen und es wird keine weitere Chance geben. So etwas geht nur einmal. Ein einziges Mal."

Warum hatte Severus den Eindruck, dass die eindringliche Warnung, welche sich hinter den Worten von Albus Dumbledore befand, nicht seiner Mutter gemünzt waren sondern ihm? Wahrscheinlich weil dem auch so war.

Er hat eine Chance verdient!"

Severus mochte es nicht, wenn man von ihm redete, wie als wäre er nicht da. Aber er hatte keine Möglichkeit sich irgendwie kund zu tun. Was außerordentlich unangenehm war, überhaupt zerrte dieser Nichtraum an seinen Nerven, oder Verstand, Wahrnehmung, was auch immer.

Ja."

Etwas geriet in Bewegung, dass Licht, oder selbst. Severus konnte es nicht sagen. Es fühlte sich sehr, sehr seltsam an. Beinahe wie apparieren, aber doch nicht ganz. Mehr als würde man mit seinem eigenen Verstand durch eine Kristallkugel fliegen.

Einfach nur ein sehr seltsames, merkwürdiges Gefühl. Irgendwie nichts was man empfinden sollte.

Was auch immer mit ihm geschah es wurde schneller.

Severus, mein Sohn. Auch, wenn ich es dir niemals gesagt habe, ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben. Und egal was geschieht, ich werde immer stolz auf dich sein. Severus du bist mein Sohn und ich liebe dich."

Die Stimme seiner Mutter verklang in dem Moment wo sie den letzten Teil des Satzes ausgesprochen hatte und Severus spürte ein seltsames Ziehen in seiner Magengegend, oder wo auch immer.

Es war auf jeden Fall, dieses seltsame Ziehen. Dieses ungewohnte Gefühl, dass es da jemand gab der ihn, ihn das Monster aufrichtig liebte. Ihn liebte, einfach so liebte.

Severus wollte für einen kurzen Moment zu ihr. Doch er wusste irgendwie ohne Recht zu Wissen wieso, dass das nicht möglich war.

Plötzlich stand Albus Dumbledore vor ihm. Dieses Mal nicht nur als seltsame Stimme, sondern wie er in Erinnerung hatte. Mit langen weißen Haaren den Bart, der feinen Zaubererkleidung nur die Brille fehlte. Doch das Zwinkern und das warme Leuchten in den blauen Augen war nach wie vor da. Er war in helles Licht getaucht, das gleiche Licht zu dem er sich vorhin hingezogen gefühlt hatte.

Severus war unendlich erleichtert den Direktor wenigstens ein letztes Mal zu sehen.

Aber, was geschah jetzt?

Das mein Lieber ist deine Entscheidung. Deine Entscheidung Severus, deine ganz alleine. Dabei kann dir keiner helfen. Aber wenn ich dir einen Rat geben darf, das was du suchst findest du, wenn du in dir drinnen suchst.

Lily!

Seine Lily!

Severus glaubte, dass ihm das Herz explodieren würde. Er liebte sie so sehr. Er hatte sie immer geliebt, er würde sie immer lieben, auch wenn er selbst niemals geliebt worden war. Er liebte sie.

Mit einem Mal raste Albus Dumbledore auf ihn zu, oder er auf ihn. Die Gestalt glitt durch ihn hindurch. Mit immenser Geschwindigkeit, die für jegliches menschlichen Begreifen einfach nur unmöglich war raste er auf den Boden zu.

„Impedimenta!"

Severus spürte mit einer gewissen Überraschung, wie der Fluch ihn in der Brust erwischte, er von seinen Füßen gerissen wurde. Er fühlte sich seltsam leicht, da der Lähmfluch nun seine volle Wirkung zeigte.

Der Zauberstab von Severus lag nur einige Meter von ihm entfernt, wie Severus mit einem leichten Stirnrunzeln feststellte. Sein Verstand brauchte noch mehr Sekunden um zu realisieren, welche Jugendlichen ihm da gegenüberstanden und das sich dabei um niemand anderen handelte.

James Potter, mit seinem üblichen arroganten Gesichtsausdruck, der Brille und den schrecklichen Haaren.

