Anmerkung der Autorin:

Und hier ist meine 2. FF! Für all diejenigen, deren Geschmack ich mit meiner vorigen Story „Unvergängliche Liebe" nicht getroffen habe, hier geht's auf jeden Fall verwirrender und spannender zu! ;-) Und für die anderen, die schon sehnlichst darauf gewartet haben, bleibt mir weiterhin treu!!!


Prolog

Der Ork rannte um sein Leben.

Sein Blick war hoffnungsvoll auf den nahe gelegenen Waldrand gerichtet. In seiner Eile stolperte er fast über seine eigenen Füße und gehetzt schaute er immer wieder hinter sich.

Inzwischen hatten seine hartnäckigen Verfolger, eine ganze Horde Orks, beträchtlich aufgeholt!

Ich muss den Wald erreichen! Dort hab ich eher eine Chance mich zu verstecken, dachte sich der Gejagte.

Es war schon ein seltsamer Anblick.

Ein Ork, der von seinen eigenen Artgenossen verfolgt wird. Obwohl dies ja nicht gerade selten vorkam.

Doch in diesem Fall waren sie schwer bewaffnet und das gab einen triftigen Grund zum Nachdenken. Denn sie würden sich nie die Mühe machen, einem Einzelnen, der anscheinend nichts Wertvolles bei sich trug, mit einer ganzen Kompanie hinterher zu jagen...

ooo

Im allerletzten Moment rettete sich der Ork in dichtes Buschwerk und kletterte, nicht gerade elegant, an einem Baum hinauf.

Aber wenn man in Betracht zog, dass diese Kreaturen eigentlich überhaupt keine begnadeten Kletterer waren, erstaunte das einen umso mehr.

Die Verfolger blieben abrupt stehen und beäugten den Wald misstrauisch. Sie spürten die Anwesenheit anderer Wesen.

Plötzlich erstrahlte der von bunt schillerndem Laub überzogene Boden und ein Gefühl von Wärme und unglaublicher Macht breitete sich rasend schnell aus!

Den Orks waren diese Umstände durchaus bekannt. Es konnte sich nur um ihre Erzfeinde handeln, die Elben!

Auf einmal brachen ängstliches Quieken und das Klirren von Schwertern die bisher herrschende unheimliche Stille.

„Ruhe", brüllte der Anführer, eine besonders große, hässliche und brutale Kreatur.

Auf einen Schlag verstummten alle, aber die nervösen Blicke spiegelten die Furcht seiner Krieger wider.

Im nächsten Moment vernahmen sie ein bedrohliches Surren und kurz darauf brachen einige Orks, von Pfeilen tödlich getroffen, zusammen!

„Formation, Formation", schrie der Anführer wütend. Doch nach einer weiteren Attacke war niemand mehr übrig, der seinen Befehl hätte ausführen können. Kurz darauf wurde auch sein eigenes Leben durch einen einzigen gut gezielten Pfeil ausgelöscht...

ooo

Der Ork hatte das ganze Geschehen von seinem sicheren Versteck mit angesehen.

Voller Bewunderung blickte er nun auf die gut zehn Elben hinunter, die zwischen den Bäumen hervor getreten waren, um ihr Werk zu begutachten. Aber in ihren Augen leuchtete kein Stolz oder gar Freude auf, denn von Gewalt hielten sie nicht viel. Sie wendeten diese nur im Notfall an.

Der Gejagte betrachtete seine einstigen Verfolger, die nun blutüberströmt auf welkem Gras lagen und ihn überkam ein wohliger Schauer. Soweit er zurück denken konnte, hatte der Kampf auf Leben und Tod ihn ständig begleitet.

Er weidete sich immer noch an dem Anblick seiner toten Artgenossen, nicht ahnend, dass er keinesfalls unbemerkt geblieben war.

Plötzlich ergriffen ihn zwei Paar schlanke Hände und zogen ihn vom Baum runter! „Nein! Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet", schrie der Ork aus vollem Halse, mit dem sicheren Gefühl, dass es ihm nicht besser ergehen würde, wie den anderen.

Als hätten die beiden Elben seine Gedanken gelesen, flüsterte einer mit erstaunlich kalter Stimme: „Glaub ja nicht, dass wir das getan haben, um dich zu retten! Sie stellten einzig und allein für uns eine Gefahr dar, sonst hätten wir dich einfach deinem Schicksal überlassen."

Der Ork schluckte hörbar und schielte aus seinen gelben, fahlen Augen nach dem Sprecher, doch dieser fügte mit weiterhin kühler Stimme und leisem, bedrohlichem Unterton hinzu:

„Aber du könntest uns noch von Nutzen sein..." und bevor der ehemals Gejagte zu einer Frage ansetzen konnte, wurden ihm die Augen und der Mund verbunden. Im nächsten Moment stieß man ihn grob vorwärts und führte ihn immer tiefer in den Wald.

ooo

Nach geraumer Zeit erreichten sie eine Lichtung und dem Ork wurden die Binden abgenommen. Aber zur Sicherheit fesselte man ihm zuvor die Hände und unmittelbar hinter ihm stand ein Wächter.

Als er schließlich die Augen öffnete, sah er in ein ernstes, kantiges Gesicht, das von dunklem langem Haar eingerahmt wurde. Doch am Auffälligsten war der kalte, berechnende Blick, mit dem er regelrecht durchbohrt wurde.

An der darauf folgenden Frage erkannte er die Stimme, die ihn vorher schon angesprochen hatte: „Woher kommst du?"

„Aus... aus Utumno", antwortete der Ork stockend. Sein Gegenüber warf jemandem, den er nicht sehen konnte, einen bedeutenden Blick zu und sagte dann: „Vor ungefähr fünf Jahren sind dort einige Elben eingetroffen." Es war eine Feststellung, keine Frage.

Bevor der ehemals Gejagte jedoch irgendwie reagieren konnte, erschienen ihm die Bilder eines Traumes vor seinem inneren Auge. Ohne es selbst zu bemerken, fing er an zu erzählen...

TBC...