Ich traf sie im Sommer des Jahres 1940.
Zu dieser Zeit war ich 13 Jahre alt und verbrachte meine Sommerferien in dem Waisenhaus, indem ich aufgewachsen war.
Viel lieber hätte ich Abraxas Malfoys Angebot die Ferien bei ihm zu verbringen angenommen, doch hatte Dumbledore darauf bestanden, dass ich mich mindestens zu dieser Zeit des Jahres an diesem jämmerlichen Ort blicken lies.
Auch wenn ich es nie zugeben würde, aber im nach hinein habe ich es nie bereut nicht gegen Dumbledores Gebot dies hinsichtlich verstoßen zu haben, denn es war, trotz der Luftangriffe der Deutschen, dem Nahrungsmangel und dem Waisenhaus der beste Sommer meines Lebens.
Mein Magen knurrte. Wunderbar. Kaum eine Woche ZU HAUSE und schon war ich soweit, dass ich sogar die Gesellschaft der Gryffendors in Kauf nehmen würde, solange ich nur etwas zu essen bekäme, dachte ich grimmig, während ich unter der heißen Mittagssonne die teils zerbombten Straßen Londons entlang ging.
Offensichtlich hatten sich meine Gedankengänge in meinem Gesicht breit gemacht, denn zwei kleine Jungen, die eben noch neben mir Fangen gespielt hatten, ergriffen die Flucht.
"Na, na. Musst doch nich die Kleinen verschrecken, Ghosty. Gehört sich nich sowas."
Die Stimme war hoch und spöttisch. Eine Mädchenstimme. Ich drehte mich betont gleichgültig in die Richtung aus der das Stimmchen kam.
Auf einer halbzerfallenen Mauer saß ein Mädchen. Sie konnte nicht viel älter als 10 sein, trug eine zu große, dreckige braune Hose die knapp über die Knie ging, einen dunkelblauen Rollkragenpullover voller Brandlöcher am Saum und...keine Schuhe. Naja nicht mein Problem.
Was ich eher als mein Problem betrachtete, war die Tatsache, dass das Mädchen einen Korb Obst auf dem Schoß hatte und grade glücklich einen Pfirsich mampfte.
"Ich verschrecke niemanden, schließlich sitze ich nicht auf Mauern und spreche wahllos Leute an.", grummelte ich genervt.
Das Mädchen kicherte und strich sich mit einer saftverschmierten Hand die kurzen schwarzen Haare zurück. Nicht das es etwas gebracht hätte, den ihr Kopf sah aus als hätten sich Doxies darin eingenistet.
Angewiedert verzog ich den Mund.
"Red nich wahllos Leute an, Ghosty. Hab gesehn wie du hier rumgespukt hast und dacht ich helf der Menschheit und munter dich auf."
Ein breites Haifischgrinsen folgte und dunkelblaue Augen funkelten belustigt.
"Ach und wie gedenkst du das zu tun ?" Meine Skepsis war unüberhörbar.
"Wir spielen ein Spiel, Ghosty."
Die Antwort klang so selbstverständlich, dass ich mir fast blöd vorkam. Aber auch nur für eine Sekunde.
"Ich habe kein Interesse an Kinderspielen. Mein Name ist übrigens Tom und nicht Ghosty. So nebenbei."
Was dachte dieses Kind sich ?
"Name zur Kenntnis genommen Ghosty !", das Mädchen salutierte, was im Sitzen recht dämlich aussah.
"Und du wärst ?", fragte ich ziemlich ungehalten. Ich wollte hier weg und sehen ob ich irgendeinem Muggel Essen stehlen konnte. Unzwar einem Muggel der NICHT versuchte mit mir zu spielen und absolut keine Manieren, geschweige denn einen anständigen Wortschatz zu besitzen schien.
"Nix da, Ghosty. Würd doch das ganze Spiel versauen nich wahr ?"
"Wir werden KEIN Spiel spielen. Guten Tag auch."
Innerlich kochend wollte ich weiter gehen, als..
"Oh. Naja dann muss ich das gaaaanze Obst wohl alleine essen. Schade aber auch."
Was für ein hinterlistiges Biest.
Langsam drehte ich mich um. "Was willst du von mir ?"
"Errate meinen Namen."
