Ich hasste es in dieser Form zu sein … nein … hassen war untertrieben!
Ich verabscheute es!
Mit einer Geschwindikeit, die für Menschen nicht sichtbar war, rannte ich durch den Wald.
Alles hier war so faszinierend und doch gab ich mich diesen Nichtigkeiten nicht hin, ich hatte andere, wichtigere Dinge zu erledigen, anstatt meinen Blick auf kleine Ameisen auf der kalten Erde zu richten.
Ich konzentrierte mich auf den süßlichen und gleichzeitig verhassten Geruch, der in der Luft lag und drehte in die linke Richtung.
Er konnte nicht mehr weit sein, noch etwas und ich würde ihn erwischen, seinem Dasein endlich ein Ende verschaffen.
Fünf … vier … drei … in Gedanken zählte ich schon die Sekunden, wie lange es dauern würde bis ich den Vampir erblicken würde … zwei … eins.
Wie erwartet, kam der Vampir in Sichtweise.
Doch zu meiner Verwuderung, machte dieser nicht den Eindruck, als wollte er wegrennen oder sich zur Wehr setzten, wobei ich ganau wusste, dass er die Gefahr spüren musste, die von mir ausging.
Er hatten mir den Rücken zugekehrt, weswegen ich diese paar Sekunde nützte und ihn genauer ansah. Es war ein Mann mit blondem Haar. Seine Kleidung gebügelt und sauber … ganz und gar nicht typisch für einen Nomaden.
Dann drehte er sich auch schon um, viel zu langsam für einen Vampir.
Als wollte er mich nicht erschrecken.
Als ich seine Augen sah, atmete ich zischend die unnötige Luft ein.
Seine Augen … sie strahlten in einem Gold, das fließendem Honig glich.
Der Fremde bemerkten meine Erschrockenheit, was auch ganz logisch war, da ich noch nie in meinem ganzen Leben einen Vampir mit goldenen Augen gesehen hatte.
Ich selbst hatte rote Augen, doch war durch meine Hand noch kein Mensch gestorben und so würde es auch bleiben.

„Wer bist du?", fragte ich kalt, den Blick starr auf ihn gerichtet.

Jede kleine Bewegung von ihm prägte ich mir ein, sollte er auch nur versuchen mich anzugreifen, würde ich bereit sein und gegen ihn kämpfen.
Der Blonde musterte mich noch immer.
In seinem Blick lag Interesse und Neugier und noch etwas anderes, was ich aber nicht deuten konnte.

„Mein Name ist Carlisle Cullen ", so eine ruhige und sanfte Stimme war mir noch nie zu Ohren gekommen und für einen ganz kurzen Moment vergass ich, dass er – keine fünf Meter von mir entfernt – gefährlich war.

„Darf ich deinen Namen erfahren?", seine Stimme war ruhig, nichts wieß darauf hin, dass er mich jeden Moment angreifen wollte und doch vertraute ich ihm nicht.

Es lag nicht in meiner Natur einem Vampir zu vertrauen, egal wie kontrolliert er auch war.

„Delia" sagte ich kurz, meinen Nachnamen verriet ich natürlich nicht, für wie dumm hielt er mich eigentlich?

Auch verriet ich ihm nur meinen Zweitnamen.
Meine Augen verfolgten ihn noch immer aufmerksam.

„Du hast mich verfolgt", stellte er ruhig fest

„Aber ich möchte sicherstellen, dass von mir keine Gefahr ausgeht."

Um seine Worte zu unterstreichen, hob er die Hände, die Handflächen in meine Richtung, auf Brusthöhe hoch.

„Ich würde gerne wissen, warum du mich verfolgt hast", obwohl es nicht wie eine Frage klang, wusste ich das es als eine solche gemeint war.

Warum unterhalte ich mich mit ihm hier überhaupt?, fragte ich mich plötzlich.
Am Einfachsten wäre es jetzt einfach schnellen Prozess zu machen, aber etwas hinderte mich daran.
Vielleicht die goldenen Augen, vielleicht aber auch diese ruhige Ausstrahlung des blonden Mannes.
Eine Sekunde überlegte ich über meine Antwort nach, dann rückte ich mit der Wahrheit raus.

„Ich wollte dich töten", ich sagte das völlig gleichgültig und dabei hatte ich gerade meine Entscheidung getroffen.

Anstatt will, hatte ich wollte gesagt.
Das hieß, ich würde ihn nicht töten, noch nicht.

„Warum?", kam es von dem Blonden genauso ruhig, wie vorhin.

Etwas verwirrt sah ich in seine goldenen Augen.
Ich hatte ihm gerade eben gesagt, dass ich ihn hatte umbringen wollen und dann war er noch immer so ruhig, zeigte nicht einmal das kleinste Anzeichen, dass er aufgebracht oder etwas der Gleichen war.
Wer zum Teufel ist dieser Vampir nur?

„Du und deine Art nehmt Leben, um euer eigenes zu retten … das ist abscheulich, deswegen!", ich erntete einen fragenden Blick.
War meine Aussage denn nicht deutlich genug gewesen?

„Ich?", fragte der blonde Vampir. „Du bist doch auch eine von uns, wobei ich mich nicht, so wie du, von Menschen ernähre."

Wie um Himmels Willen konnte dieser Mann so ruhig sein?
Aber eines hatte mich in seinen Worten noch mehr aufhorchen lassen, dass Zorn in mir aufstieg, noch etwas und ich würde rot sehen.

