HARRY POTTER UND DAS ANKH VON KHEPRI
Fortsetzung von „Harry Potter und der Flug des Phönix"
VON THE VELVET GHOST
Übersetzung von Christa Potter
Anmerkung der Übersetzerin:
Hier ist sie also, die erwartete Fortsetzung zu „Harry Potter und der Flug des Phönix". Dies ist der zweite Teil dieser Serie, und ich empfehle, den ersten Teil auf jeden Fall auch zu lesen. Es geschieht doch so einiges.
Über Ankh von Khepri:
Alternative Universe (AU), das mit „Harry Potter und der Flug des Phönix" begonnen hat – ich nenne es mal das Phönix-Universum. Ankh spielt im siebten Jahr. Alle Ereignisse die in HP6 und HP7 geschehen werden im Phönix-Universum nicht berücksichtigt, da die Englischen Originale bereits vor deren Veröffentlichung beendet wurden.
TRAILER: Harry Potter und das Ankh von Khepri
Schwarz.
Das erste Bild zeigt fröhliche Idylle: Harry beim Auspacken seiner Geburtstagsgeschenke. Draco sagt grinsend: „Du hast einen Liebestrank bekommen."
... Ein kurzes Bild zeigt Harry, der von Snape einen glitzernden Dolch bekommt.
... Harry erscheint. Er steht mit seinen Freunden in der Großen Halle und sagt peinlich berührt: „Ich denke nicht, dass ich dieses Jahr spielen werde."
... Unzählige Zauber treffen gleichzeitig auf das Portrait von Mrs. Black, dahinter öffnet sich ein Loch in der Wand ...
... Harry und Snape, beide in langen, dunklen Umhängen gekleidet, betreten einen Raum voller riesiger Glaskugeln ... eine seltsame Kreatur steht vor Harry und grinst ihn an ... Kainda und Harry sitzen in der Küche und essen Eiscreme ...
... Ein knallbuntes Auto, mitsamt Plastikfigur auf dem Dach und Dumbledore, Snape, Harry, Alrister und einem Unbekannten als Passagiere fährt eine Autobahn entlang; laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern. „Versprich, mich umzubringen, wenn das so weiter geht." – „Nur, wenn Sie es auch tun." ...
... Eine vampirähnliche Gestalt stürzt sich auf Harry und er zieht seinen Dolch hervor ...
... Pansy Parkinson liegt wie tot in einem Korridor, kreidebleich, bewegungslos – um sie herum: Blut ...
... Draco sagt mit kalter Stimme: „Das Ministerium hat meine Familie nicht kontrolliert, als sie am Leben war, Potter. Sie werden es im Tod ebenfalls nicht tun."
... Ron und Draco prügeln sich in der Großen Halle. Die meisten Schüler jubeln Ron zu. McGonagall läuft auf die beiden zu ...
... Ein riesiges Labyrinth mit hohen Mauern erstreckt sich unter einer langen Treppe, auf der drei Gestalten zu sehen sind ...
... Eine Frau mit rotem Haar assistiert Lupin beim Unterrichten. Er sieht sie voller Abscheu an ...
... Harry zieht seinen Zauberstab und murmelt ein paar Worte. Ein Blitz aus gleißend grünem Licht bricht hervor und saust durch die Luft...
... James, Lily und Frank und Alice Longbottom kämpfen in Hogsmeade gegen eine Horde Todesser, die in der Überzahl sind. James entreißt einem die Maske – es ist ein Bekannter ...
... Voldemort hebt die Hand. „Komm her, Harry ... lass uns prüfen, wie gut dein Beschützer dich unterrichtet hat."
... Harry steht in einem düsteren Raum. Vor ihm flackert eine Flamme. Eine Gestalt erscheint darin ...
... Draco und Ginny treffen sich in der Nacht auf den Astronomieturm. Harry und Ron folgen ihnen unter dem Tarnumhang verborgen.
... Harry verfolgt eine Frau durch einen Korridor in eine riesige Bibliothek. „Stupor!" Der Fluch trifft und sie fällt zu Boden.
... Eine gewaltige Wolke aus Flammen reißt das riesige Labyrinth und alle darin mit sich.
... Harrys Bett im Krankenflügel ist von mindestens einem Dutzend Zauberer umgeben. Harry wacht mit einem Schlag auf und fällt dann erschöpft wieder zurück in die Kissen. Dumbledore fragt vorsichtig: „Was ist mit Voldemort passiert?"
KAPITEL 1 – Alles Gute, Harry
Das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste war heute kalt. Das hatte seinen Grund, wie Harry Potter merkte, als er am Fenster stand und einen kleinen Vogel auf einem Ast beobachtete. Lupin stand hinter ihm, mit den Händen auf seinen Schultern, und er sah ihn mit diesen besorgten braunen Augen an.
Es war ein seltsames Gefühl, etwas anzusehen und zu wissen, dass du es töten würdest. Besonders wenn dieses Etwas so nahe und so nichtsahnend war. Sich nicht bewusst, dass es im Moment die letzte Tat seines Lebens vollbrachte.
„Komm schon, Harry." Lupins Griff auf seiner Schulter wurde fester. „Du musst das machen."
Der kleine Vogel auf dem Ast vor dem Fenster zwitscherte fröhlich. Er sang die Sonne an; froh, am Leben zu sein und vielleicht plante er, was er am nächsten Tag erledigen würde.
„Schließ die Augen, Harry, das wird helfen."
Harry schloss seine Augen, hob seinen Zauberstab und murmelte dann: „Avada Kedavra."
Ein Blitz aus schmerzvollem grünen Licht brach hervor, der alles aufzufressen schien. Harry öffnete die Augen und erhaschte gerade noch einen Blick auf den Vogel, der zur Seite kippte und vom Baum fiel, offensichtlich tot.
