Mir gehört leider immer noch nix, verdiene also kein Geld damit seufz.

Hallo Ihr Lieben,

eigentlich hatte ich diese Story ursprünglich als oneshot eingestellt, jetzt ist doch eine Triologie draus geworden ggg Hoffe es gefällt euch. knuddel

Cassie

Los geht's:

8 Jahre post Hogwarts. Der Krieg ist vorbei, Voldemort fiel im finalen Kampf.

here comes the rain again

falling from the stars

drenched in my pain agan

becoming who we are

as my memory rests

but never forgets what i lost

wake me up when september ends

(green day: wake me up, when september ends)

Part I / III

Point of no Return

„Blaise." stellte Draco sachlich fest und wandte sich mit dem Glas in der Hand zu dem prasselnden Kaminfeuer um.

„Woher weißt du das immer?" Blaise trat aus dem Kamin und klopfte sich flüchtig die Asche von der Kleidung.

„Weil ich jeden Anderen, der mich um diese Zeit unangemeldet stört ins nächste Jahrtausend hexen würde. Du bist der Einzige, der sich einen Dreck um meine wohlverdiente Ruhe kümmert."

Blaise grinste. „Wohlverdienste Ruhe? Ach komm schon, Draco. Wenn du 90 und tattrig bist, dann nehme ich dir das eventuell ab."

„Solange muss ich dich noch ertragen?"

„Jep."

Nun fingen beide zu lachen an und umarmten sich herzlich. Draco drückte Blaise nach einem kurzen Abstecher zur Bar ebenfalls ein Glas in die Hand. Sie ließen sich in den schweren Ledersesseln vor dem Kamin nieder.

„Du siehst gut aus, Alter." Blaise nippte genüsslich an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

„Manche Dinge ändern sich halt nie." kommentierte Draco trocken.

Nur Wenige schafften es, den Mann zu erkennen, der sich hinter dieser perfekten Maske aus arroganter Kühlheit verbarg. Blaise war einer von ihnen und so entging ihm das leichte Zucken von Dracos Mundwinkeln nicht. Er wollte gerade zu einer bissigen Bemerkung ansetzen, als die Wirkung des Whiskeys einsetzte. Tränen schossen ihm in die Augen, seine Kehle brannte. Unter Dracos amüsiertem Blick musste er sein Glas abstellen und husten.

„Merlin, Draco… ist das wieder eine deiner Höllenmixturen?"

„Zabini, du bist ein Banause! Das ist der beste Whiskey, den die Muggel jemals produziert haben, nicht mal ich kriege den hin."

Blaise hustete ein letztes Mal und beäugte misstrauisch sein Glas. „Lass mich raten, das Zeug ist auch noch sauteuer dafür, dass es mir grad die Schleimhäute weggeätzt hat, oder?"

Draco schnaubte in gespielter Entrüstung. „Natürlich, was dachtest du? In deinem Glas schwimmen gerade etwa 120 Pfund, in Muggelgeld gesehen." Ungerührt nahm Draco einen Schluck.

„Also, was ist passiert, dass du mich zu so einer unzivilisierten Zeit belästigst?" wollte er schließlich wissen.

„Passiert? Oh, gar nichts. Aber wenn ich nicht ab und zu mal reinschneien würde, würde dich ewig keiner zu Gesicht kriegen." Blaise wurde unvermittelt ernst, stützte die Unterarme auf seinen Knien ab. Seine blauen Augen musterten Draco eindringlich. „Im Ernst, Draco, du könntest hier wochenlang tot rumliegen und wärst schon vertrocknet, bevor wir es überhaupt bemerken könnten."

Aus irgendeinem Grund schien dieser Gedanken sein Gegenüber zu belustigen. Denn ein abwesendes Lächeln huschte über Dracos Lippen.

„Warum schottest du dich so ab?"

„Ich habe viel Arbeit, das weißt du, Blaise." wich Draco aus.

„Arbeit ist nicht alles im Leben. Du vernachlässigst deine Freunde." Draco schwieg. Blaise wartete einige Minuten, doch Draco schien nicht gewillt, irgendeine Antwort zu geben. Er würde zu härteren Waffen greifen müssen.

„Wann hast du die Kurzbeiner das letzte Mal gesehen?"

„Weihnachten."

Blaise Augenbrauen wanderten nach oben. Draco hasste es, wenn Zabini diesen Röntgenblick auspackte.

„Du weißt aber schon, dass die Kurzbeiner nächste Woche Geburtstag haben, oder? Sonntag um genau zu sein."

Draco wurde langsam sauer. Blaise beobachtete, wie sich die Lippen seines Freundes kräuselten. Eine Eigenart die ihn immer ungut an Snape erinnerte.

„Blaise, es ist eine Sache, wenn ich deinen Geburtstag vor lauter Arbeit vergesse und ich habe mich dafür entschuldigt. Die Krümel würde ich niemals vergessen!" Dracos Stimme hatte einen ungewöhnlich ruhigen Klang angenommen und Blaise wusste, dass er sich auf gefährliches Gebiet vorwagte. Trotzdem sprach er weiter.

„Und du meinst nicht, dass die Kids ihren Paten vielleicht öfter als zweimal im Jahr sehen wollen? Du weißt ganz genau, wie sehr sie an dir hängen. Weiß der Himmel warum, aber es ist so!"

Draco warf ihm einen finsteren Blick zu und trank sein Glas in einem Zug aus. „Bist du hergekommen um mir Vorträge zu halten, Zabini?"

„Nein. Ich bin hier, weil deine Freunde dich vermissen und sich Sorgen machen, Malfoy!"