Gleich neben ihm stand niemand anderer als Sirius Black, dessen jugendliches Aussehen nichts von den Jahren in Azkaban verriet. Im Gegenteil, er sah aus, wie der fünfzehnjährige Sirius Black.

Severus realisierte dass sie nicht alleine waren. Schüler kamen näher, neugierig, manche eher angewidert, aber andere sichtlich unterhalten von dem Schauspiel, welches sich hier bieten würde.

James Potter, der Liebling von Hogwarts. Der Quidditchstar und sein bester Freund Sirius Black.

Sirius Black der Tod war!

Severus runzelte seine Stirn, sein Verstand, der ihm noch nie im Stich gelassen hatte, schien aus zu setzen und er war vollkommen verwirrt, über das was sich da gerade abspielte. Das letzte woran er sich erinnern konnte war wie Nagini ihm die Kehle zerfetzt hatte, das Gift der tödlichen Schlange durch seinen Körper gedrungen war und er Tod war.

Getötet von Voldemorts Hausschlange. Alleine an das Monster zu denken ließ Severus innerlich zusammen zucken.

Harry!

Der Junge.

James Potter Sohn. Dem Kind, dem er nicht hatte vergeben können, der Sohn von diesem Bastard zu sein. Dem Kind, dem er niemals eine Chance gegeben hatte, dass er durch alle möglichen Höllen gejagt hatte, dass ihn für einen Todesser, einen Verräter und einen Mörder halten musste und das zu Recht, denn er war in allen drei Punkten schuldig.

Er war ein Todesser.

Er war ein Verräter.

Und er war ein Mörder.

Doch Harry Potter. Der Sohn von diesem Mann, der gerade dabei war auf ihn zu zustapfen, während er einen Blick zu den Schülerinnen zurück geworfen hatte, und sich wie immer durch seine Haare fuhr. Als ob um zu verhindern, dass sie je ordentlich aussahen.

Severus Snape starrte.

„Wie ist es dir bei der Prüfung gegangen Snivelly?", fragte James Potter Severus in einem herblassenden Tonfall.

„Ich hab ihn beobachtet, seine Nase war so fest auf das Pergament gedrückt, dass voller Schmierflecken sein wird, die werden kein einziges Wort lesen können", meinte Sirius Black bösartig.

Severus hörte, wie einige bei den Kommentar auflachten. Über ihn lachten und er spürte den tief sitzenden Hass den er gegenüber Schüler hegte aufkeimen. Er hatte sie zahlen lassen, niemand lachte mehr über ihn.

Kein einziger.

Du warst ein guter und loyaler Diener Severus und ich bedauere, was geschehen muss."

Severus krümmte sich innerlich, als er sich an das letzte Gespräch mit Voldemort erinnerte. Voldemort, der entschieden hatte, dass er zu Sterben hatte und das alles nur wegen dem dämlichen Zauberstab, nicht einmal deswegen, weil er dahinter gekommen war, dass er von ihm Severus Snape all die Jahre hintergangen worden war. Nein, sondern einfach nur wegen einem Zauberstab.

Doch seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder James Potter und Sirius Black zu. Oh wie gut konnte er sich an diesen Tag erinnern. An diesen Tag, denn dieser Tag war es, den Severus Snape Zeit seines Lebens verfluchte.

Denn an diesem Tag hatte er den letzten Rest von Freundschaft mit Lily verloren.

Lily Evans.

Er konnte sich an seinen Hass erinnern, seinen verzweifelten Zorn und seine Wut. Seine Wut auf alle und er hatte das unverzeihliche Wort ausgesprochen.

Ich brauche keine Hilfe von einem dreckigen Schlammblut."

Niemals wieder hatte er irgendjemand ein Schlammblut genannt, aber es hatte nichts geholfen. Er hatte Lily verloren und noch schlimmer, er hatte sie verraten. Er war schuld.

Schuld daran, dass sie starb, schuld daran, dass ihr Sohn zu sterben hatte. Severus noch immer verwundert über das was sich rund um ihn abspielte schwieg und starrte stattdessen unverwandt auf James Potter.

James Potter, der Tod war. Genauso wie Sirius Black. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen als Peter Pettigrew in der Nähe stehen saß, gleich neben den Baum unter dem Remus Lupin saß.

