Verschwommene Gestalten huschten am verstaubten Schaufenster vorbei. Kein Sonnenlicht drang durch die matten Scheiben, flackernde Kerzen erhellten den dunklen Laden. Nur hier und da reflektierte ein Juwel das matte Licht.
Caractacus Burke begutachtete mit scharfen Augen und bereitem Zauberstab eines der Objekte, welches er kürzlich erworben hatte. Er hatte es zu einem sehr günstigen Preis bekommen, war sich jedoch sicher, dass er es deutlich teurer würde verkaufen können.
Die Glocke an der Eingangstür klingelte. Caractacus Burke wandte sich nicht um, sein neuer Mitarbeiter würde sich um den Kunden kümmern. Ein merkwürdiger Vogel. Doch was kümmerte Caractacus Burke die Geschichte des Jungen. Er sah gut aus, war charmant. Er bezirzte die Kunden, der Umsatz des Ladens war deutlich gestiegen, seit dem er da war.
„Ich verkaufe das." Nun drehte Caractacus Burke sich doch um. Die zur Tür herein gekommene Gestalt war in einen Kapuzenumhang gehüllt. Doch an der Stimme erkannte Caractacus Burke eine Frau, eine junge Frau.
Caractacus Burke legte das Objekt vorsichtig zur Seite, dann trat er an den Tresen, wo der Junge schon das Stück, welches die Frau verkaufen wollte, begutachtete.
Die Frau hatte ihre Kapuze nicht abgenommen. Sie wollte unerkannt bleiben, Borgin & Burkes's legte Wert auf Diskretion, das musste man in diesem Milieu, doch auch dieses Geschäft hatte gewisse Regeln.
„Darf ich Sie bitten, die Kapuze abzunehmen, Miss?", fragte Caractacus Burke höflich, doch nicht ohne autoritären Unterton.
Die Frau, deren Gesicht nur im Halbschatten zu sehen war, reagierte nicht. Sie beobachtete den Jungen, wie er das Objekt begutachtete. Er betrachtete das Stück, welches in einem mit Samt ausgeschlagenen hölzernen Kästchen lag. Der Junge war gut in seinem Handwerk. Er zog seinen Zauberstab und ein silbernes Kollier mit Opalen besetzt erhob sich aus der Schatulle. Langsam ließ der Junge das Schmuckstück sich im Kreis drehen. Kein Ton kam über seine Lippen, doch Caractacus Burke wusste, der Junge prüfte es auf Flüche.
„Es ist verflucht", beendete er seine Begutachtung.
„Eines der tödlichsten bekannten Objekte", bestätigte die Frau in kühlem Ton.
Der Junge sah auf. „Einhundert Galleonen."
„Eintausendfünfhundert Galleonen", erwiderte die Frau ohne zu zögern. Das Stück war vermutlich so viel wert, doch dass die Verkäuferin das auch wusste, war sonderbar.
„Fünfhundert Galleonen", sagte der Junge, ohne eine Miene zu verziehen.
„Eintausendzweihundertfünfzig Galleonen."
Der Junge setzte nun ein charmantes Lächeln auf, doch es erreichte nicht seine Augen. „Miss, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, doch ich fürchte, dass wir für gestohlene Ware nicht so viel zahlen."
„Wie kommen Sie darauf, dass das Halsband gestohlen ist?", fragte die Frau ohne eine sichtliche Stimmungsveränderung.
„Wie sollte sonst eine so junge Frau, die wie Sie gerade einmal zwei oder drei Jahre ihren Abschluss hat, sonst an ein schwarzmagisches Stück dieser Klasse kommen?", antwortete der Junge ebenso kühl.
„Wie wird ein Schulsprecher Angestellter in so einem… Etablissement?", erwiderte die Frau ebenso ohne jegliche Regung.
„Siebenhundertfünfzig Galleonen."
Nun beugte die Frau sich leicht nach vorne, der Junge wich nicht zurück. „Dieses Schmuckstück hat neunzehn Muggel getötet, und das sind nur die, von denen ich weiß, drei Zauberer und sieben Hexen. Schon die kleinste Berührung mit nur einem Glied des Kolliers führt zu den grausamsten Schmerzen, viele verloren ihren Verstand. Es gibt kein Gegengift, hat sich das Stück einmal um den Hals einer unliebsamen Dame geschlungen. Und Sie wollen mir dafür nur Siebenhundertfünfzig Galleonen geben? Für nicht gestohlene Ware?" Caractacus Burke beobachtete sie Situation interessiert. Es sah so aus, als hätte der Junge in dieser Frau einen ebenbürtigen Gegner gefunden, bei dem nicht einmal sein gutes Aussehen zum Zuge kam. Caractacus Burke konnte nichts sagen, wer kälter von ihnen beiden war, wer den Sieg davon tragen würde.
„Miss", sagte der Junge mit sanfter, schmeichelnder Stimme.
„Mrs.", unterbrach die Frau ihn.
„Madame", begann der Junge erneut, ohne seinen Tonfall zu ändern. „Ich möchte Ihnen keinesfalls unterstellen, dass Sie keine ehrbare Frau sind, doch ich fürchte, es ist uns nicht möglich Ihnen mehr für das Kollier zu bezahlen. So wertvoll es auch sein mag, einen Abnehmer für so ein zwar einzigartiges, doch aus zweifelhafter Herkunft kommendes Stück zu finden, ist so gut wie unmöglich."
„Ihr Geschäft wirbt mit Einzigartigkeit", erwiderte die Frau. „Und bei Ihrem Charme, sollte es wohl möglich sein, einen zahlungsbereiten Kunden zu finden."
Der Junge schwieg. Dann: „Eintausend Galleonen."
„Einverstanden."
Caractacus Burke beobachtete wie das Geld den Besitzer wechselte. Es war kein hervorragendes Geschäft, doch gut. Caractacus Burke schätze, dass das Kollier mit einem Gewinn von fünfhundert bis tausend Galleonen zu verkaufen sei. Caractacus Burke sah zu, wie die Frau den Laden verließ und mit herrischen Schritten an der matten Scheibe vorbeilief. Auch der Junge sah ihr hinterher.
Moin,
nachdem ich nun einige Zeit schon auf lese, veröffentliche ich probeweise auch hier einmal eine meiner FanFiktions. Ich habe noch ein Profil auf (gleicher Nickname), wo diese Geschichte ebenfalls zu finden ist. Außerdem noch ein paar andere zu den Fandoms Harry Potter, Mittelerde und Phantom der Oper.
Ich würde mich über das ein oder andere Review freuen!
Ajnif