„NEIN!", schrie ich ihm entgegen, dass im Umkreis von mindestens drei Killometern alle Tiere

verstummten.

Das erste Mal sah ich echtes Entsetzten in dem Gesicht des Fremden, der Blonde bemühte sich um Ruhe, das sah ich.

„Ich bin keine von euch … ich würde nie einem Menschen Leid zufügen!", die Worte kamen schnell und scharf aus
meinem Mund.
Ich war nicht wie diese Monster, die andere Leben auslöschten.
Nein!
Ich war besser als sie!
Ich war kein Monster, wenn ich auch gerade in der Haut eines Solchen steckte.
Nur so konnte ich, die anderen Monster aus dieser Welt schaffen, in dem ich selbst zu einem werde.
Vor Wut hatte ich den Abstand zwischen uns verkleinert und stand nur noch knapp drei Meter von ihm entfernt.
Er blieb jedoch da, wo er gestanden hatte.

„Wenn das so ist … vielleicht kann ich dir ja helfen", sagte Carlisle, wieder völlig ruhig, meinen Ausraster völlig ignorierend.
Vor Verachtung schnaufte ich, dann drehte ich mich um – wenn es mir auch widerstrebte dem Feind den Rücken zuzukehren – und rannte wieder in die Richtung, aus der ich gekommen war.
So schnell ich konnte rannte ich durch den Wald, doch dieses Mal ließ ich mich ablenken durch die winzigen Verzweigungen in den Blättern, der verschiedenen Bäume, durch das leise Knacken der Ameisen unter mir und das Geräusch des Windes, der an mir vorbeirauschte.
Ich brauchte die Ablenkung, um nicht umzukehren und eine Dummeheit zu begehen.
Töten würde ich ihn nicht, aber der Blonde hatte etwas an sich, was mein Interesse geweckt hatte, was ich nur ungern zugab.
Nicht einmal eine halbe Sekunde später blieb ich stehen.

Das hatte ganze drei Gründe.
Erstens: Ich hatte den Rand des Waldes erreicht.
Zweitens: Am Rande des Waldes erblickte ich ein riesiges Haus, doch konnte ich die Gerüche nicht ausmachen, da sich alles auf einmal wie in Watte anfühlte und da kamen wir auch schon zu Drittens: Die Rückwandlung hatte in Kraft gesetzt!

Erst wurden meine Sinne taub, dann schalteten sich meine Sinne ganz ab.
Ich hörte nichts, ich roch nichts,ich sah nichts, es war als wäre ich in einer Schwärze gefangen und würde dort nie wieder herraus kommen, doch dem war nicht so.
Denn nur ganze fünf Sekunden später kamen meine Sinne wieder und somit der Schmerz.
Die Wandlung war einfach, schmerzfrei … doch die Rückwandlung … schmerzhafter als alles andere, was ich in meinem ganzen Leben verspürt hatte.
Mit einem Keuchen sank ich auf die Knie.
Den Blick richtete ich auf den Boden und biss auf die Unterlippe, um nicht loszuschreiben, nicht, wenn in der Nähe jemand vielleicht war, was ich stark annahm, wenn hier schon ein Haus herumstand.
Das Gift in meinem Körper zog sich nur sehr langsam zurück, viel zu langsam, dass mir kurz

schwarz vor Augen wurde und ich umkippte und dabei mit der Stirn auf dem rauen Waldboden aufschlug.
Während der Rückwandlung konnte ich mich leider verletzten und dies passierte mir leider öfters als mir lieb war.
Mit Mühe drehte ich mich auf den Rücken, während sich das Gift einen Weg zu meinem Herzen fraß. Minuten verstrichen, dann hatte sich das ganze Gift in meinem Herzen gesammelt.
Es fühlte sich wie ein Messerstich nach dem anderen an und ein schmerzvoller Schrei entwich meinen Lippen, ohne dass ich es wollte.
Mich durfte keiner hören … niemand und auf gar keinen Fall ein Vampir!
Die Schmerzen dauerten weiter an, der schmerzvollste Teil kam erst noch auf mich zu.
Am Rande nahm ich plötzlich eine sehr leise Stimme wahr – vielleicht bildete ich sie mir auch nur ein - und wie sich jemand über mich beugte und mich dann vosichtig hochhob.
Wie ich es doch gerade verfluchte, dass ich alles so verschwommen warnahm.

„Warum musst du dich auch immer in solche Situtation bringen, Sam?".

Alex?
Das war doch Alex' Stimme, oder?
Die andere Stimme wurde immer lauter, doch ich verstand sie einfach nicht.
Das Feuer wütete noch immer in mir.
Ich war diesen Prozess schon gewohnt und doch waren die Schmerzen jedes Mal aufs Neue unerträglich.

„Was ist mit ihr?"

Diese Stimme.
Carlisle, schoss es mir plötzlich durch den Kopf.
Warum sprach er nicht zu mir, sondern zu dem Mann, in dessen Armen ich lag?

„Tut mir leid, für diese Unannehmlichkeiten", hörte ich Alex sagen.

Für was entschuldigte er sich denn?
Was hatte er denn falsch gemacht?
Soweit ich wusste nichts oder war mir etwas entgangen?
Ich spürte wie er sich mit mir umdrehte und dann in normaler Geschwindigkeit für einen Vampir, losrannte.

Keine Sekunde zu spät, denn einen Moment später hatte sich das Gift ganz aufgelöst und mit einem letzten gefühlten Messerstich, fing mein Herz wieder an zu schlagen und das Blut in meine Venen zu pumpen.