Lupin, der nach wie vor so tat, als würde er in einem Buch lesen. Lupin der niemals irgendetwas unternommen hatte um ihn zu helfen und das obwohl er ein Vertrauensschüler geworden war.

„Mach den Mund zu es zieht", schnarrte James Potter in einem herablassend Tonfall. „Scourgify!"

Severus riss seine Augen auf, als der Fluch ihn traf und er augenblicklich begann Schaum zu Spucken und rosa Seifenblasen stiegen aus seinem Mund. Der Fluch, eigentlich ein Zauber war gedacht zum reinigen, aber Potter verwendete ihn um ihn Severus mal wieder lächerlich zu machen.

Aus reinem Überlebensinstinkt versuchte Severus eher durch die Nase zu atmen. Es war so seltsam und er war so verwirrt und verwundert. Ihm war vertraut, was geschah, aber darum ging es gar nicht. Sicher unter anderen Umständen hätte er beide Flüche mit einer gewissen Leichtigkeit abgeschüttelt, aber das war der Punkt.

Er war Tod?

Nagini hatte ihm die Kehle zerfetzt. Er war gestorben, dass wusste Severus, auch wenn es ihm sonst schwer fiel sich an Einzelheiten zu erinnern, dass wusste er mit Bestimmtheit. Er war Tod.

Trotzdem befand er sich jetzt in diesem Moment am anderen Ende des Zauberstabes von James Potter, der das mit der gleichen Vehemenz ausnützte, wie es Severus in Erinnerung hatte.

„Lasst ihn in Ruhe!"

Severus glaubte, dass sein Herz einfach aussetzte.

Sie würde er niemals vergessen.

LILY!

Severus sog jedes ihm so bekannte Detail ein. Ihre wunderbaren dunkelroten Haare und ihre Augen, ihre Grüne Augen. Wenngleich sich besagte Augen in diesem Moment in James Potter bohrten.

„Also gut Evans", antwortete James Potter.

Seine Stimme war mit einem Mal tiefer, angenehmer, irgendwie erwachsener, offensichtlich versuchte er verzweifelt Eindruck auf Lily Evans zu machen, was nicht überraschend war, wenn man bedachte, dass James Potter seit dem zweiten Schuljahr in Hogwarts alles tat um Lily Evans zu beeindrucken.

Mit mehr oder weniger mittelmäßigen bis geringen Erfolg.

„Lasst ihn in Ruhe", forderte Lily erneut in einem unnachgiebigen Tonfall. „Was hat er euch getan!"

„Naja", begann James. „Es reicht, dass er existiert, wenn du verstehst was ich meine."

Mehrere Schüler lachten. Black war einer von ihnen, was Severus nicht überraschte so auch Pettigrew.

Aber Lupin lachte nicht, sondern tat nach wie vor so, als wäre er auf sein Buch fixiert und Lily lachte auch nicht.

„Du findest das witzig, Potter", sagte sie in einem spitzen Tonfall. „Aber du bist nur ein arroganter, schikanierender Fußabstreifer. Lass ihn in Ruhe!"

Severus spürte wie sein Herz einen Sprung machte. Alleine, dass Lily hier war, ihre Stimme zu hören. Das alles… es spielte keine Rolle ob er starb, ob das ein Fragment seiner Erinnerung war, oder was auch immer.

Alleine Lily wieder zu sehen, sie reden zu hören. Sie lebendig zu sehen! Das letzte Mal, als Severus sie gesehen hatte, war sie kalt gewesen… Tod und es war seine Schuld gewesen.

Seine Schuld, dass sie verstarb. Seine Schuld!

Seine ganz allein.

„Das werde ich, wenn du mit mir ausgehst Evans", konterte James rasch. „Komm schon, wenn du mit mir ausgehst, dann werde ich meinen Zauberstab niemals wieder auf alten Snivellus hier richten."

Der Lähmfluch ließ nach, wie Severus mit milder Überraschung feststellte. Seine Aufmerksamkeit war nach wie vor auf Lily gerichtet. Er spuckte noch immer Seifenreste aus. Aber all das, all das war vollkommen ohne Bedeutung.

Lily!

Seine Lily!