Plötzlich wurde alles schwarz; so schnell, als würde ihm jemand eine Decke überziehen, und dann, genauso schnell wie sein Blick verdunkelt worden war, kam er wieder zurück. Er saß auf einem Stuhl in einem kalten und dunklen Raum, fest an die Stuhllehne gepresst und sein Kopf ruhte auf einem Kissen.
„Bist du entspannt?", murmelte Snapes Stimme vor ihm, als das Gesicht des Professors aus der Dunkelheit auftauchte. Diese Stimme schien wie eine Welle über ihn hinweg zu waschen.
„Ja", flüsterte er.
Eine kalte Hand legte sich auf sein Gesicht, hob seinen Kopf und diese dunklen Augen starrten auf ihn hinab; sie griffen tief ihn in hinein, rissen ihn auseinander und verstreuten seine Gedanken und seine Seele in Stücken. Der Geist war nicht länger eine Sache, eine einzelne Stimme, aber Hunderte, verteilt und jede wurde einzeln untersucht. Es gab da noch etwas anderes, etwas, das er vorher noch nicht gekannt hatte, etwas, das dunkel und trotzdem beruhigend war. Es bewegte sich zwischen seinen Gedanken und kroch in die tiefsten Ecken seines Unterbewusstseins. Er nahm die Schüssel mit Wasser neben ihm nur sehr abwesend wahr; seine Finger lagen locker darin, und dann ... Hitze schoss aus seiner Hand und floss so schnell ins Wasser, dass niemand die Zeit hatte, um sich vorzubereiten. Die Temperatur des Wassers schoss nach oben, als es zu kochen begann. Vor ihm sah er verschwommen Snapes Lächeln.
Und dann kam die Decke wieder. Sie zog ihn hinunter in die Dunkelheit, riss ihn aus der Realität und mit sich brachte sie eine Flammenzunge und glitzernde goldene und grüne Funken. Draco stand vor ihm in der Dunkelheit. Er war alleine, doch er war von Flammen umgeben.
Er bewegte seine Arme als würde er tanzen; er drehte und duckte sich, wirbelte um seine eigene Achse und danach beschrieb er mit der Hand einen großen Bogen. Und aus seinen Fingern kam Feuer, das in grün und rot loderte, das sich um sich selbst wand, als würde es sich zu Boden werfen und sich um ihn wenden. Funken flogen und ein dumpfes Brausen ertönte, als die Feuerzungen einen riesigen Drachen formten, der in den Kerkern seine Kreise zog. Er war wunderbar anzusehen. Draco starrte mit großen Augen auf seine Kreation und sah aus, als wäre er der König der Welt, während er seine plötzliche Macht umarmte und Willkommen hieß. Harry jubelte und klatschte und pfiff, als wäre er der Zuseher einer spektakulären Show.
Aber bevor er denken konnte, warf sich die Decke plötzlich wieder über ihn und als sie fortgerissen wurde, erblickte Harry ein einzelnes Gesicht, das er schon so oft zuvor gesehen hatte, doch nur in seinen Träumen. Die Figur eines menschlichen Jungen, aber mit der Hautfarbe eines Löwen, den Augen eines Adlers und einem Mund voller scharfer kleiner Zähne, wie die eines Krokodils. Der Junge lächelte einfach nur. „Guten Morgen, Sonnenschein", flüsterte er.
Die Decke kam über ihn, und als sie sich verzog, war nichts mehr da. Es war einfach nichts. Es war nichts mehr übrig, das man sehen konnte; nichts mehr da, kein Schwarz. Es dauerte jedoch nur eine Sekunde, bevor das Gefühl kam, dass plötzlich etwas geschah; die Decke kehrte zurück und Harry James Potter wurde so schnell aus seinem Albtraum gerissen, wie er hineingeraten war.
Er hatte diese Träume nun schon seit einem Monat. Jeden Morgen, wenn er in Schweiß gebadet aufwachte, konnte er sich an nichts mehr erinnern. Und dieser Morgen war keine Ausnahme. Er wachte urplötzlich auf, so schnell aus seinem Traum gerissen, dass er keuchte als wäre er gerannt. Die Dunkelheit und die Stille umhüllten ihn wie ein Wintermantel und als er sich in seinem dunklen Zimmer umsah, tröpfelten die wenigen Erinnerungen schon aus seinem Kopf. Er seufzte. Während er die Decke hochzog und sich gegen die Kissen lehnte, wobei er die Zeit nutzte, um seinen Herzschlag wieder auf normal kommen zu lassen, wünschte er sich, dass er wusste, was ihm solche Angst machte.
Draußen war es noch dunkel. Kein Licht drang durch die schweren Samtvorhänge, die vor dem Fenster hingen, und in das dunkle Zimmer wurde hierhin und dahin ein Schatten geworfen. Wie immer, wenn Harry einen Blick auf seine beiden Zimmerkameraden warf sah er, dass Ron Weasley und Draco Malfoy noch tief und fest schliefen. Sie waren immer bis um neun im Bett.
Er setzte sich auf, nahm seine Brille vom Nachttisch und setzte sie auf. Das schattige Zimmer um ihn herum wurde ein wenig klarer. Ron lag auf dem Rücken im Bett; er schnarchte leise mit weit geöffnetem Mund und unter Rons Bett konnte Harry etwas in der Form einer Box ausmachen. Ron konnte wirklich keine Geschenke verstecken.
