Prolog
Du liegst im Bett im Krankenhaus. Draußen regnet es. Deshalb ist es nicht ganz richtig hell, obwohl es Nachmittag ist.
Du hast bisher immer gedacht, wenn man im Krankenhaus ist, muss man operiert werden. Am Blinddarm oder so. Oder man hatte einen Autounfall und blutet ganz doll. Aber bei dir stimmt beides nicht. Na ja, da war Blut, aber nicht soviel, dass man daran sterben kann.
Weh getan hat es auch so. Du hast gedacht die würden nie wieder aufhören. Die haben gesagt wenn du jemandem davon erzählst, tun sie dir wieder weh. Mama und Papa sagen dass stimmt nicht. Vielleicht haben sie recht. Du hast es ihnen ja erzählt, also so ungefähr jedenfalls, und es ist nichts passiert. Aber...
Neben deinem Bett sitzt eine Frau. Sie ist... na ja, auf alle Fälle schon richtig erwachsen, aber jünger als Mama und Papa. Sie hat einen weißen Kittel an. Also arbeitet sie auch hier im Krankenhaus. Bisher wollte sie dich aber nicht untersuchen, oder dich sonst irgendwie anfassen. Das ist gut. Sie hat dich auch nichts gefragt, wie die anderen Leute. Die Ärzte und die von der Polizei. Du hast ihnen nicht geantwortet. Du willst nicht, dass die Bilder wiederkommen. Die Erwachsenen sagen zwar, dass es wichtig ist, dass du der Polizei alles erzählst. Aber du willst trotzdem nicht. Stacy hat gesagt, die dürfen dir nicht auf die Nerven gehen. Wenn die das sagt, stimmt das auch. Die muss für ihren Job solche Sachen wissen.
Du fragst dich, warum diese Alison dich nichts fragt, was damit zu tun hat. Du bist sicher, dass sie es weiß. Alle hier wissen das. Papa hat es ja erzählt, als ihr hergekommen seid. Dann wurde es aufgeschrieben.
Du willst sie gerade fragen, warum sie hier ist, als plötzlich jemand die Tür aufreißt. Erschrocken versteckst du dich unter der Decke. „Raus hier!" hörst du jemanden rufen. Der Stimme nach ein Mann, der wütend ist. du machst dich ganz klein.
"House, schalten sie eigentlich manchmal ihr Gehirn ein bevor sie was tun!"
Das war Alison. Sie ist offenbar auch wütend. House? Den Namen kennst du. Stacy hat manchmal von jemandem erzählt, der so heißt. Du hast jedes mal über den Namen lachen müssen. Du hast dich dann immer gefragt, wie jemand aussieht, der so heißt.
Während du ganz vorsichtig die Decke vom Kopf ziehst, streiten die beiden weiter.
"Gehirn einschalten. Das sagt gerade die Richtige. Und jetzt verschwinden sie endlich von hier!"
Du findest, dass Turm ein passenderer Name wäre. Die beiden Erwachsenen scheinen dich für den Moment vergessen zu haben.
"Das haben sie mir wohl kaum vorzuschreiben."
"Sie ist nicht ihre Patientin."
"Ihre auch nicht."
Dem House fällt dazu im ersten Moment keine Antwort ein. Er setzt sich auf das leere Krankenbett in deinem Zimmer. Immer noch starren er und Alison sich an. Immer noch sind beide wütend. Aber langsam wird die Wut in ihren Gesichtern weniger.
Schließlich fängt House wieder an zu reden:
"Cameron, wir wissen beide, warum sie hier sind, und ich brauche ihnen wohl kaum zu erklären, was das vermutlich für Konsequenzen für sie haben wird."
Alison seufzt. „Ich weiß, dass es vielleicht die nächsten Tage nicht ganz einfach sein wird. Aber ich denke, dass es das Wert ist."
"Verdammt Cameron, können sie nicht irgendwann mal aufhören an die anderen zu denken?" Alison zuckt nur mit den Schultern. Aber du hast ohnehin das Gefühl, dass das eine von diesen Fragen war, die Erwachsene manchmal stellen. Eine auf die sie nicht wirklich eine Antwort haben wollen. Papa hat mal versucht dir das zu erklären. Aber richtigverstanden hast du es nicht.
Plötzlich dreht sich House zu dir:
„Hör zu. Ich weiß, dass es ziemlich beschissen ist, über solche Sachen zu reden. Aber wenn die Polizei diejenigen einsperren soll, die das mit dir gemacht haben, musst du ihnen sagen was du weißt."
Du zuckst nur mit den Schultern. Du willst nicht mit der Polizei reden. Und auch nicht mit diesem House. Der ist dir irgendwie unheimlich.
"House..." Alison will offensichtlich auch dass er dich in Ruhe lässt. Aber er hört ihr gar nicht zu. Er redet weiter mit dir. „Die Sache ist ganz einfach. Wenn du der Polizei nichts sagst, können die Leute nicht eingesperrt werden. Wenn sie nicht eingesperrt werden, werden sie anderen wehtun. Das ist dann deine Schuld..."
Er sagt noch mehr. Aber das hörst du nicht mehr. In deinem Kopf fängt es an sich zu drehen, ganz schnell. Andere? Wieso andere? DA war sonst niemand. Du willst nicht dass sie jemandem weh tun. Du willst nur die Bilder nicht mehr. Du siehst, Ayleen. Was ist wenn sie Ayleen weh tun. Deine Schuld. Aber die Bilder. ...
