Es war dunkel, kalt...einsam. Die Dunkelheit umgab ihren Körper, nahm sie gefangen, ließ sie nicht heraus. Es hatte ihr Herz erfasst, sie zu einem Häufchen Elend gemacht.
Vor wenigen Stunden hatte sie noch gezittert, geschluchzt und geweint, doch nun hockte sie im Schatten einer verlassenen Gasse, hoffend, dass sie niemand jemals finden wü hatte sich über sie gelegt. Der Schmerz war kaum noch zu spüren, so betäubt fühlte sie sich. Die Leere in ihrem Inneren hatte sie hierher getrieben.
Das junge Mädchen hatte ihre Beine nahe an ihren Körper gezogen, ihre Arme hatten sich um ihre Beine geschlungen. Nur einmal sah sie kurz neben sich auf die Zeitung, die auf dem Boden lag. Ihr Blick wurde noch leerer, beinahe leblos. Ihren Kopf ließ sie auf ihre Knie sacken und begann sich langsam zu wiegen. Beruhigend wog und wippte sie etwas hin und her.
Je mehr sie sich bewegte umso mehr verschwand die Taubheit und Wut, ebenso Trauer kehrten zurück. Sie schluchzte herzzerreißend, ehe sie aufsah und ihr dicke Tränen die Wangen runter rannen. Wütend schob sie die Zeitung bei Seite, drückte ihren Hinterkopf an die Hauswand hinter sich, schloss dabei die Augen, während weitere Tränen ihre Wangen hinunter flossen.
Wie lange sie schon so dasaß, wusste sie nicht. Sie bemerkte auch nicht wie sich Schritte näherten. Immer mehr Tränen strömten ihre Wangen hinab, hinterließen heiße, schmerzende Bahnen auf ihren Wangen. Jede Träne bohrte sich in ihr Herz, hinterließ einen Riss in ihrer Seele.
Erst als sie ein zu deutliches Geräusch vernahm, öffnete sie ihre Augen und blickte direkt in die Augen eines Mitschülers. Eines verhassten Mitschülers.
Am liebsten hätte sie sich zusammen gerissen, ihre Würde irgendwie zurück erlangt, doch zu groß war das Loch in ihrem Innern, zu stark belastete sie der schmerzende Verlust. Ehe sie etwas tun konnte, hatte jemand die Zeitung aufgehoben. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr verhasster Mitschüler nicht alleine war. An seiner Seite ein anderer Mitschüler, ähnlich verhasst, wenn nicht sogar schlimmer.
Ihre Beine zitterten, wollten nachgeben als sie sich langsam aufrappelte, doch sie schaffte es sich auf ihren Füßen zu halten. Nur knapp entkam sie einem Schwindelanfall und einem damit verbundenem Zusammenbruch. Mit der Hand stützte sie sich an der Hauswand ab, dabei beobachtete sie die beiden Jungen. Der Platinblonde beugte sich gerade zu dem Anderen herüber und zeigte ihm den Zeitungsartikel. Natürlich bemerkte sie wie die Augen der Beiden sich weitete, natürlich bemerkte sie wie ihre Blicke sich auf sie hefteten. Einen Schluchzer unterdrückend, wollte sie einen Schritt machen, doch ihr körperlicher Zustand war schlechter als erwartet, denn sie sackte auf ihre Knie zu Boden.
Ihre Würde vergessend, brach sie in Tränen aus. Sie weinte nicht nur. Es brach aus ihr heraus, all ihre Traurigkeit wurde von Tränen und Schluchzen begleitet. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie schlug auf die Steine unter ihr ein. Längst waren die beiden Jungen vergessen, die immer noch kein Wort gesprochen hatten, immer lauter weinte sie, prügelte auf den Boden ein, ehe sie sich auf dem Boden zusammenrollte. Erschöpft schnappte sie nach Luft, während weitere Tränen über ihr Gesicht liefen, sich in ihren Haaren verfingen, bis sie nass an ihrem Hals klebten.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie in einem Bett. Eine weiße Decke war über sie gebreitet und als sie sich etwas bewegte, merkte sie, dass sie ihre Kleider noch trug, denn ihr Umhang hatte sich um ihre Beine gewickelt.
