Kurze Beschreibung: Dom/sub- Instinkt- Au.

Blaine Anderson wurde als sub in eine reiche Familie geboren. Er erwartet vom Leben ein sicheres Zuhause und einen Mann, der für ihn sorgt und für den er sorgen kann und der ihm vielleicht, wenn er Glück hat, weiterhin erlaubt, Klavier- und Gesangsstunden zu nehmen. Bis seine Familie pleitegeht. Kurt wurde in eine ärmere Mittelschicht geboren, aus der sich Burt hervor gekämpft hat. Kurt ist anders als andere Doms in seinem Alter. Er wünscht sich Gleichberechtigung, wünscht sich einen Partner mit dem er alles Teilen und diskutieren kann. Bis er gezwungen wird, gegen seine Vorsätze zu handeln….

Prolog: Stipendium mit Hindernissen

"Kurt, bitte, wie oft sollen wir das noch diskutieren?" Burt Hummel legte seine Zange nachdrücklich in den Werkzeugkasten zurück und kramte darin herum. War schließlich nicht so, als müsse er sich zu seinem Sohn umdrehen, um dessen Gesichtsausdruck beschreiben zu können. Kurt war keiner der jungen Doms, deren Hormone einfach nur verrücktspielten und die versuchten, sich gegen ihre Eltern mit allen Mitteln zu behaupten. Kurt liebte und respektierte seinen Vater, er hatte nie das Verlangen gehabt, seine Meinung über Burts zu stellen. Es sei denn natürlich, er hatte einen guten Grund dazu. So war es auch nicht verwunderlich, dass Burt nicht nachsehen brauchte, um sich der tiefen Falte auf der Stirn seines Sohnes sicher zu sein, die seinem Missfallen und seiner Ungeduld Ausdruck verlieh.

„Dad, komm schon. Ich kann mich doch nicht zwangsverheiraten lassen, nur um nach Dalton zugelassen zu werden. Ich bewerbe mich einfach weiter, irgendein Schlupfloch findet sich sicher auch mit den neuen Gesetzen."

Ging es also wieder los. Burt schüttelte den Kopf und legte den Schraubenzieher, den er gerade gefunden hatte, zurück, um sich nun doch seinem Sohn zuzuwenden, der an die Badezimmertüre gelehnt dastand.

„Wir haben das doch wirklich oft genug besprochen. Keiner will dich zwangsverheiraten. Es geht um eine simple Nutzgemeinschaft zwischen dir und einem sub für zwei Jahre. So wie es in höheren Kreisen nun mal praktiziert wird. Ihr bekommt gemeinsame Räume, er besucht die Unterrichtsstunden für subs, du für Doms und wenn du darauf bestehst, überrumpelst du den armen Kerl mit deiner Vorstellung von Haushaltsteilung. Ihr erhaltet euren Abschluss und dann könnt ihr euch entscheiden, ob aus euch mehr wird, oder ob ihr euch anderweitig Partner sucht. Du hast einen Abschluss der sich sehen lassen kann und eine reale Chance auf eine gute Zukunft. Ende der Geschichte." Burt beendete brummend seinen kleinen Monolog, griff erneut nach dem Schraubenzieher und schraubte die letzte Schraube des Handtuchhalters in die Wand.

„Dad. Ich dachte wir hätten das durch. Ich will keinen armen Kerl, der das Pech hat, mit sub- Instinkten auf die Welt gekommen zu sein, zu irgendetwas zwingen. Und ich brauche keinen, der hinter mir her räumt. Seit mom tot ist, kann ich das allein. Und warum willst du mich zu etwas zwingen, was du nie kennengelernt hast? Du bist doch selbst auf kein privates Internat gegangen. Du hattest das alles nicht, mom hat gearbeitet und Carol arbeitet auch, du bist das lebende Beispiel dafür, dass es anders geht."

