Ein sinnliches Lächeln spielte um ihre Lippen als sie das Büro betrat in dem die übliche Hektik herrschte. Sie war glücklich und egal welchen Monstern oder Bestien sie heute hinterher jagen würden, nichts und niemand konnte ihr die gute Laune verderben. Er liebte sie und das war alles was für sie zählte und wichtig war.
Ihre Augen wanderten suchend über den Raum und entdeckten ihn sofort. Sex. Er strahlte puren Sex aus und am liebsten hätte sie sich sofort auf ihn gestürzt und ihm vor versammelte Mannschaft die Kleidung vom Leib gerissen. Sie wusste wie er darunter aussah. Leider nur zu gut und das machte es nicht leichter, sondern nur noch schlimmer für sie.
Tief holte sie Luft und schloss für einen Moment die Augen um sich zu sammeln. Sie wollte, nein sie durfte sich vor den anderen nichts anmerken lassen. Es war ihr Geheimnis. Ein hoch erotisches, sinnliches und vor allem sündiges Geheimnis.
„Guten Morgen, meine Süße!"
Diese Stimme. Durfte ein einzelner Mensch so klingen? Sie spürte wie ein erregendes Kribbeln über ihren Körper jagte und sich sämtlicher ihrer Härchen aufrichteten. Einen Moment lang vergaß sie alles, sogar zu atmen. Heftig schöpfte sie nach Atem und sah ihn streng an. Er sollte das nicht tun. Nicht hier, wo sie nicht so wie sie es sich wünschte, darauf reagieren konnte.
5 Tage zuvor...
Hektisch nippte Penelope an ihrem Kaffee. Sie wusste schon nicht mehr wo ihr der Kopf stand. Ständig erhielt sie Anfragen von ihren Kollegen was und wenn sie nicht alles über das Internet aufspüren sollte. Ihr schwirrte der Kopf und am liebsten hätte sie alles hingeschmissen. Sie fühlte sich einsam und alleine gelassen. Ihr Leben bestand nur noch aus Arbeit, Arbeit und Arbeit. Und ständig wurde sie mit grauenvollen Dingen, Monstern aus Fleisch und Blut konfrontiert.
Kein Wunder, dass ihr Privat, ihr Sex- und Liebesleben, vollkommen auf der Strecke blieb. Wagte sich tatsächlich ein Mann in ihre Nähe, so beäugte sie ihn dermaßen misstrauisch, das dem armen Kerl gar nichts anderes übrig blieb, als die Flucht zu ergreifen. Aber das war nicht der einzige Grund. Der andere betrat gerade ihr Büro und lächelte sie liebevoll an und am liebsten hätte sie laut sehnsuchtsvoll geseufzt.
„Babygirl, kannst du für mich etwas erledigen?" Seine Stimme eine einzige Versuchung und erst sein Mund. Hungrig blickte sie in seine braune Augen.
„Alles", hätte sie beinahe gehaucht. Hätte er von ihr verlangt sich auszuziehen und nackt auf den Boden zu werfen, sie hätte keine Sekunde gezögert. Mühsam schluckte sie und zwang sich sich zusammenzureißen. Schließlich war sie in der Arbeit und eine total seriöse Person. Zeitweise.
„Was kann ich für dich tun?", fragte sie in einem professionellen Tonfall.
Immer noch starrte sie ihn an, als stände sie in einem Süßigkeitenladen vor dem verbotenen Regal. Seine Augen verengten sich leicht und er musterte sie mit einem plötzlich wachsamen Blick. Scheinbar hatte sie sich irgendwie verraten. Nur mit Mühe konnte sie ein erröten verhindern. Energisch biss sie die Zähne zusammen und zwang sich dazu sich nichts anmerken zu lassen. Kommentarlos reichte er ihr eine Liste.
„Kannst du überprüfen ob jemand all diese Dinge gemeinsam gekauft hat?", fragte er und ohne ihre Antwort abzuwarten, verließ er den Raum.