Irgendwas ist komisch. Du merkst dass du keine Luft mehr bekommst. Du willst atmen, aber so richtig geht es nicht. Du siehst flimmrige Flecken. Du hörst Stimmen. Sie klingen wütend, Und hektisch. Plötzlich spürst du wie jemand nach deinem Arm greift, und einen Pieks. Bevor du wirklich Angst kriegen kannst, wird dein Arm schon wieder losgelassen. Langsam gehen die Flecken weg, und du kriegst wieder Luft. Dir fällt auf, dass dein Gesicht nass ist. Also hast du geweint.
Ganz langsam drehst du den Kopf zu den Stimmen. Du siehst diesen House und Alison neben dem Bett stehen. Beide sehen wütend und erschrocken aus. Aber da ist noch jemand; Mama!
Du springst auf, und sie nimmt dich in den Arm.
"Ich denke sie sollten jetzt gehen." Du spürst, dass sie sehr wütend ist, es aber nicht zeigen Will. „Das wird Konsequenzen haben dr. House. Das verspreche ich ihnen."
Jetzt ist es abends. Draußen ist es schon fast ganz dunkel. Mama war fast den ganzen Nachmittag hier, aber jetzt ist sie nach Hause gegangen. Eigentlich hattet ihr ausgemacht, dass immer einer bei dir ist, damit du nicht alleine sein musst. Aber Papa hat die Grippe bekommen.
Du horchst auf die Geräusche um dich herum. Du bist froh, dass es hier nie ganz still ist. Da kannst du nicht ausversehen einschlafen. Klar weißt du dass du schlafen musst. Jeder muss das. Aber wenn du schläfst, träumst du davon. Dann ist die Angst wieder da. Besonders wenn du allein bist.
Du denkst an vorhin. Mama hat gesagt, dass sie diesen House anzeigen will. Sie war wirklich wütend, weil du solche Angst hattest. Jetzt bist du auch wütend. Aber irgendwie willst du auch wissen, warum er das gesagt hat,und warum er nicht wollte, dass diese Alison mit dir redet. Ein bisschen hast du gehofft, dass sie noch mal wieder kommt. Ist sie aber leider nicht.
Erst glaubst du, dass du dich irrst als sich plötzlich vorsichtig die Tür bewegt. Aber dann geht sie doch auf, und Stacy kommt ins Zimmer.
Vorsichtig guckt sie zu dir. Du versuchst so zu tun, als ob du schläfst. Du willst nicht mit ihr reden. Aber sie kommt trotzdem zu dir, und setzt sich auf den Stuhl neben deinem Bett.
'Ich weiß dass du nicht schläfst."
Du antwortest nicht, aber machst die Augen auf. Eine Weile sagt keiner von euch beiden etwas.
Dann fragt Stacy.
"Hat Cameron dir schon irgendwas erzählt?"
Einen Moment lang bist du verwirrt. Dann fällt dir ein, dass dieser House Alison auch Cameron genannt hat. Wahrscheinlich ist das ihr Nachname. Du schüttelst den Kopf, und musst schlucken, weil dir wieder einfällt, was der House zu dir gesagt hat.
Stacy seufzt: "House hat dich ganz schön erschreckt, hm?"
Du nickst.
"Du glaubst mir das zwar bestimmt nicht, aber er wollte nicht, dass du Angst hast."
Nein, so richtig glaubst du ihr das wirklich nicht. Du willst da jetzt auch nicht dran denken. Deshalb fragst du Stacy warum sie hergekommen ist.
Wieder seufzt sie: "Weil ich dir was erzählen will."
Du fragst Stacy warum sie das jetzt machen will, wo du doch schlafen sollst."
Stacy lächelt: "willst du denn schlafen?"
Du schüttelst den Kopf.
"Das dachte ich mir."
Bevor einer von euch mehr sagen kann, geht die Tür wieder auf. Du lächelst als du siehst wer da kommt. Sabrina, deine große Schwester. Sie lässt ihren Rucksack fallen, und sich dann auf dein Bett plumpsen.
"Na Zwecke, alles ok?" Sie piekst dir in die Rippen. Das macht sie oft. Eigentlich musst du darüber lachen, aber jetzt kriegst du wieder einenSchreck und verkriechst dich unter der Decke.
Sofort entschuldigt Sabrina sich bei dir. Erst jetzt bemerkt sie Stacy, die euch beide beobachtet hat.
Nachdem sich die beiden begrüßt haben, sagt Stacy:
"Es ist gut, dass du hier bist. Das macht alles ein bisschen einfacher."
Ihr schaut beide fragend zu ihr.
"Die... Geschichte, ist eigentlich keine, die man Kindern erzählt. Wenn Sabrina sie auch hört, kannst du sie hinterher nach Sachen fragen, die du nicht verstanden hast. Ich glaube sie ist besser im Erklären als ich."
"Du sagst Stacy, dass auch Alison dir etwas erzählen wollte, und dieser House deshalb wütend auf sie war. Sie nickt und seufzt. .
"Ein bisschen haben beide Recht. Ich denke auch, dass es eine gute Idee ist, dir davon zu erzählen. Aber ich bin auch nicht sicher, dass Cameron das machen sollte."
Sabrina mischt sich jetzt ein: "Du willst doch nur nicht, dass dieser House angezeigt wird."
Mama hat ihr also schon erzählt, was heute Nachmittag passiert ist.
Stacy zuckt mit den Schultern. "Es stimmt. Ich will nicht das House angezeigt wird. Und vielleicht wäre ich heute Nacht nicht hergekommen, wenn heute Nachmittag nicht passiert wäre. Aber dass dir jemand die ganze Geschichte erzählt, hätte ich trotzdem gewollt."
"Dann fang schon an." Sabrina ist immer noch ein bisschen sauer. Stacy sieht dich an. Du nickst.
