"The Vampires Student"

Teil I : "Cirque du Freak"

Kapitel 1 : Darren Shan

Darren Shan folgte dem Vampir Larten Crepsley über das Gelände des Camps des Cirque du Freak.

Gerade war er seinem eigenen Sarg entstiegen, in dem er viele Stunden hatte ausharren müssen, bis der Vampir mit dem orangeroten Haar und der auffälligen Narbe quer im Gesicht, ihn ausgegraben und befreit hatte.

Abgesehen davon, dass seine Glieder ganz taub waren, von der langen Zeit, die er in der dunklen Enge hatte verbringen müssen, hatte auch das Betäubungsmittel, dass der Vampir ihm verabreicht hatte, noch nicht ganz nachgelassen.

Müde und verwirrt stolperte er hinter dem Vampir her.

Er hatte Angst.

Was würde jetzt aus ihm werden?

Für seine Eltern, seine Familie, seine Freunde – einschließlich seines besten Freundes Steve – galt er nun als tot.

Sie waren auf seiner Beerdigung gewesen, er hatte mit gebrochenem Genick im Garten seiner Eltern gelegen, als wäre er aus dem Fenster gestürzt.

Darren schnürte sich die Kehle zu, wenn er daran dachte, wie sein Freund Steve an seinen offenen Sarg getreten war, und stumm auf ihn herabgesehen hatte. Er wünschte, er hätte wenigstens ihm sagen können, dass er nicht tot war, sondern einen Deal mit dem Vampir geschlossen hatte.

Um Steve das Leben zu retten.

Sie erreichten ein rotes Zelt, das von innen heraus schwach durch den Schein einer Kerze erleuchtet wurde.

Der Vampir schlug die Eingangsplane beiseite, offenbar war dies sein zuhause.

Und somit ab sofort auch Darrens…

Darren folgte ihm in das Innere.

Das Innere des Zeltes war nur notdürftig von einer einzelnen Kerze erhellt.

Ein paar abgewetzter roter Ledersessel, ein fadenscheiniger Teppich und niedrige dunkle Möbel füllten das Zelt aus, die andere Hälfte war durch einen Vorhang vom Rest abgetrennt.

In einem der Sessel lag zusammengerollt eine junge Frau mit langem schwarzem Haar.

Als sich die Eingangsplane so unvermittelt aufschlug, sah sie erschrocken auf.

Sie hatte sich den seidenen Morgenrock des Vampirs als Decke übergeworfen, und als Larten Crepsley das Zelt betrat, sprang sie eilig auf.

Sie machte einen verlegenen Gesichtsausdruck, als wäre sie bei etwas ertappt worden.

Eine Röte stieg in ihr blasses Gesicht, als sie rief: "Master Crepsley! Ihr seid zurück!"

Sie freute sich sichtlich.

„Ihr ward drei Tage fort, wenn ich gewusst hätte, dass ihr heute wiederkommt… ich habe bereits euren Auftritt für heute abgesagt, ich werde Direktor Tall informieren…"

„Nicht nötig", brummte Mr Crepsley. „Ich habe schon mit dem Direktor gesprochen. Heute mache ich keine Show."

Die Frau nickte und wollte ihm aus dem Mantel helfen, da erst bemerkte sie Darren, der verlegen hinter dem Vampir im Eingang stand.

Sie runzelte die Stirn: "Keine Fans in Mr Crepsleys Zelt", fauchte sie und machte Anstalten, ihn fortzuscheuchen.

„Schon gut", sagte der Vampir. „Das ist Darren Shan."

Er packte Darren am Oberarm, und zog ihn vom Eingang fort in das Zelt hinein.

Sie legte den Kopf schief, so dass eine Strähne pechschwarzen Haares wie ein Vorhang vor ihr Gesicht fiel.

"Darren, dies ist Gillian, meine Studentin", stellte er die Frau vor.

Sie beäugte Darren, offenbar wusste sie nichts mit ihm anzufangen.

Aber das ging Darren genauso.

