Langsam lief Lorelai den von herbstfarbenen Blättern gesäumten Weg hinunter.
Ganz in Gedanken versunken bemerkte sie nicht, was um sie herum geschah und wäre beinahe zu weit gelaufen.
Es war still und friedlich, genauso wie es sein sollte.
Lorelai blieb für einen Moment stehen und lauschte dem sanften Säuseln des Windes, das sich weit entfernt in den Bäumen verlor.
Es war ein klarer Tag. Keine Wolken am Himmel. Kühle Luft streifte die warmen Fensterscheiben der umstehenden Häuser. Es begann langsam kalt zu werden, der Winter stand vor der Tür.
Doch Lorelai fühlte keinerlei Vorfreude über den bevorstehenden Schnee, über Schals und dicke Wintermäntel, sie verschwendete keinen Gedanken daran, eingekuschelt in eine Decke und mit einer Tasse Kaffee in der Hand die kalten Winterabende mit einem guten Film zu verbringen.
Sie dachte an nichts dergleichen, an gar nichts.
Der plötzlich aufkommende Wind riss sie in die schmerzende Realität. Er spielte ungebändigt mit ihren Haaren, als ob es keine Sorgen auf der Welt gäbe und veranlasste sie dazu die Arme enger um sich zu schlingen.
Sie blickte zu Boden, sah ihr Leben in Scherben daliegen und eine einzelne Träne lief ihr über die Wange.
Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Sie fühlte sich, als ob ihr jemand alle Lebensfreude genommen hätte.
Morgens aufzustehen war eine Qual und wurde mit jedem Tag, der verging, schwieriger. Manchmal tat ihr Herz so unglaublich weh, dass sie dachte es sei ein vollkommen leerer Ort, an dem kein Platz für Gefühle war, kein Platz für Hoffnung, nur schmerzende Leere.
Wenn jemand sie gefragt hätte, welches Gefühl am meisten weh tat, dann hätte sie dieses gewählt. Es schnürt dir die Kehle zu, gibt dir das Gefühl zu ersticken, lässt dich denken, dass es nichts mehr gibt, wofür es wert ist zu leben.
Leere macht es dir sogar unmöglich zu weinen.
Und Lorelai wünschte sich nichts sehnlicher als sich die Seele auszuweinen, weinen bis ihre Augen keine Tränen mehr übrig hatten, weinen bis all der Schmerz und die Leere weggeschwemmt waren.
Sie öffnete die Augen, kniete sich nieder und legte eine Narzisse auf den Boden, die sie die ganze Zeit bei sich getragen hatte. Dann presste sie ihre Lippen gegen ihre Handfläche und drückte sie auf den kalten Stein vor ihr.
"Ich liebe dich.", flüsterte sie und verließ Sookies einsames Grab.
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