Disclaimer: ... macht man das immer noch? Sagen, dass einem nichts gehört? Okay ... here we go: Hetalia und Gilbert gehören nicht mir. Und ich würde es ihm auch nicht zumuten wollen.
Meeting Walter,
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25. Februar 1947 – Waikiki / am Strand von
Der Ländertod hatte einen großartigen Tag gehabt. Einen der hauptsächlich daraus bestanden hatte, in seiner Hängematte zu dösen, aufs Meer hinaus zu blicken und an einem Strohhalm zu nuckeln der in einer Kokosnuss steckte. Die, wie das Schicksal, und ein fähiger Barkeeper, es wollten, bis zum Rand mit Rumpunsch gefüllt war.
Der Ländertod mochte Rumpunsch.
Und er mochte ruhige Tage wie diesen. Was einer der Gründe war, aus denen er sich auf diesen Posten hatte versetzen lassen. Wesenheiten, die ein bestimmtes Alter erreicht hatten, schätzten nun einmal ihren Frieden und die angenehme Lethargie, die eine Position wie diese mit sich brachte. Und der Ländertod wusste von was er sprach, immerhin war er endlos lange Jahrhunderte als 'der Goldfischtod' unterwegs gewesen.
Sicher brachte seine Stellung ihm nicht viel Prestige ein, aber wen interessierte schon Prestige, wenn man dafür um die Trauerrede für Schnuffi, den sechsten Bewohner von Goldfischglas eins in der Waldmanngasse drei, Etage vier – herumkam? Den Ländertod jedenfalls nicht, der jetzt zufrieden mit rot glühenden Augen in die Abendsonne starrte und sich eine milde Karibikbrise durch die Rippen wehen ließ.
Weswegen er sich auch eher ein wenig belästigt fühlte, als ihm plötzlich eine Kokosnuss auf den Kopf fiel, die gleich darauf in zwei Teile zersprang. In ihrem Innern kam eine kleine Pergamentrolle zum Vorschein. Hätte er es gekonnt, hätte der Ländertod entnervt das Gesicht verzogen. Die himmlischen Mächte hatten schon immer einen seltsamen Sinn für Humor gehabt, einen, den der Ländertod ganz und gar nicht komisch fand.
Nun, wenigstens, so dachte er bei sich, während er das klebrige Röllchen aus dem Kokosfleisch pulte, musste er sich nicht mal mehr ansatzweise so häufig mit ihnen herumschlagen wie früher, weil es nun mal in der Natur der Dinge lag, dass Länder nicht so oft starben wie Goldfische.
Dementsprechend war er schon ein wenig neugierig darauf, wen es hier erwischt haben mochte, als er das Pergament auseinander rollte. Er persönlich hoffte ja auf Österreich, was nicht daran lag, dass er Österreich nicht mochte. Ganz im Gegenteil – der Ländertod mochte Roderich, der Mann war ja so kultiviert; es musste eine wahre Freude sein, ihn 'hinüber zu geleiten', wie die Tode ihre Tätigkeit gern euphemisierten. Doch so verheißungsvoll der Tag auch angefangen haben mochte, so wenig erfreulich ging er weiter, denn der Name auf der sehr, sehr kurzen Liste lautete nicht Roderich Edelstein.
Es dauerte einen Moment, bis der Ländertod seinen Kieferknochen, der ihm beim Anblick des tatsächlichen Namens zu Boden gefallen war, aus dem weichen Pulversand gefischt hatte. Jetzt war es mit seiner Ruhe vorbei, denn er erinnerte sich nur zu gut an den Träger dieses Namens und man konnte ruhigen Gewissens sagen, dass der Ländertod sich lieber in eine Löschkalkgrube geworfen hätte, als ihm freiwillig einen Besuch abzustatten.
Nun nahm der schockierte Leser seinen Job durchaus ernst, nicht wie einer dieser neumodischen Gesellen, die dauerdepressiv durch die Landschaft schwebten und alle möglichen und unmöglichen metaphysischen Betrachtungen über ihre Existenz anstellten. Nein, der Ländertod hielt viel von Arbeitsethos und unter normalen Umständen wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, zu meutern. Aber das hier ... das hier waren keine normalen Umstände – ER war kein normales Land.
Und genau deswegen kam der Ländertod sich auch nur ein winziges Bisschen kindisch vor, als er sich den Zettel in den Knochenmund stopfte und ... ihn aß.
Wirklich, dachte er kauend, ohne sich großartige Sorge um eventuelle Konsequenzen seiner Kurzschlusshandlung zu machen, er war einfach zu alt für diesen Scheiß!
