Teil 1
Draußen stürmte es und gelegentlich konnte man den Wind durch die Fenster wehen hören. Es zog sich, wie eine Nebelsäule durch die Zimmer, am Bett vorbei, über die Couch und schließlich in die Küche, wo er schließlich Clarice Starling umfing und ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagen ließ. Clarice drehte sich zur Seite und schaute in Richtung Wohnzimmer hinaus aus dem Fenster, tief in die schwarze Nacht hinein. Die Bäume bogen sich unter dem Sturm und die Äste knacksten als sie brachen und gegen die Fenster schlugen.
Ihr Blick verlor sich in jener Dunkelheit und ihre Gedanken drifteten zurück, zu jenem Ort, der ihr Leben in den letzten Tagen veränderte. Dr. Lecter hatte sie mit ihren Haaren an den Kühlschrank geklemmt in weiser Vorhersicht, dass sie ihn nie freiwillig gehen lassen würde. Doch womit sie nicht gerechnet hatte war der Kuss. Er war so menschlich, dass es ihr das Herz zeriss. Konnte ein Mörder von so vielen Menschen wirklich Emotionen empfinden, ja womöglich einen Menschen lieben oder diese ihm zeigen. Ihr Gefühl sagte ihr dass der Kuss die erste emotionale Reaktion Lecters in den letzen Jahren war, abgesehen von jener Berührung während der Inhaftierung. Vielleicht nicht der Wille sie zu Küssen, aber das Gefühl ihre Lippen zu spüren. Sie hatte ihn gehen lassen, in jener Situation, eingeklemmt an einem Kühlschrank was blieb ihr schon anderes übrig. Trotz allem was passiert war wird sie genau dafür verantwortlich gemacht. Das FBI wollte die Sachlage nicht einsehen, nein sie brauchten einen Sündenbock für die verpatze Aktion. Mitlerweile hoffte sie sogar, dass Lecter weit weg war damit das FBI keinen großen Erfolg feiern konnte, und sie endlich wieder normal ihre Arbeit machen konnte ohne andauern mit den Lecter Files konfrontiert zu werden. In diesem Moment machte es einen lauten Knall und der Wind drang so stark in die Wohnung ein, dass er die ganzen Papierblätter und Zeitungen, die sich auf dem Sofatisch befanden durch die Luft wirbelte. Clarice schüttelte , wie aus Trance erwacht ihren Kopf und rannte zum Fenster um fest zu stellen, dass ein Ast die Fensterscheibe zerschlagen hatte und der Wind dadurch ins Wohnzimmer bließ. Laut fluchen machte sie sich an ihrer kleinen Kommode zu schaffen und schob diese vor das kaputte Fenster um vorerst den Luftstrom zu unterdrücken. Dann bewegte sie sich auf den durcheinander gewehten Haufen von Blättern zu um diese zu ordnen. Dabei schaltete sie den Fernseher an und hörte auch promt einen Bericht der Klatschpresse über die Vorgänge am Chesapeake. Sie machten daraus eine Geschichte von Beauty and the Beast. Völlig frustriert schaltetet sie den TV wieder aus und widmete sich nun voll und Ganz dem Ordnen der Losen Blätter. Wie es der Zufall so wollte, fiel ihr sofort der letzte Brief von Dr. Lecter ins Auge. Der Verzweiflung mitlerweile nahe stand Clarice auf und setzte sich auf das gegenüber stehende Sofa. Ihr Blick fassungslos auf das Schriftstück gerichtet, nicht davon abweichend sprach sie leise zu sich: „ Das geht zu weit, egal was ich tue, ich muss an ihn denken, sehe in vor mir oder stolpere über ihn, dass ist ja schlimmer als Teenager der vor Verliebtheit nicht mehr ein und aus weiß…" Eine Stille legte sich über ihre Gedanken und ja sogar der Wind schien aufzuhören zu wehen. Plötzlich war Ruhe eingekehrt, da war das Wort gefallen und alles schien sich in sich aufzulösen und von einem riesigen Magneten angezogen zu verstummen. Flüsternd sprach sie weiter, ja vorsichtig um dieses Vakuum nicht zu zerstören." Ist es das was mich quält, nicht zu wissen, was ich für diesen Menschen fühle, einen Serienkiller, einen der nur mein Leben verschonte, dem ich mehr bedeute als ich eigentlich möchte. Ich muss Frieden schließen mit meinem Gewissen und mit meinen Gefühlen, und das ist ein Problem bei dem mir mein ganzer rationaler Verstand nicht helfen wird. Es gibt nur eine Lösung um mein Gleichgewicht wieder zu finden…" Daraufhin, schloss Clarice die Augen, als ob sie alle ihre Kräfte sammeln würde und machte sie blitzartig wieder auf. Sie starrte nun auf den Absender des Briefes. Es gab nur 3 Möglichkeiten, wo sich Dr. Lecter sicher aufhalten konnte. London, Deutschland oder Spanien. Aus dem Bauch heraus entschied sich Clarice für London. Jetzt ging alles sehr schnell. Sie schrieb eine Kündigung an das FBI Büro, und buchte einen one way Flug nach London über Internet unter falschem Namen. Sie war sich im Klaren, dass alle ihre Handlungen ab jetzt irrational verlaufen würde, doch dies schien ihr die einzige Möglichkeit zu Sein ihr Gefühlsleben wieder unter Kontrolle zubekommen.
