Lucretia Prewitt grummelte vor sich hin, als sie die Treppe zu Grimmaulsplatz Bibliothek hinaufstieg.
Was sich diese Frau, zu allem Unglück ihre Schwägerin erlaubte, war nicht zu glauben!
So eine Frechheit! So ein Verhalten ohne auch nur die grundlegendsten Regeln des Benehmens zu beachten.
Es war ganz klar eine Schande, wie Walburga sich benahm.
Naja, sie war nicht wegen Walburga hier, das wäre ein verlorener Fall. Oh nein, es gab wichtigere Dinge als diese verrückt gewordene Witwe.
Zum Beispiel den Bürgerkrieg zwischen Dumbledore und seinem Orden des Phönix, und dem Dunklen Lord und seinen Todessern.
Ach und das Ministerium für Magie war auch noch irgendwie marginal daran beteiligt. Und die Zukunft des Fürnehmen und Altehrwürdigen Hauses von Black.
Mit Sirius enterbt und aus dem Haus ausgestoßen blieb für diese Rolle nur noch Regulus übrig.
Und auch der stand ständig unter Druck und Todesgefahr als einer der bevorzugten Todesser des Dunklen Lords.
Zum Glück hatte ihr Vater, Lord Arcturus Black, die bedrängliche Lage endlich eingesehen und hatte sich bereit erklärt eine Verlobung mit seinem Enkel zu besprechen.
„Hallo Papa, ich weiß es ist vielleicht nicht die richtige Zeit, aber hast du dir schon Gedanken gemacht, wie du die Zukunft unseres Hauses sicherst?
Orion ist tot, und Sirius will nichts mehr mit uns zu tun haben," sie kam nicht mehr ihren Gedanken zu Ende zu führen,
„Richtig Tochter, die Rolle wird auf Regulus fallen. Und ich werde dafür sorgen, dass er auch angemessen vorbereitet ist." antwortete er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
„Und was, wenn er stirbt?" warf sie leise ein, „ich meine, er kämpft in einem Krieg und ist noch so jung, täglich sterben Menschen."
„Er wird nicht sterben, er hat eine Pflicht zu erfüllen, seinem Haus gegenüber." erwiderte er hart.
„Papa! Sterben ist nicht etwas, das man freiwillig macht. Würdest du es vielleicht nur in Erwägung ziehen? Vielleicht eine Verlobungsvertrag, oder einen zweitrangigen Erben?
Nur im Falle eines Falles, natürlich." bat sie ihn, fast schon flehentlich, das wäre natürlich, wenn Blacks das könnten.
„Oh Lucretia, der Junge hat doch schon so viel auf seinen Schultern, ich möchte nicht noch mehr darauf legen, mit einer Verlobungsvertrag.
Lassen wir ihn doch selbst entscheiden, ich vertraue ihm dabei." sagte er müde.
„Selbst entscheiden? SELBST entscheiden? Meinst du mit, oder ohne Walburgas Einfluss? Denn der Junge ist ein Slytherin, im Gegensatz zu seinem Bruder,
und wird nie gegen seine Mutter stehen, wenn es sein Überleben gefährdet. Und bei ihrem Benehmen kein Wunder. Und möchtest du mir jetzt also sagen,
dass du eine von Walburga ausgewählten Frau dein Wohlwollen aussprechen würdest?"
Er seufzte
„Nein. Gut, das habe ich mir auch gedacht. Also handle! Mach was! Unser Haus zerfällt vor unseren Augen,
und du sitzt nur das und schaust zu. Geh besprech es mit ihm."
„Ok, bringst du ihn zu mir?" fragte er müde und sie konnte ihm sein Alter deutlich ansehen und auf einmal wurde es ihr peinlich, dass sie ihn so gedrängt hatte.
„Es tut mir leid, Papa, dass ich dich so damit bedrängt habe."
„Kein Problem, Lucretia, du hast ja Recht. Ich war gefangen in Erinnerungen von alter Größe."