Eine Weile saßen sie einfach nur da. Die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm. Sie kannten sich schon zu lange um einander etwas vorzumachen. Blaise war der Einzige, von dem sich Draco eine solche Standpauke gefallen ließ und der danach das Zimmer lebend verlassen konnte. Und Blaise war der Einzige, der ganz genau wusste, wann Draco Schuldgefühle hatte, so wie jetzt.

„Also wirst du kommen." Blaise lehnte sich zurück. Es war keine Frage. Eine sachliche Feststellung der Tatsachen.

„Wohin?" Draco sah einen Moment so ehrlich verwirrt aus, dass Blaise schon versucht war ihm zu glauben.

„Zum Jahrgangstreffen am Samstag." sagte er daher ruhig.

„Wovon zum Henker redest du?" fauchte Draco ein bisschen zu schnell.

„Draco Lucius Malfoy!" Draco verdrehte genervt die Augen. Dieser Ton stand dem seiner Mutter in nichts nach. „Du hast die Einladung von Granger doch bekommen!"

„Granger? Ich dachte, sie wäre jetzt offiziell eine Wieselin?"

„Merlin, du bist und bleibst ein arrogantes Arschloch!"

Draco erhob sich kommentarlos und ging zur Bar um sein Glas aufzufüllen. Blaise schüttelte den Kopf, als er ihm fragend die Flasche hinhielt. Schulterzuckend goss Draco sich großzügig ein. „Die Kurzbeiner werden auch da sein." schloss Blaise an.

„Mhm, ich sehe sie doch Sonntag sowieso."

„Ich erwarte dein Erscheinen um 19.30 Uhr. Die Adresse hast du ja. Wie ich sehe, kann es dir nicht schaden mal wieder unter Leute zu kommen. Deine kommunikativen Fähigkeiten lassen einiges zu wünschen übrig." Blaise hatte genug von Dracos Laune. Mit einem letzten fragenden Blick schmiss er resigniert eine Handvoll Flohpulver in die Flammen und seufzte „Nach Hause."

Draco schaute noch lange in die erlöschenden Flammen, bevor er schließlich seinen Whiskey hinunterstürzte und zu Bett ging.

Als Blaise am nächsten Samstag um 19.30 Uhr genau im Vorgarten der Weasleys apparierte, waren die meisten seiner ehemaligen Mitschüler schon da. Gelächter und der unverkennbare Geruch von Ginnys Pasteten wehten ihm zur Begrüßung entgegen. Lächelnd trat er ein. Sofort schlug ihm lautes Stimmengewirr und das übliche Chaos dieser Treffen entgegen. Hermine hastete mit ihrem Ältesten, Brian, auf dem Arm gerade an ihm vorbei. „Hallo Blaise, komm rein, entschuldige, der Kleine ist mal wieder gefallen…" und damit war sie auch schon im Badezimmer verschwunden. Blaise grinste. Brian Weasley war der Stolz seiner beiden Onkel Fred und George. Nichts als Blödsinn im Kopf, gepaart mit dem etwas tollpatschigen Mut seines Vaters kostete der Wirbelwind seine Eltern einiges an Nerven.

„Hallo Schatz." Ein Wust roter Locken schob sich in sein Sichtfeld und er beugte sich hinunter um Ginny zu küssen. Er schmunzelte, als sich ihre Arme um seinen Nacken schlangen. Sie reichte ihm gerade mal bis zum Kinn und musste sich immer auf die Zehenspitzen stellen, wenn sie ihn küssen wollte.

Die Offenbarung ihrer Beziehung hatte vor ca. ½ Jahr ein ordentliches Durcheinander in ihrem jeweiligen Freundeskreis ausgelöst. Sein Schwager in spe – Ron – hatte ihm unter Androhung sämtlicher Unverzeihlicher klar gemacht, was er zu tun gedachte, wenn seine Schwester wegen ihm Kummer hätte.

Draco war aus allen Wolken gefallen und nannte ihn wochenlang nur noch Wiesel. Pansy dagegen zog ihn pausenlos damit auf, dass es ja dann wohl bald eine Großfamilie namens Zabini geben würde, schließlich wussten alle, wie gern Ginny Kinder hatte. Draco fand diesen Gedanken ziemlich gruselig und verbot Blaise schlichtweg sich überhaupt fortzupflanzen, mehr als einen Zabini würden seine Nerven nämlich nicht ertragen.

Der jedoch, von dem Blaise eine wirklich heftige Reaktion erwartet hatte, sagte überhaupt nichts dazu. Er erinnerte sich noch genau, wie nervös Ginny gewesen war, als Harry Potter sie beide besucht hatte. Harry hatte nur gelächelt, Ginny umarmt und zu ihm gesagt, er wisse hoffentlich was für eine Frau er da hätte.

Sonst nichts.

Kein Vorwurf an Ginny, weil sie mit dem besten Freund seines Erzrivalen liiert war, keine Eifersuchtsszenen, weil er der Neue in Ginnys Leben war. Sie hatten einen netten Abend zu Dritt verbracht und seitdem hatte er Harry nicht mehr gesehen.

Mit ihrer Verbindung ließ sich eine Annäherung der jeweiligen Freundeskreise nicht vermeiden. Blaise war noch immer erstaunt, wie problemlos die ehemals verfeindeten Häuser nun miteinander auskamen. Ginny arbeitete zusammen mit Theodore Nott im St. Mungos als Leiterin der neu eingerichteten Kinderabteilung. Theo war ihr direkter Vorgesetzter und lobte sie regelmäßig in den höchsten Tönen.