„Weil ich es musste, Kurt!" Nun seufzte auch Burt tief und schüttelte den Kopf. „Ich hatte nie die Wahl. Wenn du keine weiterführende, private Dom/sub- Schule besuchst, hast du keine Chance. Du wirst nirgendwo in einer besseren Stellung genommen. Theater, Krankenhäuser, Banken, sämtliche öffentlichen Einrichtungen. Alles was du werden kannst ist ein niederer Arbeiter, Mechaniker, Verkäufer, Krankenpfleger. Glaubst du, das will ich für dich? Glaubst du dafür hat deine Mutter gegen alle Vorurteile gekämpft? Und Carol? Carol hatte die Hölle mit einem Kind als verwitwete sub. Sie musste arbeiten gehen. Und du weißt genau dass sie es jetzt tut, um Finn zu unterstützen. Er hat nicht deine Noten. Er bekommt kein Stipendium und sein sub wird einmal arbeiten müssen, wenn sie Kinder bekommen. Und wenn einer von euch ein sub wäre? Als sub bekommst du kein Stipendium, keinen eigenen Platz an so einer Schule, ohne zugehörigen Dom. Die einzige Chance die ein sub hat, ist mit einem Dom in eine Trainingswohnung zu gehen. Du hast ein Stipendium, du kannst jeden sub mitnehmen, den du wählst. Er könnte auch älter oder jünger sein. Ich wette das würden sogar sämtliche heterosexuelle, männliche subs hier machen, nur um später bessere Chancen zu haben. Ohne gute Schule keinen guten Partner, der dich finanziert. Sie es so, wen immer du wählst, du gibst ihm die Chance wohlhabend zu heiraten, oder tatsächlich Arbeit zu finden."

„Das einzige was ich damit tue, ist das System zu unterstützen. Du weißt wie das läuft. Denk an die Zeit, als sie versucht haben alle männlichen subs umzuerziehen, weil angeblich nur Frauen subs sein sollten, weil sie Kinder bekommen. Oder als sie homosexuelle Claims brechen wollten. In der Steinzeit war es vielleicht wichtig, einen starken Partner zu finden der dich beschützen konnte. Oder einen kleinen sub der das Lager bewacht hat." Kurts Stimme tropfte nur so vor Sarkasmus. „Aber heute ist das doch totaler Mist. Wer will schon ständig vorgeschrieben bekommen, was er zu tun hat?"

Während Kurt gesprochen hatte, war Burt immer ruhiger und sorgenvoller geworden und räumte abwesend sein Werkzeug zusammen. Es war ja nicht so, dass er Kurt grundsätzlich wiedersprechen würde. Aber das vollkommene Unverständnis, warum viele subs gerade diese Sicherheit und Führung, egal ob im alltäglichen Leben oder im Schlafzimmer herbeisehnten und wie viel Kraft es viele kostete, neben der Familie noch Arbeiten zu gehen, das Leben alleine in die Hand zu nehmen, einfach um zu überleben und die Kinder durchzubringen, gerade in der wirtschaftlichen Krisenzeit in der sie lebten, besorgten ihn. Kurt hatte seine Mutter immer geliebt. Mehr noch als den Vater. Bis zu ihrem Tod hatte er sich in ihrer Gegenwart am wohlsten gefühlt. Schon als kleines Kind wollte er seine Mutter als starke Person sehen und hatte es gehasst, wenn sie sich Burt untergeordnet hatte. Das Kind hatte nicht sehen können, wie wichtig diese kleinen Gesten für seine Mutter und auch für Burt waren. Wie liebevoll. Insgeheim gab sich Burt die Schuld dafür, dass Kurt so anders war, dass er nichts von Traditionen und Instinkten hören wollte. Dabei merkte Kurt gar nicht, dass er ein wesentlich dominanterer Dom war, als beispielsweise Finn. Finn, den man mit seiner tollpatschigen Art und der Bereitschaft auf andere zu hören, durchaus auch für einen sub halten konnte. Finn war auch so ein Beispiel dafür, dass Kurt lieber einen anderen Dom als Freund gehabt hätte, als einen sub. Auch wenn diese geistige Verwirrung, wie Kurt es im Nachhinein nannte, nicht von langer Dauer gewesen war. Vielleicht lag es auch daran, dass Kurt wenig mit subs zu tun hatte. An seiner bisherigen Schule waren subs und Doms streng getrennt unterrichtet wurden. Aber das sollte sich jetzt, mit seinem sechzehnten Geburtstag, ändern. Womit er wieder beim Thema wäre: Die Schule, die Kurt Anfang September besuchen sollte. Burt hatte so gehofft, dass es Kurt sich über die Bewilligung des Stipendium Platzes freuen würde. Das hatte er auch. Bis er die Aufforderung bekommen hatte, den Bogen für seinen sub auszufüllen. Die Gesetze wurden angezogen, die wenigen Einzelplätze für Doms wurden gestrichen, nur noch eingetragene Trainingspartner durften in das Internat einziehen.

