Titel: Lebenslänglich – Die Rückkehr -

Autor: Eve

Rating: P 18

Beta: Lady of the Dungeon

Typ: Harry Potter Fanfiction

Pairing: Lucius Malfoy/Hermine Granger

Warnung für dieses Kapitel: Angst, Hurt

Disclaimer: Leider gehört Lucius immer noch nicht mir, obwohl ich meine Besitzansprüche schon mal anmelde, wenn JKR ihn jemals loswerden will. Alle Charaktere gehören Frau Rowling.

Die Idee zu dieser Story ist meine!

Kommentar:

Hallo,

da bin ich wieder und im Gepäck habe ich diesmal die schon lange angekündigte Fortsetzung von "Lebenslänglich".

Wer den ersten Teil noch nicht kennt, wäre ganz gut beraten, wenn er zuerst diesen lesen würde.

Ich wünsche Euch allen noch nachträglich ein frohes neues Jahr und viel Spaß mit meiner Story.

Die Geschichte ist schon fertig geschrieben und ich werde, wenn möglich jede Woche ein Kapitel hochladen.

Reviews sind natürlich sehr erwünscht. :-)

LG Eve

Prolog

3 Jahre nach den Ereignissen in Teil 1

Irgendwo in den Karpaten

~~~~~~~~~~~~LM/HG~~~~~~~~~~~

23. Dezember

Es war schon lange dunkel. Der Schnee, der in den letzten Tagen fast ununterbrochen gefallen war, bedeckte meterdick den gefrorenen Erdboden in der unzugänglichen Bergregion.

Die Bewohner des kleinen Bergdorfes hatten tagsüber alle Hände voll zu tun, wenigstens die Zugänge zu den Stallungen und den Wohnhäusern einigermaßen begehbar zu halten. Wie jedes Jahr hörte man derbe Flüche in einer kompliziert klingenden Sprache, wenn die Männer stundenlang fast unermüdlich Schnee beiseite schaufelten und so enge Gänge rund um ihre Häuser schufen, die meist nach ein paar Stunden schon wieder voller Neuschnee waren.

Binnen zwei Tagen war die annähernd einhundertköpfige Bewohnerschaft des kleinen Ortes inmitten riesiger, ebenfalls mit Schnee und eisbedeckter Berge von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Die einsame schmale Straße, die sich kurvenreich hinhab ins Tal zur nächst größeren Stadt dieser Gegend zog, war unter einer dicken Schicht Schnee verschwunden. Dies bedeutete allerdings keine große Überraschung für die so einsam lebenden Menschen. Regelmäßig, jedes Jahr wurden sie durch heftige Schneefälle für ein paar Wochen und im schlimmsten Falle ein oder zwei Monate komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Sie waren darauf vorbereitet, einige Zeit ohne den wöchentlichen Nachschub an Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs auszukommen.

Während die Erwachsenen unter der sie erdrückenden Schneelast und der damit verbundenen Mehrarbeit aufstöhnten und sich in das Unvermeidliche fügten, freuten sich die wenigen Dorfkinder über die weiße Pracht und hielten sich den ganzen Tag über, dick eingepackt in mehrere Kleiderschichten und festes Schuhwerk, draußen auf. Emsig wurde Schlitten gefahren, Iglus in den vor jedem Haus meterhoch gehäuften Schnee gebaut und nur ab und zu wärmten sie sich am heimischen Kamin wieder auf, bevor es sie wieder magnetisch hinaus zog.

Auch der fünfjährige Dragan, war mit seiner großen Schwester und den Nachbarskindern den ganzen Tag unterwegs gewesen. Jetzt hätte er eigentlich schon seit einigen Stunden tief und fest schlafen müssen. Dennoch hatte er sich, nachdem auch die Eltern in die kleine Schlafkammer neben dem Zimmer, das er sich mit seiner Schwester teilte, zurückgezogen hatten, leise heraus geschlichen. Barfuss tapste er die leicht knarrende Holztreppe herunter, zog sich mit großer Anstrengung, weil er ja so leise wie möglich sein wollte, einen Stuhl vom großen Esstisch zum Fenster und kletterte mit einer kleinen Wolldecke bewaffnet auf den Sitz. Immer wieder gähnend und die müde zufallenden Augen krampfhaft aufreißend, starrte er beharrlich auf die im Mondlicht weiß glitzernde Pracht vor dem Fenster. Natürlich hatte er keinen Sinn für die Schönheit der nächtlichen Winterlandschaft. Dragans große blaue Kinderaugen suchten immer wieder den klaren Sternenhimmel ab. Er wartete und er würde sich die ganze Nacht nicht von der Stelle bewegen, so hatte er es sich geschworen. Dieses Jahr würde er den Weihnachtsmann sehen, wenn er kam, um die Geschenke für ihn und seine Schwester Lydia zu bringen.

