Disclaimer:

Sobald ich die Rechte für Harry Potter habe, lasse ich es euch wissen. Versprochen.

Diese Geschichte knüpft an den siebten Band an. Um die Spannung zu erhalten, habe ich ein paar Dinge leicht verändert. Ja, JKs Buch schamlos verzerrt. Die Gefangenschaft des Goldenen Trios (im März 1998) in Malfoy Manor hat ein paar Stunden länger gedauert als im Buch. Mit anderen Konsequenzen. Harry hat sich nicht selbst geopfert, er hat die Erinnerung von Snape nicht rechtzeitig bekommen.

Die Kapitel werden länger sein, Snape wird dunkler sein als in meiner anderen Geschichte und es gibt einen tragischeren Plot. Wer das Pairing SS/HG nicht mag, sollte jetzt aufhören zu lesen. Ich weigere mich zu glauben, daß die beiden sich schon in Hogwarts schöne Augen gemacht haben, also setzt die Geschichte praktisch bei Null an. Nun, nicht bei Null, sondern eher im Minusbereich.

Updates wird es alle ein bis zwei Wochen geben.

So, nun viel Spaß.


"Und ich warte hier; auf das Glück und den gestrigen Tag..."

(Element of Crime)


Niemand, nicht einmal Snape konnte so gut schauspielern, hatte Harry einst gesagt. Und Hermine gab ihm recht.

Den Haß, die Gier, die Wollust, die sie damals in seinen Augen gesehen hatte als er sein widerliches Geschlecht in sie gerammt hatte, konnten nur echt gewesen sein.

Allesamt Todsünden, und doch war Severus Snape nicht tot. Hermine bedauerte das aufrichtig. Tonks, Remus, Fred, Colin... sie waren nicht zu retten gewesen, aber der ewig zähe Slytherin, ja der hatte es geschafft.

Und sie verachtete ihn dafür.

Hermine wußte, daß sie ihm niemals vergeben würde, für das was er ihr angetan hatte. Und wenn er schon für den Orden gekämpft hatte, er war doch ein Feigling, dem die Rettung seiner eigenen Haut wichtiger gewesen war als alles andere. So jedenfalls sah sie es.

Doch Harry, Meister des Schwarzweißdenkens, hatte ihm vergeben, als Snape für das Ministerium eine rührende Geschichte gesponnen hatte, in der Harrys Mutter vorkam. Hermine traute es dem Slytherin zu, alles erfunden zu haben, um Harry Potter für sich aussagen zu lassen. Um wieder einmal einer Haftstrafe in Askaban zu entgehen.

Ja, das hatte er geschafft. Snape war frei und Harry war verschwunden. Voldemort und er hatten sich duelliert, und mit einem lächerlichen Expelliarmus hatte Harry es doch tatsächlich geschafft, ihn zu töten. Kurz nach der Gerichtsverhandlung Zaubererwelt gegen Snape jedoch war er spurlos verschwunden und Hermine wußte, daß Harry sich gut verstecken konnte wenn er es wollte. Warum er das getan hatte, war ihr jedoch ein Rätsel.

Und ihre Eltern waren tot. Dr. Jane Granger und Dr. Alexander Granger hatten Voldemort nach ihrem Ableben treu gedient. Als Inferi. Der Gedanke machte Hermine wahnsinnig vor Angst und Trauer und Schmerz und Schuld und Wut.

Ja, sie hatte sich von ihren Eltern entfremdet in den letzten Jahren. Und jedes Mal, wenn sie sie besucht hatte, knüpften diese dort an, wo sie ein Jahr zuvor aufgehört hatten. Hermine hatte sich in ihrem Beisein um die Zeit amputiert gefühlt, die für sie am wichtigsten geworden war.

Aber das war jetzt nicht mehr wichtig.

Snape war anwesend gewesen, als ihre Eltern getötet wurden. Vielleicht hatte er es sogar selbst getan. Auch Professor Burbage, ihre Lieblingslehrerin war tot. Der "Ex"-Todesser hatte es auch hier versäumt zu helfen.