„Also gut. Du willst also dass ich da hingehe? Dann aber nur unter der Bedingung, dass du einen schwulen sub in meinem Alter findest, der dieselben Interessen hat wie ich, der was von Hygiene versteht und mit nicht wie ein Welpe überall hinterher tappst!" Siegesgewiss drehte Kurt sich um und verließ die Werkstatt. Wo sollte Burt schon so jemanden her bekommen? Egal wie viele subs auf den Schulplatz aus waren, auf die Beschreibung passte sicher keiner den sein Vater kannte.

Burt sah Kurt nachdenklich hinterher. Der Ausbruch seines Sohnes hatte ihn auf eine Idee gebracht. Schwul, in Kurts alter, hygienisch und musikbegeistert? Das passte alles auf den Anderson- Jungen. Wobei- das mit dem Welpen- das würde er dann einfach mal Übergehen. Wenn er sich richtig erinnerte, war der Junge brav hinter seinen Eltern her gelaufen, hatte auf ihren Wunsch ein Stück auf der Geige vorgespielt und hatte ansonsten keinen überflüssigen Ton von sich gegeben. Aber schließlich waren vier von fünf Punkten doch gar nicht so übel, oder?

Claiton Anderson drückte nachdenklich die rote Taste am Telefon. Dabei betrachtete er das billige, unhandliche Gerät und sein Gesicht verdunkelte sich. Das Telefon war nur eine kleine, unbedeutende Erinnerung daran, was sie alles verloren hatten. Sein Blick glitt durch die enge Wohnung, die noch immer vollgestellt war mit Kartons voller Dinge, die sie nicht hatten verkaufen können. Seine Frau versuchte mühselig, sich an ihre neuen Aufgaben zu gewöhnen, aber alles ging ihr noch schwer von der Hand. Wenn die Dinge ganz schlecht liefen, würde sie nicht nur ohne Haushaltsgehilfen und Babysitterin auskommen, sondern auch noch Arbeit annehmen müssen. Sie hatte eine gute Volksschule besucht und war mit ihrem jetzigen Dom die Trainingswohnung einer angesehenen, weiterführenden Dom/sub- Privatschule gegangen. Als sub aus reichem Elternhaus folgte danach direkt der Claim, keine Ausbildung und schon gar kein Collage. Claiton und Angelika hatten vier Kinder bekommen. Eine gute, respektable Zahl. Eine starke Familie, deren Bedürfnisse durch ihr Vermögen bei weitem gedeckt werden konnte. Natürlich hätte niemals jemand etwas anderes von ihr erwartet. Ein sub ihrer gesellschaftlichen Stellung in Ausbildung? Undenkbar. Aber die meisten subs, die arbeiten mussten, konnten sich ohnehin keine Ausbildung leisten und arbeiteten als ungelernte Hilfskraft. Kraftlos rieb Claiton sich über die Augen. Seine Frau, sein sub, als Hilfskraft. Er wusste nicht, wie er mit dieser Schande, diesem Versagen seinerseits umgehen sollte. Oder wie er ihr unter die Arme greifen sollte. Er hatte so etwas nie gelernt, konnte sich nicht mal sein eigenes Frühstück selber bereiten. Es war aber auch alles zusammen gekommen. Der Tod seiner Schwiegereltern war schon einige Jahre her. Traditionsgemäß hatte die ältere Schwester, eine Dom, alles geerbt, da sie ihren sub unterstützen musste. Angelika dagegen hatte ihren wohlhabenden Mann. Als sein Vater schwer krank wurde und lange Zeit gepflegt werden musste, dachten sie noch, sie wären in keinerlei Gefahr zu verarmen. Bis Clytons Privatbank vor einigen Monaten bankrott gemacht hatte und es steil bergab gegangen war. Plötzlich verließ ein Kunde nach dem anderen das sinkende Schiff, ihre Freunde begannen, sich von ihnen abzuwenden. Als sich dann noch Schulden auftaten, die sein Vater offensichtlich während seiner Krankheit gemacht hatte, war die Familie endgültig finanziell ruiniert. Cooper, der älteste Sohn der Familie, konnte als Dom gerade so seine eigene Frau und seinen Sohn unterstützen. Und da der Sohn ein Sub war, musste er irgendwie noch Geld zur Sicherheit zur Seite legen. Niemand wusste, was in diesen Zeiten alles noch passieren würde. Das ließ die Frage offen, was Clyton nun mit seinen jüngeren Kindern machen sollte. Blaine und Katleen waren subs und Robert zeigte zwar eindeutig die Instinkte eines Doms, war aber erst fünf Jahre alt und wurde bisher von einem Privaten Kindermädchen beaufsichtigt. Blaine und Katleen waren bisher auf eine private sub- Volksschule gegangen. Katleen war erst vierzehn und würde nun in eine öffentliche Volkschule für subs gehen. Blaine war sechzehn und hätte ab September mit einem befreundeten Dom in eine Trainingswohnung auf ein privates Internat gehen sollen. Die Absage des Doms war direkt nach ihrem Umzug in den ärmeren Stadtteil von Westerville gekommen. Natürlich hatten sie das vorher gesehen. Selbstverständlich würde Sebastian Smythe sich niemals die Blöße geben, sich mit einem heruntergekommenen Anderson sehen zu lassen. Blieb nur noch die Möglichkeit, Blaine wie Katleen für die zwei Jahre an eine staatliche Schule mit sub- Unterricht zu schicken und dann irgendeine niedere Ausbildungsstelle für beide zu finden, die sie auch ohne Erfahrungen im Trainingswohnen nehmen würden. Die Aussichten standen denkbar schlecht. So mal die Beiden zu standesgemäßen subs erzogen worden waren. Insbesondere Blaine hatte sich in der Erziehung als williges, sanftmütiges Kind erwiesen, dass mit der Rolle, die ihm angedacht war, wohl fühlte. Wie sollten sie ihm jetzt beibringen, dass es keine Schande wäre, als sub arbeiten zu müssen? Wo er doch selber nicht daran glaubte?