Und so stand sie jetzt hier und suchte ihren Neffen in der alten Familienbibliothek. Doch wo war er?
Sie konnte ihn in den `normalen´ Teilen nicht entdecken. Und das konnte nur bedeuten, ein besorgter Seufzer entfloh ihr,
dass er im verborgenen Saal las. Und die die dortige Literatur war solche, dass sie keinerlei Bedürfnis hatte, sie zu lesen.
Sie ging also in den verborgenen Saal und beobachtete, hinter einer Mauer aus Büchern stehend, ihren Neffen.
Das erste, was ihr auffiel war, wie blass er war, noch blasser als sonst, und seinen tiefen schwarzen Augenringe, die in so krassem Gegensatz dazu standen, als ob er nie geschlafen hätte.
Auch sein Verhalten war anders als sonst. Er wirkte getrieben, gehetzt, nicht so ruhig und entspannt, wie sonst, wenn er ein Buch las, oder so begeistert, wenn er neue Magie lernte.
Was hatte ihren Neffen so sehr verändert? Was musste er gesehen haben, was war ihm zugestoßen?
Und all diese mütterlichen Instinkte, die sie ohne eigene Kinder nie ausleben konnte, kamen auf einen Schlag zu Tage,
und sie rannte auf ihren Neffen zu, und umarmte ihn ohne Vorwarnung von hinten.
Er spannte sich zunächst an, und hatte schon seinen Zauberstab gezogen, offensichtlich als Teil des Kriegserfahrung, und entspannte sich aber wieder, sobald er seine Tante erkannte.
„Tante Lucretia, was treibt dich hierhin? Ich dachte, du könntest Mutter nicht ausstehen?" fragte er mit einem Lächeln.
„Regulus, es ist gut dich zu sehen! Vater will dich sehen, ich soll dich eskortieren. Und selbst diese schreckliche Frau könnte mich nicht daran hindern, dich zu besuchen." erwiderte sie.
„Wenn Großvater ruft, dann komme ich natürlich. Ich räume nur noch die Bücher wieder ein." sagte und führte es dann aus, während sie nur zuschaute und mit jedem Buchtitel, den sie las blasser wurde.
„Die schwärzesten Magien und ihre Potenziale, Rituale des Todes, Herpo der Üble und seine Flucht vor dem Tod,
Das Horkrux-Charakteristika und Risiken, … Regulus, Neffe, du hast doch, … du willst doch nicht, …
bitte Regulus … ein Horkrux du weißt wie gefährlich das ist. Sag mir, sag mir, du hast es nicht getan." brachte sie stotternd hervor.
Ihr Neffe war weiß geworden bei ihren Worten, und fing leicht an zu zittern.
„Bitte," sprach er flehentlich, „ bitte, Tante Lucretia, du darfst nie jemandem davon erzählen, dass ich Horkruxe recherchiert habe, das wäre lebensgefährlich."
„Horkruxe, Plural, wie mehrere, wer würde, das wäre doch Wahnsinn… oohh" und tatsächlich fiel es ihr in diesem Moment wie Schuppen von den Augen,
es konnte nur einen geben, der es gemacht hatte, und das war der dunkle Lord.
„Oh, Regulus und dieses Wissen hast du ganz allein geschultert? Komm, gehen wir zu Arturus."
sprach sie und ohne auf eine Antwort zu warten rief sie ihre Hauselfe Titania, sie in Lord Blacks Arbeitszimmer im Schwarzen Schloss zu bringen.
„Nein, Tante Lu, du kannst es ihm nicht sagen, dann ist sein Leben in Gefahr!" rief ihr Neffe, ihr noch so junger Neffe erschrocken aus.
„Und so sollen wir dich mit dem Schicksal der ganzen Welt und unserer Familie allein lassen. Oh nein! Wir haben dich schon zu oft im Stich gelassen. Wir sind eine Familie, und das ist eine Sache für Lord Black!" antwortete sie ihm entscheiden.