Hermine hatte sich geweigert die Erinnerungen anzusehen, die ihm zur Freiheit verholfen haben. Sie hatte sich auch geweigert, ihn vor Gericht zu entlasten.

Sie haßte ihn für so viele Dinge. Dafür, daß er nur versucht hatte, Lily Potter zu retten (das hatte sie im Tagespropheten gelesen und diesem zur Abwechslung mal Glauben geschenkt). Und sie haßte ihn, weil er frei von allem war, und sie war es nicht.

Am meisten haßte sie ihn, weil sie absolut unfähig war, sein Kind zu lieben, welches genau in diesem Augenblick schrie. Lauthals und mit kleinen Atempausen, die sie fast noch rasender machten als das Gebrüll selbst. Es ging ihr durch Mark und Bein und nicht das erste Mal verspürte sie den Wunsch ihn einfach nur zu schütteln und ihn anzuschreien. Dir fehlt nichts! Hör endlich auf! Sie hatte ihn Iacobus Alexander genannt, nach ihrem Großvater und ihrem Vater.

'Sie stillen nicht?' hatte die Ministeriumshebamme gefragt. 'Wissen Sie denn nicht, daß das Kind die Magie schon mit der Muttermilch aufsaugt?' Da konnte es wohl kaum einen Kausalzusammenhang geben, denn Hermine war auch nicht gestillt worden und ihre Mutter war ein Muggel.

Gewesen.

Die Hebamme hatte nur abfällig geschnauft. Sie hatte wohl nicht gewußt, was ein Kausalzusammenhang war. Und den wahren Grund für ihre Entscheidung würde sie niemals, niemals preisgeben. Sie brachte es nicht über sich, dieses Kind näher an sich heranzulassen als unbedingt notwendig war. In die anklagenden Augen zu schauen die so schwarz waren wie die seines Erzeugers.

Es war erst sieben Uhr abends, doch Hermine war jetzt schon todmüde. Kein Wunder, dieses Kind ließ einen nicht schlafen. Jack, wie sie ihn nannte, schlief etwa zwanzig Minuten am Stück und schrie dann wieder. Für mehrere Stunden. Es war dunkel, so dunkel wie Snapes Seele bei Nacht in der kleinen Wohnung im Herzen von Shepherds Bush, London, obwohl es ein warmer Juniabend war. Und es zog, zu allen Jahreszeiten. Das Mobiliar war einfach, doch geschmackvoll. Und eigentlich war die Wohnung in keinem schlechten Viertel, ihre Eltern hätten das niemals gutgeheißen.

Eine kleine, farblose Eule klatschte gegen das Fenster. Seufzend gewährte Hermine ihr Einlaß, fummelte an ihrem Bein herum um an den Brief zu gelangen, verhedderte die Fäden und hätte ihr fast das Bein abgerissen, so nervös war sie.

Himmel, es gab Telefon und Email und die Post, aber die Zaubererwelt fand diese Methode praktischer. Hermine tippte mit dem Zauberstab auf den Brief bevor sie ihn öffnete. Er war unzerstörbar und würde sich nach einer "Schonfrist" von fünf Minuten selbst öffnen. Ergo, es handelte sich um eine Ladung.

Sie legte das schreiende Kind in sein Bettchen. Es gab nichts zu schreien, er war satt, sauber und von pädagogisch wertvollen Beißringen und Rasseln umgeben.


Sehr geehrte Miss Granger,

gemäß §17 ZBGIII, Abs.6-9 sind Sie dazu verpflichtet, dem Kindesvater Severus Snape ein Umgangsrecht von 96 Stunden pro Monat mit dem Mündel Iacobus Alexander Granger, zu gewähren. Wir bitten Sie, sich am 06.06.1999 um 8 Uhr im Ministerium, Abteilung für Arbeit, Soziales und Familie im elften Stock, Zi 11.098, einzufinden. Kommen Sie dieser Aufforderung nicht nach, wird unverzüglich ein Strafverfahren gegen Sie eingeleitet.