Denn heute der Harry James Potters siebzehnter Geburtstag – endlich. Vor vier Wochen war sein sechstes Schuljahr an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei dramatisch zu Ende gegangen und seitdem hatte er am Grimmauldplatz gewohnt, gemeinsam mit Draco und der Weasley Familie. Während diesem Monat war nicht viel passiert, das ungewöhnlich gewesen wäre – zumindest nicht ungewöhnlich für ein Haus voller Zauberer. Die Langeweile der Sommerzeit beschlich inzwischen das Haus und wurde sehr kreativ ausgedrückt. Gerade erst am vorigen Tag war Mr. Weasley früher vom Büro nach Hause gerufen worden, um sich um eine Herde tanzender blauer Karotten zu kümmern, die seine Tochter Ginny im Badezimmer umzingelt hatten. Ron beharrte immer noch darauf, dass es ein Unfall gewesen war.
Natürlich hatte es am Grimmauldplatz auch Trauer gegeben. Eine Woche nach Ferienbeginn war Percy Weasleys Beerdigung gewesen. Es war eine sehr stille und traurige Angelegenheit, an der nur die Weasley Familie teilgenommen hatte; Percys Asche war über dem Wieselkopf verstreut worden. Während Muggel sich bei ihren Toten verabschiedeten, sagte die Zaubererversion mehr: „Bis zum nächsten Mal."
Und heute war also endlich sein Geburtstag. Es war der erste Geburtstag, den er nur in Gesellschaft von Zauberern verbringen würde und er freute sich eindeutig darauf. Da war dieses schachtelförmige Paket unter Rons Bett, um das er sich kümmern musste, aber mehr als auf das freute sich Harry darauf, seinen Geburtstag endlich in Gesellschaft seiner Freunde und Familie feiern zu können. Und es würden bestimmt viele Leute kommen. Im Haus wohnten Mr. und Mrs. Weasley, Bill Weasley, Ron, Ginny, Harry, Draco Malfoy, Remus Lupin, Tonks und natürlich Snape. Snape würde seinen Sommer wahrscheinlich lieber irgendwo weit weg vom Grimmauldplatz verbringen, aber seine Pflicht als Harrys magischer Beschützer hatte ihn hierher gebracht. Bill war wegen Percys Beerdigung nach England gekommen und würde noch ein paar Wochen bleiben, während der zweitälteste Weasley Bruder, Charlie, in Hogwarts bei Hagrid, dem Wildhüter, blieb. Manchmal kamen Fred und George Weasley vorbei, um die Stimmung etwas zu heben oder um die Kinder dazu zu bewegen, ein neues Produkt zu testen. Harry genoss diese Besuche wirklich, denn abgesehen davon, war er rund um die Uhr am Grimmauldplatz eingesperrt und manchmal wurde es sehr ermüdend.
Als er sich im dunklen Schlafzimmer umsah hoffte Harry fast, dass Ron oder Draco plötzlich aufwachen würde, damit er zumindest jemanden hatte, mit dem er reden konnte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht, also würde Mrs. Weasley hoffentlich schon unten in der Küche sein und für alle das Frühstück machen. Er überlegte, dass er die Ausrede, sich etwas zu trinken holen zu wollen, benutzen konnte, dann stand er auf, schlich durch das Zimmer und streckte die Hand nach dem Türknauf aus.
Das Timing war so perfekt, dass es sich den Orden des Merlin verdient hatte, denn die Tür flog plötzlich mit so einem lauten Knall auf, dass die Toten hätten aufgeweckt werden können. Draco schrie auf und fiel aus dem Bett, als Tonks, Fred und George ins Zimmer stürmten, wobei sie laut sangen und mit kleinen Konfetti um sich warfen.
„For he's a jolly good fellow, for he's a jolly good fellow, for he's a jolly good fe-l-oooooow ... and so say all of us!" Sie beendeten jubelnd ihr Lied und klatschten und lachten, als Harry grinste.
Ron stöhnte und vergrub sein Gesicht tiefer in seinem Kissen. Draco stand zitternd vom Boden auf – sein Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab – während die anderen mit Bergen von Konfetti bedeckt wurden. Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Tonks einen Partyhut auf seinen Kopf setzte und die drei in Applaus ausbrachen.
„Ihr Verrückten", stöhnte Ron müde und sah mit geschwollenen Augen von seinem Kissen auf. „Es ist gerade mal acht Uhr am Morgen ..."
„Was bedeutet, dass unser geehrter Mr. Potter schon seit acht Stunden siebzehn Jahre alt ist und hier noch keine Party läuft", gab Fred an seinen jüngeren Bruder zurück.
„Wir müssen das korrigieren, denke ich", sagte George grinsend. „Besonders, weil Fred und ich uns den Tag in unserem vollgestopften Kalender freigehalten haben, um herzukommen."
„Kommt schon, ihr beiden", sagte Tonks und sprang hinüber zu Ron und Draco. „Auf! Ihr habt jetzt keine Zeit, um zu schlafen!" Sie stieß sie an den Köpfen an und erhielt als Antwort zweimal das gleiche Stöhnen, als beide schläfrigen Jungen versuchten, sie los zu werden. „Auf!", wiederholte sie.
„Nnh!", sagte Ron gereizt und warf sein Kissen nach ihr.
In diesem Moment öffnete sich die Tür wieder und der älteste Sohn der Weasleys, Bill, kam herein. Er sah sie alle belustigt an; er trug einen purpurroten Morgenmantel, der ihn noch gebräunter als sonst aussehen ließ. „Was ist denn hier los?", fragte er und warf einen Blick auf das Konfetti, das durch die Luft flog.
„Es hört sich so an, als versuchten meine dumme Cousine und deine dummen Brüder die Toten wieder zu wecken", stöhnte Draco unter seiner Bettdecke.