Die Nacht schritt voran und Dragan kuschelte sich müde auf seinem unbequemen Sitz zusammen. Fröstelnd zog er die Decke enger um sich. Er war todmüde und wollte endlich schlafen. Von dem heiß ersehnten Weihnachtsmann war immer noch nichts zu sehen. Gerade, als er wieder einen Blick aus halb geschlossenen Augen hinaus warf, wurde er schlagartig wieder wach.

Was war das? War da nicht eine Bewegung? Er drückte seine Nase an der halb zugefrorenen Scheibe platt, um etwas erkennen zu können. Da war ein Schatten. Für einen Moment dachte er, es wäre vielleicht ein Tier. Manchmal verirrten sich Wölfe oder auch ein einsamer Bär in das abgelegene Dorf und strichen auf der Suche nach Futter um die Häuser. Aber das da draußen war kein Tier. Es war viel zu groß, lief außerdem auf zwei Beinen, und bei näherem Hinsehen erkannte Dragan, dass sich dieser Schatten in einen langen schwarzen Umhang gehüllt hatte, der sich im nächtlichen Wind leicht aufbauschte. So sah aber der Weihnachtsmann nicht aus, überlegte der Kleine, während er die Scheibe, die immer wieder von seinem Atem beschlug, ungeduldig wieder blank rieb. Er wollte schließlich genau sehen, was die Gestalt da draußen trieb.

Erstaunt sah Dragan zu, wie der Unbekannte den Arm hob. In seiner Hand befand sich ein kurzes beigefarbenes Stöckchen, welches er ein wenig herum schwenkte. Plötzlich wirbelte der Schnee in feinen weiß leuchtenden Spiralen auf. Vor der Gestalt bildete sich wie von Geisterhand eine schmale Gasse, ohne dass sie sich im mindesten bewegt hätte. Der dunkle Schatten bewegte sich mit weit ausgreifenden Schritten durch diesen eben geschaffenen Durchgang und gelangte zum rückwärtigen Teil des Nachbarhauses. Dragan verrenkte sich fast den Hals, um ja mitzubekommen, was weiter geschah. Gebannt starrte er auf den Schatten, bis dieser um die Ecke des Hauses glitt und somit aus dem Sichtfeld des Kindes verschwand. Dem kleinen Jungen blieb allerdings keine Zeit, sich über diese seltsamen Dinge, die er eben beobachten konnte, zu wundern. Ein grell auflodernder Feuerschein erhellte die Dunkelheit und ließ ihn auffahren. Er sah von seinem erhöhten Fensterplatz aus das unheilvolle und gespenstische Flackern eines Feuers, welches in bedrohlich aussehenden Flammen aus dem Dach des Nachbarhauses schlug.

Und als ob dies eine Art Zeichen war, brach nun die Hölle los. Dragan hörte von überall her plötzlich schrille verzweifelt klingende Schreie. Dazwischen konnte er eine herrische Männerstimme vernehmen, die in unbekannter Sprache anscheinend Befehle brüllte.

Schon lange saß er nicht mehr auf seinem Stuhl. Starr und zu keiner Reaktion fähig, stand er barfuss auf dem kalten Steinboden des elterlichen Wohnzimmers und betrachtete still und mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen das Chaos, welches sich draußen abspielte. Erst die schwere, schwielige Hand seines Vaters, die sich auf seine Schulter legte, brachte ihn wieder zur Besinnung. Vor Entsetzen, welches ihn wie eine heiße Welle überrollte, begann er zu weinen. Fest klammerte er sich mit beiden Händen an den Beinen seines Vaters fest.

