Ein ganz normaler Jahreswechsel

(Übersetzung nach Motiven der Geschichte „Hanging by the chain" von GinnyW. Zu finden auf „The Petulant Poetess")

Severus saß da, starrte in die Flammen und dachte über sein Leben nach.

Es war Silvester und hier war er, allein im Lehrerzimmer mit nichts stärkerem als einer Tasse Tee, den er mit einem Glas Schnaps verstärkt hatte. Alle, bis auf sechs Schüler, waren zu Hause bei ihren Familien. Genauso wie die meisten Angestellten.

Die einzigen Bewohner des Schlosses waren die Porträts, Geister, Hauselfen und ein paar Mitarbeiter um die Dinge am Laufen zu halten oder solche Personen, die keinen anderen Ort hatten, an dem sie den letzten Tag des Jahres verbringen konnten.

Severus fiel in die letzte dieser Kategorien.

Obwohl das stimmte nicht ganz. Er hatte ein paar Einladungen bekommen, aber keine zu der er wirklich gern gehen wollte.

Um ehrlich zu sein, war die Idee den Abend mit Leuten wie Harry Potter zu verbringen, nicht das, was er wollte.

Die Schüler würden erst in fünf Tagen zurückkommen und auch die Professoren kamen nicht früher nach Hogwarts zurück als nötig.

Hogwarts hatte sich seit Dumbledores Zeiten verändert. Die meisten Lehrer dieser Tage waren verheiratet und hatten Familien sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schlossmauern.

Die einzigen unverheirateten Mitarbeiter waren die Schulleiterin, Sybill, Severus und Hermine Granger.

Granger ... er wusste oft nicht was sie für ihn war. Obwohl, vor ein paar Jahren stellte sie eine angenehmen Ablenkung dar.

Damals vor vier Jahren, nach einer Weihnachtsfeier, wachte er nicht allein auf. Neben ihm lag sie, nackt bis auf ein Bettlaken. Und so verbrachten sie den Rest der Ferien.

Es war eine feurige sexuelle Beziehung, die er nach den Osterferien beendete.

Wenn er jetzt zurückblickte, wusste er nicht warum.

Wahrscheinlich hattet er einfach Angst, dass sie ihm zu Nahe kam. Es war Tatsache, dass er nach Jahren der Bespitzelung und der Flucht, die Einsamkeit bevorzugte. Ihr Wunsch zu reden, hatte ihn entnervt. Er wollte keine Beziehung. Dazu war er noch nicht bereit, um ehrlich zu sein, wollte er die Annehmlichkeiten einer intimen Beziehung, aber nicht mehr. Also hatte er Schluss gemacht, was bei einer Frau wie Hermine leichter gesagt als getan war.

Die Frau war willensstark und am Ende gab sie ihn nur frei, wenn sie Freunde bleiben würden. Zähneknirschend stimmte er zu.

Seitdem war Hermine Granger die erste Person seit Albus Dumbledore oder Lucius Malfoy, die tatsächlich mit ihm über etwas anderes als Tränke, Massenvernichtungswaffen oder den Krieg gesprochen hatte.

Es war seltsam, jetzt vier Jahre danach, einzusehen, dass sie beide wirklich „nur" Freunde waren.

Aber er vermisste sie.

Und er dachte darüber nach, ihre intime Beziehung wiederherzustellen, aber in der Hitze des Gefechtes hatte er einige Dinge gesagt, die er jetzt bereute. Und er hatte Angst, dass er ihre Freundschaft verlieren würde.

Denn wenn dieser zweite Versuch schief gehen würde, dann würde das mit Sicherheit geschehen.

In den letzten vier Jahren hatte er einige andere Beziehungen, von denen keine sehr weit ging. Die meisten Hexen langweilte ihn oder wollten ihn einfach wegen seines Status eines Kriegshelden, ex-Death Eater und potenzielle Mörder. Er entdeckte schnell, dass diese Hexen annahmen, dass er harten Sex wollte.