Tonks stieß Draco spielerisch an und ein unterdrücktes verärgertes Stöhnen drang unter dem Berg von Decken hervor. Am Anfang war das Verhältnis zwischen Tonks und Draco seltsam gewesen. Sie waren Cousins, durch ihre Mütter verwandt, doch sie hatten sich nie getroffen und zwei wirklich sehr verschiedene Leben geführt. Doch nun, das sie sich aneinander gewohnt hatten, war Tonks sehr erfreut, einen neuen Cousin zu haben, den sie ärgern konnte und obwohl Draco sich immer über sie aufregte, hatte er sie eigentlich auch gern.
Ron war endlich aus der Wärme seines Bettes gestolpert und nachdem er ein paar Augenblicke unter seiner Matratze herumgesucht hatte, zog er ein in Gold gewickeltes Paket heraus und überreichte es mit einem müden Lächeln an Harry. „Alles Gute zum Geburtstag."
Harry grinste. „Danke!", sagte er, während er das Paket aus Rons Händen nahm und begann, am Papier zu ziehen. Ron setzte sich an das Ende seines Bettes, um zusehen zu können; aus der Schachtel fiel ein kunterbuntes Päckchen. „Eine ausgewählte Sammlung von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze Tricks", stand darauf.
„Ein Prototyp", sagte Ron mit einem matten Lächeln. „Es enthält alle klassischen Scherzartikel ... Furztrank, sofort wirkende Pickeltränke, ein paar falsche Spinnen ... ich denke, dass sogar eine falsche Zunge drinnen ist, die ziemlich cool ist."
„Und noch ein Prototyp für dich, Harry", sagte Fred und warf Harry ein unförmiges Paket zu.
„Das erste, das jemals hergestellt wurde", sagte George.
„Wirklich einzigartig", sagte Fred.
Harry fing es auf und riss erwartungsvoll das Papier herunter. Als er sah, was es war, konnte er ein Lachen nicht unterdrücken. Es war ein T-Shirt mit einem großen bewegten Bild von Snape, der ein flauschiges grünes Badetuch um die Hüften gewickelt hatte und offenbar gerade seine Beine rasierte.
„Seine Feminine Seite Entdeckender Snape", sagten die Zwillinge grinsend.
„Wir haben es mit verschiedenen Handtuchfarben", sagte Fred. „Rosa, Limonengrün oder Babyblau. Wir dachten, dass die grüne Version am besten zu deinen Augen passt."
George kicherte und gab Harry ein weiteres Päckchen. „Iss nicht alle auf einmal."
Harry zog das Papier herunter und eine große Tüte Fruchtgummis kam zum Vorschein. „Hey, ich wusste nicht, dass ihr auch normale Süßigkeiten herstellt", sagte er, dann drehte er es um und musste lächeln. „Ah. WARNUNG – die Hersteller tragen nicht die Schuld an jeglichen Mutationen, Verwandlungen, Explosionen, Unfällen, Verletzungen, Amputationen, Verlusten und plötzlichem Verschwinden."
Fred und George grinsten gleichzeitig. „Kannst du es uns verübeln?"
„Was hat all dieser Lärm zu bedeuten?", zischte eine Stimme an der Tür. Alle wirbelten herum; in der Tür stand, in einen weiten schwarzen Bademantel gehüllt, der mehr wie ein Halloween Kostüm wirkte, Severus Snape. Vor diesem Sommer hatte Harry gedacht, dass es keine beängstigendere Seite von Snape geben könnte als die, die er zeigte, wenn er am Montag in der ersten Stunde Zaubertränke unterrichtete, aber er hatte Unrecht gehabt. Das war gewesen, bevor er Severus Snape gesehen hatte, wenn er müde war und gerade von einer Gruppe lauter Teenager im nächsten Zimmer geweckt worden war.
„Harry hat Geburtstag", sagte Tonks grinsend, klopfte ihm auf die Schulter und warf eine handvoll Konfetti in seine Richtung.
Harry merkte, dass er noch das Feminine-Seite-Snape T-Shirt in der Hand hatte, ließ es schnell fallen und versuchte dann, sein Grinsen ein wenig zu verbergen. Snape starrte ihn durch seine fettigen schwarzen Haare hinweg an. „Mm", brummte der Professor wenig überzeugt.
„Hätten Sie gerne eine Partyhut, Professor Snape?", fragte Fred und bot Snape einen mit einer flauschigen pinken Kugel oben drauf an.
Snape warf ihm einen Blick voller Hass zu, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand mit wehendem schwarzem Morgenmantel aus dem Zimmer. Alle lächelten. Fred und George nutzten jede Gelegenheit aus, um Snape ans Limit zu stoßen und – es musste gesagt werden – sie erledigten bis jetzt einen wunderbaren Job. Obwohl die Weasley Zwillinge eigentlich nicht am Grimmauldplatz wohnten, weil sie jetzt eine eigene Wohnung in London hatten, schienen sie noch immer zu denken, dass Snape in ihr Revier eindrang. Das Ergebnis war, dass Snape sehr viel Zeit in seinem Zimmer am Dachboden des Hauses verbrachte, wo er offenbar las oder Schach spielte. Harry würde gegenüber Fred und George niemals zugeben, dass er dem Professor dabei schon das eine oder andere Mal Gesellschaft geleistet hatte. Er war jedes Mal vernichtend geschlagen worden – noch etwas, das er gegenüber den Zwillingen nicht zugeben würde.
Die Tür öffnete sich wieder und Lupin und Mr. Weasley kamen ins Zimmer; beide sahen müde und erschöpft aus und rieben sich die Augen. „Also wirklich", sagte Mr. Weasley schläfrig. „Warum macht ihr in aller Herrgottsfrühe solchen Lärm?"