Pansy und Hermine hatten erstaunlicherweise festgestellt, dass sie neben logischen Rätseln noch etliche andere Gemeinsamkeiten hatten. Spätestens jedoch, seitdem sie ihre Zwillinge am selben Tag zur Welt gebracht hatten, sich sogar ein Zimmer im Krankenhaus teilten, verbrachten sie viel Zeit miteinander. Blaise konnte sich noch immer nur über das Organisationstalent der beiden Frauen wundern, neben ihren jeweils 3 Kindern arbeiteten beide nämlich auch noch. Pansy war Chefredakteurin beim Tagespropheten und Hermine war, welch Überraschung, mittlerweile Lehrerin in Hogwarts. Für Muggelkunde, Alte Runen, Arithmatik und noch ein halbes Dutzend Fächer. Erstaunlich war daran nur, dass ausgerechnet Severus Snape, der Prof. McGonagall mittlerweile als Direktor von Hogwarts abgelöst hatte, als erste Amtshandlung ausgerechnet Hermine nach Hogwarts zurückholte.

Ron, Vince und Greg arbeiteten genau wie er selbst im Ministerium. Zwar alle in verschiedenen Abteilungen, doch trafen sie sich mindestens einmal in der Woche mit Finnigan und Thomas zum Muggelfussball…

Millicent riss ihn aus den Gedanken, indem sie resolut Ginny beiseite schob um ihn zu umarmen. Ginny stemmte in gespielter Empörung die Hände in die Seiten, lachte aber dabei. Millicent zog Blaise schließlich bestimmt hinter sich her, um ihm ihren neuesten Verlobten, nebenbei bemerkt Nr. 24, vorstellen zu können. Er warf einen bedauernden Blick auf Ginny. Diese wurde jedoch gerade von Gregs Söhnen, Sam und Peter, mit Beschlag belegt. Blaise grinste, grüßte im Vorbeigehen seine ehemaligen Schulkameraden. Es war ein absolut typischer Abend bei Hermine und Ron. Chaos und gute Laune pur.

Durch eines der großen Fenster konnte Blaise eine Horde Kinder erkennen, darunter auch Pansys drei Töchter, die auf Besenspielen versuchten Quidditch zu spielen. Ab und zu purzelte eines der Kinder vom Besen und landete in einer der umherspringenden Hecken. Ein genialer Einfall Hermines übrigens, die die weichen Hecken so verzaubert hatte, dass sie die herunterpurzelnden Kinder auffingen und unbeschadet wieder auf den Rasen spukten.

Millicents Verlobter Graeme stellte sich als gutmütiger Kleiderschrank heraus. Blaise, selbst schon nicht klein, musste den Kopf in den Nacken legen um ihm ins Gesicht schauen zu können.

Unvermutet schlang Pansy einen Arm um seine Hüfte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Pans, du siehst…. schwanger aus!" Alle lachten und Pansy streichelte stolz über ihren riesigen Bauch. „Ja, diesmal werden es hoffentlich zwei Jungs."

„Schon wieder Zwillinge?" fragte Blaise ungläubig. Pansy wurde leicht rot um die Nase.

„Du bist zuviel bei den Weasleys!" neckte Greg und kassierte einen freundschaftlichen Schlag auf den Arm. „Blaise, Alter!" Greg ließ eine seiner riesigen Pranken auf seine Schulter sausen, er ging daraufhin leicht in die Knie. „Wo ist eigentlich Malfoy?"

Mit einem Schlag herrschte gespannte Stille. „Ich denke, er wird schon noch kommen." antwortete Blaise ruhig.

„Das will ich auch für ihn hoffen, ich kann das Geplärr von Melissa nicht mehr ertragen! Was muss sich meine Tochter auch ausgerechnet in Draco verknallen?" Vince massige Gestalt schob sich neben Greg. Sie brachen in schallendes Gelächter aus. Melissa, Vincents 6jährige Tochter hatte sich bei ihrem letzten Treffen an Weihnachten unsterblich in Draco verliebt und schmiedete schon eifrig Hochzeitspläne. Sehr zum Unmut von Meredith, Vincents Frau, übrigens, die nicht verstand, was ihre Tochter an diesem „Eisklotz auf zwei Beinen" fand.

Blaise dagegen verstand es schon. Draco konnte unglaublicherweise mit Kindern umgehen wie kein zweiter. Er war der Pate von Pansys Kindern und eigentlich schaffte er es immer innerhalb der ersten 10 Minuten das Eis zu den Kurzbeinern zu brechen. So sehr er sich Erwachsenen gegenüber reserviert verhielt, so liebevoll war er zu Kindern. Blaise grinste. Wenn Draco heute Abend erschien, würden einige seiner Schulkameraden den Eisprinzen mal von einer ganz anderen Seite erleben.

Kaum hatte Blaise seinen gut gefüllten Teller auf einem der kleinen Partytische abgestellt, als weitere Gäste eintrafen und für den ersten Skandal des Abends sorgten.

Blaise starrte Harry Potter ebenso unverhohlen an, wie die Hälfte der Anwesenden. Er hatte Harry seit jenem Abend mit Ginny nicht mehr gesehen und musste nun neidlos anerkennen, dass er wirklich gut aussah. Die langen Beine steckten in modischen Cargohosen, das grüne Shirt brachte seine Augen zum Leuchten. Die schwarzen Haare waren ein einziges Durcheinander wie eh und je, fielen ihm aber nun in längeren Strähnen ins Gesicht, verdeckten die riesige Fluchnarbe auf seiner linken Wange fast vollständig.