Mit freundlichen Grüßen,

Henry Hengst


Morgen. Das war morgen früh. In etwa dreizehn Stunden würde sie in das verdammte Adlergesicht von Severus Snape schauen müssen. Das erste Mal seit er sie... Sie schüttelte die grausame Erinnerung ab, hob das Kind wieder aus seinem Bett und fühlte zum ersten Mal so etwas wie einen Beschützerinstinkt. Der war jedoch sofort verflogen, als die schwarzen Kinderaugen die Erinnerung an seine Empfängnis wieder auffrischten. Sie haßte sich dafür. Und sie haßte ihn dafür.

Sie würde Widerspruch einlegen. Das Ministerium konnte nicht so grausam sein und einen Umgang erzwingen. Nun, sie konnten grausam genug sein, um Kindern die Hände aufzuschlitzen, die Rückkehr Voldemorts zu verleugnen und sich dann fast offen dem Schlangengesicht anschließen.

War Snape vielleicht hinter dieser Ladung? Wenn ja, würde sie sich an ihm rächen. Wenn nein, ließ sich vielleicht alles noch abwenden.

'Komm,' flüsterte sie sanft in das sechs Monate alte Ohr. Als sie in ihrem Vorgarten stand, in dem es eigentlich nur Gestrüpp gab, vergewisserte sie sich, daß niemand sie sehen konnte und apparierte direkt auf das kleine Quidditchfeld vor dem Fuchsbau.

Etwas zögerlich lief sie zu dem Haus, welches jedem Statiker einen Herzinfarkt beschert hätte, und klopfte.

'Wer ist da?'

'Hermine,' sagte sie fest. Bloß jetzt nicht schwächeln.

Molly hatte wohl entschieden, sich die Sicherheitsfrage zu sparen und öffnete sofort. Nur Ginny und Percy saßen in der Küche. Es gab wohl gerade Nachtisch. Molly hatte seit Freds Tod um einiges an Gewicht zugelegt. Unter ihren Augen waren dunkle Schatten und ein paar graue Strähnen, die so gar nicht zu dem feuerroten Haar paßten, waren sichtbar.

Ginny sah... gebrochen aus. Harrys Verschwinden mußte ihr hart zusetzen. Um Percy schien es auch nicht besser bestellt zu sein. Alle drei sahen verquollen aus.

'Setz dich doch,' sagte Molly und lächelte. In ihren Augen stand Mitleid und Hermine hatte plötzlich das Bedürfnis, ihr weinend in die Arme zu fallen. Nein, für so etwas war jetzt keine Zeit.

Sie biß sich stattdessen tapfer auf die Unterlippe und blinzelte ihre Tränen weg.

'Ron hilft George im Laden aus,' informierte Molly.

Ron. Sie war nicht seinetwegen hier, wollte nicht über ihn reden. Molly bedauerte die Tatsache, daß die beiden kein Paar mehr waren aufrichtig. Hermine tat das auch.

Als er herausfand, daß sie schwanger war und wie genau das geschehen war, hatte er sie noch gefragt, ob er sich Snape 'vorknöpfen' sollte. Nein, sie wollte nicht, daß Ron wegen ihr In Askaban landete. Zu dem Zeitpunkt hatte sie außerdem noch gehofft, daß Snape verurteilt würde.

Sie hatte sich getrennt. Und die Erleichterung, die er nicht verbergen konnte, hatte sie vollends darin bestätigt, richtig gehandelt zu haben.

'Kannst du ihn mir abnehmen?' fragte Hermine Molly leise. 'Ich habe... schlechte Nachrichten bekommen und muß etwas regeln.'

'Natürlich. Geht es um Harry? Hast du von ihm gehört?'

Hermine schüttelte ihren Lockenkopf. Nein. 'Ist Mr Weasley da?'

Molly nickte. 'Arthur ist oben.' Sie streckte die Hände nach Jack aus und bewunderte das kleine Gesicht, das zur Abwechslung mal ruhig war.