„Gerne! Natürlich! Für dich tu ich alles!", murmelte sie halblaut, sobald sie alleine war, hinter ihm her.
„Morgan!"
Leicht schüttelte er sich. Es war schon das zweite Mal, dass Hotch ihn ermahnen musste. Irgendwie schaffte er es nicht sich zu konzentrieren. Ständig schweiften seine Gedanken ab. Unentwegt musste er an das Verhalten von Penelope denken. Irgendetwas war anders. Etwas das seinen Puls in die Höhe jagte und ihn auch in tieferen Regionen zum Leben erweckte. Er hatte Penelope immer mit den Augen eines Freundes gesehen.
Bis heute. Jetzt kreisten seine Gedanken um ganz andere Dinge die er mit ihr anstellen konnte und die so gar nichts mit Freundschaft zu tun hatte. Obwohl wenn er darüber nachdachte, hegte er diesen Wunsch schon viel länger. Unterschwellig war es zwischen ihnen immer da gewesen.
„Wir haben hier drei Opfer die unsere Hilfe brauchen!", sagte Hotch streng.
„Vielleicht schaffst du es dich solange zu konzentrieren, bis wir den Mörder haben!", schlug er ihm trocken vor.
Peinlich berührt senkte Morgan den Kopf. Und das alles nur, weil Penelope ansah als wäre er die Sünde selbst. Energisch verdrängte er jeden Gedanken an sie. Später, später würde er sich vielleicht erlauben sich damit zu beschäftigen. Die nächsten Stunden verliefen gut. Er musste nicht mehr ständig an sie denken, bis zu ihrem für ihn verhängnisvollen Anruf.
„Hallo mein Großer!", flötete sie verführerisch Telefon und automatisch wurde ihm heiß.
„Ich habe ein kleines Geschenk für dich. Ordentlich verpackt, du musst nur noch an der Schleife ziehen!"
Ihre Worte waren die reinste Provokation in seinen Ohren. Unbewusst ballte er die Hände zu Fäusten. In seiner Fantasie sah er sie direkt vor sich mit nichts weiter bekleidet als einem roten seidenen Kimono. Er bräuchte nur noch vorne an ihrem Gürtel ziehen und … Hart schlug er sich das Telefon gegen seine Stirn. Spencer der ihn dabei beobachtet hatte, zog die seinige in Falten und musterte ihn interessiert.
„Schlechte Nachrichten?", fragte er neugierig und kassierte dafür einen überraschten Blick. Für einen Moment hatte er Spencer vollkommen vergessen.
„Einen Moment!", erwiderte er und lud hastig die empfangenen Dateien herunter. Was Reid über ihn jetzt denken musste, auch darüber wollte er sich nicht den Kopf zerbrechen. Nur weil er neuerdings vollkommen verrückt nach Penelope war, durfte er nicht zulassen das seine Arbeit darunter litt und ihn seine Kollegen schon bald schräg ansehen würden. Hart biss er die Zähne zusammen und zwang sich sich zu konzentrieren.
Der Tag dauerte lange und das Team war ganz damit beschäftigt Fakten und Beweise zusammenzutragen um daraus mit ihren Beobachtungen ein brauchbares Profil vom Täter zu erstellen. Penelope lieferte dafür die nötigen Daten aus dem Internet. Wie grausam er tötete. Er ließ seinen Opfer nicht die geringste Chance. Bevor sie ahnen konnten was mit ihnen geschah, hatte er sie bereits in seine Gewalt gebracht, folterte sie nur zum Spaß um sie dann einfach zu ermorden.
Dieser Täter musste unbedingt unschädlich gemacht werden, bevor er noch weiter Opfer fand. Penelope gab ihr bestes um das Team so gut es ging zu unterstützen, dabei gelang es ihr für eine kleine Weile jeden Gedanken an Morgan aus ihrem Kopf zu verbannen. Doch sobald sie am Abend alleine zu Hause war, kreisten alles woran sie dachte ausschließlich um ihn. Sie saß auf ihrer Couch und stellte sich vor wie er irgendwo in einem Hotelzimmer gerade unter der Dusche stand und seinen herrlichen Körper vom Wasser umspülen ließ.