Hinter Harry trat sein Begleiter ein und Blaise blieb fast das Herz stehen. Während alle anderen Anwesenden sich fragten, ob Draco Malfoy tatsächlich keine Geschwister hatte, schluckte Blaise nur trocken. Erst auf den zweiten Blick konnte man erkennen, dass das Haar von Harrys Begleiter etwas dunkler war als Dracos und dass die Augen nicht eisgrau, sondern blau waren. Ein so helles Blau, das es fast schon unnatürlich wirkte. Unwillkürlich drängten sich Blaise Bilder einer Nacht vor ca. 9 Monaten auf… er war ziemlich betrunken gewesen, ziemlich allein und ziemlich…

„Ach du scheiße!" war Pansys erster Kommentar. Blaise hätte es nicht besser ausdrücken können.

„Das wird Ärger geben." stellte Vince in einem Tonfall fest, als rede er über nichts Interessanteres als das Wetter. Blaise schluckte wiederholt. Vince hatte keine Ahnung wie Recht er damit hatte. Wie zum Henker sollte er Draco erklären, dass sein One-Night-Stand aussah wie sein eineiiger Zwilling? DAS würde definitiv in mehr als einer Hinsicht Ärger geben.

„Seit wann steht Potter auf Kerle?" Millicent beäugte noch immer fassungslos die Neuankömmlinge.

„Die Frage ist doch wohl eher, seit wann steht Potter auf Draco?" brachte Pansy die Situation auf den Punkt. Pansy warf Blaise einen Blick zu, der eindeutig Katastrophenalarm bedeutete. Blaise rutschte das Herz irgendwo in die Kniegegend ab und sein Hunger war mit einemmal verschwunden. Irgendwo in seinem Hirn formulierte sich die aberwitzige Hoffnung, dass Draco vielleicht doch nicht erscheinen würde. Doch er wusste, dass diese Hoffnung vergeblich war. Dazu hatte er Dracos Schuldgefühle gegenüber seinen Patenkindern zu gut ausgespielt.

„Was meint ihr, jagt Draco gleich das Haus ins Nirgendwo oder belässt er es dabei Potter fertig zu machen?" erkundigte Greg sich in maßvollem Ton. Sie schauten sich an. „Das Haus!" stellten 5 Stimmen gleichzeitig fest.

Draco Malfoy hatte schon immer die Gabe für effektvolle Auftritte. So hätte es Blaise eigentlich nicht überraschen sollen, dass Draco genau in dem Moment eintrat, als Harry und sein Begleiter sich in der Mitte des Raumes befanden und ungefähr 20 Sekunden Stille herrschte.

Die Tür schloss sich hinter Draco und wie immer, wenn er einen Raum betrat, zog er die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Blaise wurde noch elender, denn nun war die Ähnlichkeit zwischen Potters Begleiter und Draco absolut offensichtlicher. Er sah wie Potter verdächtig blass um die Nase wurde.

Und Draco sah gut aus. Natürlich sah er gut aus, er hatte schon immer gut ausgesehen und Blaise bewunderte im Stillen mal wieder wie perfekt Dracos arrogante Maske saß. Zumal er heute auch noch beschlossen hatte auf einen seiner superschicken Anzüge zu verzichten. Selbst in verwaschenen Blue Jeans, Turnschuhen und einem Hemd, das am Kragen lässig offen stand, war er noch immer das perfekte Abbild eines reinblütigen Zauberers. Intelligent, eiskalt, arrogant und zweifellos einer der attraktivsten Männer, die die Zauberwelt derzeit zu bieten hatte!

Die unangenehme Stille wurde von einem plötzlichen Aufschrei von drei Mädchenstimmen unterbrochen, die verzückt „Onkel Draco!" schrieen und wie eine Band wildgewordener Minidrachen durch den Raum stürzten. Draco ging lächelnd in die Knie und Pansys Töchter stürzten sich kreischend in seine Arme.

Blaise wandte sich wieder Harry Potter zu. Dessen blonder Freund schaute auf und ihre Blicke begegneten sich. Nun wechselte auch Potters Freund die Farbe, wurde mit einemmal aschfahl im Gesicht und senkte schnell den Blick. ‚Verdammter Mist, verdammter Mist, verdammter… ging es Blaise durch den Kopf.

„Tut was, Jungs." presste Pansy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Würd' ich, wenn ich wüsste, was." antwortete Vince ebenso leise. Blaise spürte, wie ein hysterisches Kichern in seiner Kehle aufsteigen wollte.

Draco hob den Blick und Blaise sah an seinen Augen, dass es zu spät war. Draco richtete sich auf, die Kinder zerrten noch immer an seinen Armen. „Spielst du fliegen mit uns? Biiiiiitte!" quengelte Pansys Älteste und klammerte sich an Dracos Bein. „Klar, später, ihr Süßen, ok? Lasst mich erstmal hallo sagen." Unwillig murrend zogen die Mädchen ab.

Ginny, seine wundervolle Ginny, lenkte Draco ab, umarmte ihn etwas zu stürmisch um unauffällig zu sein, aber das war Blaise schnurzegal. Draco war viel zu gut erzogen um sich etwas anmerken zu lassen und so nahm er lächelnd Ginnys Begrüßungskuss entgegen. Millicent hatte sich als erste wieder unter Kontrolle und ging Draco ebenfalls entgegen. Pansy folgte. „Na, Potter, wollt ihr nicht mal ein bisschen frische Luft schnappen?" sagte sie im Vorbeigehen zu einem versteinerten Harry Potter. Harry nickte mechanisch, zog seinen Freund am Arm. Zügig gingen sie auf die Terrassentür zu und Blaise gestattete sich zwei Sekunden durchzuatmen.