An diesem Punkt seiner Überlegungen hatte das Telefon Claiton unterbrochen.

Ein alter Bekannter, der sich offensichtlich ziemlich überwunden hatte, mit ihm zu sprechen, hatte im Auftrag von Burt Hummel angerufen. Ein Geschäftsinhaber und Politiker, den Claiton nicht im Geringsten ausstehen konnte. Eine Gesellschaft, in der ein einfacher Mechaniker in die Politik konnte- wo sollte das noch hinführen? Neu- ja, wie sollte man das nennen? Reich waren die Hummels wohl kaum. Wohlstehend wohl einigermaßen. Nur zwei Kinder und eins davon nicht mal biologisch. Eine Familie unter drei Kindern war in Claitons Augen kein gutes Zeichen für den Fortpflanzungstrieb des dominanten Parts. Und auch sein sub schien nicht viel davon zu verstehen, wie man sich Doms richtig anbot. Zugute halten musste man Hummel, dass sein erster sub früh gestorben war. Vielleicht war sie schon vorher Krank gewesen und konnte deshalb kein Kind mehr bekommen. Hummel vertrat jedenfalls viele Sichtweisen, die die Andersons von je her abgelehnt hatten. Allerdings konnte Claiton nicht leugnen, dass Hummel wohl überlegt und vor allem als Mann des Volkes auftrat. Interessant machte Hummel aber eigentlich sein Sohn. Ein Sohn, an den Claiton sich nicht erinnern konnte. Wie er aussah war auch eigentlich egal. Fakt war, dass jener Bekannte wohl von Hummel nach seiner Nummer gefragt worden war. Weil sein Sohn ein Stipendium in Dalton hatte und nun einen geeigneten Sub suchte. Und das war dann der Punkt, der Claiton aufhorchen ließ. Vielleicht waren die Hummels nicht sein Traum für seinen Sohn, aber besser als dieses Loch hier war es allemal. Mit einem Abschluss von Dalton konnte er zumindest etwas Besseres lernen. Und selbst wenn er bei diesem Sohn bleiben sollte, wenn der einen solchen Abschluss in der Tasche hatte, würde er als Dom alle Chancen dieser Welt haben, etwas zu erreichen und Blaine ein gutes Leben zu bieten. Und bei einem solchen Stipendium konnte er außerdem nicht dumm sein. Für Katleen und Robert löste das leider noch keine Probleme, aber immerhin für eines seiner Kinder. Die Frage, wie Hummel gerade auf seinen Sohn kam, stellte sich Claiton nicht wirklich. Sicher gab es viele Gleichaltrige, ob hetero- oder homosexuell, die sich eine solche Chance aus dem Dreck zu kommen nicht entgehen lassen würden. Aber Hummel war noch nicht lange unter der höheren Schicht zu finden. Er hatte Blaine gesehen, wenn Claiton sich recht erinnerte. Sicher wollte er für seinen Sohn einen Vorzeigejungen, einen gut erzogenen Sub, der seinem Sohn den Übergang in eine andere Klasse leichter machte. beschädigter Name hin oder her. Zwar vertrat Hummel eher eine liberale Ansicht, wenn es um subs ging, aber welcher Politiker änderte nicht bereitwillig seine Meinung wenn es um das eigene Kind ging? Und gut erzogen war Blaine. Er würde ihm nicht mal einschärfen müssen, sich von seiner besten, gehorsamsten Seite zu zeigen… nicht das er es nicht trotzdem tun würde.