Ginny stürzte auf ihr Zimmer.

Die Abwesenheit der magischen Uhr fiel Hermine sofort auf. Sie hatte sie immer besonders gemocht. Als sie am Spiegel vorbeiging, der noch nie ein gutes Wort für sie übrig gehabt hatte, wurde sie höflich auf ihre Augenringe aufmerksam gemacht.

Sie stieg die Treppe hinauf und wußte sofort in welchem Zimmer sie war. Nämlich dem, aus dem der neue Fernseher der Weasleys schallte. Überlaut.

'Wohnst du noch, oder lebst du schon?' fragte der Fernseher und Mr Weasley sah aus, als wolle er antworten.

Vor einigen Monaten noch hätte Hermine sich prächtig amüsiert bei der Vorstellung, wie Arthur Weasley beim Zusammenbau des Kleiderschrankes Aspelund oder Jörn, oder wie immer sie hießen, seine Nerven verlor.

Nun fragte sie sich, ob er der richtige war um ihr zu helfen.

Zwölf Stunden.

Mr Weasley schaltete den Fernseher aus. Die Fernbedienung, auf die Arthur sehr stolz zu sein schien, rief bei ihm sichtlich Faszination und Begeisterung hervor.

Dann wurde er ernst.

Hermine reichte ihm wortlos die Ladung und Arthur holte seine Lesebrille aus seiner Tasche. Er las noch einmal, rieb sein Kinn, brummte etwas resigniert.

'Ich kann dich zur Ministeriumsbibliothek begleiten, man hat mir die Schlüssel anvertraut, aber... mach dir keine großen Hoffnungen.'

Hermine hatte sich von diesem Satz noch nie einschüchtern lassen.

o o o o o O O o o o o o

Die Bibliothek war ein Ort, an dem sich Hermine sofort wohlfühlte. Tausende von verstaubten Büchern ragten bis an die Wände, verbogen die Regale. Und es gab Leitern. Ein großes Schild war an der Eingangstheke angebracht worden:


Liebe Hexen und Zauberer,

aufgrund eines häßlichen Vorfalls im vergangenen Jahr, bitten wir darum, Aufrufezauber nur in Notfällen zu benutzen und den Literaturwunsch zu spezifizieren. Vielen Dank,

Die Bibliotheksdirektion


Ja, Hermine wußte um den tragischen Tod des Zauberers Titus Taylor. Er hatte es doch tatsächlich fertiggebracht, nach einem Accio Steuerliteratur von über dreihundert Büchern erschlagen zu werden. Nicht zu vergessen, daß der Unglückliche zu dem Zeitpunkt einhundertachtzig Jahre alt war und an Altersschwäche und Magiefluktuationen gelitten hatte.

'Accio ZGBIII Band 1 und 2. Accio ZBGIII Ausnahmeregelungen.' Drei Wälzer, von etwa dreitausend Seiten pro Werk, kamen auf sie zugeflogen. Als Mr Weasley sah, daß Hermine tatsächlich vorhatte, diese durchzuarbeiten, fragte er sie, ob sie vielleicht einen Kaffee haben wollte.

'Ich habe mich persönlich für die Einsetzung eines Muggel-Kaffeeautomaten eingesetzt!' sagte er stolz. Tolle Leistung, dachte Hermine. Wann war sie so sarkastisch geworden? Arthur strahlte so.

'Ja bitte,' sagte sie höflich und wandte sich wieder den Gesetzesbüchern zu.

Neun Stunden, und genauso viele Kaffeebecher später mußte sie Arthur recht geben.

Es war hoffnungslos.


Und? Super, ganz daneben oder irgendwo dazwischen? Ich hätte gern etwas Feedback, denn dann wird dies das erste Kapitel meiner neuen Geschichte. Macht euch mal ran, liebe Fanfictionler (Fanficer klingt irgendwie zweideutig).

Der Spruch im Summary ist von Tony Soprano und paßt, wie ich finde sehr gut in diese Geschichte.