Den Rest des Abends war er mehr oder minder damit beschäftigt Draco von Potter fernzuhalten. Bis auf eine Person, Potters Freund, oder besser gesagt, sein One-Night-Stand, dachten alle Anwesenden er wollte einfach einen Streit vermeiden, der unvermeidbar folgte, sobald diese beiden aufeinandertrafen. Hatte sich das Verhältnis aller anderen Schüler ihres Jahrganges mittlerweile entspannt, Harry und Draco in einem Raum glich einem Tanz auf einem Pulverfass! Gegen 23 Uhr war Blaise fertig mit den Nerven. Draco hatte Melissa auf dem Arm, die ihren Prinzen schläfrig anhimmelte und unterhielt sich mit Theo.

Potter und sein blonder Begleiter standen am anderen Ende des Zimmers und diskutierten mit Finnigan und Thomas, ohne Zweifel ging es um Muggelfußball. Denn Potters Freund war ein Muggel. Um genau zu sein, hieß Potters Freund Jork. Mit Vornamen. Mehr hatten sie in jener Nacht auch nicht geredet, jedenfalls nicht mit Worten… Blaise schloss kurz gequält die Augen. Das war ja mal wieder typisch. Er machte einen einzigen Fehler in seinem Leben und der holte ihn postwendend wieder ein. Merlin, er hatte nur ein einziges Mal etwas mit einem Mann gehabt! Und er war betrunken gewesen! Das Schicksal war einfach nicht fair… Ginny ließ sich auf seinem Schoß nieder und Blaise war einen Moment abgelenkt.

Am anderen Ende des Raumes beschäftigte sich eben jener Jork mit ähnlichen Gedanken. Er hatte Blaise sofort erkannt und seitdem fand er einfach keine Ruhe. Himmel, er hatte Harry betrogen und jetzt stellte sich auch noch heraus, dass es mit einem seiner Bekannten war.

Jork begann zu schwitzen. Er hatte Harry nie gebeichtet, wo er in jener Nacht wirklich gewesen war. Sie hatten sich gestritten, mal wieder, und er war abgehauen, hatte sich in seiner Stammkneipe ordentlich einen hinter die Binde gegossen, versucht seinen Ärger zu ertränken. Natürlich hatte es nicht funktioniert…

Das Ende vom Lied war, dass er eine ziemlich heiße Nacht in einem fremden Apartment verbracht hatte. Mit Blaise.

Jork wurde unruhig. Er konnte Blaise nicht einschätzen. Würde er Harry etwas erzählen, wussten es vielleicht seine Freunde schon? Irgendetwas stimmte hier eindeutig nicht. Warum sonst sollten sich einige der Anwesenden größte Mühe geben ihn und Harry von diesem anderen blonden Kerl fernzuhalten?

„Harry, kommst du mal kurz mit, bitte?" flüsterte Jork Harry ins Ohr. Dies war vielleicht nicht der richtige Ort für so ein Geständnis, aber immerhin würde Harry es dann von ihm erfahren und nicht hintenrum von seinen Freunden, Bekannten? Jork wusste nicht einmal, in welche Kategorie er diese Leute hier einordnen sollte. Sobald er Harry nach seinem Bekanntenkreis fragte, verschloss er sich. Harry redete eigentlich nie viel. Um so überraschter war er gewesen, als Harry ihm gestern mitgeteilt hatte, dass er ihn gerne mit zu einer Party nehmen würde…

Harry blinzelte überrascht, folgte seinem Freund dann aber doch in die Küche. „Was ist?" er stellte sein Glas auf der Spüle ab.

„Ich also… ich muss dir was sagen…" Jork mied seinen Blick, Indiz genug für Harry um zu wissen, dass ihn wirklich etwas ernsthaft bedrückte. „Ich also, na ja, wir, du weißt schon, die Nacht, wo ich … also…" Alarmglocken schrillten in Harrys Hinterkopf und sein Blick verschloss sich. Jork sah es nicht, da er noch immer seine Fußspitzen anstarrte.

„Ich habe Mist gebaut. Aber es hatte nichts zu bedeuten, weißt du. Es war nur eine Nummer und…" Harry atmete hörbar ein und Jork schaute ihn an. Er sah nicht so reumütig aus, wie Harry erwartet hatte.

„Wie bitte?" brachte Harry nur fassungslos heraus.

„Es war wirklich nur ein einziges Mal, Harry! Und auch nur, weil na ja, weil du… weil du noch … du brauchtest noch Zeit und ich…" Harry war zu keiner Reaktion fähig. Irgendwie konnte sein Gehirn das eben Gehörte nicht richtig verarbeiten. Hatte Jork ihm grade einen Seitensprung gebeichtet? Aber…

„Ist schon ok." hörte er sich selbst merkwürdigerweise sagen.

„WAS?" Harry zuckte zusammen. Weder er noch Jork hatten Draco im hinteren Teil der Küche bemerkt. Dieser trat nun ins Licht, seine blonden Haare schienen zu leuchten. „Himmel, Potter, das ist nicht dein Ernst!" Draco konnte einfach nicht fassen, was er da gerade gehört hatte.

„Was geht dich das an?" ließ Jork kalt vernehmen. Dracos Augen verengten sich.

„Ich kann mich nicht erinnern, mit dir gesprochen zu haben, Muggel." schnauzte Draco ihn kalt an. Jork blieb bei soviel Arroganz ein paar Sekunden die Luft weg. Draco trat neben Harry, ohne Jork aus den Augen zu lassen.

„Draco." murmelte Harry und schaute die Wand hinter ihm an.

