Voldemorts Erbe

4 Jahre nach der Schlacht um Hogwarts stand das erneuerte Gemäuer wieder stolz auf seinem Hügel und thronte über See und Wald. Von der Zerstörung, der Gewalt und dem Tod war keine Spur mehr und es war beinahe so als ob es den Krieg nie gegeben hätte.

Nur ein paar Mahnmäler und die geflickten Steinmauern erinnerten an den schrecklichen Hass der so viele Leben kostete.

Severus atmete tief ein.

Er konnte es nicht fassen, dass er wieder hier war. Als ob nichts geschehen war stand er im langsam auslaufenden Sommer vor den Mauern und war, wie damals jedes Jahr, auf dem Weg zu der Lehrerkonferenz.

Er hatte sich lange geweigert in das Schloss als Lehrer zurückzukehren, zu viel war passiert, zu schrecklich waren seine Taten, zu furchtbar die Erinnerungen. Doch schließlich gab er dem Bitten Minervas nach und stand genau dort, wo er eigentlich nie wieder stehen wollte. Natürlich wusste er, dass hinter den Anfragen der Schulleiterin mehr als bloße Sehnsucht nach seinem Genie steckte, schließlich war er nicht dumm. Er konnte ihre Angst in jedem ihrer Worte spüren. 4 Jahre nach dem Fall des dunklen Lords war in der Welt längst nicht die versprochene Ruhe eingekehrt. Die alte Bewegung hatte einer neuen Platz gemacht. Zu allem Überfluss nannte sich diese „Voldemorts Erbe". Sie erwähnte den so gefürchteten Namen absichtlich um so noch mehr Angst und Schrecken zu verbreiten. Und hatten auch noch Erfolg dabei. Severus verfolgte gelangweilt den Werdegang der Bewegung und wartete jeden Tag darauf, dass sich diese ins Nichts auflöste. Doch scheinbar lag er falsch. Die neue Regierung steckte zwar alle Ressourcen in die Strafverfolgung doch irgendwie schien es so, als ob sie diesem neuen Problem einfach nicht habhaft wurden. Bis jetzt fielen sie zwar nur durch geschmierte Parolen und kleineren harmlosen Anschlägen auf, doch die Angst saß tief in den Menschen. Severus dachte sich von Anfang an, dass dahinter ein paar gelangweilte Jugendliche steckte, die ihre kindliche Rebellion in einem Geheimclub auslebten. Doch er wollte auch nicht so ignorant sein und das Problem unterschätzen. Also stand er nun hier. Minerva dachte anscheinend, dass er maßgeblich zum Schutz der Schüler beitragen konnte. Oder zumindest eine Rekurtierung und Radikalisierung verhindern konnte.

Er starrte hoch zum Astronomieturm und die schmerzvollen Erinnerungen durchzogen ihn unerbittlich. Er konnte Dumbledore vor sich sehen, wie das Leben aus seinen Augen verschwand und er rücklings den Turm hinabstürzte. Es war beinahe komisch wie friedlich der alte Mann aussah als er leblos in die Tiefe fiel.

Severus schüttelte die Erinnerung ab, atmete noch einmal tief ein und stieß die Luft langsam aus. Es half nichts, er konnte sich nicht ewig drücken. Mit einem letzten Blick nach oben machte er sich langsamen Schrittes auf den Weg in das Innere.

Er wusste nicht was er erwartet hatte, doch es überraschte ihn tatsächlich wie lähmend langweilig die Besprechung war. Severus saß im hintersten Eck der langen Tafel und weigerte sich den endlosen Ausführungen Slughorns auch nur eine Sekunde lang zu zuhören. Obwohl Minerva den neuen alten Zaubertränkelehrer mehrmals ermahnte zum Punkt zu kommen, schweifte dieser immer weiter aus und schließlich kamen sie von „Terminplanung" zum Thema „Eingeborene Zaubererstämme Neuseelands". Severus Augen schmerzten bereits von den zahllosen Umdrehungen.

