Titel: Fall Seven Times
Autor stroky
Genre: Drama, Hurt/Comfort
Rating: K
Pairing: keins, Anspielungen auf die Vergangenheit von House/Stacy
Spoiler: kleine Spoiler für Staffel 3
Kapitel: 7
Zusammenfassung: Sieben Tage – sieben Dinge: Eine House Charakterstudie in sieben Teilen.
Disclaimer: House und sein Universum gehören nicht mir, ich hätte aber nichts dagegen.
"Omnia mea mecum porto." ("Alles was ich besitze trage ich bei mir.")
– Bias von Priene, einer der sieben griechischen Weisen
"Le désir fleurit, la possession flétrit toutes choses." ("Das Verlangen lässt alle Dinge blühen, der Besitz bringt alles zum Welken.")
– Marcel Proust, französischer Schriftsteller
Montag: Lacrosseschläger
Strömender Regen. Eigentlich genau das Wetter, das zu seiner Stimmung am Montagmorgen passte, aber er hatte auch keine Lust auf dem Weg zum Auto klitschnass zu werden. Obwohl er für einen kurzen Moment ein verlockendes Bild im Kopf hatte, in dem er triefend nass durch die Krankenhausgänge schlurft und Cuddy empört hinter ihm herwischt. Zumindest das konnte ein Lächeln auf sein Gesicht zaubern.
Er brauchte einen Regenschirm. Gott weiß, wann er das letzte Mal so einen benutzt hatte und ob er überhaupt noch einen besaß. Wenn, dann konnte er nur im Wandschrank im Flur sein. Genauso lieblos hineingestopft, wie all die anderen Dinge darin. Wilson war bei einer Onkologen-Konferenz in New York und deckte sich wahrscheinlich gerade mit neuen Standardsätzen ein um Patienten mitzuteilen, dass sie leider sterben müssen. Zumindest stellte sich das House so vor. Wäre er nicht dort gewesen, hätte er ihn jetzt angerufen und so lange genötigt bis er ihn vor seiner Haustür abholt und ins Krankenhaus fährt.
Jetzt blieb nur noch die Option Regenschirm. Diese hatte sich inzwischen in die "Operation Regenschirm" umgewandelt und House startete eine groß angelegte Suchaktion in den Ecken des Wandschranks. Wenn er wenigstens wüsste nach was genau er suchen sollte. In der hintersten Ecke stand ein Bügelbrett, das er so gut wie nie benutzte. Dahinter könnte also etwas sein, das er nicht häufig zu Gesicht bekam. Mit ein wenig Anstrengung rückte er es zur Seite und fand dahinter: seinen alten Lacrosseschläger.
In seiner Magengegend machte sich ein flaues Gefühl breit. Nach dem Infarkt hatte er das Ding erst unters Bett und dann in den Schrank verbannt. Eigentlich sollte Stacy alle Dinge, die ihn daran erinnerten was er alles nicht mehr machen kann, rausschmeißen. (Joggingschuhe, Tennisschläger, ein Basketball, die Mitgliedschaftskarte im Ruderverein.) Doch der Schläger war übrig geblieben. Er hatte es irgendwie geschafft. Nachdem Stacy ausgezogen war, hatte er ihn im Schrank gesehen und die Tür wieder zu gemacht. Sich damit auch noch zu beschäftigen war damals zu viel. Inzwischen hatte er ihn fast vergessen.
House hatte auch jetzt das Verlangen die Tür schnell wieder zu schließen, doch stattdessen blieb er wie angewurzelt stehen und starrte das Sportgerät an. Schon in der Highschool war Lacrosse sein Lieblingssport. Sein Vater wollte, dass er Football spielt. Ein Sport für echte Männer, aber Greg war nicht mehr darauf bedacht das zu machen, was sein Vater von ihm wollte. Nicht nach allem was passiert war. Er wollte seinen eigenen Weg finden—ihn gehen.
Lacrosse hatte etwas filigranes. Es war schnell und sein wendiger, schlanker Körper schien wie dafür gemacht. Er erinnerte sich an all die Spiele, die er mit dem Schläger bestritten hatte. Punktsieg bei Sonnenschein, Niederlage im Regenmatsch. Er liebte das Gefühl nach einem anstrengenden Spiel. Wenn der Körper sagt, dass nichts mehr geht und die Erschöpfung einen trotzdem so glücklich macht wie nur wenige Sachen es so befriedigend können. Er konnte sich nicht erinnern, wann er dieses Gefühl das letzte Mal verspürt hat.
Er beugte sich nach vorne und streckte eine zittrige Hand (sicher nur vom fehlenden Frühstück) aus, doch seine Hand griff ins Leere. Sie war schneller als er es realisieren konnte und sein Hirn hatte ihr schon signalisiert sich wieder zurückzuziehen. Der zweite Versuch mit geschlossenen Augen schlug nicht fehl. Seine Finger spürten die glatte Lackierung, die nur an einigen Stellen von rauen Stellen unterbrochen wurde, wo die Farbe schon abblätterte. Er zog den Schläger aus dem Schrank und tauschte ihn gegen seinen Stock ein.
Er fühlte sich fremd in seinen Händen an. Wie etwas das man mal kannte und dann jahrelang nicht mehr angefasst hat. Vielleicht war es Nostalgie, vielleicht Wehmut. Seine Hoffnung war, dass das Halten des Schlägers ihm etwas von damals vermittelt. Ihm etwas zurück gibt, was er jetzt verloren hatte. Ein Gefühl, einen Geruch, eine Melodie, eine Hoffnung. Es war nicht so. Der Schläger lag weiterhin fremd und leblos in seinen Händen. Auch eine angedeutete Wurfbewegung in der Luft konnte daran nichts ändern. Frustriert schmiss er den Schläger wieder in den Schrank und schloss die Tür. Als er seinen Stock wieder in die Hand nahm um zu gehen, bemerkte er zum ersten Mal wie furchtbar vertraut dieser ihm jetzt vorkam.
Er wünschte es wäre anders.
