Stolz und Angst
EINFÜHRUNG DER AUTORIN
Im August 2003 fing ich an eine lange, epische Saga zu schreiben und ich habe mir nie vorgestellt, dass sie zu solch einer Freude für mich selbst werden würde, oder dass sie andere in der Fanfiction-Gemeinde berühren würde.
Nachdem ich realisiert hatte was für ein Geschenk Fanfictions für verrückte Fans wie uns sind, wurde mir klar, dass es sehr hart werden würde diese Geschichte zu beenden und nie wieder über diese Charaktere zu schreiben. Deshalb fing ich an über eine andere Geschichte nachzudenken, die ich erzählen könnte.
Die Geschichte von Severus Snape wird in Harry Potter nur am Rande erzählt. Rowling entwickelt die Hintergrundgeschichten zu ihren Charakteren nur ungern, weil es so viele von ihnen gibt, und so viel abzudecken. Deswegen dachte ich es wäre interessant den Großen Krieg aus einer anderen Perspektive zu betrachten: der falschen. Könnte ich rechtfertigen was Severus Snape und so viele andere Death Eater getan haben? Könnte ich Snapes absoluten Hass gegenüber Potter rechtfertigen? Könnte ich den Lesern zeigen, dass Severus tief unten...sehr tief unten...nicht so verschieden war von James oder Sirius oder Remus? Es war eine Herausforderung, und ich nahm sie an.
Ich sah die Geschichte über die Rumtreiber nach einer möglichen Idee durch, und ich stolperte über ein sehr seltsames Kapitel mit dem Namen „Pride and Fear". In diese Kapitel beschwört Severus das Dunkle Mahl über Hogwarts herauf und verursacht so einen Aufstand. James, als Schulsprecher, muss ihn zur Befragung zum Schulleiter bringen. Als sich herausstellt, dass Severus unschuldig ist, kehrt James in die Eingangshalle zurück und sieht seinen Vater mit den Mitgliedern des Orden des Phönix. Mr Potter ist ein Mitglied. Jetzt muss James sich der Realität stellen, dass er und seine ganze Familie in Gefahr sind. Er schwört, nie so wie sein Vater zu werden und lässt Mr Potter dies wissen. Am Anfang dieses Kapitels in „Forever Alive" ist Severus der Verräter und James der loyale Gefolgsmann. Severus war derjenige der das Dunkle Mahl losgelassen hatte und James erzählte Dumbledore geheime Dinge, die er für die Befragung von Severus wissen musste. Doch, am Ende dieses Kapitels, sehen wir, dass Severus loyal zu seiner Seite stand und unter der Befragung des Schulleiters nicht einbrach. Und James? James kehrte seiner Familie den Rücken zu, genau wie dem Orden und Dumbledores Streben Voldemort zu stoppen. Es ist dieses durcheinander wirbeln von Perspektiven und Rollen, dass mich dazu brachte, die Geschichte „Pride und Fear" zu nennen.
In „Forever Alive" sollte der Leser herausfinden wer tatsächlich das Monster war und wer der Engel. Sie wurden von der Geschichte gefragt ob Remus wirklich ein menschliches Wesen ist oder nu eine Kreatur. Ob Sirius in seinem Herzen ein Black war oder ein Held. Ob James' moralische Grundsätze richtig waren oder selbstsüchtig. Ob Peters Handlungen gerechtfertigt waren. In „Pride and Fear" geht diese Herausforderung weiter.
Wer war loyal. Und wer war wirklich der Bösewicht?
Prolog:
Es gibt in dieser Welt zwei Kräfte die die Menschheit und die Natur mit der brutalen Kraft eines Gottes beherrschen. Gut und Böse sind seit Anbeginn der Zeit – tausende von Jahren bevor Menschen dieses Erde berührten - in einen ständigen Kampf verstrickt. Es gibt einige auf dieser Welt, die glauben, dass diese Kräfte in jedem von uns gefunden werden können. Jeder Mensch ist gut, und jeder Mensch ist böse. Jedes Kind hat ein Gewissen, und eine Neugier auf das Ungewissen. Jede Frau hat ihre Loyalität, und doch traut sie sich einen zweiten Blick auf den besten Freund ihres Mannes zu werfen. Jeder Sohn hat die besten Noten in der Schule, aber nur weil er zur Prüfung seines Nachbarns hinüber schielte. Jeder Mensch liebt seinen Nächsten, und beneidet ihn dennoch, pfeift ihn wegen etwas an, und bringt ihn manchmal sogar ruhigen Blutes um.