Nichtsahnend saß Blaine in seinem kleinen Zimmer, dass er sich mit Katleen teilte, mit gräulichen Wänden auf einem dicken Teppich, dem man ansah, dass er aus besseren Zeiten stammte. Er mochte es, einfach so da zu sitzen, seinen Bettrand im Rücken und den weichen Teppich an den nackten Füßen und Händen. Wenn er lange so da saß, mit geschlossenen Augen, konnte er abdriften in eine Welt die noch in Ordnung war. Eine Welt, in der sich nicht plötzlich alles was er kannte und liebte veränderte. Jeder wusste, dass für einen sub Veränderungen schwer zu händeln waren. Doch kein Dom würde je verstehen können, was es für ihn wirklich bedeutete. Was es bedeutete, wenn sein Vater, sein Eltern-Dom plötzlich keine Sicherheit mehr ausstrahlte. Wenn seine Mutter, sein Rollenvorbild, plötzlich den Halt verlor und vor seinen Augen zu schwanken begann. Wenn die Richtung, die ihm immer so klar vorgegeben war, plötzlich zu einer Sackgasse wurde. Mit einem Mal konnte er seine Eltern darüber reden hören, dass er eine Ausbildung machen sollte. Wenn ihn irgendeiner nahm. Sein Leben lang hatten sich die Menschen um ihn herum über arbeitende subs lustig gemacht. Sie eine Schande genannt. Und nun sollte er selber zu einer solchen Schande werden? Wie konnte es sein, dass sein Vater ihm solch einen Weg vorgab? Dass er ihn etwas tun ließ, das ihn niemals Stolz machen konnte? Ihn in eine Zwickmühle des aussichtslosen Versagens schickte, egal ob er gehorchte oder nicht? Sicher, er hatte auch vorher schon Angst vor der Zukunft gehabt. Sebastian hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Blaine im Bett haben würde, in der Minute in der sie gemeinsam in die Trainingswohnung einzogen. Blaine dagegen erträumte sich Romantik. Einen Dom der ihn mit Aufmerksamkeit überhäufte, der ihm zuhörte, für ihn da war. Dem er sich anvertrauen konnte und der eine klare Richtung vorgab. Aber es war einfach gewesen, diese Wünsche zurück zu stecken, weil er wusste, dass er das Richtige tat. Seine Familie stolz machte. Und nun saß er mit bloßen Händen vor einem Scherbenhaufen.

„Blaine?" Blaine schreckte auf, als sein Vater herein kam und senkte beschämt den Kopf. Doch statt ihn für seinen Müßiggang auf dem Boden zu ermahnen, setzte sein Vater sich auf einen Stuhl und sah ihn ruhig an. Blaines Muskeln spannten sich an, automatisch richtete er sich auf, nahm eine gerade Haltung an. Es quälte ihn, dass sein Vater sich nicht mal mehr genug für ihn interessierte, um ihn zu Recht zu weisen. Früher hätte es für das `unziemliche Rumlümmeln` sicherlich eine Strafarbeit gesetzt.