Der große schwarzhaarige Mann hatte aber keine Zeit, seinen Jungen zu trösten. Im Gegensatz zu dem Kind ahnte der Mann, dass da draußen Unheil über die Bewohner des Dorfes hereingebrochen war. Sicherheit für seine Familie war jetzt das oberste Gebot. Entschlossen löste er die kleinen Kinderhände von seinen Beinen und schob den Jungen vor sich her zu Schwester und Mutter, die sich ebenfalls im Erdgeschoß des Hauses eingefunden hatten.

„Geht, versteckt euch im Stall", befahl er ihnen mit harter Stimme, während er die dicken Jacken von der Garderobe riss und sie seiner Frau zuwarf. Die Mutter nahm ihren Jüngsten auf den Arm und zog ihre zwölfjährige Tochter durch die Hintertür in Richtung Stall.

Eine schwarz vermummte Gestalt vertrat den drei Flüchtenden plötzlich den Weg und richtete drohend einen Holzstab auf sie. „Wohin so eilig?", ertönte eine fast freundliche, fremdländisch klingende Stimme. Dragan, der sein Gesicht an der Schulter seiner Mutter geborgen hatte, sah auf und starrte in ein totenkopfähnliches, silbrig leuchtendes Antlitz. Dieser grausige Anblick ließ ihn ebenso aufschreien wie seine Mutter und seine ältere Schwester. Die Frau ließ den Jungen von ihren Armen gleiten und schob ihn hinter sich.

„Nehmen Sie mich und lassen Sie meine Kinder gehen", flehte sie den so bedrohlich wirkenden Mann verzweifelt an. Ihre Blicke wanderten unstet zwischen dem Stab, den der Fremde auf sie gerichtet hatte und dem entsetzlichen Anblick, den sein Gesicht bot, hin und her.

„Warum sollte ich die Kinder gehen lassen, wenn ich euch alle drei bekommen kann?", fragte der Mann und trat einen Schritt näher.

„Ich werde alles tun...", wimmerte Dragans Mutter und versuchte die beiden Kinder hinter sich zurückzudrängen.

„Zweifellos wirst du das, Frau", kam es bestätigend zurück. „Ich überlege nur gerade, welche von euch beiden ich mir zuerst vornehme." Es war klar, was er damit meinte und die Frau schrie gepeinigt auf und warf sich in schierer Verzweiflung mit einer plötzlichen Bewegung auf den sie bedrohenden Fremden. Dieser war jedoch wachsam und erstickte den Verzweiflungsakt der Frau im Keim.

„Stupor!"

Die Frau wurde wie eine federleichte Puppe meterweit durch die Luft geschleudert und schlug mit einem hässlichen, platschenden Geräusch in einer Schneewehe nahe am Stall auf. Dort blieb sie mit seltsam verdrehten Gliedmaßen liegen.

„Siehst du, wenn du dich jetzt nicht gewehrt hättest, hätte ich euch einen leichten Tod verschafft, so aber...." Der Mann drehte sich um und richtete seinen Stab auf die vor Angst und Entsetzen starr dastehenden Kinder.

„Sectumsempra!"

Lydia hatte gerade noch Zeit Dragan beiseite zu stoßen, da traf sie zischend der Fluch. Laut schreiend vor Schmerzen und blutüberströmt brach sie zusammen. Augenblicklich verfärbte sich der weiße Schnee um sie herum tiefrot.

„Bitte nicht! Oh, mein Gott!" Dieser Schrei ertönte vom Haus her, welches nun, ebenso wie fast alle Häuser des Ortes, zu brennen anfing. Aus der Hintertür stolperte - ebenfalls blutüberströmt - Dragans Vater und eilte auf seine verletzte Tochter zu. Bei ihr angekommen, fiel er auf die Knie und riss das vor Schmerzen wimmernde Kind in die Arme.

„Es sind doch noch Kinder. Verschont sie!" bat er den mitleidlosen Mann, der die Szene anscheinend ungerührt beobachtete.

„Dies ist wertloses Muggelgesocks", erwiderte der Fremde abfällig. „Ihr seid unwert und verdient den Tod." Fast lässig erhob er den Arm, richtete seinen Stab auf Vater und Tochter und sprach: „Avada Kedavra!"

Zitternd und stumm vor Angst sah Dragan, wie seine Schwester und sein Vater in grünes Licht gehüllt wurden und dann einfach haltlos, unendlich langsam zur Seite kippten. Er konnte nicht weglaufen, nicht weinen und auch nicht schreien. Geschockt sah er zu, wie seine Familie auf grauenvolle Weise starb.

