Der Titel ist JKR Titel für das Kapitel in dem Sirius durch den Steinbogen fällt. Da die Geschichte von seinen dortigen Erlebnissen handelt habe ich sie danach benannt. In meiner Geschichte verbirgt sich ein schrecklicher Ort. Dementsprechend wird auch die Geschichte hin und wieder ziehmlich grausam werden. Darauf sollte man sich vorher einstellen. Aber ich hoffe es wird sich lohnen und ihr findet die Geschichte spannend.
Also, los gehts.
Beyond the Veil
Er fiel. Er fiel immer tiefer und tiefer. Scheinbar unendlich schien sein Sturz zu sein. Während er in die unendliche Dunkelheit hinabglitt zogen Bilder an seinem inneren Auge vorbei. Bilder der Menschen die er liebte. Bilder von Harry. Oh, nein, Harry! Was hatte er nur getan? Wieso hatte er nicht gehört? Wieso war er verdammt noch mal nicht im Hauptquartier geblieben. Er hatte Harry allein gelassen. Er hatte ihn im Stich gelassen. Das würde er sich niemals verzeihen können.
Doch bevor er weiter nachdenken konnte schlug er hart auf kaltem Stein auf. Mit der rechten Hand rieb er sich über die schmerzende Stelle an seinem Rücken während er sich langsam wieder aufrichtete. Verwirrt blickte er sich um und versuchte etwas zu erkennen doch es war zu dunkel. Statt dessen konnte er Stimmen wehklagen hören. Es schienen Hunderte zu sein, Tausende. Sowohl Männer als auch Frauen, Greise wie Kinder. Die Stimmen jagten ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er spürte wie sich die Härchen an seinem Nacken aufstellten und ihm kalter Angstschweiß den Rücken hinunterlief. Er spürte wie die Stimmen Besitz von ihm ergriffen. Er versuchte sie abzuschütteln doch es gelang ihm nicht. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Die Stimmen wurden langsam lauter. Sie schienen sich ihm zu nähern was ihm eine saure Übelkeit in den Hals trieb. Was auch immer diese Stimmen erzeugte, Menschen waren sie mit Sicherheit nicht mehr. Sirius hatte wirklich keinerlei Bedürfnis der Quelle dieser Schreie auf den Grund zu gehen. Mit aller Kraft versuchte er gegen ihre Macht anzukämpfen. Er würde sich nicht beugen, niemals. Niemals. Niemals!!, brüllte er in die Dunkelheit. Für einen Moment wurde es still.
Langsam lösten sich die dunklen Wolken und sein Kopf klarte auf wie der Himmel nach einem Herbststurm. Nun da die Stimmen verstummt waren, schien er wieder Herr seiner selbst zu werden. Ihr Echo, über dies, schallte immer noch von den, im Dunkeln verborgenen, nackten Steinwänden wieder. Ihm wurde immer noch übel bei ihrem Klang. Die Wirkung lies jedoch nach, so wie die Stimmen mit jedem Schall immer leiser wurden. Sirius wusste nicht was er denken sollte. War das nun ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? Hatte er sie besiegt, wenigstens für einen kurzen Moment, oder hatte er sie herausgefordert? War es nur die Ruhe vor dem Sturm? Machten sie sich vielleicht sogar bereit für einen Angriff? Sirius kam zu dem Entschluss dass es gleich sei. Er musste diesen Moment nutzen, ehe er wieder in den Bann dieser Dämonen, da war er sich nun sicher, gezogen wurde.