„Blaine, sieh mich an." Blaines Kopf schoss hoch. So begann sein Vater nur wirklich ernste Gespräche. „Ich habe soeben einen Anruf erhalten. Wir werden morgen Abend mit Burt Hummel und seinem Sohn, Kurt, essen gehen. Erinnerst du dich an sie?" Blaines Stimme klang leise, aber ruhig. „Kurt habe ich nie gesehen, aber an Mr. Hummel erinnere ich mich, Vater." Nicht zu Letzt erinnerte er sich an das Naserümpfen seines Vaters, wenn es um Hummels Vorstellung von Politik ging. „Gut. Nun. Die Familie ist nicht das, was ich mir für dich gewünscht hatte, aber im Moment ist sie unsere einzige Hoffnung." Verwirrt senkte Blaine den Blick, er hatte keine Ahnung, wovon sein Vater sprach. „Blaine, vergiss nicht dein Benehmen, ich hatte gesagt du sollt mich ansehen." Allerdingst sprach Claiton direkt weiter. „Nun, also, Kurt hat ein Stipendium in Dalton angeboten bekommen- nur hat er keinen sub…" Blaines Augen wurden groß und als sein Vater nichts mehr sagte, fragte er nach. „Ich dachte die Hummels wären nicht so reich. Sie müssten doch jede Menge Freunde haben, die sich um so eine Chance für ihre Kinder schlagen würden." Claiton nickte. „Sicher. Aber er ist schwul, es kommen nur subs in seinem Alter in Frage und es wiederstrebt ihm wohl, einfach einen Freund mitzunehmen. Vielleicht hat sein Vater auch genug Sinn für Anstand, ihn als Dom nicht mit subs rumhuren zu lassen." Blaine schluckte und musste sich zwingen, seinem Blick stand zu halten. Sein Vater vertrat die unumstößliche Meinung, dass Doms und subs niemals simpel miteinander befreundet sein könnten. Selbst wenn sie sich nicht für das jeweilige Geschlecht interessierten. Blaine durfte nicht mal mit seinem Dom- Bruder ein Zimmer teilen, nein, Katleen und er teilten sich nun das enge Zimmer, während sein fünf jähriger Bruder die frühere Rumpelkammer hinter der Küche bewohnte.

„Das muss dich aber nicht interessieren." Redete Claiton unbeirrt weiter. „Zu viel Neugier tut nichts Gutes. Geh zu deiner Mutter, lass dir einen passenden Anzug raussuchen. Ich bin sicher es ist noch einer da. Sie soll auch für deine Geschwister etwas raussuchen. Sie sollen uns nicht nachsagen, dass wir uns ein Essengehen als ganze Familie nicht mehr leisten können." Blaine erlaubte es sich nicht, die Zweifel an den Worten seines Vaters aufkommen zu lassen, die er in sich fühlte. Wer war er, sich anzumaßen darüber zu urteilen, was sie sich nun leisten konnten und was nicht? „Ich will morgen sehen, dass du mehr Benehmen hast, als hier auf dem Boden rum zu lümmeln; hast du mich verstanden? Noch so eine Chance bekommst du nicht." Wie in Trance nickte Blaine und erhob sich, konnte kaum glauben was er gehört hatte. Ein Dom der ihn wollte. Ein anderer Dom als Sebastian. Und Dalton. Könnte es sein, dass all seine Wünsche doch noch in Erfüllung gehen würden? Und was wurde dann aus Katleen? Aber eins war sicher: morgen würde er der absolute Vorzeige-sub sein. Dieser Kurt würde an seinem Benehmen und seinem Auftreten nichts auszusetzen haben, dafür würde er sorgen. Mit einem kleinen, hoffnungsvollen Lächeln betrat er das Zimmer seiner Eltern.