„Harrys Geburtstag!", sagte Fred fröhlich. Er lehnte sich nach vorne und legte Partyhüte auf die Köpfe der beiden. „Wir dachten, dass wir mit dem Feiern früher beginnen könnten."
„Harry hat ein neues T-Shirt bekommen", sagte Ron breit grinsend.
„Oh?", sagte Mr. Weasley. "Von wem?"
"Uns", sagten Fred und George im Chor.
Mr. Weasley sah sie einen Moment lang besorgt an. „Und was genau ist auf diesem T-Shirt?"
Harry grinste und hielt es hoch, damit Mr. Weasley und Lupin es sehen konnte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie es erkannten, aber als es soweit war, erschien ein Lächeln auf beiden Gesichtern. Lupins sanfte braune Augen glitzerten, als sie auf Harrys Blick trafen. „Wie ... ungerecht Severus gegenüber", sagte er mild.
„Also, welche Größe hättet ihr gerne?", fragte Fred grinsend.
Lupin gluckste leise. „Ich muss mit ihm arbeiten, Fred, und ich würde am Beginn des Schuljahres gerne noch am Leben sein, wenn es dir nichts ausmacht."
Mr. Weasley hielt für alle die Tür auf. „Nun, weil wir schon alle wach sind, können wir mal nach unten gehen ... ich glaube, Molly macht Pfannkuchen."
Fred und George hüpften aus dem Zimmer, wobei sie wieder zu singen begannen, gefolgt von einer sehr aufgeregten Tonks, die auf dem Weg nach draußen einen Schirmständer umwarf. Harry zog seinen Morgenmantel an und er, Ron und Draco machten sich auf den Weg hinunter zur Küche. Draco murmelte verhalten, dass sein Haar wieder schrecklich aussehen, aber Ron sagte brüsk: „Oh, dein Haar sieht immer schrecklich aus. Halt den Mund und beschwer dich nicht, Malfoy."
Als Harry mit den anderen die Küche betrat, kam Mrs. Weasley vom Herd herüber und umarmte ihn liebevoll. Er grinste und erwiderte die Umarmung.
„Alles Gute zum Geburtstag, Harry, mein Lieber", sagte sie während sie versuchte, seine Haare zu glätten. „Ich hab für alle Pfannkuchen und Waffeln gemacht. Holt euch einen Stuhl und setzt euch, wir müssen Harry seine Geschenke geben!" Sie wuselte zurück an den Herd, um sich um das Frühstück zu kümmern, während sich alle auf Stühle um den Tisch herum sinken ließen. Snape saß bereits auf seinem üblichen Platz am Fenster und trank durch zusammengepresst Lippen Kaffee. Er war einfach kein Morgenmensch.
Mr. Weasley kam breit lächelnd in die Küche, in den armen zwei oder drei Pakete, die in knallbuntes Papier gewickelt waren. Er setzte sich auf den einzigen freien Stuhl am Tisch. „Alles Gute, Harry", sagte er und streckte die Hand aus, um Harrys Haar zu zerzausen.
Harry grinste. Mrs. Weasley kam herüber und begann, Teller mit Pfannkuchen auf dem Tisch zu verteilen, wobei sie noch versuchte, Teller, Geschenke und Mr. Weasleys Zeitung auf den Tisch zu bringen. Ginny sagte: „Wunderbar!", und streckte die Hand nach einem Teller aus, aber Mrs. Weasley schob sie weg.
„Noch nicht", sagte sie lächelnd. „Harry hat seine Geschenke noch nicht geöffnet."
Von Ohr zu Ohr grinsend hob Harry eines der Päckchen auf und begann, es zu öffnen, wobei er sich fühlte, als würde er vor Glück jeden Moment platzen. Von Mr. und Mrs. Weasley bekam er einen roten Pullover mit einem großen H vorne drauf und eine Schachtel mit der besten Schokolade aus dem Honigtopf; Ginny schenkte ihm einen neuen Schnatz, der seltsame Geräusche von sich gab, wenn er auf dem Boden aufkam; von Bill bekam er ein interessantes Buch über die Dunklen Künste der alten Ägypter; Draco, der nicht viel Geld hatte, gab ihm ein kleines Modell eines Drachen; von Tonks erhielt er eine große Flasche von Madam Madmops Magischer Haarfarbe in allen Farben des Regenbogens und von Lupin bekam er einen Sankt Christopher Anhänger.
„Dein Vater und Sirius haben ihn mir an meinem siebzehnten Geburtstag geschenkt", sagte Lupin mit einem Lächeln, als Harry mit den Fingern über das Silber strich. „Sie würden wollen, dass du ihn bekommst."
Die Tür öffnete sich und Mr. Weasley wieder kam herein, in der Hand seine Zeitung und unter dem Arm eine Tasche. „Es wird draußen wirklich warm ... es ist eine Schande, dass die Post nicht direkt zum Haus geliefert werden kann. Ich beschwere mich aber natürlich nicht wegen dem kleinen Spaziergang, es ist gut, meine Beine ein wenig zu bewegen ... nun denn ... ein paar Pakete sind mit der Zeitung gekommen und ich glaube, dass sie dir gehören könnten, Harry." Er lächelte und legte die Tasche vor Harry auf den Tisch.
Harry sah gespannt in die Tasche und entdeckte fünf Päckchen mit Briefen und Karten daran. Neugierig steckte er die Hand hinein und holte das größte heraus. Es wog fast so viel wie eine Steinplatte und nach der sauberen Handschrift auf dem Briefumschlag zu schließen, war es von seiner besten Freundin Hermine Granger.
„Ich wette, es ist ein Buch", sagte George grinsend.
