30 - Jährige Singlefrauisteinsamund willig" - Kapitel 1

Mit einem ungläubigen Schnauben ließ Septima Vector, Arithmantiklehrerin in Hogwarts, ihre Feder über dem Pergament schweben. 30-Jährig? Singlefrau? Sie war 35 und seit 12 Jahren verheiratet. Entmutigt strich sie den Satz durch.

Diese Idee war echt bekloppt.

Aber alles in ihr sehnte sich nach Kontakten. Nach Kontakten zu Frauen. Nach Liebe, Leidenschaft – endlich Leidenschaft! - und nach Ehrlichkeit. Nach dem Austausch, den sie und ihr Mann schon lange nicht mehr pflegten. Und eine andere Möglichkeit wollte ihr einfach nicht einfallen.

Doch selbst wenn sie einen nicht allzu entwürdigenden Text zustande bekäme, welche Hexe meldete sich denn bitte auf die 'Finden Sie Ihre Traumhexe'-Anzeige im Tagespropheten?

Und gab es dort überhaupt eine 'Hexe sucht Hexe'-Spalte?

Frustriert warf sie ihre Feder neben das Pergament und kramte unter ihrem Schreibtisch in dem großen Haufen von zerknittertem Papier und Pergament. Hier war doch noch irgendwo der Prophet von heute... Da, tatsächlich!

Und da war auch die 'Finden Sie Ihre Traumhexe'-Seite mit der 'Hexe sucht Hexe' Spalte.

„Willst Du nachts mit mir Zutaten pflücken und suchst..." - Nein, das war doch nichts für sie! Sie wirkten alle so bedürftig! Nur Verzweifelte suchten so. Andererseits... war sie ja verzweifelt.

„Was soll's", seufzte sie.

Kurzentschlossen schnappte sich Septima ein neues Blatt Pergament, sah grübelnd aus dem Fenster und schrieb dann: „Hexe sucht Hexe, die mit ihr Sterne vom Himmel fischt, um in ihrem Licht sich gegenseitig zu erkennen."

Für die Prophetenzauberer kritzelte sie noch kurz 'Septima Vector, Zimmer 313 im 3. Stock, Schloss Hogwarts' darauf und verließ dann mit schnellen Schritten ihr Zimmer.

Es war ja nicht so, als ob sie es nicht schon auf andere Art und Weise versucht hätte, grübelte sie, während sie die Treppen zur Eulerei hinauf eilte.

Eigentlich war sie ja nur wegen dieser verhexten Liebe wieder zur Schule, an der ihr selbst das Hexen gelehrt worden war, zurück gekehrt. Doch die Hexe ihrer Träume sah noch immer erfolgreich über sie hinweg und so war sie noch immer mit dem Mann, dessen Werben sie während des Studiums nachgegeben hatte, verheiratet. Er war liebevoll, hübsch und klug. Was wollte man mehr? Aber Septima nahm sich diesen Gedanken schon seit einiger Zeit nicht mehr ab. Ja, sie liebte Alan Vector, aber nicht genug. Sie wollte mehr.

Zu ihrem Glück begnügte er sich mit einer Eule pro Monat und den Sommerferien zwischen den Schuljahren. Und obwohl Septima mittlerweile keine Hoffnung mehr hatte, bei besagter Frau zu landen, waren ihre Gedanken leider noch immer frei und ließen sich keine Fesseln anlegen. Alan war kein sonderlich begnadeter Liebhaber, und so wanderten ihre Gedanken stets zurück zum Ursprung allen Übels, der Hexe ihrer Träume, Lehrerin an der Hogwartschule für Zauberei, Profes-

„Ah!", rief Septima erschrocken, als sie, in Gedanken nicht bei ihrem Weg und eventuell entgegenkommenden Personen, an einer Ecke fast mit einer Person zusammenstieß und bei einem Ausweichmanöver über eine Stufe stolperte.

Merlin sei Dank fing die Person, die sich bei näherem Hinsehen als die stets schlecht gelaunte Astronomielehrerin Aurora Sinistra entpuppte, Septima gerade noch auf und half ihr auf die Beine.

Überrascht starrte Septima die Astronomielehrerin an. Sinistra verbrachte den größten Teil ihrer Zeit in ihren Zimmern, wahrscheinlich um tagsüber zu schlafen und nachts fit für ihren Unterricht zu sein - ihre dunklen tiefen Augenringe zeugten allerdings von Schlafmangel. So kam es, dass Septima sie fast nur zu den Festessen sah und um so mehr wunderte sie sich, was Sinistra am helllichten Tag wohl in der Eulerei getrieben hatte.

„Alles okay?", fragte sie mit kalter Stimme. Im Gegensatz dazu waren ihre braunen Augen warm und im gleichen Moment bemerkte Septima, dass die Professorin gut roch. Nach warmen Sommernächten und irgendwie nach Weizenfeld.

War es schon wieder soweit und ihre Hormone brachten ihren Kopf durcheinander? Automatisch errötete sie, wich Sinistras Blick aus und murmelte „Ja, danke."

Absichtlich nah ging sie an ihr vorbei. Hm, ja, Weizenfelder. 'Wo in der Nähe von Hogwarts waren Weizenfelder?', fragte sie sich verschwommen.

Schon wieder kratzte es an ihrem Fenster. Ein keiner Steinkauz versuchte sich durch den Spalt ihres gekippten Fensters ins Zimmer zu quetschen.

Schnell öffnete Septima das Fenster, gab dem Steinkauz einen Eulenkeks und nahm ihm einen blauen Brief ab. Bald war er wieder in der Nacht verschwunden.

Müde rieb sich Septima die Augen. Warum verschickten diese verrückten Hexen ihre Briefe auch immer Nachts? Trotz ihres Ärgers über die späte Störung öffnete sie sogleich den Brief.

„Hallo liebe Sternensuchende, ich hoffe ich bin dir mit meinen 55 Jahren kein zu alter Zauberer. Ich bin reinblütig, Vergiss-mich (aber nicht, dass du mich jetzt vergisst!) des Ministeriums und - ...", Septima seufzte. Schon wieder ein Mann, der die Überschrift 'Hexe sucht Hexe' wohl nicht aufmerksam genug gelesen hatte. Enttäuscht zerknüllte sie ihn und warf ihn weg.

Es war nun eine Woche vergangen und außer ein paar, Männern hatten sich nur drei Hexen gemeldet. Eine schied durch die vielen Rechtschreibfehler gleich aus, die anderen beiden machten sie neugierig.

Die beiden Briefe lagen neben ihrem Bett und während Septima sich wieder hinlegte, nahm sie den ersten zur Hand.

Eine gewisse 'Enigma' schrieb ihr:

„Wir gehen aufeinander zu. Ich muss auf deinen Mund schauen. Merlin, wie du lockst! - und dann auf dein so schön umrahmtes Dekolleté. Mir wird heiß beim Betrachten deiner weißen Haut. Ich will dich dort berühren, deine perfekten Brüste spüren. Wir sind gleich und auch du sollst mich berühren. Willst du?

Enigma"

Noch immer errötete Septima beim Lesen dieser Sätze.

Sie nahm den zweiten Brief zur Hand. Das Pergament knisterte, als sie es auseinander faltet. Auf ihm stand nur ein Satz in enger, ordentlicher Schrift geschrieben:

„Mich dürstet nach Sternen..."

Nachdenklich blickte Septima den Brief an. Mich dürstet nach Sternen... Auch dieser Brief berührte sie, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise wie der Erste.