Severus ließ seinen Blick schweifen und schmunzelte innerlich über Minervas entnerven Versuche den Mann zum Schweigen zu bringen. Manche Dinge änderten sich scheinbar nie.

Die Konferenz begann bereits vor fast einer Stunde und sie hatten noch immer keinen einzigen Punkt der Tagesordnung abgearbeitet. Verdammter Slughorn. Severus raunte innerlich. Er bereute jetzt schon, dass er eingewilligt hatte diese Schule erneut als Lehrer zu betreten. Es war nicht so, dass er etwas besseres zu tun hatte, doch er könnte jetzt immerhin alleine in seinem dunklen und trostlosen Haus sitzen und an die Wand starren.

Alles wäre unterhaltsamer als Slughorns nostalgische Ausflüge in die Vergangenheit. Auf einmal klopfte es leicht an der Tür und Minervas düsterer Gesichtsausdruck erhellte sich schlagartig. Vergnügt klatschte sie in ihre Hände und rieb sie vor lauter Vorfreude.

„Nun, eigentlich wollte ich das schon vor einer Stunde sagen, wenn uns nicht Horace mit seinen wie immer ausführlichen Geschichten gequä- erhellt hätte. Wir haben einen Neuzugang der besonders mich erfreut." Severus zog seine Brauen hoch. Neuzugang. Einige Lehrer waren neu, wurden jedoch nicht so enthusiastisch angekündigt. Er selbst bekam gar keine Ankündigung. Als wäre er ohnehin immer dagewesen. Er war gespannt, nun ja zumindest war seine Neugier geweckt. Die Tür ging auf und Severus Gesichtsausdruck verfinstere sich schlagartig. Warum. Sie.

„Verzeihen Sie mir Schulleiterin aber ich wurde aufgehalten."

„Ach Unsinn, komm herein Kind. Nun, mit stolz darf ich verkünden, dass ab sofort Professor Granger das Fach Verwandlung übernehmen wird. Weiters wird sie mich als Hauslehrerin des Hauses Gryffendors ablösen."

Severus murmelte trocken „Welch Überraschung."

„Severus, möchtest du etwas sagen?"

Severus bedachte Hermine mit einem finsteren Blick und schüttelte stumm seinen Kopf. Hermine sah ihn forsch an und zog ihre Brauen herausfordernd hoch.

„Nun ja. Bitte setz dich mein Kind, wir waren gerade bei.. nun das spielt keine Rolle wir machen am besten mit der Tagesordnung weiter."

Slughorn keuchte enttäuscht auf und wurde von allen Anwesenden ignoriert.

Als Hermine sich gegenüber Severus setzte, konnte sie die stechenden Blicke förmlich spüren. Sie trug ihren Kopf hoch und ignorierte ihn. Die Zeit wo er sie mit einem Blick aus der Fassung bringen konnte, war längst vorüber. Sie hatte Todesser und sonstige Monster bekämpft. Sie hatte eine Trennung mit einem Weasley hinter sich. Das hier war ein Kinderspiel. Dachte sie zumindest.

Severus bemerkte natürlich ihr stures Ignorieren seiner Blicke und ärgerte sich innerlich. Anscheinend war sie stärker geworden, doch wie viel? Das würde er schon noch herausfinden. Während Minerva über die neuen Regeln sprach, schmiedete Severus bereits einen Plan wie er Hermine knacken könnte.

Er war fest entschlossen ihr die sechs Jahre, in denen sie und ihre drei hirnlosen Freunde ihn genervt hatten, aufs doppelte heimzuzahlen. Severus lehnte sich in seinem Sessel zurück und formte mit seinen Fingern ein Dach. In seinem sonst so stoischen Gesicht breitete sich ein leichtes grausames Schmunzeln aus. Tja das Schuljahr könnte doch unterhaltsamer werden als gedacht.