Als erstes brauchte er Licht. Hatte er seinen Zauberstab noch? Er hob die Hände als wolle er nachsehen ob er ihn noch immer umklammert hielt. Schon fast belustigt von dieser Idee schüttelte er den Kopf, Komm zur Vernunft Sirius, hättest du ihn in der Hand wärst du sicher schon früher darauf aufmerksam geworden. Mit einem leichten Lächeln, dass er sich in dieser Situation beim besten Willen nicht erklären konnte, kniete er sich auf den Boden, um mit blinden Händen den Raum nach ihm zu durchtasten.Nachdem er jeden Winkel den er erreichen konnte abgetastet hatte, ohne auf eine Spur seines Zauberstabes gestoßen zu sein, rutschte er auf den Knien ein Stückchen weiter nach vorne und versuchte dort sein Glück. Doch ein weiteres Mal wurden seine Hoffnungen enttäuscht. Erneut robbte er weiter nach vorne um seine verzweifelte Suche fortzusetzen. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male, doch sein Zauberstab war nirgends zu entdecken. Die ganze Situation löste eine Frustration in ihm aus die er noch nicht kannte. Er hatte das Gefühl er müsse platzen wenn er diesen verdammten Zauberstab nicht finden würde. Er hatte das Gefühl sein ganzes Leben würde davon abhängen. Was war es nur, was dieser Ort aus ihm machte?
Aber, so leicht würde er nicht aufgeben, und jeder der das erwartet hätte lag verdammt falsch. Wenn es sein musste würde er weitersuchen bis er vor Erschöpfung zusammenbrach. Er war Sirius Black. Er hatte 12 Jahre in Askaban verbracht, bewacht von den schrecklichen Dementoren die einem jeden Rest Glück aussaugen den man besitzt. Aber er hatte es geschafft zu entkommen ohne seinen Verstand zu verlieren. Der erste der es jemals geschafft hatte. Es braucht schon einiges mehr um einen Sirius Black in die Knie zu zwingen dachte er sich, als er mit der rechten Hand in einen Abgrund rutschte.
Er war darauf so unvorbereitet gewesen, das er das Gleichgewicht verlor und nach vorne kippte. Er ruderte mit den Armen in dem verzweifelten Versuch das Gleichgewicht zurück zu erobern, kippte aber immer weiter nach vorne. Blind in der Dunkelheit, versuchte er mit der linken Hand Halt zu finden doch er rutschte immer wieder ab. Der Boden schien auf einmal nicht mehr aus Stein sondern aus trockener Erde zu bestehen, die nachgab sobald man sie berührte.
Sirius verlor den Kampf gegen die Anziehungskraft und stürzte, kopfüber, in die Tiefe.
Der Sturz war nicht annähernd so lang wie der erste, und an seinem Ende landete Sirius nicht, wie erwartet, erneut auf Stein, sondern in einer Flüssigkeit, die so kalt war dass ihm der Atem stockte. Es dauerte einige Minuten bis Sirius' Herz wieder regelmäßig zu schlagen begann. Er konnte seinen Atem in tiefen unregelmäßigen Stößen in der Dunkelheit vernehmen. Sobald er sich von dem Schock erholt hatte machte sich ein kleiner Anflug von Panik in ihm breit. Der Gedanke in einer Flüssigkeit zu schwimmen die er nicht sehen konnte war ihm gar nicht geheuer. Zumal sie für Wasser definitiv zu dick war.
Aber alles Grübeln half nichts, ihm blieb nichts anderes übrig als los zu schwimmen und darauf zu hoffen ein Ufer oder Ähnliches zu erreichen. Irgendwo musste schließlich eins sein. Also fing er an seine Arme und Beine in großen Schwüngen von vorne nach hinten durch das unbekannte Nass zu ziehen. Er konnte keine fünf Meter geschwommen sein, als ihn etwas am Bein packte.
Erschrocken schrie er auf und versuchte das Ding abzuschütteln dass ihn da festhielt. Seine Hände, die ständig auf und ab schlugen erzeugten ein platschendes Geräusch, dass seine erstickten, von Geblubber unterbrochenen Schreie übertönte. Er konnte das klammernde Etwas nicht losschütteln, so sehr er sich auch bemühte. Der Kampf schien eine Ewigkeit zu dauern. Sirius war es nicht möglich zu sagen ob er nun schon seit Stunden oder Tagen versuchte sich zu befreien.
