ALLES IST VON MIR SELBST ERFUNDEN

KAPITEL 1 DAS LABYRINTH

Gespannt blickte ich auf die festlich geschmückte Tribühne, auf der der Bürgermeister meines kleinen Dorfes Ignera stand. Er schaute genervt in die Menge, in der ich mit vielen anderen um die Tribühne versammelt war.

Niemand wollte die Rede hören, die der Bürgermeister gleich halten würde, denn alle hatten zu viel Angst vor dem, dass danach passierte.

Doch schließlich wurde es dann ruhig und der Bürgermeister begann: „Liebe Bürgerinnen und Bürger von Ignera, herzlich willkommen zum 527. Labyrinth-Jahrestag!"

Es war jetzt totenstill, niemand wagte es auch nur zu flüstern. „Heute ist es wieder so weit, heute werden wir einmal wieder sechs weitere ins Labyrinth schicken!"

Das Labyrinth war ein teils unterirdisch, teils überirdisches geheimnissvolles Tunnelsystem, mit Fallen und Rätseln, dass in einem alten Haus begann. Jedes Jahr werden sechs Jungendliche ausgesucht, die das Labyrinth betreten müssen, warum auch immer. Wer sich weigert, wird erschossen.

Ihnen wird gesagt, dass es einen Ausgang gibt, und wenn sie diesen finden, wird es ihnen besser gehen als je zuvor.

Fakt ist: Es ist noch nie jemand zurückgekommen, alle sind im Labyrinth gestorben.

Auch nicht Oceana, meine 13 jährige Schwester.

Der Bürgermeister sprach weiter: „Wir hoffen, dass ihr Grab nicht erscheinen wird und ihre Seelen weiterleben dürfen."

Er sagte es wie ein Gebet, seine Stimme klang ängstlich und hoffnungsvoll zugleich.

Das mit den Gräbern, dass ist so eine seltsame Sache: Spätestens einige Wochen nach der Auslosung tauchen Gräber auf einem Friedhof hinter dem Haus auf. Auf ihnen steht nur ein Name und ein Todesdatum, nichts mehr.

Daran erkennen wir, ob jemand gestorben ist. Die einzige Frage ist: Wie kommen diese Gräber dorthin?

Die Stimme des Bürgermeisters rief mich in die Gegenwart zurück: „Als erstes wählen wir die Mädchen." Oh, shit. Ein Helfer zog einen ersten Zettel aus einer Glaskugel und reichte sie dem Bürgermeister. „Der erste Name: Lily Brooks!"

Wie auf einen Schlag verstummten die Zuschauer. Alle suchten jetzt nach einem Mädchen, dass auf die Tribühne zu ging. Und da war sie auch schon: Ein Mädchen, etwa 16 Jahre alt, ging langsam auf die Bühne zu. Sie versuchte, nicht zu weinen und sich nicht anmerken zu lassen, dass sie am liebsten schreiend wegrennen würde.

Doch ich durchschaute sie.

Als sie oben auf der Bühne stand, ging es weiter: „Der nächste Name: Elaine