Er seufzte und füllte sein Wasserglas mit Hilfe seines Zauberstab. Als er das Geräusch der Tür hörte, blickte er nicht einmal hoch. Wer außer Minerva würde schon den Abend mit ihm verbringen wollen ?

Hermine betrat das Lehrerzimmer und entdeckte Severus am Feuer sitzen. Sie hatte nicht erwartet, ihn heute Abend hier zu sehen. Hatte er keine Party-Einladungen bekommen?

"Guten Abend, Severus", sagte sie, als sie sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte.

Er blickte sie an, ein kurzer verwirrter Blick, dann nickte er ihr zu.

„Tee?"

Hermine lächelte.

"Nur wenn Du Feuerwhisky dazu tust."

„Natürlich."

Augenblicke später hielt sie eine dampfende Teetasse in der Hand. Hermine nippte daran, schloss die Augen und lehnte sich entspannt zurück.

„Ist die Party bei den Weasley's schon zu Ende?"

Er zog seine Uhr aus der Hosentasche. Es war gerade einmal 9 Uhr.

„Wenn ich länger geblieben wäre, dann hättest Du mich in St. Mungos besuchen können."

Severus schnaubte.

Sie grinste ihn an, bevor sie ihren Blick in den Kamin richtete.

"Du hast mir keine richtige Antwort gegeben, Hermine."

Seine weiche, fast samtigen Stimme zog sie magisch an und sie schaute ihm in die Augen.

"Oh. Wo soll ich anfangen?"

Sie wußte nicht was sie ihm erzählen sollte. Mehr als einmal hatte er ihr klargemacht, dass ihr Privatleben tabu war. Er hatte dumme und gemeine Bemerkungen gemacht und irgendwann geschwiegen. Ein Schweigen, dass sie verrückt gemacht hatte.

Er wusste von ihren Beziehungen, sagte aber nie ein Wort.

Logischerweise endeten diese oft im Desaster, auch die letzte mit Henry.

Warum fragte er plötzlich danach?

„Mein Freund hat beschlossen, mich zu London zu überraschen. Als ich nach Hause kam, saß er auf meinem Sofa."

"Er ist bei Dir eingebrochen?"

"In der Tat."

"Was hast du mit ihm gemacht?"

"Das gleiche, was ich mit Ron gemacht hatte, als ich von seinen Seitensprüngen erfuhr."

Severus zuckte zusammen, nicht aus Sympathie, sondern einfach, weil alle Männer zusammenzuckten, wenn man ihre Kronjuwelen verhexte.

"Klingt wie wunderbarer Urlaubsbeginn", sagte er trocken.

"Ja, auf jeden Fall. "

„Du hättest Deine Eltern besuchen können?"

„Sie sind in der Schweiz und allein in ihrem Haus zu sein, erschien mir noch deprimierender."

„Das tut mir leid."

Hermine sah ihn verwirrt an und fragte sich warum er so nett war und ihr Gejammer ertrug.

Gewiss, es gab auch andere Anlässe, bei denen er das tat, aber sie waren immer weniger geworden.

Nicht, dass sie sich darüber beschwerte, aber sie war neugierig. Sie blickte auf seinen Schoß, um zu sehen, dass er es versäumt hatte, seine Uhr zurück in seine Tasche zu stecken. Nun spielte er an ihr herum.

"Das waren die Höhepunkte", sagte sie.

"Nachdem ich Henry aus meiner Wohnung geworfen habe, habe ich meine Weihnachtseinkäufe in den wahnsinnig vollen Straßen von London gemacht. Ich weiß nicht, was schlimmer war, Oxford Street oder die Winkelgasse."

Severus lächelte, er wußte was sie meinte.

"Dann verbrachte ich Weihnachten im Fuchsbau. Mein Kopf hämmert noch immer von all dem Geschrei. "

"Wie viele Kinder laufen denn inzwischen dort herum?"