Erstaunt setzte sie sich auf und als sie sich in dem kleinen und spartanisch eingerichtetem Zimmer umsah, bemerkte sie einen von ihren beiden Mitschülern von vorhin. Er saß auf einem Stuhl und schien zu schlafen.
Hatte er sie hierher gebracht?
Wieso?
Ehe sie sich aus dem Bett schleichen konnte, hörte sie wie die Tür aufging und ihr zweiter verhasster Mitschüler betrat den Raum und sah sie erstaunt an. Er hatte scheinbar nicht damit gerechnet, dass sie so schnell zu sich kommen würde.
„Wo bin ich hier und was willst du von mir?", krächzte sie. Ihre Stimme hatte sie von dem Geschluchze noch nicht beruhigt, dennoch gelang es ihr laut genug zu reden, um verstanden zu werden.
„Sei lieber dankbar Granger, ich hätte dich dort auch erfrieren lassen können.", murrte der platinblonde Slytherin.
Hermione drehte ihren Kopf zur Seite und krallte ihre Finger in die Decke. Wut und eine enorme Übelkeit übermannte sie. Ihr Einatmen wurde immer ruckartiger, schneller. Ihr Herz raste durch die Wut in ihrem Magen und sie spürte wie dankbar ihr Magen dafür war. Es fühlte sich an, als ob er einen Flug auf dem Besen mit ihr gemacht hatte.
„Kriegst du wieder einen Heulkrampf? Noch einmal tue ich mir das nicht an. Das nächste Mal lasse ich dich elendig an deinen Anfällen krepieren." , giftete der Slytherin weiter, doch er erreichte nicht das was er wollte. Sie reagierte gar nicht weiter auf seine Bemerkung.
Leise sprach sie zu sich selbst. Redete sich gut zu, versuchte sich ans ein-, und ausatmen erinnern. Und je länger sie beherrscht atmete, umso besser wurde ihr Zustand, bis er sich vollkommen normalisiert hatte.
Mit der Wut verschwand die Übelkeit, hinterließ ein klaffendes Loch in ihrer Selbst und wieder ergriff Hermione eine schreckliche Taubheit. Ihre Muskeln erschlafften, dabei sackte sie zusammen. Die Leere, welche sie spürte, sah man in ihren Augen und ihr Zittern verriet, dass sie sich wieder in einen Zustand der Hilflosigkeit versetzt hatte.
Schreiend schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Schnappend atmete sie ein. Dabei begannen ihre Seiten zu schmerzen und sie krümmte sich in dem Bett.
War sie immer noch hier?
Seufzend vor Schmerz sah sie sich um. Es war dunkel, wenn sie aus dem Fenster sah, bemerkte sie den Vollmond, welcher hoch am Himmel stand. Wieder krallte sie ihre Finger feste in die Bettwäsche und als sie zur Seite blickte, bemerkte sie, dass sie alleine war.
Sie hatten sie verlassen. Merlin, wie erleichtert sie war. Umgeben von Draco Malfoy und Blaise Zabini, da fühlte sie sich noch unwohler als ohnehin schon. Keuchend warf sie sich wieder zurück in ihr Kissen, ehe stumme Tränen ihren Weg aus ihren Augenwinkeln hinab auf das Kissen fanden.
„Papa, Mama...", wisperte sie leise, ehe sie vor Erschöpfung wieder einschlief, diesmal war sie so müde, dass sie nichts träumte.
Das Hämmern an der Tür weckte sie. Es hörte sich in ihren schmerzenden Ohren an wie ein Hämmern, doch je mehr sie zu sich kam, bemerkte sie, dass es eher ein Klopfen war. Verschlafen rieb sie sich ihre Augen, hob ihren Kopf leicht an, ehe sie „Herein" rief.
Sie wünschte, sie hätte es nicht getan. Zur Tür herein kam jemand, mit dem sie zuerst nicht einmal gerechnet hätte und um ehrlich zu sein wollte sie auch nicht mit ihm reden. Sie verabscheute diesen Mann mehr als alles Andere.