„Aber…" , doch bevor er mehr sprechen konnte, tönte die Stimme von Arturus Black dem Dritten durch den Raum
„Was ist eine Sache für mich?"
„Sind wir hier vor lauschenden Ohren sicher?" fragte Lucretia zurück, „Ist es sicher, Familiengeheimnisse zu besprechen?"
Auf sein bejahendes Nicken fuhr sie fort: „ Dass der hiesige Dunkle Lord mehrere Horkruxe erschaffen hat."
Arcturus Black, der Veteran des Krieges mit Grindelwald, der dort die ungeheuerlichsten Grausamkeiten und Schändungen gesehen hatte, schnappte ungläubig nach Luft, und setzte sich dann, seinen wackligen Beinen nicht mehr vertrauend, in seinen Lieblingssessel.
„Erzählt mir alles!"
Und so erzählten sie, Lucretia, wie sie Regulus in der Familienbibliothek gefunden hatte und bezüglich der Horkruxe konfrontiert hatte, und aus seiner Reaktion geschlossen hatte, was sie ihm erzählt hatte, Regulus, nach viel Drängen, und Zögern, von seinem Treffen mit dem Dunklen Lord, Bellatrix, und Lucius Malfoy, und wie er Kreacher für eine Mission dem Dunklen Lord angeboten hatte. Wie Bellatrix einen Kelch, und Lucius ein Tagebuch zur Aufbewahrung in absoluter Sicherheit bekammen. Wie der Dunkle Lord Kreacher in eine abseits gelegene Höhle geführt hatte, und dort gezwungen hatte einen ihm unbekannten Zaubertrank zu trinken und dann zum Sterben da gelassen hatte. Wie er Kreacher aber dann gerufen, und somit gerettet hatte. Und wie er dann aus scheinbar bedeutungs- und zusammenhanglosen Aussagen des Dunklen Lords auf Horkruxe gekommen war.
„… das einzige, was ich nicht herausgefunden habe, wie man diese verdammten Dinger zerstört."
beendete Regulus seine Ausführungen und war auf einmal wie befreit diesen ganzen Entscheidungsdruck abgeben zu können.
„Hm, da habe ich auch keine Idee, aber ich weiß, wer es wissen könnte." erwiderte Arcturus und rief durch die Hauselfen seine Cousine Cassiopeia herbei,
die gleich schon erschien, vollkommen verwirrt, und noch in den Klamotten, in denen sie ihren Mittagsschlaf gehalten hattte.
„Arcturus, Lucretia, Regulus," sie begrüßte die drei mit einem Nicken, „war das wirklich nötig? Ich bin gerade erst von meinem Nickerchen aufgewacht. Wenn ich noch jung wäre, würdet ihr solche Späßchen nicht mit mir erlauben" fügte sie drohend hinzu.
„Wem gilt deine Loyalität, Cassiopeia Black? Dem Hause Black oder dem Dunklen Lord?", frage Lord Black sie, und fügte kraft seines Amtes noch einiges an Magie hinzu, die eine wahre Aussage erzwingen würde.
„Dem Haus von Black natürlich, mein Lord", sprach sie, „aber warum diese Frage, Cousin? Bist du endlich aufgewacht, und hast eingesehen, dass dieser kleine dunkle Lord unsere Traditionen zerstört
und uns alte Häuser nur benutzt? Ich habe sogar gehört, er würde die Lords von Altehrwürdigen Häusern foltern, er, der er noch nicht einmal im Zaubergamot sitzt, und von dem, was wir wissen, ein Schlammblut sein könnte, … aber naja, wenn sie zu dumm sind, das zu erkennen, wer bin ich ihnen das zu sagen."