„Ich würde mir dir nicht einmal ausgehen, wenn ich nur die Wahl zwischen dir und einem Riesen Oktupus hätte", schnarrte sie ungehalten.

Es war eindeutig, dass sie James Potter nicht sonderlich gut leiden konnte.

„Kein Glück Krone", meine Sirius sympathisch.

Severus Augen waren noch immer fest auf Lily gerichtet. Der Lähmfluch hatte sich nun vollständig nachgelassen und er konnte sich bewegen. Sein Zauberstab lag nicht weit weg von ihm nur ein paar Meter.

Abgesehen davon war es nicht eine Frage des Zauberstabes. Severus beherrschte Stablose Magie, auch wenn sie mehr Können erforderte. Über die Jahre hinweg war er getrieben gewesen ein starker Zauberer zu werden. Die beiden Jugendlichen vor ihm waren einer der Gründe, wenn nicht der Grund schlecht hin.

Die Jahre der Demütigung hatten Severus getrieben, sich niemals wieder Demütigungen zu lassen. Und was war Ende dabei herausgekommen? Er war gestorben, weil Voldemort seine Hausschlange auf ihn gehetzt hatte, eines Zauberstabes wegen.

Ein verbittertes Lachen entkam Severus. Er hatte sich nicht helfen können, er war ein Witz! Seine gesamte Existenz war nicht anderes, als ein schlechter Witz.

Sein eigenes Lachen lenkte die Aufmerksamkeit von James Potter und Sirius Black auf ihn.

„Schau sogar Snivelly findet es komisch", meinte Sirius zu Lily gewandt.

„Mal schauen, wie ihm das gefällt", erwiderte James.

Severus kannte den Fluch, er spürte, wie er in die Luft gezerrt wurde und Kopfüber da hing. Er sollte sich genieren, es sollte ihm peinlich sein. Irgendetwas.

Aber da war nichts. Sein gesamtes Leben hatte er damit zugebracht diese beiden Männer zu hassen. James Potter und Sirius Black. Er hatte sie gehasst, er hatte sie so sehr gehasst. Aber was spielte das für eine Rolle?

Nagini hatte ihm die Kehle zerfetzt…

Irgendwie war das alles viel zu seltsam. Severus Snape vermochte einfach nicht so ganz zu begreifen was hier vor sich ging. Es war seine Erinnerung, er erinnerte sich glasklar an diesen Tag.

Er hörte wie die Schüler lachten. James Potter und Sirius Black lachten am lautesten, brüllten gerade zu.

Aber Lily Evans schien davon nichts Wissen zu wollen, auch wenn sie für einen Moment gelächelt hatte.

„Lasst ihn runter!", befahl sie mit furioser Stimmer.

Lily!

Severus hatte nur Augen für sie. Es war absolut bedeutungslos, was James Potter und Sirius Black mit ihm anrichteten. Er hatte gerade in den letzten zwei Jahren mehr Flüche und größeren Horror gesehen und erlebt, dass alles was diese beiden Pubertierenden zusammen brachten ja gerade zu harmlos war im Vergleich.

„Natürlich", erwiderte James gelassen, riss seinen Zauberstab in die Höhe.

Severus spürte wie er in einen weichen Erdhaufen fiel. Seine Nase bohrte sich in den Dreck. Die Schüler lachten erneut auf. Hass stieg in Severus hoch, brennend heißer Zorn. Er sprang förmlich auf die Beine und versuchte sich aus dem Gewirr seiner eigenen Schulrobe zu entkommen.

„Pertificus Totalus!", rief Sirius Black und schwenkte mit seinen Zauberstab in Richtung Severus Snape.

Severus wurde in der Brust getroffen und fiel wie ein Brett nach hinten. Aber seine Augen waren unverwandt auf Lily gerichtet. Ihm war alles vollkommen egal. Es spielte keine Rolle und wenn man ihn hier und jetzt umbrachte.

Er hatte seine Lily wieder gesehen.

Seine Lily.

Das war alles was er jemals gewollt hatte. Einfach nur seine Lily ein letztes Mal wieder sehen.

„Lasst ihn in Ruhe!", schrie Lily nun außer sich vor Zorn und zückte ihren Zauberstab.