„Guten Morgen.", gab der Mann unterkühlt von sich, doch Hermione antwortete ihm nicht, sondern drehte ihren Kopf trotzig zur Seite und blickte auf den kleinen Nachtisch, welcher an dem Bett stand. Auf ihm lag ein Wecker. Es war erst acht Uhr am Morgen. Was eine unhöfliche Zeit für Besuche und vor allem für ungewollte, verhasste Besuche.
Der Besucher räusperte sich, doch sie bevorzugte es weiterhin auf die Uhr zu starren.
Was wollte er denn schon von ihr?
Sich über sie lustig machen?
Ihr sagen wie armselig sie war?
„Irgendwann wirst du mich ansehen müssen, ich habe nämlich vor so lange zu bleiben, bis du mich aus gehört hast.", sprach nun die kühle, sehr reservierte Stimme und als sie den Inhalt seiner Aussage erfasst hatte, warf sie ihr Gesicht herum, so dass sie ihn ansehen konnte. Ihr Blick wurde grimmig, beinahe wütend, doch sie entgegnete nichts. Was sollte sie Malfoy Senior auch sagen?
„Ist dir bewusst, was der Zeitungsartikel für dich bedeutet?", fragte Lucius die Schülerin, doch sie antwortete nicht. Ihr Gesicht verfinsterte sich immer mehr, ehe sie sich sogar auf die Lippe biss. Sie würde ihm niemals antworten. Niemals freundlich, niemals normal...niemals würde sie ihm sagen wie wenig sie das alles verstand.
„Verdammt noch mal, du musst doch auch wissen was es bedeutet.", brüllte er schließlich und kam mit ein paar Schritten auf sie zu, doch das löste Panik in ihr aus und sie wich zurück, so weit das sie aus dem Bett taumelt und sich gegen die Fensterbank drängte.
„Sei nicht dumm. Du weißt sicher besser als alle Anderen, dass ich dir nie was tun würde. Nicht unter diesen Umständen...
Du eine Tochter der...", doch weiter kam er nicht, denn sie schrie aus vollem Leibe ehe sie den Wecker griff und nach ihm warf.
Glück für Malfoy Senior, dass er gute Reflexe hatte, denn er schaffte es dem Wecker auszuweichen.
Knurrend ergriff sie eine Vase die auf dem Fensterbrett stand und warf sie gegen die Wand, ihre Wut steigerte sich immer mehr. Beinahe ins Unermessliche.
„Sag mir nicht was ich bin, was ich nicht bin. Ich habe genug davon.
Alle belügen mich, niemand hatte sich jemals erbarmt mir etwas zu sagen.
Ich wurde behandelt wie eine Aussetzige und nun soll ich annehmen,
ich wäre eine von Euch.", wisperte sie wütend, schnappte sich einige der Scherben, die zu ihren Füßen lagen und warf sie beinahe zielsicherer, als sie geglaubt hatte, nach Lucius, der jeder Scherbe galant auswich. So eine Furie...
„Wenn du noch einmal wirfst, werde ich dich aus dem Fenster befördern, ich schwöre es. Dann pfeif ich auf das Versprechen, welches ich deinen Eltern gab.",
drohte er knurrend und als sie die Worte vernahm, ließ sie ihre Hand sinken und wieder übermannte sie die Trauer und sie sackte zu Boden. Scherben zerkratzten ihre Knie und Beine, ließen sie doch Bluten, doch der Schmerz war erträglich im Gegensatz zu dem Schmerz, den sie in sich spürte.
„Reiß dich zusammen,
du als die einzige Tochter der Sanders, müsstest so etwas wie Würde besitzen.", knurrte er sie an doch als sie zu ihm hoch sah und er die Verbitterung in ihren Augen wahrnahm, zog er es vor nichts zu sagen.
„Meine Eltern waren keine Schwarzmagier, sie waren Muggel und habe sie geliebt. Ich bin keine Sanders...
Ich bin keine Tochter von Mördern und Vergewaltigern,
Ich bevorzuge es ein Schlammblut zu sein. Lieber Opfer von euch Rassisten, als selbst eine zu sein."