Kurt sah sich lange im Spiegel an. Schwarzer, klassischer Anzug, helles Hemd, eine kleine, silberne Brosche, die seine Mutter an dem Tag getragen hatte, als sie seinen Vater kennen lernte. Zögernd nahm er sie ab und legte sie in das seidene Kästchen, in dem er sie aufbewahrte. Nein, das hier würde kein Treffen zweier Liebenden werden. Das war kein Märchen sondern ein Alptraum. Er hätte es besser wissen müssen, als seinem Vater zu sagen, er wäre mit einem gleichaltrigem, schwulen sub einverstanden. Woher hätte er auch wissen sollen, dass Burt so kurzfristig jemanden finden würde? Kurt hatte gehofft, sich genügend Zeit kaufen zu können, um eine andere Lösung für sein Problem zu finden. Er steckte sich gerade eine andere, dunkelgraue Regenwolken- Brosche an, als Finn herein geplatzt kam. Mit einem Kuchenstück in der Hand und natürlich- wie sollte es auch anders sein- ohne anzuklopfen.

„Wie oft noch, Finn? Eine geschlossene Tür bedeutet…" „Privatsphäre." Nuschelte Finn mit vollem Mund und einer lässigen Handbewegung. „Schon klar." Er sah Kurt irritiert an und schluckte den Rest runter, bevor er weiter redete. „Eine Regenwolke? Ist das nicht etwas merkwürdig für so ein Treffen?" Kurt verdrehte die Augen und steckte den Kopf aus der Tür. „Dad, warum nehmen wir Finn nochmal mit? Ich dachte die sollen beeindruckt sein." Er überhörte Finns entrüstetes „ey!" Und musste trotz allem über Burts amüsierte Antwort grinsen.

„Oh du glaubst ja gar nicht was für ein Wunder er für deine Dominanz tut, mein Junge. Du wirst Finn mindestens fünfmal anweisen ordentlich zu essen und Mr. Anderson wird vollkommen begeistert sein."

„Soll das heißen, ich bin nicht dominant genug, dad?" Stichelte er weiter und lachte auf, als er Finns ungläubigen Gesichtsausdruck im Spiegel sah.
„Kurt, wenn du dich aufregst will ich in die Knie gehen und ich bin ein Dom." „Ürgs, zu viel Information, Finn. Ehrlich, das nennt man Sarkasmus."

„Jungs, lasst die Streiterei." Kam die ruhige Stimme von Carol aus dem Hintergrund. Sie konnte als Eltern- Sub ganz schön bestimmend sein, dachte Kurt mal wieder für sich. Er glaubte kaum, dass das bei den Andersons genauso lief. Womit er wieder beim Thema wäre. Wie dieser Blaine wohl so war? Ob er Musik wirklich mochte? Oder hatte das der alte Anderson nur aus Verzweiflung zu Burt gesagt? Aber nein, Burt hatte ihn ja Geige spielen hören. Nicht sein Instrument, aber naja. Wie schlecht es wohl wirklich um die Andersons stand? Ob Blaines ganze Familie mit kam? Fragen über Fragen. Sein dad hatte gemeint wenn sie nicht vollzählig kämen, würde das zeigen wie desinteressiert Anderson an seinem Sohn war. Also sollte er wohl hoffen, dass sie alle kämen. Zumindest die Geschwister ohne claim.

Während Kurt vor sich hin seufzte und mit seinem Schicksal haderte, stand Blaine zappelig an der Haustüre und hatte Mühe, sich vor lauter Erwartungen zu beruhigen. Seine Schwester schien weniger angetan von der Aussicht, Blaines zukünftigen Trainings-Dom kennen zu lernen. „Warum darf Blaine in eine Privatschule und ich nicht? Und wieso brauchen wir unbedingt einen Dom?" moserte sie, wurde aber augenblicklich Stock- steif, als sie sah, dass ihr Vater zur Tür herein kam. „Katleen! Ich verbitte mir so einen Ton. Und was sind das für kindische Fragen? Benimm dich nachher daneben und du versaust deinem Bruder das Leben- und wirst morgen den Tag mit Putzen verbringen." Kam es in strengem, verbittertem Ton von Claiton. „Ja Vater, entschuldige." Erwiderte sie kleinlaut. Blaine konnte nur hoffen, dass sie sich wirklich am Riemen riss, sonst würde sein Abend zu einem Desaster werden, so viel stand fest.