Er war davon ausgegangen, dass der Vampir allein lebte.

Seine Studentin?

Was sollte das denn heißen?

Mr Crepsley ging hinüber zu dem Sessel aus dunkelrotem Leder, und die Frau beeilte sich, ihm nun den Mantel abzunehmen, und über einen Haken zu hängen.

Dabei warf sie Darren missbilligende Blicke zu.

Darren sah sich um, und wusste nicht, wohin mit sich.

Der Vampir ließ sich seufzend in seinen Sessel sinken, und fuhr sich über die Augen.

„Wollt ihr etwas trinken?", fragte die Studentin sofort.

Der Vampir grunzte.

Schaudernd sah Darren zu, wie die Frau namens Gillian zu einer niedrigen Kommode ging, auf der eine Glaskaraffe mit einer roten Flüssigkeit bereit stand.

Sie befüllte ein Glas, und brachte es Mr Crepsley. „Es ist nicht mehr viel da. Ich wusste nicht, wo ihr wart, sonst hätte ich…"

Der Vampir schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.

Sie reichte ihm das Glas, und trat dann hinter den Sessel, von wo sie halb im Schatten verborgen zu Darren herüberstarrte.

Der Vampir besah die Flüssigkeit in dem Glas, rührte sie aber nicht an.

„ Gillian…", Mr Crepsley zögerte, als wäre ihm das, was er zu sagen hatte, unangenehm.

„Darren ist von nun an mein Assistent".

Gillian zuckte zusammen, was Mr Crepsley nicht hatte sehen können, da sie halb im Schatten hinter dem Sessel stand. Dennoch schloß er die Augen und holte Luft, als wappnete es sich gegen einen Ausbruch der jungen Frau.

„Assistent?"

Alle Farbe war aus ihrem ohnehin schon blassen Gesicht gewichen.

Ungläubig warf Gillian Darren einen Blick zu. „Aber Master Crepsley, Ihr habt doch mich, wozu braucht ihr einen Assistenten?"

Der Vampir schwieg und seine Studentin trat aus den Schatten hervor, so dass sie Mr Crepsley ansehen konnte.

Auf ihrer Stirn stand eine steile Falte.

„Ihr macht Witze!", keuchte sie ungläubig.

„Nein, macht er nicht", platzte Darren, dem es zuviel wurde.

Ihr Kopf flog herum, offenbar war sie überrascht darüber, dass Darren überhaupt sprechen konnte.

„In solchen Dingen pflege ich nicht zu Scherzen", sagte Mr Crepsley ernst.

"Darren wird im Circus wohnen und du wirst ihm alles beibringen, was er als mein Assistent wissen muß."

Gillian öffnete wortlos den Mund, ihre Augen hatten sich geweitet, so dass sie jetzt erschrocken und verletzlicher wirkte, als man hinter ihrer kalten Fassade vermutet hätte.

„Master Crepsley…" hob die junge Frau an, und in ihrer Stimme schwang ein leichtes Zittern mit.

Mr Crepsley schnitt ihr das Wort ab.

„Ich habe mich klar ausgedrückt, Gillian."

Zum ersten Mal sah der Vampir auf, und seine dunklen Augen durchbohrten die junge Frau streng.

Darren war, als ginge ein leichtes Zittern durch ihren schlanken Körper.

„Wenn…das…euer Wunsch ist…", sagte sie gepresst, und sah zu Boden, ihr Gesicht verborgen hinter langem schwarzem Haar.

Der Vampir sah seine Studentin an.

Dann nahm er einen Schluck aus dem Glas.

„Mr Tall ist informiert", hob er wieder an. „Darren wird sich mit Evra Von das Zelt teilen. Zeige ihm doch nun bitte seine neue Bleibe."

Gillian sah Darren mit zusammengekniffenen Augen an.

Dann drehte sie sich auf dem Absatz um, so dass ihr langes schwarzes Haar hinter ihr die Luft peitschte und rauschte hinaus.

Darren blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen.

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