Jetzt wusste Hermine, dass er sich wirklich mit ihr unterhalten wollte. Nie und nimmer interessierte er sich für die Weasleys und die ständig wachsende Familie.

"Ich habe den Überblick verloren. Unabhängig davon muss ich sagen, dass ich ziemlich von den Modifikationen beeindruckt bin, die Molly und Arthur gemacht haben. Vor acht Jahren hätten niemals so viele Menschen dort zu Abend essen können. "

Severus machte eine unverbindliche Bewegung.

"Molly übertraf sich selbst. Es erinnerte mich an Weihnachten, als ich ein Kind war. Natürlich gab es damals keinen Charlie Weasley der ständig versucht hat, mich in einer stille Ecke zu ziehen."

Hermine hob den Kopf und bemerkte, dass Severus sie interessiert ansah.

"Das hat er nicht", sagte er ungläubig.

Hermine nickte.

"Er hat. Dummerweise macht sich Molly Hoffnungen, dass wir beide ein Paar werden."

Hermine konnte fast schwören, dass er fragen wollte, ob sie Charlie eine Chance geben würde.

In seinem Schoß lag noch immer die Kette und plötzlich hatte sie Hoffnung. Nur einen kleinen Funken, aber genug um seine unausgesprochene Frage zu antworten.

"Molly war völlig erfolglos. Charlie gab mir einen keuschen Kuss und dann flüsterte er mir ins Ohr, dass er für die andere Mannschaft spielt. Das ganze war nur ein Täuschungsmanöver."

Severus ' Gesicht entspannte sich. Er beugte sich vor und hob seine Teetasse und trank wieder einen Schluck.

„Und warum bist Du heute hier? Warum keine Party? Ich bin sicher, dass Du Einladungen bekommen hast?"

„Um einem betrunkenen Ron zu begegnen, der mich zu einem Dreier mit ihm und Susan einzuladen?"

Severus erstarrte und lies seine Teetasse fallen.

Hermine schwang ihren Zauberstab und reparierte sie, ohne etwas zu sagen.

"Ich nehme an, dass Mr. Weasley einige Zeit braucht um sich zu erholen"", fragte er mit kaum verhaltener Wut.

"Äh ... das habe ich Molly überlassen."

Der böse Grinsen, das auf Severus Gesicht erschien, veranlasste Hermine zum ersten Lachen seit Tagen.

"Das scheint eine perfekte Strafe zu sein", grübelte er.

Severus schaute sie nachdenklich an und sie war sich sicher, dass er im Begriff war, mehr zu sagen, Aber er änderte er seine Meinung und starrte ins Feuer.

Nach einigen langen Minuten in angespannter Stille zwischen ihnen, sah Hermine ihre Chance. Noch immer hielt Severus seine Taschenuhr in der Hand.

Sie streckte ihre Hand aus.

"Darf ich?"

Widerwillig gab er ihr die Uhr.

Hermine hielt sie ehrfürchtig in der Hand. Dies war nicht das erste Mal, natürlich.

"Ich habe sie immer gemochte", sagte sie als sie mit ihren Finger über eine eingravierte Schlange strich. Und das stolze Wort „Prince".

Aber es war nicht die Uhr, die sie interessierte, ihr ging es um den kleinen Anhänger.

Er war an der Kette angebracht, kaum größer als ein Knut.

Ein Flakon mit

Felix Felicis;

das Dich immer

begleiten soll.

~ HG

Es war ein Weihnachtsgeschenk, das sie ihm vor drei Jahren gemacht hatte.

Es war nicht ungewöhnlich, auch wenn sie nur noch Freunde waren. Aber das war natürlich nicht Hermines Motiv gewesen.

„Ich wundere mich, dass Du es benutzt. Aber es passt wirklich sehr gut an Deine Uhrkette."

Als sie die Worte sprach, strich Hermine vorsichtig über das Flakon. Sie lächelte, als sie das verräterische Kribbeln fühlte. Der Zauber war aktiviert.

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Fortsetzung folgt