James und Sirius sahen sie halb besorgt an. Beide wussten aus Erfahrung, dass die junge Hexe ein durchaus bissiger Gegner werden konnte und mit ihrem Zauberstab um zu gehen wusste.

„Och Evans, zwing mich nicht dich zu verfluchen", maulte James, wie jemand dem man sein Lieblingsspielzeug wegnehmen wollte.

„Dann hebt den Fluch auf!", forderte Lily sichtlich ungehalten.

James seufzte schwer auf, wandte sich dann Severus Snape zu und murmelte den Gegenfluch. Severus spürte wie der Fluch aufgehoben wurde und erhob sich langsam.

„Da ist erledigt", meinte er eher unglücklich. „Du kannst froh sein, dass Evans hier gewesen ist Snivellus", schnarrte er Snape an.

Severus setzte sich langsam auf. Er blinzelte leicht, als würde er die Sommersonne zum ersten Mal auf seiner Haut spüren. Seine Augen waren unverwandt auf Lily gerichtet. Alles hatte sich beinahe genauso abgespielt wie in seiner Erinnerung.

„Lily", hauchte er leise.

Seine eigene Stimme klang ihm fremd, unvertraut, rau.

„Lily!"

Ihr Name entfuhr ihm wie ein Schrei. Er starrte sie an, als sie sich langsam und ein wenig überrascht zu ihm hindrehte.

„Du kannst dich bei Evans bedanken", maulte James Potter sichtlich unglücklich darüber um seine Lieblingsbeschäftigung gebracht worden zu sein. „Snivellus!"

Severus sah ihn scharf an, seine Augen zuckten.

„Lass ihn in Ruhe", knurrte Lily noch immer aufgebracht.

Severus musterte Lily, nahm jedes Detail, jede Facette auf.

„Lily", murmelte er erneut.

Sie war am Leben. Er noch immer verwirrt über den Umstand, dass er sich hier in diesem Moment befand, konnte sie nur anstarren. Seine Augen weit aufgerissen.

„Ist alles in Ordnung?", fragte sie halb besorgt.

Severus blickte auf sich selbst herab. Er konnte keine Blutspuren finden, beinahe zögerlich griff er an die Stellen wo Nagini ihn erwischt hatte. Sein Genick, die Schultern. Nein, es war alles ganz und Blutfrei.

„Weiß nicht", antwortete Severus ehrlich.

Dann trat er auf Lily zu. Seine Schritte waren langsam unsicher, als traute er weder sich, noch dem Boden unter seinen Füßen. Was beides der Fall war. Er war noch immer unheimlich verwirrt, über das was geschehen war.

Was war geschehen?

Doch dann trafen seine Augen, die von Lily Evans, die ihn eher besorgt musterten.

„Es tut mir Leid!", schrie Severus heftig.

„Was tut dir Leid?", wunderte sich Lily nun richtig verwundert.

Einige Schüler kicherten leise, über das merkwürdige Verhalten von Severus Snape. Der Lily immer noch anstarrte, als käme sie nicht von dieser Welt.

„Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist? Du bist etwas blass", meinte Lily fürsorglich.

„Es tut mir Leid!", platzte es erneut aus Severus heraus.

Er war kaum in der Lage einen kohärenten Gedanken zu fassen, geschweige denn einen geraden Satz heraus zu bringen. Sein sonst so Messerscharfer Verstand, auf den Severus nicht zu Unrecht stolz gewesen war, konnte die Situation weder erfassen noch verstehen.

Aber jetzt in diesem Moment spielte das keine Rolle. Nicht für Severus zumindest, der gar nicht verstehen wollte. Dem alles egal war.

Alles. Außer einem.

Seiner Lily.

James Potter und Sirius Black lachten ihn aus und Sirius stieß James an, meinte, dass man Snivellus gar nicht verfluchen brauchte um an eine Unterhaltung zu kommen, der machte das schon ganz von alleine.

Doch Severus blendete Sirius Black aus was ihm nicht schwer fiel, denn in diesem Moment interessierte ihn nur Lily.

„Severus, was tut dir Leid?", fragte Lily mit ziemlicher Verwunderung in ihrer Stimme.

„Alles!", schrie Severus. „Alles. Lily, einfach alles. Du hattest Recht. Lily, du hattest mit allem so Recht."