Es war eines. Als Harry das braune Papier zur Seite schob, sah er den glitzernden bronzefarbenen Titel: „Sie Nehmen Also Ihre UTZ Kurse?" und darunter war ein Bild einer Eule mit einem Spitzhut.
Fred hustete in seine heiße Schokolade. „Sie schickt dir jetzt schon ein Buch über die UTZe? Das Schuljahr hat noch nicht einmal begonnen, ihr habt noch eine Ewigkeit bis zu den UTZen!"
„Ich finde, dass es ein gutes Geschenk ist", sagte Ron und hob eine Augenbraue.
„Klar findest du das", sagte Fred. Er tat, als würde er eine unsichtbare Person küssen. „Oh, liebste Hermine, lass mich deine Zaubertrankhausaufgaben abschreiben ..."
„Ich hab Zaubertränke nicht mehr", sagte Ron wütend.
„Zum Glück", sagte Snape eisig aus der Ecke am Fenster. Alle zuckten zusammen. Wie immer hatten sie fast vergessen, dass er überhaupt anwesend war.
Harry öffnete den Brief, der mit dem Buch gekommen war, und las ihn für die anderen laut vor, während Mr. Weasley interessiert das UTZ Buch vom Tisch hob und es durchblätterte. „Lieber Harry und alle anderen – ich hoffe, dass ihr euch am Grimmauldplatz eine schöne Zeit macht und dass du deinen Geburtstag genießt, Harry. Ich dachte, dass dieses Buch im nächsten Jahr nützlich sein könnte. Es ist sehr interessant zu lesen und ich hab es mir auch selbst gekauft. Ich hoffe, euch bald zu sehen, mit Liebe von Hermine."
„Sehr interessant?", wiederholte Fred, als er das Buch aus den Händen seines Dads nahm. Er blätterte es durch. „Hmm, vierhundert Seiten über Wiederholungstechniken! Wow, Wahnsinn!"
Harry wandte sich dem nächsten Paket zu; es hatte ebenfalls Schachtelform und raschelte leicht, als er am Papier riss. Ron lehnte sich über seine Schulter um zu sehen, was es war und als es in Harrys Schoß fiel, riss er den Mund auf. „Oh, cool! Er hat dir einen Pelzige Pilze Kasten gekauft!"
„Was ist ein Pelzige Pilze Kasten?", fragte Draco und hob eine Augenbraue.
Harry hob die Schachtel auf und begann, die Anleitung auf der Rückseite laut zu lesen. „Der verblüffende Mach-dir-deine-eigenen Pelzige Pilze Kasten. Gib einfach einen der Samen in den im Paket enthaltenen Blumentopf, besprenkle ihn mit dem farbigen Puder deiner Wahl, füll den Blumentopf mit Wasser und nach einer Woche wird dein neuer Pelziger Pilz gewachsen sein. Bitte beachte, dass die Pelzigen Pilze nicht essbar sind." Die Vorderseite der Schachtel war mit einem Bild von kleinen Tieren verziert, die mehr wie Champignons mit Armen, Beinen und riesigen süßen Augen in verschiedenen Pastelltönen aussahen.
„Sie sind wirklich cool", sagte Ron begeistert. „Sie sind wie kleine Haustiere, die du dir selber züchtest, aber eigentlich sind sie Pflanzen."
„Oh, das sind sie?", sagte Bill. Er lehnte sich interessiert über Harrys Schulter. „Ich hab den UTZ Kurs in Kräuterkunde genommen und wir haben in der sechsten Klasse über die Pelzigen Pilze geredet. Sie sind wirklich interessant, obwohl man aufpassen muss, was man ihnen zu fressen gibt, weil sie sonst unfreundlich werden können ... sollte ein spaßiges Projekt sein."
Ron nahm die Notiz von der Rückseite der Schachtel und las: „Lieber Harry, Happy birthday! Ich hab zuerst nicht gewusst, was ich dir besorgen könnte, aber dann hab ich die hier in der Winkelgasse gesehen und ich dachte mir, dass sie dir gefallen könnten. Bye! Von Neville."
Sanft lächelnd legte Harry die Schachtel auf einen Stuhl neben ihm zu seinen anderen Geschenken und streckte dann die Hand wieder in die Tasche. Er holte ein seltsam geformtes Päckchen mit einer Notiz hinten drauf heraus. Er las zuerst die Notiz. „Lieber Harry. Hoffentlich wird die hier deine Welt klarer machen. Von Luna L." Neugierig zog er das Papier herunter und zum Vorschein kam etwas, das aussah wie eine gewöhnliche Muggelschwimmbrille.
„Warum hat sie dir eine Brille geschickt?", fragte Ginny neugierig.
Harry warf einen Blick auf das Schild, das daran angebracht war. „Hier steht, dass es eine Wirkliche Welt Brille ist. Sie zeigt die Welt, wie sie wirklich ist und kann sogar Hinweise darauf geben, ob hier ein Unsichtbarer ist."
„Cool!", sagte Ron begeistert. „Setz sie auf und sieh dich um! Ist hier drinnen jemand Unsichtbares?"
Harry zog die Brille vorsichtig über seinen Kopf und blinzelte ein paar Mal, während das grünliche Gemisch um ihn herum langsam Gestalt annahm. Alles war verkehrt herum und alles, was eine Gefahr darstellte, schien in einem schmerzhaften Rot zu glühen. „Keine unsichtbaren Menschen, aber ihr seid alle verkehrt." Draco seufzte, streckte die Hand über den Tisch aus, zog Harry die Brille vom Kopf, drehte sie herum und setzte sie ihm wieder auf. Harry blinzelte. „Ah, jetzt seid ihr richtig ... aber noch immer kein Unsichtbarer."
