Kurze Info vorab: Ich habe das Spiel auf Englisch gespielt, schreibe diese Geschichte aber auf Deutsch, daher sind Namen und Dialoge an vielen Stellen relativ frei wiedergegeben und übersetzt worden. Eigennamen von Personen und einigen Orten jedoch habe ich so gelassen, auch wenn ich weiß, dass sie teilweise im Deutschen einen anderen Namen haben. (Das letzte Kapitel ist eine Aufschlüsselung meiner eigenen Übersetzungen der englischen Begriffe, falls es jemanden interessiert.) Ansonsten kann man diese Geschichte aber auch gut lesen, wenn man selbst Fantasy Life entweder gar nicht oder in einer anderen Sprache als Englisch gespielt hat.

Disclaimer: Alle Figuren gehören Level 5 und ich verdiene kein Geld mit diesen Geschichten.

Die Alchemistin

TEIL I – CASTELE

Kapitel 1 – Ankunft in Castele

Als ich die Stadt Castele erreiche, ist es schon dunkel. Es war ein langer Weg vom Unterirdischen Wald hoch im Norden, aus dem ich stamme, bis hierher, doch es war ein wichtiger Weg für mich.

Ich versichere mich noch einmal, ob ich bei der richtigen Adresse bin, und klopfe dann an die Tür.

Eine rundliche Frau mit einem roten Tuch auf dem Kopf und einem freundlichen Gesicht öffnet mir. Das muss Pam sein, eine gute Freundin meiner Mutter. Bei ihr darf ich bleiben, während ich in Castele meine Ausbildung mache.

„Guten Abend", sage ich höflich. „Mein Name ist Sylva, ich –" Doch weiter komme ich gar nicht, denn Pam drückt mich schon herzlich an sich und bittet mich in ihr Haus. Dort bietet sie mir eine Tasse Tee und ein paar salzige Kekse an und redet in einer Tour. „War dein Weg sehr weit? Vermisst du schon deine Familie? Du bist deiner Mutter ja wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten!"

Da ich auf ihre Fragen keine Zeit zum Antworten bekomme und der Rest ihres Geredes auch eher belanglos ist, schalte ich schon nach wenigen Minuten auf Durchzug und kümmere mich nur um meine Kekse.

Als ich aufgegessen habe, zeigt Pam mir mein Zimmer. Dazu gehen wir wieder hinaus und dann eine Treppe hinauf auf den Dachboden. Oben zündet Pam eine Kerze an und ich erblicke mein neues Zuhause.

Es gibt nur ein Bett und einen Kleiderschrank, sonst nichts. Der Boden und die Wände bestehen aus dunklem Holz.

„Ich weiß, es ist recht klein", beginnt Pam.

„Mir gefällt's", sage ich schnell. Aus diesem Zimmer lässt sich bestimmt noch viel machen.

Pam lächelt mich an, dann bleiben ihre Augen auf meiner rechten Wange hängen. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen, doch ich sehe ihr an, dass sie schockiert ist. Aber sie fragt nicht danach, sondern wünscht mir eine wunderbare erste Nacht in Castele und verschwindet.

Das ist der Moment, in dem ich beginne, Pam sehr gern zu haben.

Ich gehe zum Bett und lasse meinen kleinen Reisebeutel darauffallen. Darin sind nur der Dolch, den ich von Zuhause mitgenommen habe (er gehörte früher meinem Vater) und mein Lieblingsbuch (Die außergewöhnliche Geschichte der Alchemistin Rijuana). Außer ihnen und den Kleidungsstücken und Schuhen, die ich trage, habe ich nichts mitgenommen. Aber das ist normal – wir Elfen aus dem Unterirdischen Wald sind ein sehr bescheidenes Volk. Wir reden nicht viel und brauchen nicht viel.

Ich betrachte mein Spiegelbild in der nachtschwarzen Fensterscheibe. Ich habe dunkle, lange Haare, die ich zu einem Dutt hochgebunden habe, und strahlend blaue Augen. Und diese hässliche Narbe, die sich über meine rechte Wange zieht…

Ich wende schnell den Blick ab, lege mich stattdessen ins Bett und puste die Kerze aus. In der Dunkelheit starre ich an die Decke und denke an meine Mutter und meinen Bruder.

Meine Mutter sagte zum Abschied: „Werde die beste Alchemistin, die es gibt."

Und mein Bruder: „Pass auf dich auf."

Ich habe mir fest vorgenommen, sie beide nicht zu enttäuschen. Schließlich bin ich für meine Ausbildung zur Alchemistin extra hierhergekommen – so viele Meilen weit weg vom Unterirdischen Wald…