Sie konnte es beinahe vor sich sehen, wie sich das Wasser einen Weg über Morgans perfekten Körper suchte und auch fand. Sie sah wie es über sein Gesicht abwärts über seinen Hals und seine wunderbar breite Brust lief. Und tiefer. Hektisch holte sie Luft. Ihre Wangen brannten wie Feuer. Mit ihren sinnlichen Fantasien begab sie sich ins Bett und träumte, wie jede Nacht, von ihm und dem was er alles mit ihr machte.
Am nächsten Morgen kam sie vollkommen zerschlagen an ihren Arbeitsplatz. Selbst der extra starke Kaffee, den sie sich auf dem Weg hier her besorgt hatte, schaffte es nicht sie richtig wach zu bekommen. Das alles war Dereks schuld. Konnte er nicht ein kleines bisschen weniger heldenhaft sein? Weniger gut aussehen und vor allem weniger der Gott in ihrem Universum sein? Tief seufzte sie dabei schaltete sie zugleich ihre Computer ein. Wurde Zeit das sie sich endlich wieder auf ihre Arbeit konzentrierte und ihn, der so unerreichbar wie der Mond war, vergaß.
Mit Kaffee und einer Sonnenbrille bewaffnet machte er sich auf den Weg. Er hatte kaum geschlafen. Beständig dachte er an Penelope und was sie gerade machte. Vor allem als er selbst im Bett lag und er sich vorstellte sie würde gerade dasselbe tun. Im Bett liegen mit nichts am Körper als einer dünnen Decke in die sie sich hüllte. Jedenfalls machte seine Fantasie den Rest der Nacht Überstunden und das brachte ihn um den Schlaf, den er dringend nötig hatte.
Wenn Hotch ihn so sah, würde dieser ihm bestimmt unterstellen er hätte sich vergangene Nacht amüsiert. Sobald er das Polizeirevier in dem sie sich eingerichtet hatten betrat, stellte er zu seinem Entsetzten fest, das er der letzte war. Alle anderen waren schon da und warteten auf ihn. Er konnte ihnen ansehen wie es hinter ihren Stirnen zu arbeiten begann. Jeder schien bereits so seine eigene Idee über ihn zu haben. Morgan war sich ziemlich sicher, das alle falsch waren.
„Wir machen Fortschritte! Das Profil ist fertig und kann heute an die hiesigen Polizisten übergeben werden. Damit ist es nur noch eine Frage der Zeit bis sie ihn fassen!", klärte ihn Hotch auf.
Kurz schloss Derek die Augen. Das bedeutete das er schon bald wieder bei Penelope sein würde und dann konnte er sie endlich in die Arme schließen. Zu gerne würde er mehr als das tun, aber das wagte er nicht. Sie und er waren Kollegen und das konnte, das durfte, er nicht wegen einer Affäre riskieren. Die Realität konnte bestimmt nicht mit seiner Fantasie mithalten. Lieber träumte er weiter von ihr, bevor er sich diese Blöße gab.
„Du weißt, das du mit mir über alles reden kannst!", flüsterte ihm Rossi zu, sobald er Platz genommen hatte. Dankbar nickte er, aber niemals konnte er ihm anvertrauen was ihn quälte.
Ein Anruf von ihm. Sie gab sich so unbekümmert wie sie nur konnte. Er sollte nicht merken wie sehr sie an ihn dachte. Sie liebte ihn schon solange. Eigentlich schon seit dem Tag an dem sie ihn zum ersten Mal sah. Er trat aus dem Aufzug und es war um sie geschehen. Groß, dunkel und muskulös, wahrlich wie ein Gott so war er ihr erschienen.