„Draco Wer?" Dracos Blick wurde mörderisch als Jork es tatsächlich wagte diese Frage zu stellen.

„Draco Malfoy." riss er sich scheinbar jedoch zusammen, schenkte Jork ein eisiges Lächeln und hielt ihm die Hand hin. Jork tappte in die Falle und ergriff sie zögernd. „Jork Miller."

„Ich weiß, Blaise hat mir vorhin schon von dir erzählt, dein Standvermögen war wohl nicht das Beste." Dracos Lächeln blieb. Jork zog hastig seine Hand zurück.

Einige Sekunden gespannter Stille folgten, bevor sich Draco an Harry wandte. „Kommen wir noch mal zu dem zurück, was du gerade gesagt hast, Potter… Dieser nichtsnutzige Muggel dahinten beichtet dir, dass er einen anderen vögelt weil du nicht willst und du sagst ist schon ok? Was zum Henker ist los mit dir? Seit wann bist du so… so… jämmerlich?"

„Das geht dich überhaupt nichts an, Malfoy! Das ist eine Sache zwischen mir und Jork und außerdem hat er gesagt, dass es ihm leid tut…" Harrys Blick wanderte von der Wand zu seinen Schuhspitzen.

Draco hätte am liebsten gekotzt. „Soo? Tja, wenn das so ist, dann tut es mir auch leid, dass ich in der Schule deine Freunde getriezt habe. Das war ja nur weil du… du … noch Zeit brauchtest!"

„DU ELENDER KLEINER LÜGNER! HALT DEN MUND!" stieß Harry wütend aus und schaute ihn endlich an. Jaa, so kannte er Potter. Die grünen Augen funkelten vor unterdrückter Wut.

„Was ist? Wieso glaubst du mir nicht, Potter? Ich habe schließlich keinen deiner Bekannten gevögelt." Dracos Stimme wurde gefährlich leise, leider kannte Jork ihn nicht gut genug um das Warnzeichen deuten zu können.

„Was soll das ganze hier eigentlich? Harry, wer ist dieser Kerl?" Dracos Kopf schoss zu Jork herum.

„Ich habe heute meinen netten Tag, Muggel, also gebe ich dir großzügigerweise eine letzte Chance dein vorlautes Maul zu halten…"

„Was willst du tun? Mich verhexen?" Jork klang tatsächlich belustigt.

„Nein… wieso sollte ich Magie an dich verschwenden?" sagte Draco zu ruhig und zu leise. Harry schloss die Augen und Draco schlug zu.

Blaise schrak auf, als Gepolter aus der Küche zu hören war. Er stürzte gefolgt von Greg, Vince, Ginny und Pansy in die Küche. Sie drängten alle gleichzeitig durch die zu kleine Tür und brauchten einen Moment um die Szene vor sich zu verstehen.

Da stand Harry neben Draco. Draco, der die Hände noch immer wütend zu Fäusten geballt hatte und starrte Jork an. Jork, der auf den Überresten eines zerborstenen Küchentisches lag und sich wimmernd das Gesicht hielt.

Ginny drängte sich wortlos zwischen Draco und Harry hindurch, kniete sich neben Jork und untersuchte vorsichtig dessen bereits anschwellendes Gesicht. Schließlich setzte sie sich auf ihre Fersen zurück und blickte Draco sauer an. „Du hättest ihm fast die Nase gebrochen!" sagte sie vorwurfsvoll.

„Nur fast? Ich habe einen schlechten Tag, tut mir leid, das nächste Mal breche ich sie richtig!" schoss Draco zurück und verließ mit einem letzten undeutbaren Blick auf Harry eilig die Küche.

Ginny half Jork umsichtig auf die Füße, während Harry sich noch immer nicht rührte. „Was war es diesmal, Harry? Ihr seid einfach unglaublich! Man sollte doch annehmen, dass ihr inzwischen erwachsen wärt, aber nein, wo ihr in Hogwarts aufgehört habt, macht ihr nahtlos weiter!" schimpfte Ginny. Dann sah sie die Tränen in Harrys Augen und sofort taten ihr ihre Worte leid.

„Harry, ich… tut mir leid, ich wollte nicht…" nuschelte Jork etwas undeutlich neben ihr.

„Er hat dir nichts gebrochen?" fragte Harry leise.

„Nein, die Schwellung wird vielleicht ein paar Tage… HARRY!" Ginny machte erschrocken einen Satz zurück, als Harry Jork abermals zu Boden schickte. Das deutliche Knacken von Knochen war zu hören, bevor Harry auf dem Absatz herumwirbelte und aus der Küche stürmte.

„Ja, unsere Treffen werden doch nie langweilig, was?" Pansy schien aus irgendeinem Grunde äußerst zufrieden mit der Situation und drehte sich mit einem Grinsen weg, um ihre Kinder einzusammeln.

Blaise brauchte ganze 5 Wochen um Draco wieder zu Gesicht zu kriegen. Und das hatte er auch nur dem Umstand zu verdanken, dass er mal wieder unangemeldet durch den Kamin sauste. Draco hockte an seinem Schreibtisch zwischen zwei riesigen Pergamentstapeln und sah noch nicht einmal auf.

„Blaise."

„Draco."

„Was willst du? Ich muss arbeiten."

„Das sehe ich, aber er ist 1 Uhr nachts, die beste Zeit zum Plaudern."

Nun sah Draco auf und Blaise erschrak über die dunklen Ringe unter seinen Augen. Müde wischte Draco sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Blaise, ich bin wirklich nicht in der Stimmung zum Reden." sagte er matt.