„Der Dunkle Lord hat unseres Wissens drei Horkruxe gemacht," fing Arcturus an,
„WAS?" ,rief sie entsetzt aus, „Aber das ist unmöglich, die Stabilität und Gesundheit der Seele, ooh natürlich deswegen wirkt er so unausgeglichen, weil er in die dunkelsten Tiefen der Magie vorgedrungen ist. Aber drei Horkruxe sind arithmetisch nicht möglich, entweder zwei und der Rest im Körper, um drei Teile zu haben, oder,"
sie stöhnte laut auf, und raufte sich mit den Händen durch die grauen Haare,
„nein bitte nicht, nicht mal ein größenwahnsinniger Irrer, der sich Flucht vor dem Tod nennt, kann so, so bescheuert sein."
Die anderen drei schauten sich unsicher an, und eine ungute Vorahnung wuchs auf, deren Spannung bald nicht mehr zu ertragen war.
„Bitte, Cassi, erleuchte uns", bat sie Arcturus.
„Sieben, also das heißt sechs Horkruxe, und der siebte Teil, ein Hundertachtundzwanzigstel der ursprünglichen Seele in seinem Körper. Aber das ist kein Leben mehr, ein solches Wesen würde keine Zufriedenheit, keine Freude mehr kennen, nur noch Wut, Hass und Angst." erläuterte sie widerwillig.
„Scheiße", fluchte Lucretia, „und wir dachten, wir wüssten, wo alle Horkruxe sich befänden. Jetzt müssen wir noch drei suchen."
„Bleib ruhig, Lu, wir schaffen das schon." versuchte ihr Vater sie zu beruhigen, „das Haus von Black hat noch jede Herausforderung überwunden. Und das schaffen wir auch. Schließlich haben wir den Vorteil, dass er nicht weiß, dass wir es wissen. Und wenn Cassiopeia uns jetzt noch sagt, wie wir Horkruxe zerstören können, dann können wir ja anfangen zu planen. Und dann wird es dieser aufmüpfische Irre den Tag bereuen, an dem er versucht hat, das Fürnehme und Altehrwürdigen Haus von Black über den Tisch zu ziehen.", sprach er mit einer Stimme, die Sodom und Gomorra androhte.
„Das wird ein Problem, Cousin, denn mir fallen gerade nur zwei Wege ein: Dämonsfeuer und Basiliskengift. Keins dieser Sachen ist leicht zu bekommen, oder zu kontrollieren." führte sie bedrückt aus.
„Hm, das macht das ganze natürlich etwas schwerer, auch wenn ich vor ein paar Jahren gehört habe, es gäbe einen neuen Parselmund in Indien, der alle Arten von Schlangengift verkauft. Vollkommen überteuert natürlich, aber was soll man machen, wenn jeder andere stirbt, es zu erwerben.", antwortete Lord Black,
„ Aber die wichtigere Frage ist nun erstmal, wie wir die Horkruxe, von denen wir wissen, in unseren Besitzt bekommen. Cassiopeia, bist du immer noch in Kontakt mit Narcissa? Ja, dann wird es ja sicher keine zu große Überraschung sein, wenn du bei ihr im Schloss auftauchst, um sie bei ihrer Schwangerschaft zu unterstützen. Regulus wird dir eine Kopie machen, von dem Tagebuch, dass du suchst, dass wir es austauschen können. Lucretia, du sprichst mit Kreacher, und wirst dann einen Weg austüffteln das Medaillion in die Hände zu kriegen. Und ich werde mir Bellatrix vorknöpfen."
legte er den Plan fest.
„Und was soll ich machen, Opa?", fragte Regulus enttäuscht.
„Du? Du, Regulus wirst aller Welt glauben machen, du seiest tot, und dann nach Indien gehen, um dort, das Basiliskengift zu erwerben. Ach, so und wie deine Tante so gut festgestellt hat, bist du noch nicht veheiratet, wenn du also dabei eine dich ansprechende junge Frau kennenlernst, dann fühl dich frei, entsprechende Schritte zu unternehmen." führte der alte Lord, nicht ohne Schadenfreude aus, als er seinen Enkel schrittweise erröten sah.
„Ist also sonst alles klar? Ja. Gut dann können wir ja an die Arbeit gehen." und damit schloss er das Treffen ab.