Mit offenem Mund hatte sie hinter ihm her gestarrt. Solange bis ihr Blick zufällig an einer Glasscheibe hängen blieb und sie sich selbst sah. Das brachte sie zurück auf den Boden der Realität. Jemand wie er würde sich niemals für jemanden wie sie interessieren. Sie war wie ein schillernder, schriller Vogel. Ein Geschöpf der Luft und er … Er stand eindeutig mit beiden Beinen auf dem Boden. Und da war auch noch sein ständiger Frauenwechsel.
Einige von ihnen bekam sie zu Gesicht und eine jede von ihnen hätte glatt als Model durchgehen können. Groß, gertenschlank mit unendlich langen Beinen und ebensolchen Haaren. Mit dieser Sorte Frau konnte sie nicht mithalten, also versuchte sie es erst gar nicht. Aber sie konnte träumen. Davon in seinen Armen zu liegen und ihn zu küssen.
Davon wie er ihr die Komplimente machte, die er sonst den Frauen mit denen er sich umgab machte und sie dabei ansah als wäre sie das kostbarste Gut der Erde. Nur in Wahrheit würde das nie passieren. Nicht in Abermillionen Jahren nicht. Penelope lauschte seiner Stimme am anderen Ende der Leitung und sog dabei jedes seiner Worte auf, als enthielten sie die größten Wissensschatz der Menschheit.
Vor allem die Kosenamen mit denen er sie fast schon verschwenderisch überschüttete. Wenn er doch nur einen so meinte, wie er ihn zu ihr sagte, sie wäre der glücklichste Mensch auf der ganzen weiten Welt. Sehnsüchtig blickte sie auf das Telefon, sobald sie den Hörer darauf gelegt hatte. Derek Morgan würde niemals der Mann in ihrem Leben sein, so sehr sie sich das auch wünschen mochte.
„Casanova!"
Dieses Wort ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Er fühlte sich ertappt und entdeckt. War es so offensichtlich was er für Penelope empfand? Andererseits er sprach doch immer so mit Penelope. Das war nichts neues, nichts ungewöhnliches. Finster blickte er auf Spencer, doch dieser sah ihn gar nicht an, sondern blickte auf ein Schriftstück in seinen Händen.
„Was hast du da?", fragte er neugierig und auch um sich abzulenken.
„Er hat geschrieben! Er hält sich für einen Frauenversteher, Herzensbrecher oder besser gesagt für einen Casanova! Er denkt tatsächlich die Frauen wollen ihn! Was für ein Verrückter!", brach es entsetzt aus Spencer heraus und jedes seiner Worte ließ Morgan zusammenzucken.
Sah man ihn auch so? Sah Penelope ihn so? Als einen Frauenhelden? Jemanden der quasi hinter jedem Rock her war? Er hoffte nicht. Sie sollte ihn nicht so sehen. Obwohl er vermutlich alles dafür getan hatte das es genau so war. Wie sehr musste sie ihn verachten?
„Gib mir den Brief!", verlangte er knurrend und erntete dafür von Spencer einen verstörten Blick. Spencer ignorierend überflog er die spärlichen, sich selbst verherrlichenden Zeilen. Verächtlich schnaubte Morgan und reichte das Blatt an Spencer zurück.
„Der denkt wohl wir sind lauter Volltrottel!", zischte er zornig.
„Du benimmst dich merkwürdig. Ich hoffe, du weißt das!", merkte Spencer trocken an und ließ ihn stehen.
Natürlich benahm er sich merkwürdig, er war sich mit einer Klarheit über seine Gefühle für Penelope bewusst, ohne das er die Möglichkeit hatte sie ihr gegenüber zu offenbaren. Was sollte er auch sagen? Würde sie ihm überhaupt glauben? Und so wie sie mit ihm sprach, hatte er sowieso den Verdacht sie sah nichts weiter in ihm, als ihren großen netten Bruder.
Tja und ein Geständnis seiner Gefühle wäre zuerst lächerlich und dann peinlich und was hätte er damit gewonnen? Eine Freundschaft die für immer zerstört war und das wollte er nicht. Lieber ihr Freund, als gar kein Teil in ihrem Leben.