„Beantworte mir nur zwei Fragen, dann lasse ich dich in Ruhe."

Dracos Gesicht sagte aus, dass er nicht die geringste Lust dazu hatte. Andererseits schien ihm die Aussicht Blaise so schnell wieder los zu werden tatsächlich verlockend.

„Und die wären?"

„Wieso hast du Potters Freund geschlagen? Wieso hat Potter seinen Freund geschlagen? Und wo zum Henker ist er?"

„Das sind drei… warte, Potter hat den Muggel geschlagen?"

Blaise ließ sich grinsend in einem der Sessel nieder. „Ja, er hat ihn gefragt, ob du ihm wirklich nichts gebrochen hast. Dann hat Ginny gesagt, nein und dann hat er zugeschlagen. Und er hat ihm die Nase gebrochen! Das gab ein so widerlich knackendes Geräusch, du weißt schon…"

Merkwürdigerweise schien Draco mit einemmal überhaupt nicht mehr müde zu sein, ein selbst für Blaise ungewohnte offenes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Dann wurde Draco unvermittelt wieder ernst. „Was meinst du mit ‚wo ist er'?"

„Wo du dich vergräbst, weiß ich, aber Potter ist seitdem genauso unauffindbar wie du für den Rest der Welt… ich …. He….?" Weiter kam Blaise nicht, weil Draco aufgesprungen war, im Vorbeilaufen nach seiner Robe griff und ohne ein Wort er Erklärung disapparierte. „Verfluchter Mist!" schimpfte Blaise ungehalten, stieg in den Kamin und rief „Pansys Haus."

Im Gegensatz zu seinen Freunden wusste Draco ganz genau, wo er Harry finden würde. Er apparierte in Vorgarten von Malfoy Manor. Hier hatte die letzte Schlacht stattgefunden. Ein Schauer überlief ihn. Zu genau erinnerte er sich an die Nacht vor 8 Jahren. Die eine alles entscheidende Nacht.

Im Schutze der Dunkelheit waren die Auroren gekommen, nachdem er ihnen gesteckt hatte, wo Voldemort sein neues Hauptquartier eingerichtet hatte. Er war mit den anderen Todessern im Kellergewölbe gewesen, hatte auf Knien Voldemorts neuesten Plänen gelauscht und gleichzeitig gebetet, dass alles nur schnell vorübergehen würde. Wenn er sterben sollte, dann wenigstens schnell.

Das Warten war das Schlimmste.

Es schien Stunden zu dauern, bis die Auroren endlich ins Kellergewölbe eindrangen und der Kampf war abscheulich.

Noch immer konnte er den Geruch nach verbranntem Haar, nach verbrannter Haut auf der Zunge schmecken, noch immer gellten in seinen Ohren die Schreie der Verfluchten.

Und noch immer konnte er Harry nicht vergessen. Ganz allein war er in das Zentralgewölbe gekommen, in welchem Voldemort, der feige Hurensohn, sich mit den treuesten seiner Helfer verschanzt hatte. Er war auch darunter. Ebenso sein Vater.

Und plötzlich stand Harry einfach da.

Flüche rauschten an ihm vorbei, beleuchteten sein Gesicht und Draco konnte denselben Wunsch darin sehen, den er hatte. Lass es nur schnell vorbei sein…

Seine Erinnerungen an den finalen Kampf waren ab diesem Moment verschwommen. Bis zuletzt hatte Draco an sich selbst gezweifelt, ob er es schaffen würde Harry beizustehen. Ob er die Kraft finden würde sich gegen diese Männer zu stellen, die er von klein auf kannte, gegen seinen eigenen Vater. Lucius war nie besonders liebevoll gewesen, doch er war der einzige Vater, den Draco hatte…

Als die ersten Flüche auf Harry zurasten, wusste Draco, dass er sich schon längst entschieden hatte. Seine Todessermaske fiel in den Staub, als er herumwirbelte und Vincents Vater mit dem Todesfluch niederstreckte.

Es ging alles viel zu schnell.

Dann war plötzlich Voldemort zwischen ihm und Harry, Harry drehte ihm den Rücken zu, verwandelte gerade McNair in einen Haufen Asche. Wie in slow motion sah Draco Voldemort den Zauberstab heben, ihn auf Harrys Rücken richten. Er sah, wie sich seine Lippen unter dem Todesfluch bewegten, ebenso den grünen Lichtblitz, der sich aus Voldemorts Zauberstab löste.

Dann fühlte er nur noch Schmerz… ein nie gekannter Schmerz der sich durch seine Brust fraß, sein Blut schien zu kochen, rauschte in seinen Ohren. Irgendwo hinter diesem Rauschen hörte er eine Stimme seinen Namen rufen und noch etwas anderes. „Draco! Nein, bitte nicht… Draco!" Harry sackte neben ihm auf die Knie, den Zauberstab fest umklammert. Tränen rannen über sein Gesicht und Draco fragte sich, wieso zum Henker Potter heulte?

Irres Gelächter rauschte in Wellen über ihn hinweg. Draco wusste, dass er sterben würde, wieso war er eigentlich noch nicht tot?

Eine Hand berührte seine Stirn, mühsam blinzelte er, Harrys grüne Augen waren dicht vor seinem Gesicht. „Halte durch, ok? Bitte, tu es für mich!" Draco brachte ein zustimmendes Krächzen heraus, wobei er sich nicht sicher war, ob er dieses Versprechen würde halten können.

Keuchend und nach Atem ringend versuchte er wenigstens auf die Knie zu kommen. Es waren noch zu viele Todesser! Selbst Potter, der Held der Nation, würde sie nicht alle töten können.