Das war das was er ihr all die Jahre hatte sagen wollen, aber es war zu spät gewesen. Worte, die er einmal ausgesprochen hatte, konnte man nicht mehr zurücknehmen und oh, Severus wusste dass ganz genau. Hatte er nicht selbst ein ganzes Leben damit zugebracht Worte, die er ausgesprochen hatte zu bereuen?

Worte, die er niemals hatte zurücknehmen können.

„Wie mit allem?", fragte sie nach und runzelte ihre Stirn. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?"

„Weiß nicht, ist egal", antwortete Severus einfach.

Es war ihm auch vollkommen egal. Alles was er wollte war Lily und sie stand vor ihm nur wenige Meter entfernt.

Lily trat besorgt einen Schritt näher, die Antwort hatte sie nicht sonderlich beruhigt, vor allem wirkte Severus irgendwie fiebrig.

Severus Augen noch immer weit aufgerissen blickten sie an. Er hob seine Hand, wie als ob er sie berühren wollte, tat es dann aber dann nicht. Worauf Lily mit einem verwirrten Stirnrunzeln reagierte.

„Severus, es ist nicht alles in Ordnung", stellte sie fest. „Soll ich dich zu Madam Pomfrey bringen?"

Severus schüttelte den Kopf.

„Wird genug mit den Schülern zu tun haben", meinte er abwesend.

„Was für Schüler? Es sind nur ein, zwei im Krankenflügel, nichts Ernstes", erwiderte sie halb verwundert. „Potter, Black, mit was für Flüchen habt ihr jetzt schon wieder herum experimentiert!", knurrte sie die beiden an.

„Haben nichts gemacht", antwortete Sirius mit einem arroganten Lächeln. „Können nichts dafür, der ist mit einem Confundo auf die Welt gekommen."

Lily grollte leise auf.

Aber Severus fasste sie kurz an ihrer Hand.

Sie drehte sich zu ihm um.

„Bist du wirklich sicher, dass alles in Ordnung ist?", fragte sie erneut nach, sich vollkommen darüber im Klaren seiend, dass definitiv irgendetwas nicht in Ordnung war, nur stellte sich im eben die Frage was.

„Du bist eine wundervolle Hexe. Lily Evans", erklärte Severus ihr.

Lily trat überrascht einen Schritt zurück und runzelte leicht ihre Stirn.

„Lass… Lass dir niemals von irgendwen, irgendetwas anderes sagen", fuhr er in dem gleichen Fieberhaften Ton fort.

„Snivellus spinnt heute wirklich komplett", maulte Sirius leise zu James Potter.

Die kleine Schülerschar hatte sich zum Teil aufgelöst, als klar geworden war, dass das Spektakel ein Ende gefunden hatte.

Lily Evans musterte ihren langjährigen Freund. Den sie kennen gelernt hatte bevor sie nach Hogwarts gekommen waren, aber in die letzten beiden Jahre hatte ihre Freundschaft etwas gelitten. Severus Freundschaft mit den schrecklichen Mulciber und Avery, Slytherins die gern mal jemand verhexten und dabei auch auf schwarze Magie zurückgriffen.

Severus eigenes Interesse was diese Art der Magie anging. Die meisten ihrer Schulfreundinnen fragten sie sowieso warum sie mit dem Looner Snape sprach. Aber er war ihr Freund und Freunde hielten zueinander auch, wenn es nicht immer leicht war und sie sich an manchen Tagen fragte, warum sie noch mit ihm befreundet war und ob es ihre Freundschaft überhaupt Wert war.

„Lily es tut mir so Leid", hauchte Severus erneut.

„Ist okay", sagte Lily einfach, nicht so ganz Wissend, wofür sich Severus ihr dauernd entschuldigte und es war ihr auch etwas peinlich.

„Nein ist es nicht!", entfuhr es Snape entsetzt. „Es ist nicht in Ordnung. Es ist nicht Ordnung. Nichts ist in Ordnung und ich kann es nie mehr richten. Oh Lily, ich habe es so sehr versucht. Ich habe es so sehr versucht. Das musst du mir glauben, bitte Lily. Es tut mir so Leid, ich wollte das alles nicht."