„Schade", sagte Ron. Er warf einen Blick in die Tasche und zog die letzten beiden Päckchen heraus. „Von wem sind die?", fragte er stirnrunzelnd.
Harry nahm die Brille ab und sah die Pakete an. Eines war ziemlich unordentlich in braunes Papier gewickelt und vorne drauf stand: „Für Harry. Ich hoffe, du hast einen schönen Geburtstag, von Hagrid." Er zog ein paar Mal am Papier und nachdem er eine Weile damit gekämpft hatte (Hagrid hatte eine Unmenge von Zauberband verwendet) schaffte Harry es, das Geschenk zu öffnen.
Es sah wie ein Muggelspielzeug aus und hatte die Form eines Vogels. Harry konnte sich an einen Ausflug in irgendein langweiliges Museum erinnern als er ungefähr sieben gewesen war, und Onkel Vernon hatte einen stundenlangen Vortrag über eine Vitrine voller solcher Gegenstände gehalten. Er drehte den Vogel um und sah, dass es eine Pfeife war. Neugierig pfiff er hinein.
Die Ausbuchtung in Rons Hemdtasche zitterte ein wenig und ein grüner Kopf mit einer Eichel auf dem Kopf erschien. Sneezy, das Opsittop, blieb als Hausaufgabe für Pflege magischer Geschöpfe während des Sommers mit Ron und Harry am Grimmauldplatz. Während sie zusahen, kletterte Sneezy vorsichtig auf den Tisch und tapste herüber, um sich den hölzernen Vogel komplett fasziniert anzusehen. Nach ein paar Augenblicken begann er, in genau der gleichen Tonlage zu pfeifen, wobei er auf den Ballen seiner kleinen Füße auf und ab hüpfte.
Harry lächelte und ließ die Pfeife sinken. Sneezy strahlte ihn und begann zu klatschen. Alle lachten, als Sneezy wieder davon lief (wobei er fröhlich leise vor sich hin piff) und wieder in Rons Tasche kletterte.
„Eine Waldpfeife", sagte Bill lächelnd und nahm die Pfeife, um sie sich genauer anzusehen. „Charlie hat mir vor ein paar Monaten eine von seinen gezeigt, mit denen er Bowtruckles ruft. Sie hört sich jedes Mal anders an ... hört mal." Er hob die Pfeife vorsichtig an die Lippen und blies hinein – sie hörte sich an wie ein Kuckuck. Sneezys Kopf erschien wieder am Rand von Rons Tasche und er hörte Bill gespannt zu.
Harry grinste, als Bill begann, Sneezy den Ruf des Kuckucks beizubringen und wandte sich dann dem letzten Geschenk zu. Alle anderen beobachteten Sneezys Versuche („Huu-huu, huu-huu!") und so bemerkte niemand seinen verwirrten Blick als er sah, dass keine Karte dabei war.
Neugierig zog er das glitzernde rote Papier herunter. Eine Flasche fiel in seine Hände. Sie war herzförmig und gefüllt mit einer glitzernden rosafarbenen Flüssigkeit, die im Licht schimmerte. Harry zog den Stöpsel mit einem leisen Plop! heraus und roch ein paar Mal vorsichtig. Es duftete nach Rosen, Erdbeeren, Wintermorgen und etwas anderem, etwas Warmem und Beruhigendem, von dem Harry wusste, dass er es schon einmal gerochen hatten, aber er konnte es nicht erkennen.
Snape, der nicht gerade ein Tierliebhaber war, hatte ihn von der anderen Seite des Zimmers aus beobachtet. Er stand auf, kam herüber und setzte sich auf den Stuhl neben Harry. „Wer hat dir das geschickt, Potter?", fragte er.
Harry gab ihm schulterzuckend die Flasche. „Ich weiß nicht ... es war keine Karte dabei."
Snape öffnete die Flasche vorsichtig und roch daran, während er sie die ganze Zeit hielt, als würde sie gleich explodieren. Er hob die Augenbrauen. „Ein Liebestrank. Wie ... nachdenklich."
„Ein Liebestrank?", fragte Harry mit großen Augen. „Warum würde mir jemand einen Liebestrank schicken? Und wer?"
„Riech noch mal daran", sagte Snape. „Und vorsichtig ... versuch, nichts auf deine Lippen zu bekommen. Er sollte leicht nach der Person riechen, die ihn dir geschickt hat."
Vorsichtig nahm Harry die Flasche und roch noch ein paar Mal daran. Er konnte diesem versteckten Geruch überhaupt kein Gesicht zuordnen, obwohl es schien, als würde er nicht zum Rest der Flasche passen. Es roch irgendwie sanft, aber auch scharf, wie Leder.
„Leder", sagte Harry und runzelte neugierig die Stirn. „Es riecht ein wenig wie Leder."
„Kennst du jemanden mit einer starken Verbindung zu Leder?", fragte Snape und hob eine Augenbraue.
Harry starrte ihn an und dann kräuselte ein Lächeln seine Lippen. „Ihre Halbschwester trägt doch Lederstiefel, oder?", sagte er.
Snapes Gesicht verdüsterte sich. Harry kannte diesen Ausdruck nur allzu gut. Es war ein Blick der deutlich sagte, dass Snape hin und hergerissen war zwischen Lächeln und dem Verlangen, Harry zu erwürgen – und es lag nur ein Zentimeter dazwischen. „Meine Halbschwester könnte keinen Liebestrank brauen wenn ihr Leben davon abhängen würde, Potter, und ich bin ziemlich sicher, wenn sie es könnte, würde sie ihn nicht an dich schicken."