Flüche donnerten über ihn hinweg und zum ersten Mal war er Snape dankbar für den erbarmungslosen Unterricht. Draco brauchte die Flüche nicht auszusprechen. Zwei weitere Todesser starben durch seine Hand.

Er hörte Harry ein weiteres Avada Kedavra schreien. Dann schrie Voldemort. Eine hohe unmenschliche Stimme, sie schwoll zu einer Kaskade an, und Draco meinte sein Trommelfell müsste platzen. Und dann… war da sein Vater, der plötzlich hinter Harry auftauchte.

„Bitte, Vater…" er wusste, dass er diese Worte gesagt hatte, doch die Stimme schien nicht ihm zu gehören. Sein Vater schaute ihn an, den Bruchteil einer Sekunde meinte Draco Schmerz in seinen Augen zu sehen, Bedauern vielleicht?

Harry schmiss sich in der Sekunde vor ihn, als das Avada Kedavra über Lucius Lippen kam. Sie wurden beide nach hinten gerissen. Ihm blieb die Luft weg als sie auf den Boden knallten, Harry brutal gegen ihn geschleudert wurde. Draco konnte sich bewusst nicht daran erinnern den Zauberstab auf seinen Vater gerichtet zu haben. Er sah seine Hand über Harrys Kopf, während er dessen schlaffen Körper beschützend an sich zog … jemand schrie … und Lucius starb durch die Hand seines Sohnes.

So hatten die Auroren sie gefunden. Aneinandergeklammert zwischen den schwelenden Leichen der Todesser. Sie hatten überlebt. Niemand wusste wieso, doch sie hatten überlebt. Das einzige was von außen noch an das Grauen jener Nacht erinnerte, war Harrys Narbe auf der Wange und seine eigene, quer über seiner Brust.

Draco zwang sich zurück in die Gegenwart und rang die aufkommenden Tränen nieder. Mit schnellen Schritten lief er auf das mittlerweile etwas verfallen wirkende Anwesen zu.

Er fand Harry in seinem alten Zimmer, wie er erwartet hatte. Er stand am Fenster, reglos, hatte ihn ohne Zweifel über den Weg kommen sehen.

Draco trat neben ihn. Eine Zeitlang standen sie einfach nur so da. Starrten stumm in die Nacht hinaus. Einzelne Sterne funkelten am wolkenlosen Nachthimmel. Der Mond tauchte die Ländereien des riesigen Anwesens in ein diffuses Licht.

„Es tut mir leid, ich weiß, ich sollte nicht hier sein." durchbrach Harry als erster die Stille.

Draco machte ein fragendes Geräusch und beobachtete, wie sich die Baumwipfel in einer Windböe bewegten.

„Es ist dein Haus, ich sollte nicht hier sein."

„Das hier ist nicht mehr mein Haus." antwortete Draco.

Darauf wusste Harry nichts zu sagen.

„Wie lange bist du schon hier?"

„Eine Weile."

Er hörte Harry seufzen und wusste, dass es Zeit für eine Entscheidung war. Eine Entscheidung die seit 8 Jahren, seit jener Nacht, darauf wartete getroffen zu werden.

„Wieso?"

„Wieso was?"

„Wieso bist du hier? Ich meine, gerade hier, wo…"

Er sah Harry im Mondlicht leise lächeln.

„Was denkst du wohl? Du hast Jork gesehen. Was denkst du, warum ich gerade hier bin?" Etwas bewegte sich in ihm, seine Fingerspitzen begannen zu kribbeln, wie immer, wenn er nervös war.

„Du hast ihm wirklich die Nase gebrochen?"

„Ja."

„Warum?"

„Merlin, Draco, du bist wirklich neugierig heute!"

Nun war es an Draco zu grinsen. Harry wandte sich ihm zu und das Lächeln gefror auf seinen Lippen. Wie unglaublich grün diese Augen waren, selbst im Mondlicht leuchteten sie mit einer Kraft, die einem Angst machen konnte.

„Er hatte es verdient." murmelte Harry.

„Ohne Frage hat er das." Dracos Herzschlag verdoppelte sich. „Aber du wolltest ihm doch zuerst verzeihen, was hat deine Meinung geändert?"

„Er ist nicht du."

Vier kleine Worte, die wie ein Paukenschlag in tiefster Stille zwischen ihnen standen. Das Kribbeln in seinen Fingern machte ihn wahnsinnig. Er sah, wie Harrys Adamsapfel hektisch auf und ab hüpfte, als er schluckte.

„Er ist nicht du…" wisperte Harry erneut.

„Mir hättest du es verziehen?" flüsterte Draco ebenso leise.

„Ja…" Harrys Antwort war nur ein Hauch, ein warmer Atem, der über seine Wange glitt.

„Ich könnte dir so etwas niemals antun."

„Ich weiß."

Stumm schauten sie einander an. Schließlich hob Draco die Finger und berührte sacht die Narbe an Harrys Wange. „Tut sie noch weh?"

„Jeden Tag… nur… jetzt… nicht."

„Hat Snape dir gesagt… warum…." Draco ließ seine Finger wo sie waren. Harrys warmer Atem streifte seine Hand.

„Warum wir überlebt haben?" Draco nickte.

Wieder dieses leise Lächeln auf Harrys Lippen.

„Wie ich sagte, du hast Jork gesehen..."

„Ich will es versuchen…" flüsterte Draco so leise, dass er schon Zweifel hatte, dass Harry ihn verstand. Das Leuchten in Harrys Augen war Antwort genug.

Zärtlich legte er seine Lippen auf Harrys warmen Mund.

End Part I