Reue

Ein Innerer Monolog von Kylo Ren nachdem er die Information bekommen hat, dass ein Mädchen mit dem Droiden unterwegs ist

Ein Mädchen! Ein Mädchen von Jakku hat er gesagt, kurz bevor ich meine Finger um seine Kehle gelegt und zugedrückt habe. Ein Mädchen! Ist es wirklich möglich, dass...? Nein, Mädchen gibt es auf Jakku so viele wie Sand. Es kann nicht sein! Es darf nicht sein! Es ist vollkommen unmöglich, dass ausgerechnet sie es ist! Und dennoch spüre ich, wie dieser Geist meiner Vergangenheit in der Macht erwacht. Ich höre ihre schrillen Schreie wie ein Echo in meinem Kopf und möchte ihr ebenso unbarmherzig die Kehle zudrücken, wie ich es bei dem Offizier gemacht habe! Dann würde sie endlich schweigen, Ruhe geben - für immer! Ich hätte es damals tun sollen, als ihr Hals noch so klein und dünn war, dass meine Finger ihn fast komplett umschlossen hätten. Wie leicht wäre es gewesen, einfach zuzudrücken! Ihr Röcheln, ihr hilfesuchender Blick. Bevor sie verstanden hätte, was vor sich ging, wäre es vorbei gewesen. Aber ich war schwach und weichherzig, genau wie meine Eltern. Darth Vader würde mich keines Blickes würdigen. Darth Vader hätte diesen kleinen Körper mit feurig rot brennender Klinge durchbohrt und die Macht der dunklen Seite hätte ihn durchflutet wie ein reißender Strom, der alle Dämme und Barrieren durchbricht, alles ergreift und mit sich reißt und rücksichtslos... So wird mich die die dunkle Seite niemals durchströmen und ich hasse mich dafür! Nein, ich hasse sie dafür! Es ist allein ihre Schuld! Wie sie mich mit ihren entsetzten Kinderaugen angesehen hat, ihr Gesicht nass von Tränen und vom Regen, ihr entstellter Gesichtsausdruck, ihr gellender Schrei nach ihrer Mutter, der die Dunkelheit zerriss. Ich konnte es nicht. Ich konnte sie einfach nicht töten. Ich habe sie alle getötet, Männer wie Frauen, alle, die sich die neuen Jedi nennen wollten. Aber sie, sie war so klein und schwach und ganz allein. Nur ein unschuldiges kleines Mädchen, keine Gefahr... Verdammt, warum hast du es nicht getan? Jetzt ist sie eine Gefahr und sie konnte nur eine werden, weil du versagt hast! - Jakku! Wie konnte sie diese Hölle, in die ich sie geschickt habe, überleben? Sie hätte sterben müssen. Ihr kleiner toter Körper im glühend heißen Sand. Die Luft flimmert. Die Aasfresser kreisen schon über ihr, bereit sich ihrer anzunehmen. Der raue Sand deckt sie langsam zu und mit ihr die Erinnerung an mein Versagen. Die Wüste hätte die Arbeit verrichten sollen, für die ich zu schwach war. Doch auch die Wüste war zu schwach. Nein, das kleine unscheinbare Mädchen war zu stark! Und sie wird immer stärker, ich spüre es. Ich fürchte es. Ich fürchte sie. Nein, ich darf nicht zulassen, dass sie alles zerstört, wofür ich gekämpft und gelitten habe! Ich muss meinen Fehler wieder gutmachen. Und wenn wir uns wiedersehen, wird sie keine großen, unschuldigen Kinderaugen mehr haben, mit denen sie mich ansehen kann. Und dann wird sie die Macht der dunklen Seite zu spüren bekommen, wenn sich meine Finger endlich um ihren Hals legen...