Harry gluckste, stellte die Flasche auf den Tisch und sah sie einen Moment lang an, bis sich Draco von der Opsittop Gruppe abwandte. Er lehnte sich nach vor, um sich die Flasche anzusehen. „Du hast einen Liebestrank bekommen", sagte er.
Snape hob eine dünne Augenbraue. „Du erkennst so schnell, was es ist, Malfoy?"
„Ich weiß zufällig, wie ein Liebestrank aussieht", sagte Draco kalt. „Ich hoffe, Professor, dass sie nicht denken, dass ich jemals einen benutzt habe ... immerhin brauche ich wohl keinen, denn ich bin ja so ein unglaublich gut aussehendes Halbblut."
„Du bist nicht Halbblut", sagte Harry. „Nur ... Viertelblut."
„In der Tat", sagte Draco undeutlich und besah sich weiter den Trank. Er öffnete die Flasche und lehnte sich nach vor, um daran zu riechen. Er sah einen Moment lang nachdenklich aus lächelte dann. „Wie aufmerksam von ihr."
„Weißt du, von wem er ist?", fragte Harry neugierig und setzte sich aufrechter hin.
Draco warf ihm ein kleines überlegenes Lächeln zu. „Du meinst, du etwa nicht, Potter?"
„Sag es mir!", bat Harry.
„Fällt dir niemand ein, der dir einen Liebestrank schicken würde?", sagte Draco und hob eine Augenbraue; offenbar gefiel ihm die Rolle des Alleswissers. „Jemand, der sich offenbar wirklich um dich kümmert, es aber vorzieht, es einfach zu zeigen ... mit einer starken Verbindung zu Leder. Nicht unbedingt Kleidung ... vielleicht eine Sportart?"
Harry dachte ein paar Minuten nach und dann fiel es ihm ein. „Kainda! Sie hat - ... wart mal ... wieso weißt du, dass meine Freundin nach Leder riecht?", fragte er misstrauisch.
Draco hob die Augenbrauen. „Das ist etwas, das du wahrscheinlich nie wieder sagen wirst."
Harry grinste und nahm den Liebestrank wieder. Er roch noch einmal daran, diesmal richtig, und er konnte diesen Geruch einfach nicht verwechseln; den Geruch von Leder und Draußen, gemischt mit Sanftheit und Mitgefühl. Er warf Snape einen Blick zu und sagte: „Was wird passieren, wenn ich davon trinke?"
„Du wirst dich in denjenigen verlieben, der ihn dir geschickt hat", antwortete er.
„Aber was ist, wenn ich schon ...?"
„Er wird diese Liebe wieder auffrischen", sagte Snape und er grinste Harry an. „Endlich hat sich der große Harry Potter verliebt. Ich werde mit dir nicht „das Gespräch" haben müssen, oder? Ich glaube nicht, dass ich das aushalten würde."
„Ich auch nicht", sagte Harry lächelnd. Er hob die Flasche vorsichtig an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Einen Moment lang geschah nichts, bis sich ein Gefühl plötzlich in seiner Brust breit machte und er merkte, wie er grinste. Es war das seltsamste aller Gefühle, wie diese paar Momente nach dem ersten Kuss.
Lächelnd wollte er noch mehr trinken, aber Snape nahm die Flasche aus seiner Hand und verschloss sie wieder. „Liebestränke können gefährlich sein", sagte der Professor in einem Tonfall, als hätte er Harry beim Spielen mit Streichhölzern erwischt. „Es gibt Aufzeichnungen über einen Zauberer, der eine ganze Tasse getrunken hat. Er beging sofort Selbstmord, weil er behauptete, dass solche Liebe zu groß war, um ausgehalten zu werden."
Harry lächelte ein wenig. „Okay, ich werde aufpassen."
Die anderen waren mit dem Opsittop fertig und setzten sich wieder und begannen endlich mit den Frühstück. Harry stellte den Liebestrank unter den Tisch. So sehr er die Weasleys auch liebte und schätzte, er wollte nicht, dass sie den Liebestrank sahen und Fragen stellten. Er dachte, dass Fred und George wahrscheinlich „Harry Potter Bekommt Einen Liebestrank" T-Shirts machen würden, falls sie es herausfänden.
„Also, was machen wir heute?", fragte Ginny und goß Sirup auf ihre Pfannkuchen.
„Das Übliche", seufzte Mrs. Weasley. „Vielleicht gehe ich später mit dir, Harry, Draco und Ron spazieren ... ihr seid so aufgeregt, wenn ihr lange hier drin seid. Nicht weit von hier ist ein Muggeleinkaufszentrum ... ich glaube, wir könnten hingehen und uns umsehen. Wir müssten natürlich alle mitkommen, um euch zu schützen, aber ich glaube, dass ihr alle gerne eure Beine ein wenig strecken würdet."
Alle stimmten ihr zu und Ron begann, von einer Muggelmünze zu erzählen, die er vor ein paar Tagen gefunden hatte und fragte Harry, was er für zwei Pence kaufen konnte, aber Mrs. Weasley rief über den Lärm hinweg.
„Ja, ja, ich weiß, dass ihr alle aufgeregt seid, aber esst zuerst euer Frühstück und dann überlegen wir uns, ob wir rausgehen!"
Sie begannen wieder zu essen und Ron redete noch immer aufgeregt darüber, dass sie endlich spazieren gingen. Harry sah sie alle einen Moment lang an. Sie waren als Familie glücklich, redeten miteinander und machten Scherze und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Draco hatte seinen Gesichtsausdruck bemerkt. „Warum lächelst du?", fragte er.
„Ich habe Geburtstag", antwortete Harry. Es war das erste Mal, dass er das gesagt hatte und zur gleichen Zeit lächelte. Es war ein wunderbares Gefühl.