Lily runzelte leicht ihre Stirn.

„Hat Mulciber oder Avery schon wieder irgendetwas ausgeheckt, ich sagte dir doch, dass das schreckliche Leute sind", maulte sie leicht ungehalten über den Umstand, in welcher Gesellschaft sich Severus befand.

Mulciber und Avery?

Severus runzelte seine Stirn. Die beiden waren Todesser, sie gehörten zu den Angreifern. Aber…

Aber nicht hier. Wenn er sich in seiner Erinnerung befand und irgendwie ging er davon aus. Er war Tod und alles was er sich gewünscht hatte war seine Lily ein letztes Mal zu sehen. Nicht mehr.

„Nein", sagte er leise. „Nicht das ich wüsste. Lily, alles was ich wollte war mich bei dir zu entschuldigen und dir sagen, wie Recht du mit allem gehabt hast. Mit allem Lily. Du bist eine wundervolle Hexe. Und ich bin ein Narr gewesen. Ein solcher Narr, dass ich nicht auf dich gehört habe. Ich weiß, dass du mir niemals verzeihen kannst. Nie… aber ich wollte es zumindest einmal gesagt haben."

Lily starrte ihn an.

„Du musst irgendeinen Fluch abgekommen haben", kommentierte sie.

Ja, so konnte man es auch nennen. Voldemorts Hausschlange hatte ihm die Kehle zerfetzt. Severus schloss seine Augen für einen Moment. Er erinnerte sich an die Schmerzen, an das Gift, daran wie er starb und an Harrys Augen.

Severus sank auf seine Knie, das Pochen in seinem Kopf hatte zugenommen und er hatte Schmerzen. Seltsame Schmerzen, aber es kümmerte ihn nicht. Sterben war schon eine sehr merkwürdige Angelegenheit. Seine Hand zitterte.

Lily schrie entsetzt auf, als Severus Snape einfach zu Boden krachte. Sie war augenblicklich bei ihm.

„Severus!", rief Lily aus.

„Er ist ein Monster", entfuhr es Severus mit gequälter Stimme. „Ein solches Monster!"

„Wer?", fragte Lily nun richtig besorgt.

„Voldemort", schnarrte Severus und seine Stimme troff vor Hass. „Voldemort, er ist ein Monster. Aber eines Tages, eines Tages Lily… gibt es eine Welt ohne ihn… und ich hoffe, dass es das alles Wert war. Für dich Lily… alles für dich."

James Potter und Sirius Black warfen einander einen leicht überraschten Blick zu. Irgendetwas hatte die Gehirnwindungen des Slytherin definitiv durcheinander gebracht. Denn niemand außer dem Direktor sprach den Namen von Voldemort aus, nicht wirklich und auf jeden Fall kein Slytherin.

Seine Augen waren seltsam glasig geworden, dann schloss er seine Augen einfach und verlor endgültig die letzten Reste seines zerrütteten Bewusstsein.

Lily schrie entsetzt auf.

„Holt doch wer die Krankenschwester, oder McGonagall oder irgendwen verdammt!", schrie Lily verzweifelt auf.

Lupin der bis jetzt so getan hatte, als ginge ihn der ganze Konflikt nichts an, sprang auf seine Beine und verstaute das Buch. In dem er nicht mehr gelesen hatte, als James und Sirius Snape mal wieder traktierten.

Er trat vorsichtig an den Slytherin Jungen heran.

„James hat keine Flüche verwendet, die so etwas hervorrufen", kommentierte er trocken.

Severus starrte einfach nur Lily an. Lily spürte wie sein Griff schwächer wurde.

„Remus Hilfe!", schrie Lily den jungen Werwolf voller Verzweiflung an. „Mir ist vollkommen egal, was Potter getan hat oder nicht. Hilf Severus, hol jemand verdammt noch mal. Du bist ein gottverdammter Vertrauensschüler! Oder etwa nicht!"

Lupin strich seinen Umhang glatt.

„Bleib wo du bist", sagte er mit entschiedener Stimme.

Lily nickte und blickte besorgt auf Severus, es war ihrem Gesicht deutlich zu entnehmen, dass so lange sie nicht wusste, was mit Severus war, sie sich nirgendwohin bewegen würde.