Schwarze Schleier zogen sich über den Boden und vereinzelt auch durch die Luft. Wo sie auch hinsah, nirgends war mehr zu erkennen als diese merkwürdigen Nebelschwaden, die im Zwilicht unheimlich und bedrohlich wirkten. 'Wo bin ich?' schoss es ihr durch den Kopf. "Endlich habe ich dich gefunden", erklang eine dunkle Stimme. Erschrocken sah sie sich danach um, doch die Stimme schien von überall zu kommen.

"Ich habe sehr lange nach dir gesucht und nun ist es soweit", sprach die Stimme weiter. "Und versuch bitte nicht, jetzt noch zu fliehen. Ich würde dich sowieso wieder finden, es würde nur unnötig länger dauern."

Plötzlich stand ein hochgewachsener Mann vor ihr. Er trug eine schwere Rüstung und einen langen rote Umhang, der auf den breiten Schultern mit der Rüstung verbunden war. Da er ihr den Rücken zugewand hatte, konnte sie sein Gesicht nicht sehen. Trotzdem merkte sie, dass er es war, der mit ihr sprach.

Als sie fragen wollte, wer er sei hörte sie eine leise aber besorgte Stimme immerwieder ihren Namen rufen..

"Wach auf Shayle.." Sie sah sich benommen um und erkannte dann, dass sie in ihrem Zimmer lag. Draussen war es dunkel, nur eine Kerze erleuchtete den kleinen Raum.

"Alles in Ordnung?.. Du hast im Schlaf geschrien und da bin ich sofort hergekommen und.." Erst jetzt bemerkte sie, dass Seth neben ihrem Bett saß und sie besorgt ansah.

Er war genauso wie sie ein Schüler des "Internats für Kampfbegabte" - obwohl es eher eine private Organisation war, die den Schülern jedes Alters die Möglichkeit gab sich zu den besten Kämpfern im ganzen Land zu entwickeln und Schule eher Nebensache war - und ihr bester Freund hier, bzw. überall, da es niemandem erlaubt war das beachtlich große Gelände des Internats ohne Erlaubnis zu verlassen.

Sie sah ihn erleichtert an "Ja, alles in Ordnung, ich habe nur schlecht geträumt." "Dann ist ja gut. Ich geh mal lieber wieder, bevor ich noch Ärger bekomme.." Er lächelte sie an und verschwand dann leise durch ihre Zimmertür im Flur. Shayle sah ihm nach 'Er wirkte gequält, als er meinte, dass er gehen würde..' dachte sie und sah sich dann im Zimmer um. Alles war wie immer, ihr Schreibtisch stand neben der Tür zu dem kleinen Badezimmer, das zu ihrem Zimmer gehörte, und war überhäuft mit Blättern voll Bleistiftzeichnungen. Ausser dem großen Bett und dem Kleiderschrank war das Zimmer leer, nirgends waren die Gestalt oder die merkwürdigen schwarzen Nebelschwaden zu erkennen.

Solche Träume hatte sie schon öfters gehabt, immer mit derselben Gestalt, doch sonst hatte sie immer gesagt, dass sie Shayle suchen würde. Diesmal hatte sie gesagt, sie hätte Shayle gefunden.. Sofort überkam sie eine beklemmende Panik.

Was, wenn das nichtnur Träume waren? Shayle hatte schon ein paar Mal von Menschen gehört, die besondere magische Fähigkeiten hatten. Was, wenn diese Gestalt sie wirklich gefunden hatte und irgendwelche schrecklichen Dinge mit ihr vor hatte? Shayles Atem ging immer panischer 'Es stimmt nicht.. Es stimmt nicht..' versuchte sie sich einzureden. Es funktinierte, ihr Atem normalisierte sich wieder und auch die Panik schwand etwas.

Da es noch sehr früh zu sein schien, bließ Shayle die kleine Kerze auf ihrem Nachttisch, die Seth wohl dort vergessen hatte, aus und versuchte weiter zu schlafen.

So, das war der Anfang meines neuen Projekts, hoffe es hat euch gefallen :)