Rob Cole atmete schwer. Die Hitze war unerbittlich und legte sich wie ein schwerer Mantel über Robs Haupt. Schweiß perlte seine Stirn herab. Er schaute in die Sonne und kniff ob des gleißenden Lichts die Augen zusammen. Ein letztes Mal die Sonne sehen. Er spürte die Klinge an seinem Halsrücken. Er schloss die Augen, atmete tief ein und senkte sein Haupt. Gleich ist es vorbei. Der Henker holte zum Schlag aus. Rebecca

„Halt!"

Der erwartete Hieb blieb aus. Ein dumpfes Geräusch des Aufpralls hinter ihm. Rob riss die Augen auf. Sein Henker lag mit einem Pfeil in der Brust neben ihm.

Auf den Mauern des Innenhofes standen Schützen der königlichen Garde, die Bögen zum Anschlag gespannt, die Pfeile auf die Mullahs gerichtet.

Niemand wagte es sich zu rühren. Ein Mann ritt erhobenen Hauptes in den Hof. Er griff die Zügel und der schwarze Hengst kam zum Stehen.

Der Führer der Mullah erlangte binnen weniger Sekunden seine Fassung zurück, wandte seinen Blick von dem Leichnam und rief voller Empörung „Wer wagt es eine Hinrichtung, die im Namen Allahs geschieht, zu unterbinden?"

„Schah Alla ad-Daula" der Reiter würdigte dem Mullah Führer keines weiteren Blickes und schaute hinab zu Rob, der fassungslos auf dem sandigen Boden kniete, seiner Enthauptung um eine Haaresbreite entgangen.

Der Gesandte stieg vom Pferd und ging mit langsamen Schritten auf Rob zu. Er war von großer Statur, sein Haupt war zum Schutz vor Sand und Sonne in schwarze Tücher gehüllt, ein tiefroter Umhang hing von seinen breiten Schultern hinab, an der Seite trug er einen Säbel.

„Jesse von Benjamin?" eine tiefe Stimme, der Mann stand nun direkt vor ihm, er beugte sich zu ihm hinunter. Rob wagte es nicht sich zu rühren, stattdessen blickte er auf den Boden, jeder Muskel in seinen Gliedern bis zum äußersten gespannt.

Sein Gegenüber griff nach Robs Kinn und hob gewaltsam seinen Kopf nach oben. Dunkle Augen blickten tief in die seinen.

„Oder soll ich lieber sagen Rob Cole?" Rob blieb das Herz stehen, als ihm bewusst wurde, wer vor ihm stand. Die Augen des Schahs verengten sich. Alla ad-Daula hielt Robs Gesicht in einem eisernen Griff, so dass er keine Möglichkeit hatte, sich des intensiven Blickes zu entreißen.

„Du hast uns getäuscht." Seine Stimme war bedrohlich. Die Augen des Schahs musterten ihn. Etwas kaltes, Raubtierhaftes lag in ihnen.

Der Blick des Schahs verhieß Ungutes. Konnte ihn ein noch schlimmeres Schicksal ereilen, als das, welchem er gerade entronnen ist?

Rob wollte etwas sagen. Irgendetwas, um die Situation zu bessern. Er öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, löste Schah Ad-Daula den Griff und holte zum Schlag aus. Die Rückhand des Schahs traf Robs Schläfe in aller Härte. Die Wucht des Schlages beförderte ihn zu Boden. Blut lief seine Schläfe herab, zur Seite geneigt, lag er mit dem Kopf auf dem harten Steinboden. Sein Peiniger beugte sich über ihn, strich sanft die Haare aus Robs Gesicht. Und packte ihn unter Armen und Beinen. Benebelt merkte Rob, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Alla ad-Daula trug ihn zu dem schwarzen Hengst. Ein letztes Mal blickte er in das gleißende Licht der Sonne, bevor sich der schwarze Schleier der Ohnmacht um ihn legte.