Er wusste nicht dass es sich in Wahrheit nur um Minuten handelte.
Gerade wollte er sich beugen und aufgeben als seine rechte Hand etwas erfasste das sich verdächtig nach seinem Zauberstab anfühlte. Er ergriff es und richtete es dorthin wo er den Angreifer vermutete. Stupor!, rief er mit zitternder Stimme. Einen Moment lang konnte man nur seinen schweren Atem hören. Dann spürte Sirius wie das Etwas regungslos in die Tiefe hinab glitt und sein Bein wieder frei gab.
Erleichtert stieß er einen langen Seufzer aus. Als er sicher war die Gefahr gebannt zu haben rief er, Lumos!, und ein kleines Licht entflammte an der Spitze seine Zauberstabes. Das Licht war zu schwach um viel erkennen zu können aber es würde reichen. Als erstes leuchtete Sirius nach oben, an die Stelle an der er abgestürzt war, doch er konnte nichts erkennen. Auch wenn der Sturz kürzer war als der erste, der Abgrund war zu weit oben um ihn mit dem kleinen Licht des Lumoszaubers zu erreichen. Also richtete er den Zauberstab langsam, Stückchen für Stückchen, weiter nach unten, bis er ihn schließlich genau vor sich auf die unbekannte Flüssigkeit richtete. Ein erstickter Schrei drang aus seiner Kehle hervor als er sah worin er da schwamm. Er wirbelte herum und suchte das Gewässer mit dem Licht seines Zauberstabs ab, doch nirgendwo war ein Ufer zu entdecken. Er schwamm in einem riesigen See, vielleicht sogar, Gott bewahre, in einem Meer. Er wollte hier raus, sofort hier raus. Ekel und Übelkeit machten sich in ihm breit als er an sich herunter sah.
Er war umgeben von ... Blut!
Was sollte er jetzt bloß tun? Für einen kurzen Moment hatte er schon vorgehabt das Licht wieder zu löschen, aus den Augen aus dem Sinn, hatte die Idee dann doch schnell wieder verworfen da er an das klammernde Wesen zurückdenken musste. Was wenn es davon noch mehr hier unten gab? Er brauchte sein Licht.
Aber eins stand fest, er musste raus hier. Und ihn beschlich das seltsame Gefühl dass schwimmen ihn nicht weiterbringen würde. Er war sich ziemlich sicher dass dieser See unendlich war. Er wusste nicht wieso, aber er war sich sicher, und Sirius hatte sich schon immer auf sein Gefühl verlassen. Bis jetzt war er damit gut gefahren, nun ja, bis auf die unglückliche Tatsache dass er hier war.
Aber es war keine Zeit seinen Gedanken nachzuhängen. Er musste sich schleunigst was einfallen lassen. Er beherrschte die Levitation. Vielleicht würde es reichen um über dem See zu schweben. Aber was würde er dann tun? Säße er dann nicht immer noch hier unten fest? Aber vielleicht konnte er hinaus klettern.
Er kam zu dem Entschluss dass dies die einzige umzusetzende Idee war und schwamm mit einer säuerlichen Grimasse zu einer der Steilen Abhänge. Er untersuchte die Wand vor seinen Augen mit dem leichten Licht seines Zauberstabes. Doch wenn der Abgrund zuvor aus Erde gewesen war, bestand er nun wieder aus massivem Stein. Was zum Henker ging hier vor sich? Es war als ob sich dieser Ort gegen ihn verschworen hätte. Ja, das war die einzige Erklärung. Es war zum aus der Haut fahren, und Sirius hatte das erschreckende Gefühl, dass er dieses auch im literarischen Sinne tun würde, wenn er nicht schnellst möglichst hier raus käme.
Doch bevor er sich dieser furchtbar realistischen Eingebung widmen konnte wurde er in gleißendes Licht getaucht. Er spürte noch wie er aus dem Blutsee in die Höhe getragen wurde bevor er sein Bewusstsein verlor.