Es gibt andere auf dieser Welt, die glauben, dass ein Mensch nur eine der zwei großen Kräfte in sich tragen kann. Man ist entweder gut oder böse. Man kann nicht vielleicht beides sein. Es gibt die, die geboren wurden um Helden zu werden, und die die übergelassen wurden um Schurken zu werden. So primitiv entwickeln sich Kindergeschichten. Der golden-strahlende Speerwerfer hat noch nie in seinem sterblichen Leben etwas falsches getan, und sein Gegenspieler, der gefallene Engel. Dieser Teufel der den Pfad der Tugend nicht sehen konnte, und deswegen in den Abgrund der kaltblütigen Dunkelheit geworfen wurde. Dieser Teufel hat keine Seele und keinen Beweggrund für seine kaltherzigen Taten.
Niemand hat jemals um den Teufel geweint, wenn er in diesen Geschichten gestorben ist. Niemand hat jemals ein Denkmal aufgestellt oder eine Totenwache gehalten. Oder trauerte um ihn. Oder schickte seiner Familie Blumen. Nein. Sein Tod wurde gefeiert. Wenn der Teufel starb war der Konflikt der Geschichte vorbei. Sie würde zu einem Schluss kommen und wäre dann vorbei. Der Speerschleuderer würde wieder einmal gewinnen, und auf dem Leichnam des Teufels würde zur Feier getanzt werden.
Wer würde also den Teufel beweinen, wenn er heute nacht sterben sollte?
„Severus! Raus hier!"
Severus wurde für einen Moment aus seinen Gedanken gerissen, als er in die Wirklichkeit seines Lebens zurückbefördert wurde. Er hatte für einen Moment gezögert und sein Partner hatte es gesehen. Er hatte den glasigen Blick in seinen Augen gesehen. Das durfte nie wieder passieren.
„Wir haben es geschafft! Geh! Geh! Raus hier!" Er fühlte wie der Junge, der neben ihm stand, ihn aus der Tür schubste, während er hysterisch lachte und die Straßenlampen ihre schwarzen Umhänge in einen unheimliches Licht tauchte.
Severus zögerte, als er sah wie der Junge seinen Zauberstab in die Luft hob und eine Beschwörung murmelte. Ein Windstoß kam auf und langsam kam zu dem orange Licht der Straße ein grünes hinzu.
Severus Augen legten langsam den Weg zu dem großen Dunklen Mahl hoch über dem Haus zurück. Er konnte noch immer das Schreien der Frau im Haus hören. Genau bevor er selbst sie getötet hatte.
Wenn er jemand gewesen wäre, der glaubte, dass beide Teile, gut und böse, im Herzen jedes Einzelnen lebten, dann hätte er vermutet, dass es der gute Teil seinerselbst war, der eine Art Verstimmung darüber empfand, dass er jetzt ein Mörder war. Doch dieses Gefühl war so klein, dass das Adrenalin und das Glücksgefühl über eine gute Arbeit und ein weiteres Schlammblut, dass wegen seinen Anstrengungen tot war, jedes anteilnehmende Gefühle, dass er für diese Frau gehabt haben könnte, überdeckte und einhüllte.
Es war diese Tatsache, jetzt mit anderen vermengt, die ihm bewies, was für ein Mensch er wirklich war.
„Wir haben es geschafft, Snape!", sagte sein Freund und boxte in einer so jungenhaften Art mit seiner Faust in die Luft, dass es ihn daran erinnerte, dass sie erst achtzehn waren. Erst achtzehn, und ein Mörder war er.
„Wir haben es geschafft! Oh, nach dem hier werden sie uns lieben! Wir haben den Trottel Avery vorgeführt! Wir haben es geschafft!"
„Beruhig dich, Lucius," sagte Severus, seine Stimme in diesem öligen, schlangengleichen Tonfall. Er steckte seinen Zauberstab, der noch immer heiß war vom Todesfluch, in die Tasche und trat auf die Straße hinaus. „Es war nur ein Leben. Es werden noch viel mehr Nächte wie diese kommen."
„Und wir werden bereit sein," sagte Lucius. Lucius war ein Junge im selben Alter wie Severus. Sie waren in der Schule zusammengewachsen, und die, die in ihre Welt hineinspähten, sahen möglicherweise die Unterschiede zwischen ihren Persönlichkeiten nicht. Oh, aber es gab einen Unterschied. Lucius weißes Haar fiel hinter seine Schultern zurück und er joggte um mit Severus mitzuhalten. Normalerweise war das nicht der Fall.
Normalerweise war der derjenige, der sie in die Gefahrenzone führte. Aber noch immer aufgewühlt von den Ereignissen der Nacht, legte Snape jetzt ein forsches Tempo vor.
Sie mussten sich zurückmelden. Ihre erste Mission war ziemlich gut verlaufen.
Dieses mal war niemand auf der Straße zurückgeblieben um den Speerschleuderer im Inneren des grünen Hauses zu beweinen. Und dieses mal lachten die Teufel als letzte.