Fast teilnahmslos und starr verfolgten große blaue Kinderaugen, wie der Mann mit dem hässlichen Totenkopfgesicht durch den Schnee stapfte und sich an seiner halbbewusstlosen Mutter verging.

Nachdem er den Reißverschluss seiner Hose wieder geschlossen hatte, richtete er sich hoch auf, deutete mit dem hellen Stab auf die Mutter und tötete auch sie lautlos mit diesem seltsamen grünen Licht.

Wie gelähmt stand Dragan da, als die schwarze Schreckensgestalt zurück kam und sich drohend, ihn weit überragend, vor ihm aufbaute. Der Junge konnte noch nicht einmal den Kopf abwenden oder die Augen schließen. Er starrte einfach nur in dieses furcht einflössende, entsetzliche Gesicht, das eigentlich keins war, und spontan entleerte sich seine Blase vor schierem Entsetzen und Angst vor dem unvermeidlichen grünen Licht, welches wohl jetzt ihn treffen sollte. Jeden Moment würde auch er sterben. Wie durch einen Nebel sah Dragan, wie der Fremde seinen Stab hob. Er hörte den Mann grausam laut auflachen, seine Beine gaben nach und er plumpste unsanft auf den rot gefärbten Schnee.

„Halt!", schrie eine Stimme und ein weiterer Mann, der genauso aussah, wie der Mörder von Dragans Familie, kam schnell näher. Er drückte den Stab des anderen nachdrücklich nach unten. „Wir brauchen noch einen Zeugen, der berichten kann. Dummerweise haben die anderen im Blutrausch schon alle Dorfbewohner getötet. Er ist der letzte Lebende hier. Lass ihn und komm, wir müssen noch das Zeichen beschwören." Der Mann drehte sich um und ging wieder, ohne ein weiteres Wort oder auch nur ein Blick auf das verängstigte Kind zu seinen Füßen zu richten.

Der zurück gebliebene Fremde kniete sich jetzt vor den Jungen und strich ihm fast zärtlich mit dem Holzstab über die blasse, kalte Wange. „Heute ist dein Glückstag, Kleiner. Öffne deine Augen und schau in den Himmel", riet er dem Jungen, während er wieder aufstand und sich anschickte, den Jungen mit seiner toten Familie allein zu lassen. Nach ein paar Schritten, drehte er sich jedoch noch einmal um.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte er das immer noch stumm und unbeweglich dasitzende Kind.

„Dragan", kam es dünn aus dem Kindermund.

„Dragan?", fragte der Mann und begann schallend zu lachen. „Schöner Name!", gluckste er, bevor er um die Hausecke verschwand.

Der Junge wartete noch einige Minuten, ob der Mann zurückkehren würde. Doch er kam nicht wieder. So robbte er, unfähig seine Beine zu gebrauchen, zu den toten Körpern seines Vaters und seiner Schwester und blieb dort sitzen. Der grelle Schein des brennenden Hauses, der unheimliche Schatten auf den blutgetränkten Schnee und die Leichen warf, das laute Tosen der alles verzehrenden Flammen und das damit verbundene ohrenbetäubende Krachen des hölzernen Gebälks, schufen einewahrhaft grausige Szene.

Dragans verletzte kleine kleine Seele verkroch sich zutiefst entsetzt im tiefsten Inneren seines Ichs und hinterließ nichts als eine leere Hülle.

Obwohl der Junge instinktiv die Nähe zu seiner Familie gesucht hatte, sah er die schnell erkaltenden Leichen neben sich nicht an. Sein Blick richtete sich wie befohlen gen Himmel, auf die glitzernden Sterne. Plötzlich sah er das Zeichen.

Silberner Rauch stieg auf und bedeckte den größten Teil des von ihm einsehbaren Himmels. Die Schwaden formten sich und bald schon konnte das Kind einen riesigen Totenkopf erkennen, aus dessen Maul sich eine hässliche bleiche Schlange wand.

Der Junge sah solange in den Himmel, bis die Konturen des Totenkopfes im stetigen Wind langsam verblassten. Er zog seine Knie nah an den Körper und umschlang die kalten Beine mit einem Arm. Mit dem Finger der anderen Hand zeichnete er das eben Gesehene in nicht endend wollenden Figuren in den blutig roten Schnee neben sich.

Tbc.